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Belag auf Außen- und Innenwänden sowie auf Decken im Bauwesen; Material für Plastiken Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Putz oder Verputz wird im Bauwesen eine feucht zu verarbeitende, pastöse und meist körnige Masse bezeichnet, mit der Außen- und Innenwände, Decken sowie in Ausnahmefällen auch Dächer und dekorative Objekte beschichtet werden. Gipskarton und andere Trockenbauplatten werden demgegenüber gelegentlich als Trockenputz bezeichnet.
Je nach Einsatzart erfüllt der Putz als Bauteil verschiedene Zwecke. Unebenheiten werden ausgeglichen. Eine optisch gleichmäßige Oberfläche wird hergestellt, die häufig auch als Untergrund für einen Farbauftrag, für Tapete oder Fliesen dient. Siehe auch: Oberputz
Besonders Außenputz erhält oft eine dekorative Oberflächenstruktur. Früher wurden auch aufwändige Stukkaturen zur Dekoration und flächigen Strukturierung ausgeführt. Zugleich verbessert ein Verputz oft auch die Luftdichtigkeit von Wänden und Decken ebenso wie den Feuerwiderstand und den Schallschutz. Leichte Zuschlagstoffe verbessern die Wärmedämmung des Bauteils. Außenputze können die Wasseraufnahme des Untergrunds verringern und schützen vor Bewitterung. Innenputze regulieren die Raumfeuchte.
Wenn mehrere, aufeinander abgestimmte Putzschichten aufgetragen werden, werden diese auch als Putzsystem bezeichnet, gegebenenfalls gemeinsam mit dem vorgesehenen Putzgrund, Putzträger und Armierungsgewebe.
Zu technischen Eigenschaften und Richtlinien siehe auch: Putz (Baustoff)
Putz wurde im 17. und 18. Jahrhundert aus dem Wort putzen, abgeleitet von butzen, gebildet. Das seit dem 15. Jahrhundert verwendete, schwache Verb bedeutete ursprünglich „den Butzen (Unreinigkeit, Schmutzklümpchen, Klumpen) entfernen“ (das Ursprungswort ist z. B. in der Butzenscheibe erhalten geblieben). Auch eine Ableitung von dem lateinischen putare, amputare ausseiden, putzen ist denkbar.[1]
Neben dem „Säubern“ und „Reinigen“ entwickelte sich auch die Bedeutung des „Verschönerns“ und „Schmückens“, die sich in alten Begriffen wie Kopfputz oder Putzmacherin findet. Insofern bezeichnet Putz oder Verputz den Aspekt des zierenden Endbewurfs (an den allfällig noch eine Färbelung angebracht wird), der Aspekt der Ausgleichsschicht auf der Wand fällt unter den Begriff Mörtel (lateinisch mortarius „das im Mörser feingemahlene“) und Putzmörtel.
Putz ist die älteste Art der Wandverkleidung. Schon um 7200–6500 v. Chr., als in der Region des Fruchtbaren Halbmonds frühe Steinbauten entstanden,[2] wurden die rohen Mauern mit Lehm, Gips oder Kalk geglättet. In Pompeji sind an einigen Stellen aus fünf bis sechs Schichten bestehende Putze erhalten. In der Antike beschrieb Vitruv die Verarbeitung des Kalkmörtels. Mit farbig getünchten Putzen wurden im Barock Hausteinoberflächen imitiert. Seit der Industrialisierung im 19. Jahrhundert verwendete man statt der traditionellen Kalkanstriche verschiedenste Ersatzmaterialien, die allerdings meist nicht hydrophil, also wasserdurchlässig sind und als Trocknungsblockade wirken. In der Denkmalpflege dagegen werden wieder die günstigen Eigenschaften des Kalkputzes geschätzt.[3]
Mit dem Begriff Putzsystem wird das integrale Zusammenspiel von Putzgrund und Putzlage(n) erfasst. Demnach können nur optimal aufeinander abgestimmte Schichten zusammen die an einen Putz gestellten Anforderungen dauerhaft erfüllen. Eine traditionelle Putzregel besagt, dass die Festigkeit des Putzes von innen nach außen, d. h. zur jeweiligen Putzoberfläche hin, abnehmen sollte. Diese Regel ist sinngemäß ebenfalls bei der Festigkeitsabstufung zwischen dem Putzgrund und dem Unterputz zu beachten.
