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Kirchengebäude in Weinheim Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Peterskirche ist eine evangelische Kirche in Weinheim im Nordwesten von Baden-Württemberg.
Die Jugendstilkirche mit neuromanischen Einschlägen wurde zwischen 1910 und 1912 von Oberbaurat Hermann Behaghel errichtet. Sie ist der Nachfolgebau von mehreren Kirchen, deren älteste nachweisbar um die erste Jahrtausendwende entstand und acht Religionswechsel überdauerte.
Die Kirche hat im Schiff 700 und auf den Emporen 630 Sitzplätze. Insgesamt tritt die Peterskirche mit ihrem 48 m hohen Turm trotz einer einfachen architektonischen Durchbildung und trotz ihrer Anpassung an die landschaftliche Umgebung als Monumentbau hervor und verleiht der Umgebung das charakteristische Gepräge.
Weinheim und die Peterskirche sind eng verknüpft. Bei der ersten urkundlichen Erwähnung Weinheims 755 gab es wohl noch keine Kirche in Weinheim. Hierfür spricht, dass Macharius seinen Weinheimer Besitz der Peterskirche in Heppenheim schenkte. Aus einer Steintafel in der Heppenheimer Peterskirche aus dem Jahre 805 ergibt sich indirekt, dass Weinheim damals ein von Heppenheim unabhängiger eigener Kirchenbezirk war. Die erste bekannte Nachricht über eine Kirche in Weinheim ist die geschichtliche Erwähnung, dass König Ludwig der Deutsche, 861 dem Kloster Wiesensteig eine Kirche in Weinheim schenkte, das damals Vindenheim im Lobdengau genannt wurde.
Es ist zu vermuten, aber nicht bewiesen, dass sie im damaligen Siedlungskern, auf dem Platz der heutigen Peterskirche, stand. Die älteste nachweisbare Kirche am Zusammenfluss von Grundelbach und Weschnitz stand schon um die Jahrtausendwende, etwa in der Zeit, als Kaiser Otto III. Weinheim das Marktrecht nebst Zoll und Bann erteilte.
Die Funde der ältesten Mauerteile ergaben, dass es wohl ein einschiffiges romanisches Kirchlein von 26 m Länge und 10 m Breite war. Im Westen des Langhauses stand ein viereckiger Turm, schräg mit ungleichen Seiten. Mehrmalige Um- und Anbauten ließen das kleine Kirchlein zu einem stattlichen Bau heranwachsen. So ist sie auf dem Kupferstich von Merian 1621 zu sehen. Hochwässer und Kriegszüge setzten der Kirche zu, besonders dem Turm. Seit der Reformationszeit rissen die Klagen über die Baufälligkeit nicht ab. 1721 wurde die Südwand um 5 m verbreitert. Als der Turm immer stärkere Risse zeigte, musste er 1811 abgebrochen werden. Die Glocken wurden von einem Dachreiter aufgenommen. Der Wunsch nach einer neuen Kirche wurde immer lauter. Als die Gemeinde stark anwuchs und weiteres Wachstum wegen der Industrialisierung zu erwarten war, nahmen die Neubaupläne deutliche Formen an. In der Kirchengemeinde gab es Stimmen für und gegen den Abbruch der Kirche. Der Kirchengemeinderat entschloss sich zum Abriss der alten Kirche. Am 31. Dezember 1909 hielt Pfarrer Issel den letzten Gottesdienst in der alten Kirche. Beim Abriss im Frühsommer 1910 zeigte sich, dass die Kirche doch nicht, wie von der „Abrissfraktion“ behauptet, baufällig war. Brauchbare Bauteile wurden verkauft und in Weinheimer Häuser eingebaut. Beim Abbruch der Kirche kam auch eine Reihe von Wandmalereien aus dem 14. und 15. Jahrhundert zum Vorschein. Einige der damals geretteten Fresken gingen im Zweiten Weltkrieg in Karlsruhe durch Kriegseinwirkungen zugrunde. Neun Fresken sind im heutigen Freskenzimmer des Museums der Stadt Weinheim untergebracht. Außerdem wurde eine Reihe von Architekturfragmenten und Grabplatten gesichert, darunter ein mächtiger Steinsarkophag, Fußbodenplatten und Säulen- und Fensterteile aus romanischer und gotischer Zeit, die sich ebenfalls im Museum befinden. Die Pläne für die neue Peterskirche fertigte Oberbaurat Hermann Behaghel aus Heidelberg. Am 23. November 1911 wurde das Richtfest gefeiert. Am 27. Oktober 1912 konnte die Kirche eingeweiht werden. Pfarrer Issel schloss die Festpredigt mit dem Hinweis, dass auch für die neue Kirche das Ziel von Gott gesetzt sei: „Was aber bleibt, ist Gott und sein Reich. In ihm sind wir geborgen.“
Bei einer Innenrenovierung im Jahr 1960 wurden große Teile der Jugendstil-Ornamentik weiß überstrichen und die Glasfenster hinter dem Altar verschlossen. Erst bei einer Innenrenovierung in den Jahren 2003/04 wurde der Originalzustand weitgehend wieder hergestellt.
