Partherkriege
militärische Konflikte zwischen dem Römischen Reich und dem Partherreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Partherkriege werden die militärischen Konflikte zwischen dem Römischen Reich und dem Partherreich zwischen dem späten 1. Jahrhundert v. Chr. und dem frühen 3. Jahrhundert n. Chr. bezeichnet. Nach dem Sturz der Parther 224 bzw. 226 n. Chr. setzten sich die militärischen Auseinandersetzungen zwischen Rom bzw. Ostrom und dem Sassanidenreich noch bis ins 7. Jahrhundert fort (siehe Römisch-Persische Kriege).

Ausgangslage und Konflikte im 1. Jahrhundert v. Chr.
Zusammenfassung
Kontext
Seit der Errichtung der Provinz Syria 64/63 v. Chr. teilten sich Rom und das Partherreich eine direkte Grenze. Die Beziehungen zwischen beiden Reichen waren von Beginn an spannungsreich, zumal sie im armenisch-mesopotamischen Grenzraum jeweils eigene Interessen verfolgten. Vor allem das Königreich Armenien, das in der Antike wesentlich größer war als der heutige Staat und bis 12 n. Chr. von den Artaxiden regiert wurde, sollte zwischen Rom und dem Partherreich sowie später noch zwischen Rom und den Sassaniden ein ständiger Zankapfel bleiben.[1] Hinzu kamen handelspolitische Interessen, da der syrisch-mesopotamische Raum einen Endpunkt des antiken Indienhandels über Land darstellte, der hochwertige und kostbare Waren umfasste, wobei unter anderem Palmyra eine wichtige Rolle spielte.[2]
Dennoch wurden, beginnend bereits 92 v. Chr., verschiedene Verträge geschlossen, um das zwischenstaatliche Verhältnis so gut wie möglich zu regeln.[3] Dies erwies sich allerdings als wenig tragfähig, zumal die späte Römische Republik sich in Auflösung befand und der im Osten herrschende Triumvir Marcus Licinius Crassus sich militärisch beweisen wollte und eine aggressive Expansionspolitik gegenüber dem Partherreich verfolgte. Diese „imperialistische“ Bestrebung war eingebettet in die skrupellose Machtpolitik der späten Republik, die hier auswärtig vor allem auf den Osten zielte und Parthien nicht als gleichberechtigte Macht ansah.[4]
So unternahm Crassus im Jahr 54 v. Chr., ohne jegliche Provokation, einen großen Feldzug gegen die Parther mit sieben Legionen und weitere Hilfstruppen, alles in allem über 40.000 Mann.[5] Es ist hierbei allerdings nicht ganz klar, ob Crassus eher im Alleingang handelte oder ob der Krieg nicht vielmehr eingebettet war in eine strategische Überlegung des Triumvirats, speziell hinsichtlich Armenien.[6] Jedenfalls scheint Crassus das syrische Kommando begehrt zu haben, um Prestige zu sammeln, wobei der Krieg mit Parthien zwar nicht ohne politische Rückendeckung erfolgte, aber wohl nicht nur auf allgemeine Zustimmung stieß.[7] Die ersten Vorstöße im Jahr 54 v. Chr. verliefen erfolgreich, zumal der Partherkönig Orodes II. mit innenpolitischen Konflikten zu kämpfen hatte. Die Römer konnten einige Städte erobern, bevor sich Crassus ins Winterquartier nach Syrien zurückzog. Hier erreichte ihn auch eine parthische Gesandtschaft, die sich nach dem Kriegsgrund erkundigte, die Crassus aber nur verspottet zurückschickte.[8] Crassus hatte die Parther aber unterschätzt und beging auch militärische Fehler, so als er den Ratschlag des armenischen Königs hinsichtlich der Feldzugsroute ignorierte.