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Peterskirche (Leipzig)
Kirchengebäude in Leipzig Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Peterskirche ist eine evangelisch-lutherische Pfarrkirche im südlichen Zentrum von Leipzig auf dem heutigen Gaudigplatz. Aufgrund der nicht mehr vorhandenen festen Bestuhlung der Kirche bietet das Kirchenschiff einen flexiblen Veranstaltungsraum, der neben den Gottesdiensten auch für vielfältige Konzerte, Theateraufführungen, Ausstellungen und Tagungen genutzt wird. So finden u. a. Veranstaltungen des Leipziger Wave-Gotik-Treffens in der Kirche statt.

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Baugeschichte (1876–1886)
Aufgrund der stark gewachsenen Mitgliederzahl der Petersgemeinde entschloss sich der Kirchenvorstand 1876 unter Vorsitz des Pfarrers und Theologieprofessors Gustav Adolf Fricke, einen Kirchenneubau zu errichten. Eine geeignete Fläche erwarb die Kirchgemeinde durch den Tausch des Areals der alten Peterskirche gegen den damaligen Schletterplatz[1] südlich der Innenstadt. Nach Ausschreibung eines Architekturwettbewerbes im gesamten deutschsprachigen Raum im Jahr 1877 und Prüfung der eingegangenen 80 Entwürfe wurden die Architekten August Hartel und Constantin Lipsius für die Erstellung und Realisierung eines gemeinschaftlichen Entwurfs auf Grundlage ihrer zwei vorgeschlagenen Baupläne verpflichtet. Die Grundsteinlegung der neuen Peterskirche wurde am 17. September 1882 gefeiert, mit den Bauarbeiten hatte man jedoch bereits im März begonnen. Das neugotische Bauwerk besitzt mit 88,5 Metern bis heute den höchsten Kirchturm der Stadt und wurde am 27. Dezember 1885 geweiht.[2] Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch noch nicht alle Bauarbeiten abgeschlossen. So wurden die Ausmalung der Kirche und das Einsetzen der Glasgemäldefenster erst im Jahr 1886 vollendet.[3]
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Entwicklung (1886–2009)
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Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die ursprünglich vorhandene Gasbeleuchtung der Kirche durch mächtige elektrische Kronleuchter ersetzt, welche wiederum 1965 neuen Deckenleuchtern wichen. 1937 wurde vor dem Eingang das Kriegerdenkmal aufgestellt. In der Nacht vom 3. zum 4. Dezember 1943 erlitt die Kirche bei einem Luftangriff auf Leipzig erhebliche Schäden, die u. a. das Hauptdach, die Kapellen, die Fenster und auch teilweise den Innenraum betrafen. Die 1885 von Wilhelm Sauer gefertigte große Orgel war seither der Außenluft ausgesetzt. Die Taufkapelle brannte mitsamt der darin stehenden, kleinen Sauer-Orgel infolge eines Schwelbrandes, den eine Brandbombe verursachte, vollständig aus. Der Ruß konservierte allerdings einen Teil der Wandmalereien.[4] Der Dachstuhl und das Gewölbe wurden 1948/49 provisorisch gesichert. Das Gotteshaus hatte rund zehn Jahre kein Hauptdach, ehe es ab 1954 mit schwedischer Hilfe wieder errichtet wurde. Der Plan, die große Sauer-Orgel herzurichten, zerschlug sich aufgrund der politischen Situation und fehlenden Geldes 1957 endgültig. In den Folgejahren kam es zu weiteren Zerstörungen durch Diebstahl, Vandalismus und witterungsbedingte Steinzersetzung.