Die alte Handwerkerregel „weich auf hart“ zu putzen, kann allerdings lediglich für herkömmliche, mineralisch gebundene Putze auf massivem Mauerwerk (kleinformatige Vollsteine mit hohem Fugenanteil) angewendet werden. Für Putze auf hoch wärmedämmendem Leichtmauerwerk (porosierte Leichthochlochziegel, Bimshohlblocksteine, Porenbetonsteine) gilt sie nicht. Derart bewegliche Putzgründe machen eine schubweiche, entkoppelnde Zwischenschicht zwischen Wandbildner und Oberputz erforderlich. Mit einem Unterputz weicher als dem Oberputz kommt es also zu einer Umkehrung der alten Putzregel.[4]
Putz kann nach den verwendeten Materialien, i. d. R. nach dem Bindemittel (Kalkputz, Kalkzementputz, Zementputz, Gipsputz, Lehmputz, Silikatputz und organischer Kunstharzputz), nach Ort und Art der Mörtelproduktion (Werktrockenmörtel, Werkfrischmörtel, Baustellenmörtel), nach der Art des Anmischens (Handputz, Maschinenputz), nach der Oberflächenbehandlung (Kratzputz, Reibeputz, Kellenwurfputz, Kellenstrichputz), nach der Funktion (Wärmedämmputz, Akustikputz, Sanierputz, Magnetputz) oder nach der Auftragsstärke unterschieden werden.
Der Begriff organisch bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Eigenschaften des betreffenden Materials überwiegend von den enthaltenen Kunstharzen bestimmt werden. Ein mineralischer Putz enthält demgegenüber nur wenige und ein rein mineralischer Putz gar keine Kunstharzanteile.
Dünn angerührter Spritzbewurf wird mit der Kelle oder dem Quast auf wenig saugende oder glatte Untergründe (z. B. Beton) netzartig, also nicht deckend, angeworfen. Auf stark saugenden (z. B. niedrig gebrannte Ziegel, Gips oder Lehm) oder ungleichmäßigen Untergründen (verschiedene Materialien) wird der Spritzbewurf vollflächig angeworfen.
Statt Spritzbewurf werden auf Betonflächen häufig organische Haftbrücken, z. B. zum nachfolgenden Auftrag von Gipsputzen, oder mineralische Haftbrücken zur Vorbehandlung des Untergrunds für Kalk-Zementputze verwendet.
Auf normal saugenden Untergründen kann der Unterputz in Stärken von 1–3 cm (in Sonderfällen bis 10 cm) direkt auf den Untergrund aufgetragen werden. Der Unterputz soll Unebenheiten ausgleichen. Variiert die zum Ausgleich erforderliche Schichtdicke um mehr als 5–10 mm, wird in der Regel jedoch ein vorheriges Auffüllen der tieferliegenden Stellen nötig, da sich die Putzfläche sonst nicht mehr gleichmäßig abziehen lässt. Soweit sie nicht gebündelt auftreten, lassen sich einzelne Rohre und Kabel jedoch üblicherweise vielfach im Unterputz einbetten. Der Unterputz dient als Träger für Oberputze (Edelputze). Traditionelle Unterputze enthalten als Bindemittel meist verschiedene Kalke (oft mit Anteilen an Zement) oder Gips. Sie dienen in Innenräumen teilweise als Untergrund für Tapeten oder Anstriche. Putze mit höherem Zementanteil werden als Sockelputze oder in Feuchträumen (z. B. Keller und Bäder) und als Tragschicht von harten Wandbekleidungen (Naturstein, Fliesen) verwendet.
Mit Oberputz wird die letzte Putzlage eines Putzsystems im Außen- und Innenbereich bezeichnet. Er kann als Dünnschichtputz (organisch gebundener Putz, Schichtdicke = maximale Kornstärke) oder Dickschichtputz (überwiegend mineralisch gebundener Putz, Schichtstärke > Größtkorn) ausgeführt werden. Mineralisch gebundene Oberputze sind bauphysikalisch günstiger, benötigen jedoch für ein gleichmäßiges Erscheinungsbild und zum Wetterschutz meist einen Egalisationsanstrich.
