Rechtenfleth

Ortsteil im Landkreis Cuxhaven in Niedersachsen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Rechtenfleth

Rechtenfleth (niederdeutsch Rechtenfleth) ist eine Ortschaft in der Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen im niedersächsischen Landkreis Cuxhaven.

Schnelle Fakten Gemeinde Hagen im Bremischen ...
Rechtenfleth
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Wappen von Rechtenfleth
Koordinaten: 53° 23′ N,  31′ O
Höhe: −1 m ü. NHN
Fläche: 15,47 km²[1]
Einwohner: 297 (27. Nov. 2017)[1]
Bevölkerungsdichte: 19 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1968
Eingemeindet nach: Sandstedt
Postleitzahl: 27628
Vorwahl: 04702
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Rechtenfleth (Niedersachsen)
Lage von Rechtenfleth in Niedersachsen
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Rechtenfleth in der Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen
Rechtenfleth in der Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen
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Luftbild von Rechtenfleth (Mai 2012)

Geografie

Lage

Rechtenfleth liegt am Ostufer der Unterweser zwischen Bremerhaven und Bremen. Die Ortschaft befindet sich im nordwestlichen Teil der Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen.

Nachbarorte

Neuenlande
(Einheitsgemeinde Loxstedt)
Stotel
(Einheitsgemeinde Loxstedt)
Thumb Driftsethe
Sandstedt

(Quelle:[2])

Geschichte

Zusammenfassung
Kontext

Der Ort wurde erstmals 860 zusammen mit einer Reihe anderer Orte der Region zwischen Ems und Elbe in einer Aufzeichnung des Erzbischofs Ansgar über Wunderheilungen am Grab Willehads genannt.[3] Rechtenfleth feierte sein 1150-jähriges Bestehen mit Festtagen vom 24. bis 26. Juni 2011.[4]

Bekanntester Sohn des Dorfes ist der Dichter Hermann Allmers (1821–1902), dessen Wohnsitz, der von ihm umgebaute und ausgestattete Marschenhof, erhalten ist und für kulturelle Zwecke genutzt wird.[5]

Außerdem stammt der Vater von Erpold Lindenbrog (ca. 1540–1616) aus Rechtenfleth. Der väterliche Hof Lindenbrogs ist der frühere Weiderhof, der heute als Gaststätte des Ortes besteht. Lindenbrog ließ sich in Hamburg als Notar nieder. Es gibt auch eine Reihe von historischen Veröffentlichungen von ihm.[6][7]

Eingemeindungen

Zum 1. Juli 1968 endete die vorherige politische Selbständigkeit von Rechtenfleth, weil sich der Ort mit anderen Kommunen zur neuen Gemeinde Sandstedt zusammenschloss.[8]

Die Samtgemeinde Hagen entstand zum 1. Januar 1970 und umfasste mit Sandstedt zunächst 16 Gemeinden. Nach § 7 des Gesetzes zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Bremervörde vom 13. Juni 1973 (Nds. GVBl. S. 183) wurde im Zuge der Gebietsreform in Niedersachsen, die am 1. März 1974 stattfand, die Anzahl der Gemeinden durch Eingliederungen auf 6 reduziert.[9]

Zum 1. Januar 2014 erfolgte die Auflösung der Samtgemeinde Hagen und deren Mitgliedsgemeinden sowie die Neubildung der Einheitsgemeinde Hagen im Bremischen mit seinen 16 Ortschaften.[10]

Einwohnerentwicklung

Weitere Informationen Jahr ...
Jahr1910192519331939195019562017
Einwohner391396348327543426297
Quelle[11][12][13][1]
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Politik

Gemeinderat und Bürgermeister

Auf kommunaler Ebene wird die Ortschaft Rechtenfleth vom Rat der Gemeinde Hagen im Bremischen vertreten.

Ortsvorsteher

Der Ortsvorsteher von Rechtenfleth ist Hardy Köhler (SPD).[14] Die aktuelle Amtszeit läuft von 2021 bis 2026.