[9] Der Feldzug begann im Frühling 54 v. Chr., als Crassus mit seinen knapp über 40.000 Mann den Euphrat bei Zeugma überquerte, wobei die sich ihm gegenüberstehenden parthischen Verbände vor allem aus Reiterei zusammensetzten und etwa 10.000 Mann umfassten.[10] Auf dem weiteren Weg erreichte das Heer Carrhae (griechisch Karrhai). Nun wurde die parthische Streitmacht gesichtet, die Crassus unverzüglich stellen wollte, obwohl ihm einige seine Offiziere davon abrieten, zumal die klimatischen Bedingungen ungünstig und die Soldaten erschöpft waren. So kam es im Mai/Juni 53 v. Chr.[11] zur katastrophalen römischen Niederlage in der Schlacht bei Carrhae, in der drei Viertel des römischen Heeres getötet wurde oder in Gefangenschaft geriet.[12] Crassus selbst soll nach Verhandlungen mit dem parthischen Feldherrn Surenas getötet worden sein.[13] Der parthische Triumph war vollkommen. Der abgeschlagene Kopf des Crassus wurde dem Partherkönig Orodes Plutarch zufolge im Rahmen einer Feier während der Aufführung von Euripides’ Die Bakchen präsentiert, wobei die Verse aufgesagt wurden: „Wir bringen vom Berge / Ein frischgeschlachtetes Rind ins Haus, / Herrliche Jagdbeute!“[14] 51/50 v. Chr. folgten weitere Kampfhandlungen, bevor der Konflikt vorerst abebbte.[15] Hauptgrund dafür waren die innerrömischen Machtkämpfe dieser Zeit.[16]
Kurz vor seiner Ermordung 44 v. Chr. hatte Gaius Iulius Caesar einen Partherfeldzug geplant, zu dem es aber nicht mehr kam.[17] Die „Schmach von Carrhae“ wollte auch Marcus Antonius, der dem zweiten Triumvirat mit Caesars Neffen Octavian (Augustus) angehörte, tilgen, als er im Jahr 36 v. Chr. einen großen Partherfeldzug unternahm.[18] Das Ziel war darüber hinaus die Schaffung von Rom abhängiger Klientelreiche in Armenien und dem westlichen Partherreich, wodurch sich Marcus Antonius nicht zuletzt eine Absicherung seines östlichen Herrschaftsraums erhoffte,[19] zumal einige der im römischen Bürgerkrieg unterlegenen Republikaner (wie Quintus Labienus) Zuflucht bei den Parthern gefunden und sie zu Angriffen auf Syrien ermuntert hatten. Der Feldzug begann im Sommer 36 v. Chr., wobei das römische Heer, verstärkt durch Hilfstruppen, angeblich rund 100.000 Mann umfasst haben soll. Statt nach Mesopotamien vorzustoßen, richtete Marcus Antonius die Hauptstoßrichtung nach Atropatene und scheint damit den Partherkönig Phraates IV. überrascht zu haben. Allerdings sahen sich die Römer bald schon gezwungen, die Stadt Phraaspa zu belagern. Das dafür benötigte schwere Gerät konnten die Parther, die sich inzwischen gesammelt hatten, abfangen, so dass Marcus Antonius den Feldzug abbrechen musste, wobei sich seine armenischen Verbündeten bereits zurückgezogen hatten. Auf dem Rückzug erlitten die Römer zudem recht hohe Verluste.[20]
Bald darauf brachen die Machtkämpfe im zweiten Triumvirat aus, aus denen Augustus im Jahr 31 v. Chr. siegreich als Alleinherrscher Roms hervorging und so das Prinzipat errichtete, das römische Kaisertum. Die von den Parthern bei Carrhae 53 v. Chr. erbeuteten römischen Legionsadler sollten 20 v. Chr. wieder in römischen Besitz übergehen, als Augustus einen Vertrag mit dem Partherkönig Phraates IV. unterzeichnete und dafür die Euphratgrenze zwischen beiden Reichen anerkannte.[21]
Das 1. Jahrhundert n. Chr.