Traditionell werden Dickschichtputze verwendet, die in einer Auftragsstärke von wenigstens dem zweifachen Durchmesser des Größtkorns des Zuschlagstoffs aufgebracht werden. Meist wurde ein Größtkorn von 2–8 mm verwendet. Die typische Auftragsstärke beträgt 10–15 mm bei Innen- und 15–20 mm bei Außenputz.
Einige grobe Oberputze werden in geringerer Stärke verarbeitet, um eine spezielle Oberflächenstruktur herzustellen:
Moderne Dünnschichtputze enthalten üblicherweise Kunstharze und andere Zusätze, die durch Verzögerung der Austrocknung, Erhöhung der Bindekraft und Verbesserung der Verarbeitungseigenschaften Auftragsstärken ab etwa 3 mm ermöglichen. Spachtelmassen können teilweise sogar „auf Null“ ausgezogen werden. Der Handel nennt Dünnschichtputze auch Edelputze, um auszudrücken, dass besonders selektierte Gesteinskörnungen verwendet und die Eigenschaften des Putzes durch Zusatzmittel modifiziert werden. Dünnschichtputze werden häufig zur Überarbeitung bestehender Putzflächen sowie als dekorative Deckbeschichtung von Wärmedämmverbundsystemen eingesetzt. Häufig wird zur Vermeidung von Rissen eine Bewehrung in Form eines Glasfaser-Gewebes eingearbeitet.
Glätt-, Schweiß- und Schlämmputze werden in einer Stärke von wenigen Millimetern aufgetragen, um die Oberfläche des Grundputzes zu vereinheitlichen, zu glätten oder um Poren zu schließen. Wenn die darunterliegende Putzfläche noch nicht ganz abgebunden ist oder sehr gründlich vorgenässt wird, so können auch solche dünnen Putzschichten als reine Kalkputze ohne Zugabe organischer Bindemittel ausgeführt werden. Während Glättputz in der Art einer Spachtelmasse häufig zum Herstellen einer möglichst ebenen Wandfläche verwendet wird, werden Schweißputze sowie insbesondere auch die pastös bis flüssig aufgetragenen Schlämmputze eher konturfolgend zum Schlichten unebener Flächen eingesetzt, ohne die vorhandene Unebenheiten vollständig einzuebnen.
Im Verlauf der Geschichte entwickelte sich eine große Vielzahl von Putzstrukturen und flächigen Gestaltungsmustern, die sich ebenso wie andere Gestaltungsmerkmale eines Gebäudes den verschiedenen baulichen Epochen zurechnen lassen.[8]
Bei Außenputz und insbesondere bei Fugenmörteln darf die Putzmischung keine höhere Festigkeit erreichen, als der Untergrund, da sonst feuchte- und frostbedingtes Quellen und Schwinden sowie Wärmespannungen durch Sonneneinstrahlung zu einem beschleunigten Abwittern der Mauersteine führen können.
Weitere Arten zum Auftrag des Putzes bzw. zur Bearbeitung der Oberfläche sind Abrieb, Feinzug, Modellierputz, Naturputz, Rollputz, Rustikaputz, Stechputz, Stempelputz, Stockputz, Walzputz und Waschputz.[10]
Putz kann traditionell von Hand oder maschinell mit Putzfördertechnik aufgetragen werden. Je nach Oberflächenbeschaffenheit des fertigen Putzes spricht man von Reibe-, Struktur- oder Streichputz. Durch unterschiedliche Korngröße der Zuschlagstoffe und durch unterschiedliche Behandlung des frischen Putzes (Glattziehen, Kellenstriche, Kratzen, Kehren, …) entstehen unterschiedliche Effekte.
Sofern der Putz nach dem Auftragen keine weitere Oberflächengestaltung mehr erfährt, so ergibt sich aus der Auftragsart auch das Erscheinungsbild der fertigen Putzoberfläche:
Meist besteht ein Putzsystem aus mehreren Schichten. Mineralische Putze werden traditionell in einer etwa 1,5 cm starken Schicht „angeworfen“ und können so als Ausgleichsschicht für Unebenheiten in der Oberfläche genutzt werden. Viele Kunststoffputze, die den äußeren Abschluss eines Wärmedämmsystems bilden, werden dagegen sehr dünn „aufgezogen“ (z. B. „in Kornstärke“, d. h. etwa 3–5 mm stark).
