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RPG-29

russische reaktive Panzerbüchse Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

RPG-29
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Die RPG-29 Wampir (russisch РПГ-29 Вампир) ist eine in der Sowjetunion entwickelte rückstoßfreie Panzerabwehrhandwaffe mit Kaliber 105 mm. Im GRAU-Index wird die Waffe 6G20 bezeichnet.

Schnelle Fakten Allgemeine Information, Ausstattung ...
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Entwicklung

Die Entwicklung des RPG-29 bei NPO Basalt startete im Jahr 1983. Die Waffe wurde zur Bekämpfung von Panzerfahrzeuge mit Verbundpanzerung und/oder Reaktivpanzerung konzipiert. Im Jahr 1986 begann die Serienfertigung und 1989 wurde die Waffe bei der Sowjetarmee eingeführt. Die RPG-29 wurde 1993 auf der Rüstungsmesse IDEX erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. In Russland wurde die Waffe bis Anfang der 2000er-Jahre produziert. Daneben wird die Waffe u. a. in Brasilien, Bulgarien, Mexiko, Vietnam sowie im Iran bis heute im Lizenzbau hergestellt und exportiert.[1][2][3][4]

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Technik

Zusammenfassung
Kontext

Die RPG-29 ist eine rückstoßfreie Panzerabwehrhandwaffe zur Bekämpfung von Panzerfahrzeugen, Feldbefestigungen und Gebäudestrukturen. Die Waffe besteht aus einem Abschussrohr (Kaliber 105 mm) mit Visier und Abzug sowie verschiedenen Raketentypen, die von hinten in das Abschussrohr geschoben werden. Die RPG-29 hat schussbereit eine Länge von 1,85 m und wiegt 18,8–20 kg. Die Waffe wird von einem Trupp aus Schütze und Ladeschütze bedient. Der Schütz trägt die schussbereite RPG-29 und der Ladeschütze trägt 3–4 Raketen. Ein geübter Trupp kann 4–6 Raketen pro Minute abfeuern. Um die RPG-29 feuerbereit zu machen, werden rund 35 Sekunden benötigt und nach dem Abfeuern kann innerhalb weniger Sekunden eine weitere Rakete ins Abschussrohr geschoben werden. Fahrzeuge können auf eine Distanz von 500–600 m bekämpft werden. Bei der Bekämpfung von Gebäuden und Feldbefestigungen beträgt die maximale Einsatzdistanz im Direktschuss rund 700 m. Im Indirekten Feuer können Ziele auf bis zu 2 km beschossen werden. Die minimale Schussdistanz liegt bei 50 m.[5][6]

Abschussrohr & Visiere

Das Abschussrohr ist aus glasfaserverstärktem Kunststoff hergestellt. Zum Transport wird es in zwei Teile zerlegt und hat dann eine Länge von 1,0 m. Zusammengesetzt und feuerbereit beträgt die Länge 1,85 m. Unbeladen hat das Abschussrohr ein Gewicht von 12,1 kg. Auf der Unterseite befindet sich eine Schulterauflage, die ein präzises Zielen erleichtert, davor ein Pistolengriff mit dem Abzug. Weiter kann die Waffe auch auf ein Dreibein ausgesetzt werden. Das Abschussrohr hat eine Lebensdauer von 300 Schuss. Ab Werk wird das Abschussrohr mit dem PGO-29-Klappvisier mit Kimme und Korn ausgeliefert. Ergänzend kann an das Abschussrohr das 1P38-Zielfernrohr mit Strichplatte und 2,7facher Vergrößerung montiert werden. Für Nachtgefechte kann das 1P38-Zielfernrohr durch ein 1PN51-1/2, 1PN110 oder 1PN113-Zielfernrohr mit Restlichtverstärker ersetzt werden. Beim Einsatz ab dem Dreibein kann auf die Waffe die 2S35 (35Ts1000)-Zieleinrichtung mit Nachtsichtgerät sowie Laserentfernungsmesser montiert werden. Diese Zieleinrichtung wiegt rund 3 kg und erhöht die praktische Schussdistanz auf über 600 m.[1][5][6][3][7][8]

Raketen

Thumb
Rakete PG-29W (unten) TBG-29W (oben)

Die Raketen werden von hinten in das Abschussrohr geschoben und dort elektrisch gezündet. Eine Rakete bestehen aus einem Feststoffraketentriebwerk und acht ausklappbaren Stabilisierungsflächen am Heck. Auf das Raketentriebwerk ist der Gefechtskopf mit dem Aufschlagzünder montiert. Das Raketentriebwerk verwendet einen schnell abbrennenden Raketentreibstoff auf der Basis von Pyroxylinpulver. Dieser Treibstoff ist bereits komplett abgebrannt, wenn die Rakete das Abschussrohr verlässt. Dabei beträgt die Mündungsgeschwindigkeit 230–255 m/s. Beim Verlassen des Abschussrohrs entfalten sich die Stabilisierungsflächen und die Rakete wird in langsame Drehung um die Längsachse versetzt. Von NPO Basalt und weiteren Herstellern werden verschiedene Raketentypen für die RPG-29 angeboten:[5][9]

