Loading AI tools
französisch-tunesischer Soziologe und Historiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Paul Sebag (arabisch بول صباغ; geb. 26. September 1919 in Tunis; gest. 5. September 2004 in Paris) war ein tunesisch-französischer Soziologe, Historiker und Journalist.
Paul Sebag wurde 1919 in Tunis als vierter und jüngster Sohn eines tunesisch-jüdischen Rechtsanwalts geboren. Seine Mutter entstammte der sefardischen Gemeinde, die sich nach der Vertreibung der Juden aus Spanien 1492 in Livorno niedergelassen hatte und seit dem frühen 17. Jahrhundert in Tunis Handelsbeziehungen aufgebaut hatte.[1]
Nachdem er gegen Ende der 1930er Jahre in Paris ein Studium der Rechtswissenschaft und der Philosophie begonnen hatte, das durch den Zweiten Weltkrieg und die judenfeindlichen Gesetze des Vichy-Regimes unterbrochen wurde, kehrte Sebag nach Tunesien zurück und beteiligte sich an Untergrundaktionen der Kommunisten (PCT) gegen Anhänger des Vichy-Regimes. Er wurde verhaftet und gefoltert und von einem Gerichtshof in Bizerte zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt, verbrachte jedoch nur zehn Monate im Gefängnis. Unmittelbar nach der Landung der Alliierten in Nordafrika, am 8. November 1942, nahm er seine illegale Aktivität beim PCT wieder auf.
Nach der Kapitulation der Achsenmächte im Tunesienfeldzug 1943 und der folgenden Befreiung wurde Sebag Journalist und Redakteur der Parteizeitung. Er beendete anschließend seine Studien und unterrichtete von 1947 bis 1957 Literatur an der französischen Auslandsschule Lycée Carnot in Tunis. Gleichzeitig veröffentlichte er mehrere Studien über Stadtsoziologie, worauf er einen Lehrauftrag an der Universität Tunis erhielt. Als seine Lehrberechtigung von den tunesischen Behörden 1977 nicht verlängert wurde, wechselte er an die Universität Rouen, wo er zwei Jahre lang tätig war, bevor er in den Ruhestand ging. Nun publizierte er historische Arbeiten, vor allem zur Geschichte von Tunis sowie zur Geschichte der Juden in Tunesien.
Mit seiner Frau Diana, die er Ende 1943 heiratete, hatte er zwei Töchter.
1994 wurde er mit dem tunesischen Kulturverdienstorden (Ordre du Mérite culturel) ausgezeichnet.
2008 erschien eine Sammlung von postumen Hommagen an Sebag unter dem Titel Von Tunis nach Paris.[2]
In einem unveröffentlichten Brief an seinen Freund Claude Roy definiert sich Paul Sebag als „Jude... nicht praktizierend, nicht gläubig... Franzose durch das Standesamt.. durch die Kultur... durch die Gefühle... Marxist... Kommunist... Anti-Imperialist... tunesischer Patriot... in seiner Heimaterde verwurzelt...“.[3]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.