Um die Bildung von Rissen im Putz zu verhindern und dessen Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, kann eine Armierung (Bewehrung) hilfreich sein. Hierzu wird z. B. Glasfasergewebe in den Grundputz eingelegt und durch Kellenstrich eingearbeitet.
Ein traditioneller Putzauftrag erfordert, dass sich die Festigkeit der aufeinanderfolgenden Schichten von Untergrund und Vorspritz bis zum Unter- und Oberputz nach außen hin nicht erhöht, sondern tendenziell eher abnimmt. Erreicht werden kann dies etwa durch die Reduzierung des Bindemittelgehalts bei ansonsten gleichbleibender Mischung.
Auf diese Weise wird die Bildung von Rissen und die schalenförmige Ablösung von Putzschichten mit zu großer Festigkeit vermieden. Klassischer weicher Kalkputz ist relativ elastisch und kann Spannungen, die durch Sonneneinstrahlung, Feuchte und Frost entstehen, gut aufnehmen.
Da Luftkalkputz viel Feuchtigkeit aufnimmt, wurden Wetterseiten durch Kalkschlämme, Kalkfarbe, Verbretterung, Schindeln oder durch große Dachüberstände vor Schlagregen geschützt.
Bei modernem Wärmedämmputz und Wärmedämmverbundsystemen wird diese Regel umgekehrt. Die Rissbildung wird durch die Einlage von Armierungsgewebe sowie durch die Beimischung von Kunstharzen vermieden, die den Putz elastischer machen. Die Putzschicht kann hierbei als eigene Schale angesehen werden. Eine Ablösung vom Untergrund tritt nicht ein, da die unterliegende Dämmschicht den Putz elastisch entkoppelt und Wärmedehnung zulässt. Edelputze mit hohem Kunstharzanteil behindern den Feuchtigkeitsaustausch. Dies kann zur Veralgung der Oberfläche und im Falle von Wasserschäden zur Feuchtigkeitsansammlung in Wand und Dämmschicht führen.
Wandputz dient der optischen Gestaltung von sichtbaren Flächen und zum Schutz vor schädlichen Einwirkungen oder als Grundlage für weitere Beschichtungen, wie Farben, Fliesen oder Tapeten.
Moderne Leichtputze oder Ultra-Leichtputze wurden entwickelt, um damit die immer leichteren und hochdämmenden Wandbildner zu verputzen.
Putze können aus vielerlei Materialien bestehen. Traditionell bestehen sie aus Bindemittel, Zuschlagstoffen und Wasser. Quarzsand, Kies, Gesteinsmehle und Ziegelsplitt sind mineralische Zuschlagstoffe. Zuschläge wie Stroh, Tierhaar, Glasfaser und -mehl u. a. werden oft zur Armierung, Strukturbildung oder Farbgebung zugegeben und Leichtzuschläge wie Vermiculit, Schaumglasgranulat, Kork, Blähton, EPS u. a., um die Wärmeleitfähigkeit herabzusetzen. Sogenannte Vergütungen und Additive wie z. B. Kunststoffe regulieren die technischen Eigenschaften.
Bei der Unterscheidung von Putzen nach dem Material handelt es sich in der Regel um eine Unterscheidung nach dem Bindemittel, da dieses einen entscheidenden Einfluss auf die Eigenschaften und den Verwendungszweck des Putzes hat.
Die Bindemittel werden folgendermaßen unterschieden: „mineralisch gebundene Putze“ und „organisch gebundene Putze“.
Mineralische Putze haben anorganische Bindemittel, besonders häufig Kalk, Zement, Gips, Lehm oder Silikat (Wasserglas), besonders bei traditionellen und/oder ökologischen Bauweisen. Oft werden Kalk und Zement gemischt, um die Verarbeitungseigenschaften zu verbessern. Organisch gebundene Putze haben organische Bindemittel wie Kunstharze (Dispersion) ggf. mit Anteilen von Silikonharz, Acrylaten u. a.
In Genealogien werden auch die Berufsbezeichnungen Rauher und Rauhermeister verwendet.
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