PG-29W

Die Rakete PG-29W wird bei der Bekämpfung von Kampfpanzern und anderen Panzerfahrzeugen verwendet. Als Gefechtskopf wird eine Tandemhohlladung verwendet. Diese kann über 750 mm Panzerstahl oder rund 1500 mm Stahlbeton durchschlagen. Die Rakete ist 1,1 m lang und hat ein Gewicht von 6,7 kg. Die praktische Schussdistanz gegen fahrende Ziele beträgt rund 300 m und gegen stehende Fahrzeuge rund 500 m.[5][10]

TBG-29W

Die Rakete TBG-29W kommt bei der Bekämpfung von Feldbefestigungen, Gebäudestrukturen und leicht gepanzerten Fahrzeugen zur Anwendung. Verwendet wird ein thermobarer Gefechtskopf. Der Gefechtskopf hat einen Wirkungsradius von über 5 m gegen lebende Ziele. Die Rakete ist 0,82 m lang und hat ein Gewicht von 2,65 kg. Die praktische Schussdistanz gegen Fahrzeuge beträgt rund 300 m und gegen Gebäude bis zu 1000 m.[5][10]

OG-29W

Diese Rakete wird für den Einsatz gegen Feldbefestigungen und Infanterieziele verwendet. Es wird ein thermobarer Gefechtskopf mit Splittermantel verwendet. Der Gefechtskopf hat einen Wirkungsradius von rund 12 m gegen lebende Ziele. Die Rakete ist 1,25 m lang und hat ein Gewicht von 4,45 kg. Die praktische Schussdistanz gegen Infanterieziele beträgt rund 300 m und gegen Feldbefestigungen bis zu 1000 m.[11]

OG-29AB

Diese Rakete kommt bei der Bekämpfung von Infanteriezielen zum Einsatz. Verwendet wird ein Splitter-Gefechtskopf mit über 2000 Stahlkugeln der vor dem Ziel (Air Burst) oder mit Aufschlagzünder im Ziel detoniert. Der Gefechtskopf hat einen Wirkungsradius von rund 12 m gegen lebende Ziele. Die Rakete ist 0,92 m lang und hat ein Gewicht von 2,4 kg. Die praktische Schussdistanz beträgt 500 m.[11]

PG-29AST

Dieser Raketentyp kommt bei der Bekämpfung von Bunkern und Gebäudestrukturen zur Anwendung. Der Gefechtskopf besteht aus einer Vorhohlladung und einem anschließenden thermobaren Sprengkopf. Die Vorhohlladung kann rund 100 mm Stahl oder 300 mm Stahlbeton durchschlagen. Der thermobare Sprengkopf folgt durch die entstandene Öffnung und detoniert im Gebäudeinneren. Die Rakete ist 0,985 m lang und hat ein Gewicht von 4,45 kg. Die praktische Schussdistanz beträgt 500 m.[11]

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Kriegseinsatz

Die RPG-29 wurde bei Konflikten wie der Zweite Tschetschenienkrieg (1999–2009), Irakkrieg (2003), Huthi-Konflikt (seit 2004), Libanonkrieg (2006) Syrische Bürgerkrieg (seit 2011), Aufstand im Irak (2011–2013), Bürgerkrieg im Irak (2013–2017), Operation Protective Edge (2014) sowie der Krieg in Israel und Gaza (seit 2023) eingesetzt. Dabei konnten mit der RPG-29 u. a. Kampfpanzer der Typen T-72, T-80, T-90, Merkava, Challenger 2 sowie M1 Abrams außer Gefecht gesetzt bzw. zerstört werden.[4][7][12][13][14][15][16][17][18]

Verbreitung

Neben den offiziellen Nutzerstaaten befinden, bzw. befanden sich eine unbekannte Anzahl der Waffen in den Händen von Paramilitärs und Widerstandsgruppen im Irak sowie in Afghanistan und Syrien. Weiter haben die Terrororganisationen Islamischer Staat, Hisbollah, Hamas und die Taliban die RPG-29 in ihren Beständen.[18][4][14][13][15][22]

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Literatur

  • Richard D. Jones & Leland S. Ness: Jane's Infantry Weapons 2010–2011. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 2011, ISBN 978-0-7106-2908-1.
  • Nikolay Svertilov: Russia’s Arms and Technologies. The XXI Century Encyclopedia. Vol. 2 - Rocket and Artillery Armament of Ground Forces. A & T Publishing House / Oruzhie i tekhnologii, Russland, 2001, ISBN 5-93799-002-1.
  • Nikolay Svertilov: Russia’s Arms and Technologies. The XXI Century Encyclopedia. Vol. 12 - Ordnance and Munitions. A & T Publishing House / Oruzhie i tekhnologii, Russland, 2006, ISBN 978-5-93799-023-5.
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Siehe auch

Commons: RPG-29 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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Einzelnachweise

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