Plöckenpass
Gebirgspass in den Karnischen Alpen an der Grenze Österreich / Italien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gebirgspass in den Karnischen Alpen an der Grenze Österreich / Italien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Plöckenpass (italienisch Passo di Monte Croce Carnico), 1357 m ü. A.[1], ist ein 37 km langer[2] Pass am Karnischen Hauptkamm auf der Strecke von Kötschach-Mauthen im Gailtal (Kärnten) ins italienische Timau in Friaul. Von dort führt die Straße südlich nach Tolmezzo und Udine.
Plöckenpass (Passo di Monte Croce Carnico) | |||
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Himmelsrichtung | Nord | Süd | |
Passhöhe | 1357 m ü. A. | ||
Region | Bundesland Kärnten, Österreich | Region Friaul-Julisch Venetien, Italien | |
Wasserscheide | Valentinbach, Gail | Rio Colinetta, But, Tagliamento | |
Talorte | Mauthen | Timau, Paluzza, Tolmezzo | |
Ausbau | |||
Winter sperre | keine | ||
Gebirge | Karnische Alpen | ||
Profil | |||
Ø-Steigung | 5,5 % (650 m / 11,8 km) | 4,2 % (757 m / 18 km) | |
Max. Steigung | 13 % | ||
Karte | |||
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Koordinaten | 46° 36′ 13″ N, 12° 56′ 42″ O |
Westlich der Passhöhe liegt der Frischenkofel (italienisch: Cellon) (2241 m ü. A.), östlich der Kleine Pal (Pal Piccolo) (1867 m ü. A.).[1] Beide Berge sind Teil des Freilichtmuseums am Plöckenpass, das die Befestigungsanlagen aus dem Gebirgskrieg 1915–1918 veranschaulicht. Im Talort Kötschach-Mauthen befindet sich das Museum 1915–1918, das ebenfalls vom Verein der Dolomitenfreunde betrieben wird.
In der Nähe liegt die Hohe Warte (2780 m ü. A.)[1], die höchste Erhebung der Karnischen Alpen.
Der Karnische Höhenweg führt beim Plöckenhaus (1244 m ü. A.)[1] über die Plöckenpass Straße.
Der Name Plöckenpass ist noch ein recht junger Name, im Mittelalter nannte man ihn noch „Monte Crucis“, zu deutsch Kreuzberg, einen Namen, den er noch heute im italienischen als „Monte Croce Carnico“ führt.
Funde, die man in Gurina nördlich des Plöcken machte, zeigten, dass der Übergang zumindest ab der Eisenzeit begangen wurde, wahrscheinlich war er aber schon seit der Bronzezeit bekannt. Als die Römer den Plöcken zu nutzen begannen, konnten sie auf die alten Saumwege zurückgreifen, bevor sie diese erweiterten oder gänzlich neu trassierten.
Eigentlich besteht der Plöckenpassweg aus zwei Pässen, nachdem man auf seiner Reise von Süden her den Plöckenpass überschritten hat und im oberen Gailtal angekommen ist, muss man sogleich wieder einen Anstieg über den 981 m hohen Gailbergsattel in Kauf nehmen, wenn man weiter nach Norden, zu den großen Pässen der Hohen Tauern will.
So haben beide Pässe schon seit langem eine gemeinsame Geschichte, die noch in Zeiten zurückführt, in denen die Römer noch nicht ihre Straße über beide Pässe erbaut hatten. Es war dies der westliche Ast der Via Julia Augusta, die damit eine direkte Verbindung vom östlichsten Venetien nach Rätien und nach Noricum herstellte. Der östliche Ast der Straße führte über den Saifnitzer Sattel, er stellte zwar einen gewissen Umweg dar gegenüber der Plöckenstraße, war aber besser ausgebaut. Erbaut wurde sie von den Legionen des Tiberius, kurz nach der Zeitenwende und benannt wurde sie nach der Tochter des Augustus. In einer Felsinschrift aus dem Jahre 373 heißt es am Plöckenpass über die teilweise nur 1,5 m breite Straße: „Nur einem Wagen und einem Maultiergespann gestatten die schroffen Felswände dort den Übergang zu erzwingen“. Weitere Felsinschriften dieser Zeit berichten, dass die beiden Kaiser Valentinian I. und Valens in der Spätantike gefährliche Stellen entschärfen und beschädigte instand setzen ließen. In Zuglio, an der Südrampe des Plöcken, findet man an der Kirche zwei Ehreninschriften eingemauert, welche auch keltischen Stämmen und Orten des heutigen Osttirols und Venetien gewidmet waren. Eine Inschrift soll gar von einem Ausbau des Plöckenpasses zu Caesars Zeiten berichtet haben, sie wurde aber durch einen Felssturz vom Polinik zerstört.
