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Novelle von Heinrich Mann Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Pippo Spano ist eine Novelle von Heinrich Mann, die – im Frühjahr 1903 in Florenz geschrieben – im Dezember 1904 in der Sammlung Flöten und Dolche bei Albert Langen in München erschien.[1] Der Schriftsteller Mario Malvolto möchte tapfer sein wie weiland sein Idol, der Türkenbezwinger[2] (im Text "Türkensieger") Pippo Spano (Philippo Scolari).[A 1] Der Modeliterat[3] wird aber als Mörder verschrien.
Die Handlung kann in die nähere Umgebung von Florenz um die Wende zum 20. Jahrhundert angesiedelt werden.
In einer Mondnacht lässt sich Malvolto von Florenz in das nahe gelegene Städtchen Settignano durch eine Landschaft kutschieren, in der „die Blütenbäume weithin im bleichen Lichte“ schwimmen. Daheim angekommen, hält der Literat Zwiesprache mit Pippo Spano, genauer mit dem Bildnis des Condottiere an der Wand über dem Schreibtisch. Der Schriftsteller schimpft sich einen Neurastheniker, der in seinem Zwang zur Größe so ein Gewissen brauche wie der Söldnerführer auf dem Bildnis an der Wand. Malvoltos Anspruch ist kein geringer. Soll doch die Kunst dem „unzulänglichen Spätgeborenen ein zweites, mächtigeres Leben schaffen“. In seinem „melancholischen Stolz“ fühlt er jedoch, dass sein Werk nicht durch Kraft geschaffen wurde, sondern bloß durch den „Willen zu ihr“. Ungeduldig fragt Malvolto nach dem Lohn: Wozu dient der Ruhm, „wenn er nicht Liebe einträgt“. Gemeint ist die Liebe zu der 17-jährigen schönen Contessina Gemma Cantoggi aus Florenz. Das junge Mädchen kommt zu dem Schriftsteller nach Settignano. Es betet ihn an. Er, dem „die Welt nur Stoff ist, um Sätze daraus zu formen“, schläft zum wiederholten Male mit ihr. Ein Grund: Der niederträchtige Malvolto, selber schwach, „muß in schöne, starke Menschen“ – wie Gemma oder auch Pippo Spano – „eindringen“. Nach dem Genusse aber möchte er das Mädchen „in Bälde los sein“. So weit ist es aber noch nicht ganz. Während Malvolto auf Gemma wartet, muss sich der Skribent seine unerklärliche Schreibhemmung eingestehen. Zwar fühlt er, Gemma hat aus ihm einen Menschen gemacht, zwar denkt er die allergrößten Gedanken – der Künstler zwinge sich der Welt auf mit der Ausschweifung, „die Kunst heißt“ – doch das halb fertige Manuskript in der Schreibtischschublade bleibt unberührt. Das die Nerven zermürbende Warten hat ein Ende. Gemma kommt wieder. Die blutjunge Frau, die in Malvolto zuerst den Künstler verehrt, nötigt ihn mit Nachdruck zum Weiterschreiben. Es kommt dabei nichts Gescheites heraus. Malvolto verbrennt sein Manuskript und setzt Gemma ins Bild. Es gibt nur noch die Liebe zwischen den beiden „und dann kommt der Tod“. Denn starke Menschen, zu denen sich Malvolto neben Gemma und Pippo Spano zählen möchte, sterben „auf einmal“.
Gemma nimmt den furchtbaren Todesgedanken auf. Beim letzten Treffen – unter dem Bildnis Pippo Spanos – eröffnet sie Malvolto: „Lieber, wir müssen sterben.“ Der äußere Anlass: Gemma wurde auf Malvoltos Terrasse nackt abgelichtet. Das fotografische Werk des voyeuristischen Zaungasts findet in Florenz Absatz. Malvolto bringt zunächst ein paar Ausflüchte vor, erdolcht dann aber Gemma in einem entsetzlichen Blutrausch, „ehe sie es erwartet hatte“. Als die sterbende Gemma mit Blicken fordert, dass nun Malvolto, wie angekündigt, Hand an sich legt, denkt der Feigling: ’Was geht das Geschick dieser Sterbenden mich an!' und zögert, bis Gemma „Mörder!“ schreit und stirbt.
Malvoltos Erkenntnis kommt zu spät. Er wollte hinscheiden „wie Starke sterben: auf einmal“ und muss sich nun zu den Schwachen zählen. Dazu passt seine Schuldzuweisung. Pippo Spano an der Wand, ein Starker, habe Malvolto, den „steckengebliebenen Komödiant“, verführt.
Malvolto zu Pippo Spano: Große Kunstwerke haben so leuchtende Höhen nur, weil sie so grausige Tiefen haben.[4]
Der Leser muss aufpassen. Immer, wenn wörtliche Rede in einfachen Anführungszeichen geschrieben steht, denkt Malvolto. Oder aber der Literat spricht an dem Falle mit Pippo Spano, der mehr oder weniger unbeteiligt vom Bildnis herabschaut bzw. ab und zu auch antwortet – natürlich nur in Gedanken.
1917 war die Novelle in München Auslöser für ein Verfahren wegen „Verbreitung unzüchtiger Schriften“. Der Autor entging der Verurteilung wegen Verjährung.[6]
Quellen
Erstausgabe
Ausgaben
Sekundärliteratur
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