Wappen

Der Entwurf des Kommunalwappens von Rechtenfleth stammt von dem Heraldiker und Wappenmaler Albert de Badrihaye, der zahlreiche Wappen im Landkreis Cuxhaven erschaffen hat.[15]

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Wappen von Rechtenfleth
Blasonierung: „In Rot über grünem, mit silbernen Wellenstreifen belegten Dreiberg ein silberner Kesselhaken.“[15]
Wappenbegründung: Der Kesselhaken über dem Dreiberg erinnert an die ersten Siedlungen auf Wurten. Der Wellenstreifen weist auf den Ortsnamen hin.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Zusammenfassung
Kontext
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Museum Hermann-Allmers-Haus
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Denkmal Karl der Große

Bauwerke

Historische Bauwerke

Bauwerke für private und öffentliche Nutzung

Stelzenhäuser

Durch die Lage direkt an der Unterweser und damit nahe an der Mündung zur Nordsee gab es für Bauten im Rechtenflether Deichvorland die Auflage, dass diese Häuser auf Stelzen stehen müssen. Durch den Klimawandel bedingten Anstieg des Meeresspiegels ist das Risiko höherer Sturmfluten deutlich gestiegen und in der Folge hat der zuständige Landkreis Cuxhaven die Vorgaben für neue Gebäude verschärft. Der Architekt Eilert Wilcks hat entsprechend dieser Auflagen eines dieser Stelzenhäuser erneuert und noch höher gesetzt. Der Bau beginnt nun auf einer Höhe von etwa 5,20 Metern und steht auf zwölf Betonpfeilern mit einem Durchmesser von jeweils 50 Zentimetern sowie einer Tragwerk-Konstruktion aus verzinktem Baustahl. Dicke Balken und Stahlseile stabilisieren das in Holz-Tafelbauweise errichtete Haus, das über zwei Stockwerke verfügt. Die Treppe zum Eingang kann bei Sturmflut waagerecht hochgefahren werden.[20][21]

Naturdenkmale

  • Eine alte Eibe im Garten des Marschendichters Hermann Allmers (seit 1735) und eine Freiheitseiche aus dem Jahre 1848 von Allmers selber gepflanzt zum Andenken an den Aufstand vom 18. März 1848. Arnold Ruge, steckbrieflich gesuchter linker Abgeordneter der ersten Nationalversammlung (Paulskirche Frankfurt a. M.) war hier im Jahre 1850 fünf Tage lang untergetaucht.

Regelmäßige Veranstaltungen

Jährlich feiert die Ortsgemeinschaft am 1. Mai ein Maibaumfest.

Vereine

  • Turnverein von 1911
  • Ketelhoken – Heimatfreunde Rechtenfleth
  • Freiwillige Feuerwehr Rechtenfleth
  • Hermann-Allmers-Gesellschaft
  • Wassersportverein Rechtenfleth[22]
  • Männergesangverein Rechtenfleth

Bildergalerie

Wirtschaft und Infrastruktur

Tourismus

Rechtenfleth ist heute bekannt für seinen Campingplatz, welcher direkt am Weserstrand liegt und von der Gemeinde Hagen im Bremischen verwaltet wird. Der Campingplatz hat die Größe von 7,2 Hektar.[23]

Verkehr

Rechtenfleth liegt an der Weser nur wenige Kilometer von der Schnellfähre Brake-Sandstedt entfernt.[24] Im Norden befindet sich der Wesertunnel mit Zugang nach Nordenham. Rechtenfleth liegt im Gebiet des Verkehrsverbundes Bremen/Niedersachsen (VBN). Die Buslinie 570 stellt werktags eine Verbindung nach Bremerhaven zum Hauptbahnhof. Rechtenfleth hat zusammen mit Sandstedt Zugang zur Bundesautobahn 27, Anschlussstelle Hagen. Die nächsten Bahnhöfe befinden sich auf der anderen Weserseite in Brake (Unterweser), sowie jeweils ca. 25 km entfernt in Stubben bzw. der Hauptbahnhof in Bremerhaven. In Rechtenfleth befindet sich ein Sportboothafen. Von 1911 bis 1964 war der Ort an die Kleinbahnstrecke der Niederweserbahn angeschlossen.

Des Weiteren ist der Ort über ein Anruf-Sammel-Taxi (AST) an den öffentlichen Personennahverkehr angebunden (an allen Tagen der Woche und in den Schulferien).