Auch nach dem Ende der römischen Herrschaft wurde die Straße über den Plöckenpass weiter genutzt. Sie wird im 6. Jahrhundert als eine stark frequentierte und gut begehbare Straße erwähnt. Da es in den vorangegangenen zwei Jahrhunderten am Plöcken sicherlich zu keinen Straßenbaumaßnahmen kam, zeigt dies wieder, wie robust Römerstraßen konstruiert waren. Selbst nach Jahrhunderten ohne jegliche Instandhaltungstätigkeiten, war die Passstraße benutzbar geblieben.
So wurde der Plöckenpass das gesamte Mittelalter wohl überaus rege genutzt, besonders, als ab dem hohen Mittelalter der überregionale Handel wieder zunahm. Damit stieg auch der Verkehr am Plöckenpass wieder an. Die Grafschaft Görz, die davon stark profitierte, stellte für die Reisenden Geleitzüge zusammen. So wird bereits für das Jahr 1300 ein „gelaitum ex ista parte Montis Crucis“ erwähnt.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts war der Plöckenpass allenfalls von zweirädrigen Karren passierbar, erst dann verbreiterte man die alte Straße so weit, dass sie auch mit Gespannen und größeren Wagen befahren werden konnte.
Im Ersten Weltkrieg wurde der Plöckenpass zum Kriegsschauplatz an der österreichisch-italienischen Front (Gebirgskrieg 1915–1918). Der Gebirgskamm der Karnischen Alpen erhebt sich hier flankierend wie ein Sperrriegel; entsprechend groß war die taktisch-operative Bedeutung für das Militär beider Seiten. Kärntner Eliteeinheiten führten hier erbitterte Abwehrkämpfe gegen die italienischen Alpini. Diese versuchten, wie schon vor ihnen im Jahre 1809 die Franzosen, in das Gailtal vorzudringen, im Gegensatz zu den Franzosen aber ohne Erfolg. Den Italienern gelang es nur vereinzelt, unbedeutende Gipfel und Pässe zumindest zeitweilig zu besetzen – darunter den Wolayer Pass oder den Wolayer Seekopf. Wie in anderen Frontabschnitten in den Alpen gruben sich die Soldaten ein, und es kam zum Stellungskrieg. Zwei Drittel der gefallenen Soldaten starben durch direkte Feindeinwirkung, ein Drittel starb durch Lawinen. Diese wurden oft durch gezielten Beschuss der gegnerischen Seite ausgelöst. Beide Seiten begannen, ihre Stellungen immer weiter auszubauen und massiv zu befestigen. Zahlreiche Bunkeranlagen, Stollen und Patrouillenwege aus dieser Zeit sind noch heute sichtbar. Aus den Tälern her wurden zahlreiche Zugangswege und Seilbahnen zu den Frontstellungen angelegt, um diese kontinuierlich mit Nachschub versorgen zu können. Heute gibt es am östlich gelegenen Kleinen Pal ein Freilichtmuseum, welches das Schlachtfeld mit all seinen Bauwerken erschließt und an die Kämpfe erinnert. Die konservierten und teilweise restaurierten Überreste der Befestigungsanlagen und Bunker können besichtigt werden, wie auch die Soldatenfriedhöfe am Plöcken. Der Verein der Dolomitenfreunde kümmert sich seit 1983 um die Erhaltung dieser Kriegsrelikte. Das Museum ist eine Station des Friedensweges (Le vie della pace).
