französische Schriftstellerin und Verlegerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Régine Deforges (* 15. August 1935 in Montmorillon, Département Vienne; † 3. April 2014 in Paris) war eine feministische französische Schriftstellerin und Erotikliteratur-Verlegerin.
Schon früh wollte Deforges aus der Kleinstadt Montmorillon im Poitou weg, wo sie auf diverse katholische Schulen wie die École Saint-Martial geschickt wurde. Als sie 15 Jahre alt war, wurde ihr intimes Tagebuch gestohlen, das sie über ihre Liebesbeziehung zu einer gleichaltrigen Mitschülerin geführt hatte. Die Publikation verursachte einen Skandal.[1] Der 1978 erschienene Band mit Erzählungen, Le Cahier volé (wörtlich: Das gestohlene Heft, auf Deutsch verlegt mit dem Titel Zärtliches Tagebuch. Roman), macht diese Ereignisse von 1950/51 zum Thema.
Deforges war 1967 im Alter von 32 Jahren eine der ersten Frauen überhaupt, die in Frankreich einen eigenen Verlag aufbauten. Der Verlagsname L’Or du Temps (deutsch: das Gold der Zeit) geht auf ein Bonmot von André Breton zurück, «Je cherche l’or du temps.»[1] Als Verlegerin hatte Deforges wegen angeblich anstößiger Erotik-Literatur gegen Zensurmaßnahmen zu kämpfen und es wurden Gerichtsprozesse gegen sie angestrengt, zum Beispiel in Bezug auf Le Con d’Irène (wörtlich: Irenes Fotze, auf Deutsch 1969 verlegt mit dem Titel Irène) von Louis Aragon.[2] 1980 inszenierte Deforges den Film Les Filles de madame Claude (wörtlich: Madame Claudes Töchter). In den 1990er Jahren und seit 2000 entstanden einige Film- und Fernsehproduktionen, die auf ihren Werken basieren und zu denen sie selbst einige der Drehbücher verfasste. Deforges Roman, Das blaue Fahrrad (1981) wurde in Frankreich ein Bestseller mit Übersetzungen in 22 Sprachen.[1] Der Roman handelt über Liebe und Überleben während der Zeit der deutschen Besatzung 1941–1945. In den folgenden 16 Jahren schuf Deforges eine zehnbändige Reihe, in der die Protagonisten über die Nachkriegszeit hinaus auch in Algier und Kuba leben. Im Jahr 2000 folgte eine Fernsehserie mit diesem Stoff.
Von 1989 bis 1992 war Deforges Präsidentin des französischen Schriftstellerverbandes, der Société des Gens de Lettres de France (SGDL) (wörtlich: Gesellschaft der Literaten Frankreichs).[3] Darüber hinaus gehörte sie einige Jahre der Jury des feministischen Literaturpreises Prix Femina an. 2006 trat sie aus Solidarität mit der Schriftsteller-Kollegin Madeleine Chapsal zurück, die zuvor ausgeschlossen worden war.[3] Im Herbst 2013 veröffentlichte Deforges nach dreijähriger Arbeit ihre 480-seitige Autobiografie mit dem Titel L’Enfant du 15 août (wörtlich: „Das Kind des 15. August“) im Verlag Robert Laffont.
Deforges lebte und arbeitete in Paris. Sie war zuletzt mit Pierre Wiazemsky (Wiaz) verheiratet, dem Cartoon-Zeichner der Wochenzeitung Nouvel Observateur, davor mit dem Verlegerkollegen Jean-Jacques Pauvert. Ihre beiden Töchter zeugte sie mit diesen Männern, und aus ihrer ersten Ehe mit dem Filmproduzenten Pierre Spengler stammt ihr Sohn Franck Spengler, der, nach einem Geschichtsstudium, als Erotikverleger und Autor beruflich in die Fußstapfen seiner Mutter getreten ist.
Régine Deforges starb im April 2014 an den Folgen eines Herzinfarkts im Hôpital Cochin in Paris. Frankreichs Staatspräsident François Hollande würdigte Deforges in einem offiziellen Statement dem Wortlaut der dpa-Meldung nach „als Rebellin, die sich leidenschaftlich für den Feminismus und den Kampf gegen Tabus eingesetzt habe.“[4]
Das blaue Fahrrad
Regie
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