Ein Referendum über die Staatsform in Italien fand am 2. Juni 1946 statt. Das Referendum (ein Wahlverfahren) fiel mit der Wahl zur verfassunggebenden Versammlung zusammen. An beiden Wahlen durften erstmals auch Frauen teilnehmen. Der Tag gilt als ein wichtiges Ereignis der italienischen Nachkriegsgeschichte. Bei der Abstimmung votierte eine Mehrheit von 54,27 Prozent der Abstimmenden für die Abschaffung der Monarchie. Das Königreich Italien wurde zur Republik Italien. Der letzte italienische König, Umberto II., musste abdanken und ging am 13. Juni ins Exil. Bei den Ergebnissen des Referendums gab es erhebliche regionale Unterschiede. In vielen Gebieten Süditaliens votierte die Mehrheit der Abstimmenden für die Beibehaltung der Monarchie.

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Abstimmungszettel beim Referendum

Die Provinz Bozen und das Freie Territorium Triest nahmen als einzige Landesteile nicht an dem Referendum teil, weil ihr künftiger Status damals noch nicht geklärt war.

Vorgeschichte

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Umberto II. (1944)

Mit der Römische Republik der Antike und den zahlreichen Stadtstaaten des Mittelalter und der Neuzeit gibt es in Italien eine lange republikanische Tradition. Bis 1946 war Italien ein Königreich, das vom Haus Savoyen regiert wurde, dem seit der Einigung Italiens im Jahr 1861 regierenden Königshaus Italiens, das zuvor das Herzogtum Savoyen beherrschte. Mit dem Aufstieg Benito Mussolinis und der Errichtung des faschistischen Regimes im Jahr 1922, das schließlich dazu führte, dass Italien an der Seite NS-Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg eintrat, wurde die Rolle der Monarchie jedoch erheblich geschwächt. Die Rolle der Monarchie bei der Machtergreifung der Faschisten und ihrer zerstörerischen Herrschaft hatte zudem ihre Legitimität infrage gestellt. Im Rahmen des Italienfeldzugs⁣, durch den Italien von der faschistischen Diktatur befreit werden konnte, kam es im Land zu bürgerkriegsartigen Konflikten zwischen verschiedenen politischen Gruppierungen, bei denen vor allem linke Kräfte antimonarchistische Positionen vertraten. Im März 1946 wurde von der Regierung De Gasperi ein Referendum über die zukünftige Staatsform für den Juli desselben Jahres angekündigt. König Viktor Emanuel III., der durch seine frühere Unterstützung für Mussolini zu sehr kompromittiert war, dankte im Mai 1946 ab und überließ seinem Sohn, Umberto II., den Thron. In der nationalen Presse wurde der als Lebemann bekannte neue König allerdings überwiegend negativ bewertet.[1]

Ergebnisse

Landesweit

Endergebnis des Referendums:[2]

Weitere Informationen Stimmen, % ...
Stimmen %
Für die Republik 12.718.641 54,27
Für die Monarchie 10.718.502 45,73
Ungültige oder leere Stimmzettel 1.509.735 6,05
Gesamt 24.946.878 100,00
Registrierte Wähler/Wahlbeteiligung 28.005.449 89,08
Quelle: SUDD
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Regional

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Ergebnis des Referendums nach Wahlbezirk
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Ergebnis des Referendums nach Gemeinde und Provinz

Endergebnisse des Referendums in den einzelnen Wahlbezirken. Die konservative, ländliche Region Mezzogiorno (Süditalien) stimmte eindeutig für die Monarchie, während die stärker urbanisierte und industrialisierte Region Nord (Norditalien) ebenso eindeutig für eine Republik stimmte:[3]