Zusammenfassung
Kontext
In der Folgezeit blieb Armenien zwischen beiden Reichen umstritten, so dass die latenten Spannungen auch in der Zeit des Augustus und seines Nachfolgers Tiberius nie ganz abnahmen.[22] Dies war auch der Kriegsgrund für die Kämpfe in den Jahren 58 bis 63 n. Chr., als es dem Partherkönig Vologaeses I. gelang, mit Trdat I. ein Familienmitglied der Arsakiden als Klientelkönig von Armenien einzusetzen. Kaiser Nero entsandte im Jahr 57 (alle folgenden Jahresangaben sind n. Chr.) Gnaeus Domitius Corbulo in den Osten.[23] Dieser konnte Armenien durch einen Feldzug 58/59 vorerst unter römische Kontrolle bringen und setzte dort im Jahr 60[24] mit Tigranes VI. einen römischen Klientelkönig ein, wobei es den Römern half, dass Vologaeses I., wie andere Partherkönige zuvor und danach, innenpolitisch bis ins Jahr 58 durch eine Revolte gebunden war. Nun jedoch konzentrierte Vologaeses seine Kräfte auf Armenien. Im Jahr 62 zwang er ein römisches Heer unter Lucius Iunius Caesennius Paetus bei Rhandeia zur Kapitulation.[25]
Im folgenden Jahr (63) kam es ebenfalls in Rhandeia zu einer vertraglichen Regelung, demnach konnte Trdat König von Armenien werden, musste sich jedoch von Kaiser Nero in dieser Position bestätigen lassen, was im Jahr 66 auch geschah.[26] Somit unterstand Armenien von nun an formal römischer Oberherrschaft, faktisch aber sah sich Rom gezwungen, einen Arsakiden dort zu akzeptieren, was keine dauerhafte Lösung des Konflikts bedeutete.[27] So etablierte sich eine arsakidische Nebenlinie in Armenien. Die weiterhin bestehende latente Spannung zwischen den beiden Großmächten im vorderasiatischen Raum war auch der Grund, weshalb Kaiser Vespasian wenige Jahre später die römische Militärpräsenz im parthischen Grenzraum verstärkte: Die legio XVI Flavia Firma wurde in Samosata stationiert, während die legio XII Fulminata in Melitene Garnison bezog. Im Jahr 72 annektierte Rom zudem das Klientelkönigreich Kommagene.[28] Trotz dieser sichtbaren Verschlechterung im römisch-parthischen Verhältnis,[29] kam es im weiteren Verlauf des 1. Jahrhunderts n. Chr. zu keinen direkten militärischen Auseinandersetzungen mehr, was sich im folgenden Jahrhundert aber grundlegend ändern sollte.
Das 2. Jahrhundert: Von Trajans Partherkrieg zu Septimius Severus
Zusammenfassung
Kontext
Trajan und Alexandertraum

Das 2. Jahrhundert bildete den Höhepunkt der römisch-parthischen Auseinandersetzungen. Ausgangspunkt war wieder einmal Armenien, wo der Partherkönig Osroes I. um 112 (die genaue Chronologie ist unsicher) den dort herrschenden König Axidares stürzte, einen neuen Herrscher namens Parthamasiris einsetzte und damit den römischen Kaiser Trajan erzürnte, da somit die seit 63 bestehende römisch-parthische Vereinbarung bezüglich Armenien gebrochen war.[30] In der Forschung wurde auch vermutet, dass Trajan unabhängig von dem Vertragsbruch einen Krieg mit den Parthern angestrebt habe,[31] zumal sich der Kaiser hervorragend zu inszenieren und heroisieren verstand, wozu militärische Erfolge maßgeblich beitrugen.[32] Sicher ist, dass Osroes keinen Krieg mit Rom wünschte und 113 Gesandte zu Trajan, der sich damals in Athen aufhielt, schickte und um die Bestätigung des Parthamasiris mit Geschenken ersuchte. Trajan lehnte jedoch die Geschenke ab und teilte nur mit, er werde in Syrien entscheiden, was zu tun sei.[33] Trajan suchte offensichtlich eine militärische, keine diplomatische Lösung, da es 114 zu einem öffentlichen Affront kam, als der Kaiser in Elegeia die erneute Bitte des Parthamasiris um seine Bestätigung als König von Armenien, diesmal von ihm persönlich vor Trajan vorgetragen, brüsk abwies; Armenien gehöre Rom allein.[34] Spätestens nun war klar, dass Trajan den Krieg (der, wie das Treffen zeigt, durchaus vermeidbar gewesen wäre) gezielt herbeiführen wollte.