Weinheim gehörte zum Bistum Worms. Es war im Mittelalter die kleinste und ärmste Diözese des Reiches und erstreckte sich etwa 150 km von Landstuhl westlich von Kaiserslautern über Worms, Weinheim, Heidelberg, Waibstadt bis ungefähr nach Bad Wimpfen in einem schmalen, 10 bis 30 breiten km Streifen. Die Größe betrug etwa 3300 Quadratkilometer. Eingeteilt war die Diözese in vier Archidiakonate und zehn Dekanate. Weinheim gehörte zum Archidiakonat St. Cyriakus in Neuhausen bei Worms und zum Dekanat Heidelberg. Der Diözesanpatron und Patron der Wormser Domkirche war der Heilige Petrus. Die erste Weinheimer Kirche war ebenfalls dem hl. Petrus geweiht. Alle alten Peterskirchen in der Region gehen wahrscheinlich auf direkte Wormser Gründung zurück.
Der Architekt war Kirchenoberbaurat Hermann Behagel von der Kircheninspektion Heidelberg. Er hat 30 Kirchen in Nordbaden gebaut. Die Peterskirche war sein letztes Werk. Die Kirche ist trotz einer einfachen Durchbildung ein Monumentalbau. Sie ist eine neuromanische Kirche.
Die Architekturteile an der Außenseite sind in gelblich geflammtem Sandstein aus den Frankensteiner Brüchen in der Pfalz gefertigt. Im Giebel der Vorhalle befindet sich ein Relief, das Christus mit den Aposteln Paulus und Johannes zeigt. Die Kirche ist mit Sandsteinen gemauert. Die Sichtflächen wurden mit unregelmäßigem Batzengemäuer aus Porphyr und Granit verkleidet. Zum Turm gelangt man über eine Wendeltreppe in der Südwestecke. Die gesamte Turmhöhe bis zum Wetterhahn beträgt 48 m. Der Galerieumgang mit freiem Blick über Weinheim befindet sich in 32 m Höhe.
Das Hauptschiff, dessen Abmessung der Längenachse mit dem Altarraum 26 m bei 12,60 m Breite beträgt, wird von dem beiderseits mit drei Seiten des Achtecks abgeschlossenen, ebenfalls 12,60 m breiten Querschiff durchsetzt, wodurch sich in der Mitte eine quadratische Vierung von 15 m Scheitelhöhe bis zum Gewölbeschlussstein bildet. Der Grundriss bildet ein griechisches Kreuz. Das ist ein Kreuz mit gleich langen Armen, die sich in der Mitte im rechten Winkel kreuzen.
Der Haupteingang führt durch eine Vorhalle von 6,40 m Breite und 3,50 m Tiefe. Der Mittelgang leitet zum Altar über, in welchem Altar, Kanzel und Taufstein, in weißem Sandstein ausgeführt, untergebracht sind (Bildhauer: Josef Hoffmann, Heidelberg und Friedrich Hötzer, Sulzfeld). Sie sind aus weißem Sandstein aus den Sandsteinbrüchen von Eltmann am Main künstlerisch ausgeführt. Das Altarkreuz ist aus Eichenholz. Darüber ist ein Mantel aus Rosenholzfurnier gelegt. Die Maserung ist glatt geschnitten, das ganze Kreuz ist dunkel lasiert. Der Ambo und der neue Altartisch sind im Kern aus Holz aber wertvoll ausgekleidet. Schicht um Schicht wurden verschiedene Blau- und Grüntöne in Fließbandtechnik aufgetragen.