Weitere Informationen Wahlbezirk, Provinzen ...
Wahlbezirk Provinzen Republik Monarchie Stimmen Beteiligung
Stimmen % Stimmen %
Aosta Aosta 28.516 63,47 16.411 36,53 50.946 84,00
Turin Turin, Novara, Vercelli 803.191 59,90 537.693 40,10 1.426.036 91,12
Cuneo Cuneo, Alessandria, Asti 412.666 51,93 381.977 48,07 867.945 89,75
Genua Genua, Imperia, La Spezia, Savona 633.821 69,05 284.116 30,95 960.214 85,62
Mailand Mailand, Pavia 1.152.832 68,01 542.141 31,99 1.776.444 90,31
Como Como, Sondrio, Varese 422.557 63,59 241.924 36,41 715.755 90,98
Brescia Brescia, Bergamo 404.719 53,84 346.995 46,16 805.808 91,67
Mantua Mantua, Cremona 304.472 67,19 148.668 32,81 486.354 93,83
Trient Trient 192.123 85,00 33.903 15,00 238.198 91,04
Verona Verona, Padua, Rovigo, Vicenza 648.137 56,24 504.405 43,76 1.258.804 92,22
Venedig Venedig, Treviso 403.424 61,52 252.346 38,48 712.475 91,49
Udine Udine, Belluno 339.858 63,07 199.019 36,93 592.463 88,51
Bologna Bologna, Ferrara, Forlì, Ravenna 880.463 80,46 213.861 19,54 1.151.376 92,40
Parma Parma, Modena, Piacenza, Reggio Emilia 646.214 72,78 241.663 27,22 955.660 92,58
Florenz Florenz, Pistoia 487.039 71,58 193.414 28,42 723.028 92,08
Pisa Pisa, Livorno, Lucca, Massa-Carrara 456.005 70,12 194.299 29,88 703.016 89,99
Siena Siena, Arezzo, Grosseto 338.039 73,84 119.779 26,16 487.485 92,72
Ancona Ancona, Ascoli Piceno, Macerata, Pesaro 499.566 70,12 212.925 29,88 759.011 91,65
Perugia Perugia, Terni, Rieti 336.641 66,70 168.103 33,30 538.136 90,26
Rom Rom, Frosinone, Latina, Viterbo 711.260 48,99 740.546 51,01 1.510.656 84,07
L’Aquila L’Aquila, Chieti, Pescara, Teramo 286.291 46,78 325.701 53,22 648.932 87,61
Benevento Benevento, Campobasso 103.900 30,06 241.768 69,94 369.616 88,82
Neapel Neapel, Caserta 241.973 21,12 903.651 78,88 1.207.906 84,77
Salerno Salerno, Avellino 153.978 27,09 414.521 72,91 607.530 88,05
Bari Bari, Foggia 320.405 38,51 511.596 61,49 865.951 90,15
Lecce Lecce, Brindisi, Tarant 147.346 24,70 449.253 75,30 630.987 90,04
Potenza Potenza, Matera 108.289 40,61 158.345 59,39 286.575 88,70
Catanzaro Catanzaro, Cosenza, Reggio Calabria 338.959 39,72 514.344 60,28 900.635 85,56
Catania Catania, Enna, Messina, Ragusa, Syrakus 329.874 31,76 708.874 68,24 1.107.524 85,28
Palermo Palermo, Agrigent, Caltanissetta, Trapani 379.871 38,98 594.686 61,02 1.032.102 85,77
Cagliari Cagliari, Nuoro, Sassari 206.192 39,07 321.555 60,93 569.574 85,91
Italien 12.718.641 54,27 10.718.502 45,73 24.946.878 89,08
Quelle: Innenministerium
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Grab von König Umberto II. und seiner Gemahlin Marie José

Nach der Verkündung des Ergebnisses kam es zu Straßenfeiern der Gegner der Monarchie. In Neapel (einer Hochburg der Monarchisten) gab es dagegen Ausschreitungen als 10.000 Randalierer das Rathaus stürmten und außerdem versuchten, das Büro der Kommunistischen Partei Italiens in Brand zu setzen.[4] Die Republik wurde am 6. Juni 1946 formell ausgerufen und beendete die kurze 34-tägige Regierungszeit von König Umberto II. als König. Dieses weigerte sich das Ergebnis anzuerkennen und behauptete Opfer einer gefälschten Wahl gewesen zu sein.[5] Einige Monarchisten befürworteten die Anwendung von Gewalt, um die Ausrufung einer Republik zu verhindern, aber Umberto lehnte den Vorschlag ab, nach Neapel zu gehen und eine Gegenregierung auszurufen, was einen Bürgerkrieg hätte auslösen können. Die Monarchie des Hauses Savoyen endete formell am 12. Juni 1946, und Umberto verließ das Land und ging ins Exil nach Portugal und lebte 37 Jahre lang in Cascais, einer Küstenstadt westlich von Lissabon. Er wurde in der Abtei Hautecombe bestattet.

Einzelnachweise

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