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Roman von Louis-Ferdinand Céline (1932) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Reise ans Ende der Nacht, französischer Originaltitel Voyage au bout de la nuit, ist ein 1932 erschienener Roman von Louis-Ferdinand Céline.
Der Episodenroman erzählt die Geschichte des Ferdinand Bardamu, der den Wirren des Ersten Weltkrieges entkommt und nach Stationen in Afrika und Amerika nach Paris zurückkehrt, dort Medizin studiert, sich als Armenarzt durchschlägt und schließlich zum kommissarischen Leiter einer psychiatrischen Einrichtung am Stadtrand wird. Immer wieder tritt die tragisch-skrupellose Gestalt des Léon Robinson auf und verleiht der Handlung die entscheidenden Wendungen. Den Stationen sind Bardamus Liebschaften als charakteristische Frauengestalten zugeordnet.
Seine sprachliche Lebhaftigkeit bezieht der Roman aus dem drastischen Einsatz mündlicher Redewendungen, ohne sich dabei auf die direkte Rede zu beschränken. Céline verwendet in der Reise Argot nicht nur zur Personencharakterisierung, er geht entscheidend weiter und verwendet es im Erzählertext zusätzlich zum gesamten Spektrum der Schriftsprache; dort wo ihm beides nicht genügt, prägt er Neuschöpfungen. Sein Ich-Erzähler lästert gegen heilige Werte der Grande Nation wie Patriotismus, Militarismus und Kolonialherrlichkeit ebenso wie gegen Scheinheiligkeit, die Ängste der Kleinbürger oder die Überheblichkeit der Großbürger – nichts bleibt ungeschoren. „Dass Céline für die Reise der hoch angesehene Prix Goncourt – anders als zunächst verlautet – nicht zuerkannt wurde, sondern stattdessen der Prix Renaudot (der nur etwas weniger renommiert ist, Céline gleichwohl als Trostpreis erschien), hatte jedenfalls auch mit akademischem Befremden angesichts der sprachlichen Freiheiten und Neuerungen zu tun, die der Autor sich geleistet hatte“, schrieb sein Übersetzer Hinrich Schmidt-Henkel.[1]
Eine Übersetzung, die Isak Grünberg sofort nach dem Erscheinen des französischen Originals im Auftrag des Piper-Verlags erstellt hatte, wurde von diesem nicht herausgebracht, weil sie den Anforderungen nicht genüge, wie man Grünberg mitteilte. Die Veröffentlichung eines dezidiert anti-heroischen Werkes erschien nach Hitlers Machtergreifung wohl nicht mehr opportun. Piper verkaufte die deutschen Rechte samt der Grünberg-Übersetzung an den Verlag Julius Kittls Nachfolger (Mährisch-Ostrau/Leipzig), der sie im Dezember 1933 so „verstümmelt, missgestaltet, verfälscht“ publizierte, dass Grünberg sie, wie er im April 1934 in Klaus Manns Exilzeitschrift Die Sammlung schrieb, nicht mehr als seine anerkannte. Nur vier Seiten seien unverändert geblieben.[1]
Im Jahre 2003 brachte der Rowohlt Verlag, der bereits nach dem Zweiten Weltkrieg die Rechte an Célines Werk erworben hatte,[1] eine Neu-Übersetzung von Hinrich Schmidt-Henkel heraus, die Ina Hartwig in der Frankfurter Rundschau „sensationell“ nannte. Auch sonst äußerten sich die wichtigsten deutschsprachigen Feuilletons durchweg begeistert.
Am Münchener Residenztheater inszenierte Frank Castorf 2013 den Roman als Theaterspektakel.
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