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Rheinpanorama
Darstellungsform der fortlaufenden Parallelprojektion Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Das Rheinpanorama (auch Relief-Panorama) ist eine Darstellungsform der fortlaufenden Parallelprojektion. Diese ist allgemein der Typus einer Bildkarte für geographische Objekte und wird z. B. auch zur Veranschaulichung von Bodensee, Donau oder Vierwaldstättersee verwendet.



Nach einer Rheinreise 1811 fertigte Elisabeth von Adlerflycht (1775–1846) aus Frankfurt am Main, die eine künstlerische Ausbildung besaß, ein Aquarell-Panorama,[1] das den Rhein von der Mündung der Nahe bis zur Mündung der Mosel aus der Vogelperspektive unter einem Blickwinkel von 45 Grad quasi dreidimensional zeigt. Ihre Tochter Sophie war seit 1820 mit Georg Cotta verheiratet, dem Sohn von Johann Friedrich Cotta (1764–1832), dem seinerzeit wohl bekanntesten Verleger und politischen Publizisten, der 1822 das Blatt vom Lithographen Keller auf den Stein zeichnen ließ[2] und sowohl Bildidee wie lithographische Ausführung im Kunst-Blatt vom 28. Oktober 1822, der Beilage zum Morgenblatt für gebildete Stände, würdigen ließ.[3] Schon 1823 erschien eine verkleinerte Raubkopie als Lithographie bei Friedrich August Mottu (1786–1828) in Köln.[4]
Die Keller-Lithografie inspirierte den Maler und Kupferstecher Friedrich Wilhelm Delkeskamp (1794–1872)[5] und den Frankfurter Verleger Friedrich Wilmans (1765–1830) zu einer neuartigen Bild-Karte für die Bedürfnisse des gerade einsetzenden ersten Massentourismus der Welt. Ihr erstmals so benanntes Panorama des Rheins von Mainz bis Köln wurde im Oktober 1823 von Delkeskamp aufgenommen und erschien nach 19 Monaten "anstrengendster Arbeit" zur Frankfurter Oster-Messe 1825. Sieben Kupferplatten waren nötig, um die zur klassischen Route werdende Rheinstrecke zwischen Mainz und Köln anschaulich darzustellen. Die Kupferstiche im hochrechteckigen Format umfassten 234 cm in der Länge und 23 cm in der Breite. Anhand der praktischen Leporelloform konnte der Schiffsreisende das Leporello einfach durch Umklappen der Doppelseiten der momentanen Position von Schiff, Kutsche und später Eisenbahn anpassen. Bei Wilmans erschien die offizielle zweite Auflage 1829, die dritte "Originalauflage" im Stahlstich in Karlsruhe 1832 (tatsächlich sind in der Stabi Berlin auf 1826 datierte Exemplare erhalten, die spätere Datierung der 2. Auflage auf 1829 hatte urheberrechtliche Gründe in Preußen, um Schutz vor Raubkopierern in Köln zu erhalten, s. Delkeskamp-Biografie) sowie in Köln, Paris, London und Brüssel acht Raubkopien. Unstimmigkeiten mit dem Wilmans-Verlag führten dazu, dass Delkeskamp 1837 ein Neues Panorama des Rheins von Mainz bis Köln im eigenen Verlag herausgab, das erstmals Randbilder der größten Sehenswürdigkeiten aufwies und alle zwei Jahre aktualisiert mit deutschem, englischem oder französischem Textheft neu aufgelegt wurde.[6] 1842 erweiterte Delkeskamp sein Panorama bis Speyer, 1844 dann auf den gesamten Rhein von Basel bis zur Mündung. 1853 gab er noch ein neues Taschen-Panorama des Mittelrheins heraus. Delkeskamp blieb bis Anfang der 1860er Jahre Marktführer, hatte aber viele Wettbewerber: Bis in die Gegenwart entstanden in ca. 90 Verlagen mehr als 500 unterschiedliche Leporello-Panoramen des Rheins und auch andere Formate, so 1833 als Lithographie das Panorama des Rheins oder Ansichten des rechten und linken Rheinufer von Mainz bis Coblenz von Friedrich Carl Vogel.
Auch in neuester Zeit gibt es Versuche, den Rhein bildlich zu erfassen; so wurde von Stephan Kaluza das komplette linke Rheinufer zu einem Panoramabild zusammengefügt.
2025 gaben nur noch zwei Verlage Rheinpanoramen heraus.
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Literatur
- Rolf-Barnim Foth: 200 Jahre Rheinpanoramen. Karten, Künstler und Verlage. Hamburg: Edition Kentavros 11/2025 (460 S., 620 Abb. zu 90 Verlagen mit mehr als 500 dokumentierten Panoramen) ISBN 978-3-9824852-9-4
- Rolf-Barnim Foth: Der Meister der Panoramen: Friedrich Wilhelm Delkeskamp. Hamburg: Edition Kentavros 5/2022, (Biographie mit ca. 200 Abbild., ISBN 978-3-9821744-7-1, auch auf Engl.)
- Alfred Sattler: Rheinpanoramen. Reisehilfen und Souvenirs. Katalog zu der Ausstellung in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln 7. Mai – 24. Juli 1993 (= Schriften der Universitäts- und Stadtbibliothek 3). Köln 1993, ISSN 0938-7765
- Cornelius Steckner: Das erste Rheinpanorama. Elisabeth von Adlerflycht (1775–1846) und Friedrich Wilhelm Delkeskamp (1794–1872). In: Werner Schäfke, Ingrid Bodsch (Hrsg.): Der Lauf des Rheines. Der Mittelrhein in illustrierten Reisebeschreibungen, Alben, Panoramen und Karten des 17. bis 19. Jahrhunderts aus den Beständen der Bibliothek und der Graphischen Sammlung des Kölnischen Stadtmuseums, der Stadthistorischen Bibliothek Bonn und des Stadtmuseums Bonn. Köln und Bonn 1993, ISBN 3-927396-55-9, S. 33–39.
- Stephan Kaluza, Jürgen Raap: Der Rhein, The Rhine, Le Rhin. Dumont Buchverlag, Köln 2007, ISBN 978-3832190170.
- Hanne Holzhäuer: Der Rhein im Panorama 1825 bis heute. Katalog zu der Ausstellung in der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe vom 13. Nov. 2002 bis 1. März 2003. Karlsruhe 2002, ISBN 3-88705-054-1.
- Kit Batten: Rhine Panoramas or a Bridge Too Far. In: IMCOS – Journal of the International Map Collectors’ Society. Nr. 106 (2006), S. 15–24.
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Weblinks
- Delkeskamps Rheinpanorama in der Rheinischen Landesbibliothek
- Rheinpanorama von 1825 (Abbildung)
- Rheinpanorama (Abbildung)
- Artikel über das fotografische Rheinpanorama von Stephan Kaluza in der Rheinischen Post, 7. Dezember 2007
- Ausstellung: Der Rhein im Panorama vom 13. November 2002 bis 1. März 2003 in der Badischen Landesbibliothek
Einzelnachweise
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