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Randschlag (auch Saumschlag, Kantenschlag[1]) bezeichnet in der Steinmetzkunst einen ebenen Streifen entlang der Kanten eines Steinquaders, der bei dessen Zurichtung entsteht.
Das Ziehen der Randschläge ist der erste Schritt bei der steinmetzmäßigen Bearbeitung von Natursteinoberflächen. Von der weiteren Bearbeitung des Spiegels (also der Fläche zwischen den Randschlägen) hängt es ab, welche Funktion die Randschläge erfüllen. Dabei wird zwischen ebenen, erhabenen und eingetieften Spiegeln unterschieden.
Zur Herstellung ebener Oberflächen wird der überstehende Bossen[2] bis auf die Tiefe der Randschläge herunter abgearbeitet.[3] Die Randschläge erfüllen bei Flachquadermauerwerk eine Hilfsfunktion und bilden zusammen mit dem Spiegel die fertige Oberfläche. Dabei kann der Randschlag sichtbar bleiben (Bild 1)[4] oder wie der Spiegel abgearbeitet werden, so dass er von diesem nicht mehr zu unterschieden ist (Bild 2).
Bei Bossenquadern[5] bleibt der Bossen stehen oder wird zwar abgearbeitet, aber nicht bis zur Tiefe der Randschläge (Bild 3). In diesem Fall erfüllen die Randschläge sowohl eine technische als auch eine ästhetische Funktion:[6]
Das Verfahren der Anathyrose erlaubte es, den Arbeitsaufwand des Steinmetzen bei der Bearbeitung der Lager- und Stoßflächen zu minimieren. Die Bauglieder wurden mit Randschlag versehen und der Bossen bis unterhalb der Randschlagebene grob abgearbeitet, so dass sich eine Eintiefung ergab, die den Fugenschluss der Randschläge nicht beeinträchtigte (Bild 4). Die Anathyrose wurde nicht nur bei Steinquadern, sondern auch bei der Bearbeitung von Säulentrommeln angewendet.[7]
Die Anathyrose wurde in Ägypten im Alten Reich erfunden. Im antiken Griechenland fand sie weite Verbreitung und wurde auch in der altrömischen Baukunst eingesetzt.[8]
In der Fachliteratur wird der Begriff Randschlag im Zusammenhang mit der Anathyrose nicht verwendet, vielmehr werden Umschreibungen benutzt, z. B. Kontaktfläche, Saum, Anschlussfläche, Randstreifen.
Zur Herstellung eines ebenen Spiegels wird die Quaderoberfläche mit einem vierseitig umlaufenden Randschlag versehen.
Bei Quadern mit erhabenem Spiegel (Bossenquadern) kann die Anzahl der Randschläge zwischen 0 und 4 variieren. Bei vierseitigem Randschlag verdoppelt sich der Abstand zwischen zwei Bossen, und der Fugenschluss bleibt sichtbar. Durch zwei- oder einseitige Randschläge können die Stoß- bzw. Lagerfugen so gesetzt werden, dass sie mit der Bossenkante zusammenfallen und dadurch fast unsichtbar sind. Dies ist z. B. erwünscht bei der Herstellung von Bandrustika oder wenn mehrere Quader an den Stoßfugen scheinbar zu einem Quader verbunden werden sollen.[9]
Beispiel: In Bild 5 sieht man über dem Sockelquader drei Steinlagen, die als Bandrustika ausgebildet sind. An den Lagerfugen im Türstock kann man die Verteilung der Randschläge erkennen:
Durch diese Verteilung der Randschläge liegt zwischen zwei Quadern nur ein Randschlag. Dies hat den Vorteil, dass die Mörtelfuge in der Draufsicht unsichtbar bleibt, weil sie nicht zwischen zwei Randschlägen liegt. |
Die Breite der Randschläge bei Quadersteinen mit ebenem und erhabenem Spiegel variiert zwischen sehr schmal (bis 1,5 cm), mittelbreit (ca. 2,5 cm) und sehr breit (selten mehr als 5 cm).[10] Zahlreiche Einzeldaten zu Randschlagbreiten finden sich bei Friederich 1932 (deutsche und elsässische Kirchen) und bei Eckert 2000, Seite 49–118 (Florentiner Profangebäude ab dem Duecento). Im antiken Griechenland waren die Randschläge bei Quadern ohne Anathyrose zwischen 0,5 und 3 cm breit.[11]
Die Randschläge sind bei gleichartigen Quadern eines Mauerwerks in der Regel gleich breit, es kommen aber auch variable Randschlagbreiten vor. An den Torri dei Galigai z. B. variiert die Randschlagbreite von 1 bis 4 cm, an dem Palazzo dei Cerchi von 0 bis 2 cm und an dem Palazzo da Uzzano von 2 bis 5 cm (alle Gebäude in Florenz).[12]
Bei Baugliedern mit Anathyrose war der Randschlag im antiken Griechenland anfangs 7–10 cm breit, in hellenistischer Zeit 11–20 cm.[13]
Die Anwendung neuer Techniken brachte es mit sich, dass „die Randschläge zum Teil ihre funktionelle Bedeutung für das lotrechte Versetzen“ verloren und daher als „stilistisches Element bei der Gestaltung von Verbänden“ dienen konnten. Durch das nachträgliche Herausschlagen senkrechter Kanäle in die Ansichtsfläche wurde der Quader scheinbar in mehrere Quader geteilt. Die meist nicht am Rand geschlagenen Kanäle, die dadurch auch nicht mit den Stoßfugen zusammenfallen, täuschen dem Betrachter Randschläge vor.[14]
Die folgende Beschreibung zeigt eines der gebräuchlichen Verfahren zum manuellen Ziehen von vierseitigen Randschlägen.[15]
Sprache | Wortformen |
Deutsch | der Randschlag, der Saumschlag, der Kantenschlag |
Englisch | chisel-draft[18], recessed margin[19] |
Französisch | ciselure[20], refend[19] |
Italienisch | bordo del concio[19] |
Spanisch | corte del borde[19] |
Das Wort Randschlag bezeichnet:
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