Durch die heftigen Kämpfe am Plöckenpass war selbiger nach dem Krieg für lange Zeit unpassierbar. Nachdem 1926 mit ersten Ausbauarbeiten begonnen wurde, war ab 1938 die italienische Passrampe wieder hergestellt und zum Teil neu gebaut. Die österreichische Seite wurde später fertiggestellt.
Für die in Planung befindliche Verlängerung der Felbertauern Straße ist ein 7,8 km langer Basistunnel vorgesehen, dessen Nordportal runde 6 km östlich des Plöckenpasses liegen soll. In Planung befindet sich, dass der Plöckenpass entweder wintersicher ausgebaut wird, oder der Plöckenpass durch einen 3,5 km langen Scheiteltunnel unterquert wird. Der Basistunnel kommt aufgrund der Kosten und des zu erwartenden Verkehrsanstiegs nicht in Frage.[3]
Seit den 1980er Jahren[4] gibt es Initiativen und Widerstände den Bau des Plöckentunnels betreffend.
Einen wichtigen Tunnel unter dem Plöckenpass gibt es schon seit längerem, er nimmt die TAL-Pipeline auf, welche von Triest nach Ingolstadt führt und damit für Deutschland den Weg zu den Ölfeldern im Nahen Osten erheblich verkürzt.[5]
Am 2. Dezember 2023 musste der Grenzübergang nach einem massiven Erdrutsch auf italienischer Seite gesperrt werden. Die Beseitigung der Schäden und die Sanierung der Straße dauern vermutlich Monate.[6] Auch wenn die Route über den Plöckenpass weiterhin für Kraftfahrzeuge befahrbar sein soll, konnten sich die beteiligten Stellen bis Ende Januar 2024 nicht auf eine Lösung verständigen. Die Option mit einem Tunnel scheint jedoch wegen der hohen Kosten, die je nach Lösung 250 oder 700 Millionen Euro betragen, nicht realisierbar zu sein.[7] Anfang Februar 2024 verkündete die Regionalrätin für Infrastruktur, dass der Plöckenpass noch im selben Jahr wieder für den Verkehr freigegeben werden soll.[8] Nach einer Genehmigungsphase bis März soll weiteres loses Gestein entfernt, der Steinschlagschutz verbessert, beschädigte Tunnel und die Fahrbahn wiederhergestellt werden. Eine temporäre Ausweichstrecke, um den Plöckenpass während der Baumaßnahmen passierbar zu machen, soll es nicht geben.[9] Sobald die wichtigsten Sicherungsmaßnahmen abgeschlossen sind, soll ein Befahren des Plöckenpasses wieder möglich sein. Die Wiedereröffnung ist noch immer im Jahr 2024 geplant.[9] Die italienischen Behörden stehen trotzdem weiterhin mit ihren österreichischen Kollegen im Austausch, um Alternativen für die Zukunft zu besprechen.[9] Mitte März 2024 forderten Diego Moretti und Massimo Mentil, Mitglieder der Partito Democratico in der Regierung Friaul-Julisch Venetiens, die Errichtung einer Alternativroute.[10] Als Gründe führten sie an, dass die bisherige Route immer einer gewissen Gefahr ausgesetzt sei und dass seit dem Felssturz hundert Tage vergangen seien, ohne dass die ANAS die Arbeiten an der Straße aufgenommen hätte. Am 3. April soll in Triest eine Sonderkommission einberufen werden. Moretti und Mentil wollen jedoch schon eher tätig werden und die Alternativroute gegebenenfalls durch den Katastrophenschutz des Landes errichten lassen. Damit soll die Route über den Plöckenpass wieder befahrbar sein, lange bevor die ANAS die bisherige Route wiederhergestellt hat.[10] Mitte Mai 2024 begannen die Arbeiten zur Wiederherstellung der Straße. Die von der ANAS beauftragte Firma hat die Arbeiten in zwei Abschnitte unterteilt. Einer befasst sich mit der Räumung der liegengebliebenen und weiteren, gefährlichen Gesteinsmassen am Berg. Für Beseitigung von bis zu 40.000 Kubikmeter Material sollen auch Sprengstoffe eingesetzt werden. Der Hang soll dann mit Überwachungssystemen und Steinschlagbarrieren ausgestattet werden. Der zweite Abschnitt befasst sich mit der Reparatur der Straße.[11]
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