Radcliffe College war eine Erweiterungsgründung der auch danach rein männlichen Harvard-Universität für weibliche Studierende mit eigenen Gebäuden und eigenem Campus. Als Gründungsjahr gilt 1879, als 27 Frauen die Aufnahmeprüfung der Hochschule bestanden. Namensgeberin des College war Ann Radcliffe (Lady Mowlson),[1] eine englische Gönnerin. In ihrem Testament von 1643 hatte sie das Harvard-College, den Vorläufer der Harvard-Universität, mit einem Vermächtnis bedacht, das nach ihrem Tod 1661 zur Gründung des ersten amerikanischen Stipendienfonds führte.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde eine Vereinbarung getroffen, die es Frauen ermöglichte, Vorlesungen in Harvard zu besuchen. Ab 1963 wurden die Diplome der Radcliffe-Absolventinnen bereits von den Dekanen beider Universitäten unterzeichnet. In den folgenden Jahrzehnten vermischten sich die Studenten von Harvard und Radcliffe immer mehr, sodass man 1999 das Radcliffe College als Radcliffe Institute for Advanced Study an die Harvard-Universität anschloss.
Heute sind in den Gebäuden der ehemaligen Radcliffe-Universität verschiedene Institute, darunter das für Frauenwissenschaft, untergebracht.[2] Das Radcliffe-Institut betreibt auch die Schlesinger Library, eine Forschungsbibliothek zur Geschichte der Frauen in Amerika.
Präsidenten
Ada Comstock (1876–1973), von 1923 bis 1943 die erste hauptamtliche Präsidentin des Radcliffe College
Mary Bunting (1910–1998), Mikrobiologin und Hochschullehrerin; 5. Präsidentin des Radcliff College
Matina Horner (* 1939), Psychologin und Hochschullehrerin; 6. Präsidentin des Radcliffe College
Bekannte Absolventinnen
Jill Abramson (* 1954), US-amerikanische Journalistin, ehemalige Chefredakteurin der New York Times
Encarnacion Alzona (1895–2001), philippinische Historikerin, Hochschullehrerin und Suffragistin
Eleanor Pairman (1896–1973), US-amerikanische Mathematikerin und Hochschullehrerin schottischer Herkunft; sie war die dritte Frau, die am Radcliffe College in Mathematik promovierte