Die Emporenaufbauten, Treppenaufgänge und alle Gewölbe sind in Eisenbeton ausgeführt. Die Emporensäulen und die vorderen Sichtblenden der Emporen sind mit einem Vorsatzbeton überzogen worden, der bildhauerisch bearbeitet wurde. Weiterhin wurde hellgelber Keupersandstein aus den Brüchen von Dertingen und Kürnbach bei Bretten verwendet. Das Kircheninnere ist so gestaltet, dass es „auf die Stimmung der andächtigen Gemeinde sammelnd und vorbereitend einwirken soll“ (Behagel).
Die Architektur wird durch die Bemalung unterstrichen. Die Bemalung betont das plastische Bild und verstärkt den räumlichen Eindruck. Wände und Gewölbe sind in schlichter Tönung zueinander abgestimmt. Blau nimmt den größten Flächenanteil ein. Gelb und gold tauchen an den Stellen auf, die dem Licht ausgesetzt werden. Für die eintretenden Gläubigen ist die malerische Wirkung vom Haupteingang bis zum Altarraum derart gesteigert, dass mit der tieferen Tönung des Gestühls der Abschluss der Orgelempore ihren Höhepunkt erreicht. Der obere Fries ist eine Trennlinie: darüber ist das Himmlische, darunter das Irdische. Die Gewölbe sind die Gewölbe des Himmels. Das wird mit der blauen Farbe im Gewölbe über der Orgelempore deutlich belegt. Der Himmel über der Orgel betont die Macht und die Größe Gottes.
Davor ist der Triumphbogen über dem Altarraum mit 51 Feldern, die 22 Motive zeigen, darunter immer wieder das griechische Kreuz. Das Kleeblattkreuz ist Symbol für die Dreifaltigkeit. Das Rankenwerk an den Rippen ist voller Symbolik. Schlaufen, Knoten und Sterne zeigen an, dass man im Glauben fest verbunden ist, dass Jesus und seine Jünger Fischer, Menschenfischer, waren und dass seine frohe Botschaft in alle Welt getragen werden soll. Das griechische Kreuz erscheint immer wieder und die Rosetten im Zentrum der Gewölbe zeugen von der Liebe Gottes. Unten am blauen Sockel ist das Irdische. Die Kapitelle mit unterschiedlichen Darstellungen strahlen Harmonie aus. Die Friese rahmen die Emporen ein. Zwischen Altarraum und Konfirmandensaal sind versenkbare Glaswände. Der Konfirmandensaal hat 100 Sitzplätze.
Die Kirche hat fünf verschiedene Eingänge, teils mit Vorhalle. Sie sind im Aufbau nach verschiedenen Motiven architektonisch gestaltet. In den Tympanonfeldern sind Bibelzitate aufgeführt. Der sogenannte Stadteingang im Südwesten zeigt das Weinheimer Stadtwappen.
Die Orgel wurde 1967 von der Ludwigsburger Orgelbaufirma E.F.Walcker&Cie erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 62 klingende Register auf 4 Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen und Registertrakturen sind elektrisch. Die von Ernst Karl Rößler aufgestellte Disposition lautet:[1]
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Im 48 m hohen Turm befindet sich ein fünfstimmiges Geläute aus der Glockengießerei Bachert. Nachdem die zwei großen Glocken des dreistimmigen Geläutes aus dem Jahr 1911 im Ersten Weltkrieg für Kriegszwecke eingeschmolzen wurden, kamen 1922 erneut zwei Glocken zur verbliebenen Notglocke hinzu. Auch diese beiden Glocken wurden im Zweiten Weltkrieg wieder eingeschmolzen. Die Notglocke, die zwei Kriege überstanden hatte, schmolz man 1949 für die vier neuen Glocken, die im Januar 1950 das erste Mal erklangen, ein. Im Jahr 1966 wurde das Geläute um die kleinste Glocke, die Taufglocke, ergänzt. Nachdem Glocke 2 einen Riss bekommen hatte, wurde diese im Jahre 2004 erneut gegossen.
Disposition:
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