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter des Ortes

  • Hermann Allmers (1821–1902,) Schriftsteller, als „Marschendichter“ schrieb er vor allem über Kultur und Landschaft seiner nordwestdeutschen Heimat
  • Johann Hermann Joppert (1828–1878), Auswanderer in die USA und Teilnahme am amerikanischen Krieg gegen Mexiko. Nach Rückkehr nach Rechtenfleth Erbauer einer Kapelle auf dem Friedhof[25][26]
  • Jörg Schulz (* 1953), Jurist und Politiker (SPD), von 1999 bis Anfang 2011 war er Oberbürgermeister in Bremerhaven, von 2017 bis August 2019 war er Bremer Staatsrat

Personen, die mit dem Ort in Verbindung stehen

  • Heinrich von Dörnberg (1831–1905), Historienmaler der Düsseldorfer Schule, er malte 1864 im Hermann-Allmers-Haus Historienbilder
  • Otto Knille (1832–1898), Historienmaler der Düsseldorfer Schule, er malte 1864 im Hermann-Allmers-Haus Historienbilder, auch ein Bildnis von Allmers
  • Harro Magnussen (1861–1908), Bildhauer, er fertigte 1892 eine Büste des Dichters Hermann Allmers (ein 1895 datierter Bronzeguss seit 1912 in der Hamburger Kunsthalle erhalten) und 1908 ein Denkmal für Hermann Allmers mit Relief-Porträt in Rechtenfleth
  • Erwin Küsthardt (1867–1901), Maler und Bildhauer, von ihm stammen einige der Wandgemälde im „Marschensaal“ des Hermann-Allmers-Hauses
  • Robert Allmers (1872–1951), Industrieller und von 1926 bis 1945 Präsident des Reichsverbandes der deutschen Automobilindustrie (RDA), der Vorgängerorganisation des Verbands der Automobilindustrie, er hatte eine enge Freundschaft mit seinem Großonkel Hermann Allmers

Sonstiges

Schlepper Rechtenfleth

Die Bremerhavener Unterweser Reederei (URAG) betrieb mehrere Schlepper mit dem Namen Rechtenfleth in ihrer Flotte. Die erste Rechtenfleth diente der URAG ab 1929. Sie ging nach dem Zweiten Weltkrieg als Reparationsleistung an die Sowjetunion.[27] 1968 lieferte die Elsflether Werft erneut einen Schlepper mit dem Namen an die URAG ab, der 1985 verkauft wurde. Diesem folgte ein 1987 gebauter Schlepper, der wieder nach dem Ort benannt wurde.[28]

Literatur

  • Bernd Ulrich Hucker: Hermann Allmers und sein Marschenhof. Die Geschichte des Allmershofes und des Osterstader Dorfes Rechtenfleth in Beziehung zu Leben und Werk des Patrioten, Dichters und Gelehrten. Mit einer Bibliographie seiner Werke. Oldenburg i. O. 1981, ISBN 3-87358-136-1.
  • Fritz Hörmann, Ude Meyer, Christian Morisse, Eberhard Nehring, Irmgard Seghorn, Egon Stuve, Else Syassen: Flurnamensammlung Wesermünde – Die Flurnamen des Grundsteuerkatasters von 1876. Hrsg.: Kulturstiftung der Kreissparkasse Wesermünde (= Neue Reihe der Sonderveröffentlichungen der Männer vom Morgenstern, Heimatbund an Elb- und Wesermündung e. V. Band 27). Männer vom Morgenstern Verlag, Bremerhaven 1995, ISBN 3-931771-27-X, S. 18 ([Digitalisat (Memento vom 26. Oktober 2007 im Internet Archive) ] [PDF; 431 kB]).
  • Axel Behne: Das Haus des Dichters Hermann Allmers in Rechtenfleth an der Weser. Hrsg.: Landkreis Cuxhaven. 3. Auflage. Eigenverlag, Rechtenfleth 2005, ISBN 3-934100-08-2.
  • Hansdieter Kurth: Rechtenfleth – Die Geschichte eines alten Marschendorfes. Rechtenfleth 2009.
  • Felicitas Gottschalk: Hin nach Texas! Hin nach Texas! Hermann Joppert – ein Auswanderer als Soldat im Amerikanisch-Mexikanischen Bürgerkrieg 1846–1848. Isensee Verlag, Oldenburg 2012, ISBN 3-89995-870-5.
Commons: Rechtenfleth – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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