Die EKD stellte zwischen 1973 und 1975 die Summe von 155.000 D-Mark bereit, damit über ein Kirchenbauprogramm in der DDR dieselbe Summe in DDR-Mark für Sanierungs-Bauleistungen dieses Sakralbaus verfügbar war.[5]
1978 beschloss die Kirchgemeinde, das feste Gestühl aus dem Kirchenraum zu entfernen.[3]
Die Taufkapelle war bis in die 1980er Jahre infolge der Zerstörung aller Fenster im Krieg der Witterung ausgesetzt und wurde, als eine großzügige Instandsetzung der Kirche begonnen werden konnte, ab 1992 bevorzugt restauriert. 2005 konnte sie geweiht werden.[4]
Nach der politischen Wende wurde 1992 mit der Beräumung und schrittweisen Instandsetzung der Kirche begonnen. Seither wurden das Dach und weite Teile der Sandsteinfassade saniert. Das Geläut musste 2005 wegen der nachlassenden Belastbarkeit des Turms vorübergehend stillgelegt werden. Mehrere Faktoren machten eine grundlegende Instandsetzung erforderlich: Zum Einen führten schon bei der Errichtung der Kirche begangene Fehler zu Schäden. Die Verwendung eines zementhaltigen und daher für Sandstein ungeeigneten Mörtels beim Bau des Turms verursachte das Eindringen von Wasser in die Fugen. Dieses verursachte Salzausblühungen, ließ die Eisenbewehrungen rosten und den Sandstein sprengen. Eine fehlende Belüftung des Turminneren begünstigte die permanente Überfeuchtung der Bausubstanz. Zum Anderen waren im Zweiten Weltkrieg entstandene Schäden nur notdürftig behoben worden. Auch die Rauchgase aus den im Großraum Leipzig früher reichlich vorhandenen Kraftwerken und Feuerstätten, in denen schwefelhaltige Braunkohle verbrannt wurde, sowie Fahrzeugabgase und Taubenkot hatten der Bausubstanz zugesetzt. Darum wurde der Turm mitsamt der vier Fialen in den Jahren 2005 bis 2009 bis zur Höhe des Zifferblattes der Turmuhr abgetragen.[6] Auf dem Turmschaft, also den unteren Teil des Turmes, wurde ein achteckiger Stahlbeton-Ringanker als Basis für den Turmhelm aufgesetzt[7] und der Helm mit einer Kombination aus altem Material (außen) und neuen Sandsteinen (innen/tragende Teile) darauf wieder errichtet. Zusätzlich wurde das Innere der Spitze mit mehreren Ringankern und Stahlverstrebungen gesichert. In einem zweiten Bauabschnitt innerhalb dieser fünf Jahre wurde auch der Turmschaft saniert. Die grundhafte Sanierung aller äußeren Bereiche der Peterskirche endete im Juli 2014.
Bemerkenswert ist der in Sachsen einmalige restaurierte figürliche Bildzyklus der farbigen Glasmalereien der Kirche.
Der Leipziger Universitätschor nutzt die Kirche für Proben und Auftritte.[8]
- Chromolithographie von C. Schäffer, um 1898
- Das Eingangsportal bei Nacht (2007)
- Die neu aufgebaute Turmspitze (2010)
- Das südliche Seitenportal (2017)
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Architektur
Das Dehio-Handbuch Sachsen II von 1998 nennt die Peterskirche eine Hallenkirche. Das ist insofern begründet, als die Kämpfer der Mittelschiffsgewölbe und der Seitenschiffsjoche auf gleicher Höhe liegen. Allerdings sind die Seitenschiffsjoche untereinander durch Bögen verbunden, die knapp unterhalb der Kämpferhöhe der Gewölbe enden. Diese Spezialform der Hallenkirche mit leichter Annäherung an den Abseitensaal findet sich in der mittelalterlichen Architektur hier und da in Frankreich. Da das Mittelschiff deutlich höher ragt als die Seitenschiffe, ist die Peterskirche eine Staffelhalle. Zudem sind die Seitenschiffe mit gemauerten Emporen ausgefüllt, ist die Kirche also eine Emporenhalle.
Von außen betrachtet, liegen die Seitenschiffe unter Reihen von abgewalmten Zwerchdächern.
