Rheinquelle
Quelle in der Schweiz Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Als Quelle des Rheins gilt der Tomasee im Kanton Graubünden, dessen Ausfluss nach wenigen Kilometern als Rein da Tuma im Vorderrhein (romanisch Rein Anteriur) aufgeht. Der Verlauf seines Wassers ist dabei wenig repräsentativ, wird doch meist das gesamte Wasser nach knapp zwei Kilometern in einer Wasserfassung entnommen und dem Stausee Curnera zugeführt. Dieses Wasser sieht die Nähe des Rheinbettes erst wieder bei der Zentrale Tavanasa und gelangt bei Ilanz wieder in den Rhein. In der Nähe von Chur, genauer ab der Vereinigung von Hinterrhein und Vorderrhein bei Reichenau, wird der Fluss ausschliesslich Rhein genannt.
Es gibt verschiedene Kriterien zur Definition des Hauptflusses, und je nach Definition können, unabhängig von der Benennung der Gewässer, jeweils andere Quellen den Beginn des Hauptstranges markieren. Die Feststellung des Hauptstranges ist im Flusssystem des Vorder- und Hinterrheins schwierig, da hier oft Flüsse nahezu gleicher Grösse aufeinandertreffen. Zum gängigen Kriterium der (zunächst nur augenscheinlich) grösseren Wasserführung konnten mit der fortschreitenden kartographischen Erfassung weitere hinzutreten wie die jeweils grössere Länge, das jeweils grössere Einzugsgebiet oder (gelegentlich) die höchstgelegenen Quellen.
Ausschlaggebend für die Namengebung kann die beibehaltene Fliessrichtung oder die Bedeutung der Täler als Siedlungs- und Verkehrsraum sein. Beides trifft eher auf den Vorderrhein zu, zumal das Hinterrheingebiet bis zum Zuzug der Walser kaum besiedelt war.
Die Quelle des Rheins und des Vorderrheins wird auf dem Atlas der Schweiz des Bundesamtes für Landestopografie und der ETH Zürich[1] nördlich des Rein da Tuma und des Tomasees angegeben, diejenige des Hinterrheins im Hochtal Rheinwald östlich unter dem Rheinwaldhorn.
Im Rheinquellgebiet gibt es die besondere Situation, dass es viele Flüsse mit dem Namen Rhein gibt, in verschiedenen (Bündnerromanischen) Schreibvarianten wie Rein, Rain, Ragn, Ren, Reno oder Rin.
Die Quelle des Hauptfliessweges ergibt sich, indem man flussaufwärts an jedem Zusammenfluss den jeweils wasserreicheren Fluss ermittelt. Am Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein bei Reichenau führt der Vorderrhein 53,8 m³/s und der etwas grössere Hinterrhein 59,6 m³/s.[2] Bei der Einmündung der Albula ist diese von Natur aus nur ein wenig grösser als der Hinterrhein (29,1 m³/s gegenüber 27,3 m³/s). Bei der Einmündung des Landwassers in die Albula ist dann jedoch das Landwasser deutlich grösser (9,45 m³/s gegenüber 5,57 m³/s).[2] Schliesslich zeigt sich bei Betrachtung der Quellbäche des Landwassers bei Davos, dass der Quellast Dischmabach etwas grösser ist als der Quellast Flüelabach, einschliesslich des ehemaligen kleineren Zuflusses aus dem Davosersee.
Der hydrologische Hauptfliessweg des Alpenrheins nimmt somit im obersten Dischmatal seinen Anfang, fernab grösserer Flüsse mit Namen Rhein.
Die aktuellen Pegeljahreswerte[3] geben diesen natürlichen Abfluss seit langem nicht mehr wieder, da in vielen Kraftwerksanlagen Wasser über die Grenzen natürlicher Einzugsgebiete hinweg an wichtigen Pegeln vorbei den Kraftzentralen zugeleitet wird; so aus dem südlichen Gebiet des Vorderrheins in das des Hinterrheins, vom Hinterrhein zur Albula oder vom Landwasser und der Albula zum unteren Hinterrhein (Albula-Landwasser Kraftwerke). Auch im obersten Landwassergebiet wird Wasser von Flüelabach und Davosersee ins Nachbartal geleitet und bei Aeua in Klosters turbiniert.
Wendet man das Argument der jeweils grösseren Wasserführung über den Alpenrhein hinaus auf das gesamte Flusssystem des Rheins an, so ergibt sich aufgrund der höheren Wasserführung der Aare am Mündungspunkt bei Koblenz AG (560 m³/s gegenüber 443 m³/s des Rheins) das Tor des Aaregletschers als Rheinquelle.
Am als „Rheinquelle“ bekannten Tomasee befindet sich ein Hinweisschild mit der Längenangabe «1320 km bis zur Mündung». Verbreitet ist auch die Längenangabe von 1324 km, welche aber falsch ist. Tatsächlich schien im Laufe des 20. Jahrhunderts ein Fehler, vielleicht ein Zahlendreher unterlaufen zu sein, der seitdem übernommen wurde. Erst 2010 wurde mit neuen Messungen nachgewiesen, dass der Rhein tatsächlich 1233 km lang ist[4][5].
Der Fliessweg ab der Quelle des den Tomasee durchfliessenden Rein da Tuma misst etwa 71 km bis zum Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein (von dort aus sind es weitere rund 1160 Flusskilometer bis zur Mündung in die Nordsee). Es gibt jedoch im Vorderrheingebiet einige längere Fliesswege zwischen Quelle und Zusammenfluss bei Reichenau:
Etwas kürzer sind im Allgemeinen die Fliesswege im Bereich des Hinterrheins:
Der längste Quellarm sowohl des Vorderrheins als auch des Rheins insgesamt ist demnach der ca. 7,5 km südlich vom Tomasee entspringende Reno di Medel, dessen Quelle und Oberlauf auf dem Gebiet der Tessiner Gemeinde Quinto westlich des Lukmanierpasses liegen.
Das Einzugsgebiet des Vorderrheins umfasst 1.512 km², das des Hinterrheins (inklusive Albula und Landwasser) ist mit 1.693 km² nur wenig grösser. Die in Gewässern abfliessenden Teile des Niederschlags (Gebietsabflüsse) unterscheiden sich im Gebiet der Rheinquellflüsse untereinander nur wenig, so dass sich die Grössen der Teileinzugsgebiete annähernd in den Abflussmengen widerspiegeln und darum nicht separat betrachtet werden müssen.
Insgesamt gesehen lässt sich im Quellgebiet des Rheins keine klare Hierarchie der Fliessgewässer feststellen. Die beiden Hauptsysteme, das Vorderrhein-System im Westen und das Hinterrhein-Albula-Landwasser-System im Süden und Osten unterscheiden sich nach Mündungsferne, Abflussmenge und Einzugsgebiet nur geringfügig.
Das oberste Vorderrheingebiet und das oberste Landwasser-System, also das westlichste und das östlichste Untersystem, weisen die Quellen mit den höchsten Mündungsfernen auf. Die Quelle des hydrologischen Hauptfliessweges läge nach obigen Ausführungen am östlichen Rand, im Tal des Dischmabaches.
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