Hinsichtlich des folgenden Feldzug Trajans, wofür über 80.000 Mann mobilisiert wurden und der im Frühling 114 begann, fließen die Quellen nur äußerst spärlich, weshalb kaum Details bekannt sind.[35] Nach dem erfolglosen Treffen mit Parthamasiris (der kurz darauf von den Römern getötet wurde) zog Trajan nach Armenien, in das die Römer mit drei Heeresteilen einfielen, während Osroes I. innenpolitisch gebunden war. Die Römer stießen auf keinen nennenswerten Widerstand. Im folgenden Jahr (115) stießen die Römer in drei Heeressäulen nach Mesopotamien vor und waren auch hier erfolgreich.[36] Trajan sicherte seine Nachschubwege und eroberte unter anderem Nisibis, Ende des Jahres befand sich der nordmesopotamische Raum in römischer Hand und wurde annektiert.[37] Davon waren auch einige der regionalen Kleinreiche betroffen, die teils noch versucht hatten, auf römische Seite zu wechseln. Es ist unklar, wie stark der parthische Widerstand war, doch scheinen die Römer ihn letztlich gebrochen zu haben, wobei Trajan anscheinend mehrmals selbst in Kämpfe direkt verwickelt war.[38]
Der Kaiser überwinterte 115/16 in Antiochia am Orontes, eine der größten Städte des Reiches und Ausgangspunkt zahlreicher römischer Militäroperationen im Orient, wo er ein schweres Erdbeben nur knapp überlebte. Anfang 116 eröffnete er eine neue Offensive im Tigrisraum.[39] Diese war ebenfalls erfolgreich, wobei sich mehrere Städte ohne Kampf ergaben. Nun stand der Weg nach Seleukeia, der parthischen Hauptresidenz, offen. Osroes floh aus der Stadt und Trajan konnte kampflos einziehen. Im Anschluss daran nahm der Kaiser den Siegesbeinamen Parthicus (Parthersieger) an und es wurden Münzen geprägt, die die Niederwerfung des Partherreiches feierten (Parthia capta). Im Anschluss daran reiste er bis zur Mündung des Persischen Golf, wo Schiffe im Rahmen des Indienhandels weiter nach Osten segelten. In manchen Quellen wird unterstellt, Trajan habe mit dem Gedanken gespielt, noch weitere Teile des Partherreiches zu erobern. Wahrscheinlich schwebte ihm Alexander der Große, der Eroberer des Achämenidenreichs, ohnehin als Vorbild vor, zumal nicht wenige römische Generale bestrebt waren, den Taten Alexanders nachzueifern (Alexander-Imitatio). Der Kaiser besuchte denn auch das Totenzimmer Alexanders in Babylon.[40]
Trajan stand auf dem Höhepunkt seiner Macht und Rom hatte seine größte Ausdehnung erreicht; es handelte sich aber um eine brüchige Fassade. Auf dem Rückweg vom Golf erfuhr der Kaiser nicht nur, dass die Parther weiterhin militärisch aktiv waren, sondern dass es in Mesopotamien zu einem parthischen und im Osten des Reiches zu einem Aufstand der Juden gekommen war, womit keiner gerechnet hatte. Trajan musste eiligst Truppen sammeln, Südmesopotamien wurde geräumt, an eine neue römische Provinz war hier nicht mehr zu denken. Trajan setzte zwar im Herbst 116 mit Parthamaspates einen parthischen Marionettenkönig in Seleukeia ein, doch war der Feldzug zu diesem Zeitpunkt faktisch gescheitert, zumal er das strategisch wichtige Hatra nicht mehr erobern konnte.[41] Der Traum eines Imperiums bis nach Babylon war wie eine Sandburg zusammengebrochen. Nach Trajans Tod im August 117 bemühte sich denn auch sein Nachfolger Hadrian, mit den Parthern zu einer vertraglichen Einigung zu kommen, was auch gelang, wobei die Grenze wieder auf den Vorkriegsstand zurückverlegt wurde und Armenien nicht dem Imperium einverleibt wurde.[42]
Mark Aurel: Der Partherkrieg des Lucius Verus und seine Historiker