Orgeln
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Große Sauer-Orgel
Die Peterskirche verfügte über eine große Orgel der Orgelbaufirma Wilhelm Sauer (Frankfurt/Oder). Dieses Instrument war 1885 erbaut worden und hatte 60 Register.[9] Es hatte mechanische Spieltrakturen, die pneumatisch unterstützt wurden. Die pneumatische Registertraktur ermöglichte einige, für ihre Zeit neuartige Spielhilfen: Ein „Combinationspedaltritt“ erlaubte, zu einer bestehenden Registrierung weitere, ausgewählte Register hinzuzufügen oder auch wieder abzustoßen. Zwei Walzen/Rollschweller, eine für die ganze Orgel und eine weitere fürs Pedal, gestatteten große Lautstärkeunterschiede. Die von Fachleuten gelobte Qualität dieser Orgel ermöglichte es Sauer, den Auftrag für die kurz danach errichtete große Orgel der Thomaskirche zu erhalten.[8]
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- Koppeln: Manualkoppeln, Pedalkoppeln, Generalkoopeln
Das Instrument war seit dem Bombenangriff in der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember 1943, der das Kirchendach zerstörte, stark der Witterung ausgesetzt, und verfiel. 1958 wurden die Pfeifen teilweise eingeschmolzen, teilweise in anderen Instrumenten wiederverwendet. Erhalten ist nur noch der Prospekt. Seit 1995 gibt es Pläne für den Neubau eines großen Orgelwerks nach dem Vorbild Aristide Cavaillé-Colls hinter dem restaurierungsbedürftigen Sauer-Prospekt. Die Ausführung dieses schätzungsweise 3,4 Millionen Euro teuren Projekts wird erst nach einer abgeschlossener Restaurierung des Innenraums der Kirche möglich sein. Die Gewölbe über der Orgel sind bereits instandgesetzt.[10]

Kleine Sauer-Orgel
Sauer baute auch eine kleine Orgel für die Taufkapelle. Das Instrument mit einer Eichenholzfront hatte 6 Register auf 2 Manualen und Pedal und wurde infolge des Brandes in der Kapelle im Zweiten Weltkrieg zerstört.[4][11]
Jahn-/Eule-Orgel
Derzeit wird eine kleine, um das Jahr 1900 von Johannes Jahn (Dresden) für die Universitätskirche erbaute und von Eule erweiterte Orgel als Begleitinstrument benutzt.[12] Die Jahn-/Eule-Orgel konnte durch die Initiative von Winfried Schrammek vor der Vernichtung bewahrt werden, indem sie in den letzten zwei Tagen vor der Sprengung dieser Kirche im Jahr 1968 eiligst abgebaut, unter diesem Termindruck allerdings unsachgemäß demontiert wurde. Von 1973 bis 1994 stand sie im Gemeindesaal der Peterskirche, der später abgerissen wurde. Nach einer umfangreichen Restaurierung durch den Orgelbauer Gerd-Christian Bochmann, Kohren-Sahlis wurde sie am 19. November 1995 feierlich in der Peterskirche aufgestellt.[8] Seit 1995 ist sie eine Dauerleihgabe der Universität Leipzig an die Petersgemeinde.[13]
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- Koppeln: Manual-Coppel, Pedal-Coppel
Bochmann-Truhenpositiv
Außerdem befindet sich in der Taufkapelle seit 2004 ein von Gerd-Christian Bochmann erbautes Truhenpositiv mit 4 Registern.[14]
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Glocken
In dem 88 Meter hohen Turm hängen vier bronzene Glocken aus dem 19. Jahrhundert. Aufgrund des guten Klangs des Geläuts blieben sie vom Einschmelzen in den Weltkriegen ausgenommen. Sie haben ein Gewicht von 1568, 1304, 781 und 339 Kilogramm, stammen aus der Glockengießerei von G. A. Jauck in Leipzig und sind auf den A-Dur-Akkord gestimmt.[15]
Geistliche
Geistliche (1. Stelle) der Vorgängerkirche, 1711–1876
- 1711 – Adam Bernd
- 1729 – Christian d. J. Weiß
- 1732 – Romanus Teller
- 1737 – Carl Gottlob Hofmann
- 1740 – Johann Paul Ram
- 1740 – Romanus Teller
- 1747–1773 Johann Friedrich Bahrdt
- 1803 – Johann Heinrich Meißner
- 1813 – Friedrich August Wolf
- 1842 – Wilhelm Naumann
- 1865 – Gustav Adolf Fricke[16]
Geistliche (1. Stelle) seit 1876

