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Elektromotor, der ohne Permanentmagneten oder Wicklungen im Rotor auskommt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Reluktanzmotor ist eine Bauform eines Elektromotors, bei dem das Drehmoment im Rotor ausschließlich durch die Reluktanzkraft erzeugt wird und nicht zu wesentlichen Anteilen durch die Lorentzkraft, wie es bei magnetisch erregten Maschinen der Fall ist. Die Maschine ist weder mit Permanentmagneten bestückt, noch bedarf es elektrischer Wicklungen am Rotor und verschleißanfälliger Schleifringe oder Bürsten. Der Rotor besitzt ausgeprägte Pole und besteht aus einem hochpermeablen, weichmagnetischen Material wie beispielsweise Elektroblech.
Im Vergleich zu permanentmagnetisch erregten Maschinen wie dem Synchronmotor weist der Reluktanzmotor eine geringe Drehmomentendichte auf. Das heißt, das Nenndrehmoment, bezogen auf das Volumen der Maschine, ist geringer.[1] Da der Motortyp im synchronen Betriebsmodus mittels eines Frequenzumrichters jedoch einen höheren Wirkungsgrad als sonstige Asynchron- und Synchronmotoren aufweist, ist er dennoch wirtschaftlich.[2][3][4]
Die Bewegung kommt dadurch zustande, dass das System nach minimalem magnetischem Widerstand (Reluktanz) strebt. Als Modell kann man sich eine Ringkern-Spule vorstellen, bei der ein Schenkel lose ist (siehe Bild). Durch die Reluktanzkraft wird der lose Schenkel die Stellung anstreben, in der die Reluktanz ihr Minimum erreicht (also die Induktivität ihr Maximum erreicht). Im Reluktanzmotor bilden immer zwei Pole des Stators und zwei Pole des Rotors so einen „Ring“, indem sich der Rotor so stellt, dass die Reluktanz möglichst gering wird, indem magnetisch besonders leitfähige Segmente des Rotors sich parallel zu den Feldlinien ausrichten.
Eine alternative (etwas mathematischere) Betrachtungsweise ist, dass der Magnetfeld-Vektor, der den Rotor durchsetzt, in mehrere Komponenten zerlegt wird. Da der Rotor in Sättigung geht, werden die Teilvektoren nicht ihre volle „Länge“ erreichen, sondern nur ein Maximum, das in Richtung durch die Pole höher ist (wegen geringerer Reluktanz) als in andere Richtungen. Addiert man nun die so „verkürzten“ Komponenten vektoriell, so zeigt ihre vektorielle Summe in eine andere Richtung als der ursächliche Feldvektor des Stators. Der Rotor dreht sich nun, bis die Vektoren in die gleiche Richtung zeigen.
Indem die Statorpole zeitlich versetzt magnetisiert werden, wirkt die Kraft immer in eine andere Richtung, und es kommt eine Rotation zustande.
Der Vorteil eines Reluktanzmotors ist der Umstand, dass Verluste praktisch nur im ruhenden und somit von außen gut kühlbaren Stator entstehen. Somit sind entsprechend gebaute Reluktanzmotoren tolerant gegen kurzzeitige Überlastung. Durch den vergleichsweise einfachen Aufbau des Rotors ohne Spulen oder spezielle Werkstoffe (es werden keine Dauermagnete und keine Materialien wie Seltene Erden benötigt) kann der Rotor robust und bei entsprechender Konstruktion tolerant gegen Überdrehzahl ausgeführt werden.[5]
Nachteilig am Reluktanzmotor ist vor allem das pulsierende Drehmoment, das sich besonders bei kleiner Statorpolzahl auswirkt. Weitere Nachteile sind pulsierende radiale Kräfte zwischen Rotor und Stator, welche die Lager belasten und für eine vergleichsweise hohe Geräuschentwicklung verantwortlich sind. Außerdem ist für den Aufbau des Drehfelds, wie bei der Asynchronmaschine, ein Blindstrom erforderlich. Durch diesen Blindstrom steigt die Scheinleistung der elektronischen Umrichter.
Man unterscheidet im Wesentlichen vier Arten von Reluktanzmotoren:
Wenn möglich, ist es aus diesem Grund sinnvoll, einen frequenzumrichtergespeisten Synchron-Reluktanzmotor einzusetzen.
Reluktanzmotoren eignen sich gut für mittelgroße Antriebe (Durchmesser von 100 bis 300 mm) mit geringen Einschaltzeiten. Durch ihren einfachen und robusten Aufbau (zum Beispiel keine Rotorwicklungen oder Magnete) eignen sie sich sehr gut für den Betrieb in rauen Umgebungen. Für kleine Motoren scheiden sie wegen zu geringer Kraftdichte und zu geringem Wirkungsgrad aus, und für große wegen zu geringer Energieeffizienz und zu hohem Blindleistungsbedarf. Derzeit sind Ausführungen bis zu 52 kW bekannt.[7]
Ein weiteres Anwendungsgebiet für synchron laufende Reluktanzmotoren findet sich in der Textilindustrie zum synchronen Abspulen von Garn.
Geschaltete Reluktanzmotoren wurden in Hybridelektrokraftfahrzeugen als paralleler Hybridantrieb eingesetzt, weil sie im Gegensatz zu permanenterregten Motoren beim Antrieb durch den Verbrennungsmotor verlustfrei laufen und vor allem im Anlauf ein höheres Drehmoment als Asynchronmotoren haben. Als vollständig elektrisch angetriebenes Auto hat das Model 3 von Tesla einen Motor, der zum Teil als Reluktanzmotor funktioniert.[8]
Ein Vorteil synchron laufender wie geschalteter Reluktanzmotoren ist die kostengünstige Herstellung des Motors.[9] Bei geschalteten Reluktanzmotoren ist die Steuerungselektronik aufgrund des hohen Blindleistungsbedarfs etwas teurer als bei anderen Motortechnologien. Infolge gesunkener Preise für elektronische Komponenten sind sie dennoch inzwischen auch für die Verwendung in größeren Haushaltsgeräten (Waschmaschinen, Reinigungspumpen) attraktiv.
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