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fiktive Figur Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Roderick Alleyn ist der Protagonist von 32 Kriminalromanen der neuseeländischen Schriftstellerin Ngaio Marsh. Der erste Kriminalroman, in dem er einen Fall löst, wurde im Jahr 1934 veröffentlicht. Sowohl Marsh als auch ihr Protagonist Alleyn zählen unbestreitbar zum sogenannten „Golden Age of Detective Fiction“, einer von vorwiegend britischen Autoren dominierten Form von Kriminalromanen, die einem typischen Handlungsmuster folgen. Romane, die zu dieser Phase hinzugerechnet werden, erschienen vorwiegend in den Jahren von 1920 bis etwa 1940. Abweichend davon erschien Marshs letzter Roman mit Roderick Alleyn als Protagonist erst im Jahre 1984.
Roderick Alleyn ist ein für diese Form von Kriminalromanen charakteristischer „Gentleman detective“, der überwiegend in Großbritannien ermittelt. Einige wenige Romane der Serie haben ihren Handlungsort in britischen Überseekolonien. Zu demselben Typus wie Roderick Alleyn werden unter anderem auch Lord Peter Wimsey, Miss Marple und Hercule Poirot gezählt. Anders als diese ist Alleyn jedoch kein Amateur, sondern gehört trotz seiner Abstammung aus der Gentry dem Metropolitan Police Service an. Sein älterer Bruder ist ein Baronet.
Verschiedene Hinweise in den Kriminalromanen Marshs lassen auf Familienhintergrund, Bildungsweg und berufliche Entwicklung von Roderick Alleyn schließen. So wurde Alleyn zwischen 1892 und 1894 geboren, schloss sein Studium an der University of Oxford etwa um 1915 ab. Im Ersten Weltkrieg war er drei Jahre lang Soldat. Zwischen 1919 und 1920 arbeitete er ein Jahr im diplomatischen Dienst Großbritanniens. 1920 oder 1921 bewarb er sich erfolgreich beim Metropolitan Police Service. Die 32 Romane Marshs verfolgen seine Karriere in chronologischer Reihenfolge. Im ersten Roman „Das Todesspiel“ (A Man lay dead, 1934) ist er Chief Inspector. Im Verlauf der Romane heiratet Alleyn, wird Vater eines Sohnes und wird letztendlich zum Chief Superintendent befördert.
Von den ersten Kriminalromanen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis weit in das 20. Jahrhundert hinein sahen sich Autoren damit konfrontiert, dass Mitglieder der Polizei eher der Unterschicht beziehungsweise der unteren Mittelschicht angehörten. Weder in den Vereinigten Staaten oder in Großbritannien war es realistisch vorstellbar, dass diese Herkunft sich nicht auch bei der Ermittlungsarbeit zeigen würde, würde sich der Mordfall in der Oberschicht ereignen. In den Vereinigten Staaten markierte die soziale Grenze dabei der materielle Wohlstand, in Großbritannien die Zugehörigkeit zur Adelsschicht. Gleichzeitig trafen jedoch insbesondere Kriminalromane mit einer Handlung unter den Angehörigen der oberen Schichten auf ein besonderes Leseinteresse. Die US-amerikanische Autorin Anna Katharine Green führte mit ihrem Kriminalroman That Affair Next Door (erschienen 1897) erstmals eine Lösung dieses Problems ein, der in unterschiedlichsten Abwandlungen von späteren Kriminalautoren aufgegriffen wurde. Green stellte dem ermittelnden Polizeiinspektor eine weitere Figur an die Seite, die der oberen Schicht angehört.[1] Ngaio Marsh fand mit ihrem Protagonisten Roderick Alleyn eine davon abweichende Lösung: Ihre der Gentry angehörende Figur schließt sich der Polizei nicht aus Gründen des Broterwerbs an, sondern aus Interesse an detektivischer Arbeit. Diese Grundprämisse der Figur wird bereits im ersten Roman Das Todesspiel festgelegt, indem einer der Mordverdächtigen den ermittelnden Inspektor mit den Worten kommentiert:
„…he’s a bit unorthodox. He must be a gent with private means who sleuths for sleuthing’s sake.“
„…er ist etwas unorthodox. Er scheint ein vermögender Gentleman zu sein, der um des Ermitteln willen ermittelt.“[2]
Handlungsort des Romans Das Todesspiel ist ein weitläufiges Landhaus, indem sich verschiedene Mitglieder der Oberschicht und oberen Mittelschicht eingefunden haben, um dort ein Wochenende gemeinsam zu verbringen. Eine weitere Mordverdächtige hält an anderer Stelle fest, dass Alleyn nicht mit anderen Polizeigestalten vergleichbar sei, sondern einer Schicht angehöre, aus denen sich die Gäste einer solchen Wochenend-Party zusammensetze.[3]
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