„Die protestantische Theologie ist nicht trotz sondern wegen ihrer Gebundenheit an Schrift und Bekenntniß, zur vollen Freiheit wissenschaftlicher Untersuchung befähigt und verpflichtet.“
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Historische Ansichten
- Peterskirche Leipzig, projektierte Fassung von 1879
- Peterskirche Leipzig, Holzschnitt von P. Meurer, 1882
- Peterskirche Leipzig, Holzschnitt von Bruno Straßberger, 1885
- Peterskirche Leipzig, Chorpartie, Zinkographie, 1889
- Peterskirche Leipzig, Kabinettfoto, Römmler & Jonas, 1896
- Peterskirche Leipzig, Chromolithographie von C. Schäffer, um 1898
- Peterskirche Leipzig, Lithographie der Peterskirche Leipzig, Bruno Bürger & Ottilie, Leipzig, 1898
- Peterskirche Leipzig, Fotografie, Zedler und Vogel, Kunstanstalt Darmstadt, 1898
- Peterskirche Leipzig, Künstlerpostkarte von Michael Zeno Diemer, um 1905
- Peterskirche Leipzig, Ansichtskarte, um 1910
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Siehe auch
Literatur
- Bruno Hartung: Die alte und die neue Peterskirche in Leipzig. Eine Denkschrift. Verlag von Heinrich Matthes (Herm. Voigt), Leipzig. Druck von Bär & Hermann in Leipzig 1885. (online)
- Vereinigung Leipziger Architekten und Ingenieure: Die Peterskirche. In: Leipzig und seine Bauten. Zur X. Wanderversammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine in Leipzig vom 28. bis 31. August 1892. J.M. Gebhardt’s Verlag (Leopold Gebhardt), Leipzig 1892. (online)
- Cornelius Gurlitt: Peterskirche. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen. 17. Heft: Stadt Leipzig (I. Theil). C. C. Meinhold, Dresden 1895, S. 149.
- Ernst Bruno Hartung (Verf.), Geistliche und Kirchenvorstand der Peterskirche Leipzig (Hrsg.): Zum 25jährigen Bestehen der Peterskirchgemeinde in Leipzig am 1. Osterfeiertag 1901. Druck von Bär & Hermann, Leipzig 1901.
- Paul Johannes Eckardt: 25 Jahre Christl. Verein junger Männer (ev. Jünglingsverein)der Petersgemeinde zu Leipzig 1890–1915 zugleich ein Stück Geschichte der Petersgemeinde selber ihrem Kirchenvorstand in Dankbarkeit zugeeignet. 1915.
- Johannes Ernst Rietschel: Die Peterskirche zu Leipzig. 8 Tiefdruckbilder nach Aufnahmen von Ernst Hugo Schulze, mit einem Geleitwort von Pfarrer Lic. Rietschel. Leipzig, um 1927.
- Lic. Georg Walther: Die Peterskirche in Leipzig. In: Die schöne deutsche Kirche. Verlag Kunst und Kirche, Berlin W 62, 1939.
- Verein zur Förderung von Aufbau und Erhalt des Peterskirchgebäudes e. V.: Peterskirche Leipzig. Informationsmappe „Rettung der Peterskirche“. Eigenverlag, 2002.
- Hartmut Mai (Verf.), Kirchenvorstand der Peterskirche Leipzig (Hrsg.): Die Peterskirche in Leipzig. Sax-Verlag, Beucha, 1996/2. Auflage 2007. ISBN 978-3-930076-33-8
- Kirchenvorstand der Evangelisch-Lutherischen Kirchgemeinde St. Petri, Leipzig (Hrsg.): Geschichte in Geschichten. 125 Jahre Neue Peterskirche Leipzig. Eigenverlag, 2010.
- Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen: 125 Jahre Peterskirche Leipzig Arbeitsheft 15 des Landesamtes für Denkmalpflege Sachsen. Sandstein Verlag, Dresden 2010, ISBN 978-3-942422-19-2
- Uwe Schumacher: Dombaumeister August Hartel. Sax-Verlag, Beucha 2011, ISBN 978-3-86729-085-2.
- Jens Trombke: St. Petri Leipzig. Zur Geschichte der Leipziger Peterskirche und ihrer Gemeinde. Sax-Verlag, Beucha 2012, ISBN 978-3-86729-109-5.
- Jens Trombke: »Daß der ›Schwarze Peter‹ eine Ruine ist …«. Von der Dramatik der Rettung der Leipziger Peterskirche seit ihrer Bombardierung im Zweiten Weltkrieg 1943. In: Leipziger Stadtgeschichte. Jahrbuch 2013. Sax-Verlag, Beucha 2014, ISBN 978-3-86729-129-3.
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Einzelnachweise
Weblinks
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