161 begannen diesmal die Parther unter Vologaeses IV. den Krieg und fielen in Armenien ein.[43] Der drohende Krieg mit Parthien hatte sich bereits zuvor angekündigt, so dass 160/61 Kaiser Antoninus Pius Truppen nach Syrien verlegt hatte.[44] Die Situation schien für Vologaeses günstig zu sein, da Antoninus Pius 161 verstorben war und seine Nachfolge (in einem ungewöhnlichen Doppelkaisertum) Mark Aurel und Lucius Verus angetreten hatten. Der Krieg begann katastrophal für Rom, als noch 161 bei Elegeia am Euphrat ein römisches Heer unter Marcus Sedatius Severianus geschlagen wurde und die Parther auch in Syrien einfielen, was die gesamte römische Orientgrenze zu destabilisieren drohte.[45] Unsicher ist, ob die Parther in Armenien auch einen neuen, ihnen genehmen König einsetzten, wie oft angenommen; in der neueren Forschung wird eher vermutet, dass der in Quellen erwähnte armenische König Pakoros bereits zuvor dort herrschte.[46]
Lucius Verus reiste daraufhin 162 in den Osten, um den (eher formalen) Oberbefehl im Partherkrieg zu übernehmen; Ende 162 traf er in Antiochia ein. Militärisch war der junge Kaiser unerfahren, doch stand ihm mit Avidius Cassius ein erfahrener Feldherr zur Seite. Im Heer wurde die Ordnung wiederhergestellt und die Gegenoffensive vorbereitet. Die Parther konnten ihre Anfangserfolge nicht wiederholen, bereits 163 ging Armenien an die Römer verloren, als im Frühjahr Marcus Statius Priscus Licinius Italicus dort von Kappadokien aus einfiel und Artaxata eroberte; daraufhin nahmen beide Kaiser den Siegernamen Armeniacus an. Einige Kleinreiche in der Grenzregion wechselten die Seite und liefen zu Rom über.[47] In Armenien setzte Lucius Verus mit einem gewissen Sohaemus einen neuen König ein.[48] 164 marschierten die Römer von Armenien und Syrien aus gegen die Parther, im selben Jahr errang Avidius Cassius bei Dura-Europos einen Sieg.[49] Nach dem Fall von Nisibis stand der Weg nach Seleukeia für die Römer offen, die Stadt wurde 165 erobert und geplündert.[50] Beide Kaiser nannten sich fortan auch Parthicus. Der römische Triumph wurde zwar durch eine ausgebrochene Seuche geschmälert, die sogenannte Antoninische Pest, die viele Opfer forderte, doch der römische Feldzug, im Grunde eher eine Strafexpedition und nicht auf Eroberung ausgerichtet, war damit erfolgreich beendet.[51] Rom hatte seinen Einfluss in Armenien behaupten können und es kam (wohl im Jahr 166) zu einem Friedensvertrag, wovon beide Seiten profitierten, da die Römer ihre Nordgrenze sichern mussten und das Partherreich durch die Niederlage angeschlagen war.[52]
Im Zusammenhang mit dem Partherkrieg des Lucius Verus scheinen eine Reihe von Geschichtswerken entstanden zu sein, die den Triumph des jungen Kaisers lobpreisten, dabei allerdings stilistisch eher Thukydides kopierten. Davon berichtet zumindest Lukian von Samosata in seinem Werk Wie man Geschichte schreiben soll und erwähnt dabei Crepereius Calpurnianus. Ob es diese Historiker gab und sie tatsächlich eher geistlose Plagiate schrieben, ist unsicher; aber es weist doch auf den Eindruck hin, den der römische Triumph im Osten in intellektuellen Kreisen hinterlassen hat.[53] Es ist ohnehin bekannt, dass antike Geschichtswerke, die sich speziell mit dem Partherreich bzw. den militärischen Konflikten beschäftigten und Titel wie Parthika trugen, entstanden sind, wenngleich sie (wenn überhaupt) nur sehr fragmentarisch überliefert sind.
Septimius Severus und die expeditio parthica

Septimius Severus, der sich in den Thronkämpfen im Imperium Romanum während des zweiten Vierkaiserjahrs durchsetzen konnte, unternahm 195 sowie 197/198 zwei Feldzüge gegen die Parther. 195 diente die Unterstützung des im Vierkaiserjahr unterlegenen Pescennius Niger durch parthische Vasallen als Vorwand für die erfolgreich verlaufende expeditio Parthica. Der Krieg richtete sich gegen einige mit den Parthern verbündete Kleinkönige, darunter Abgar VIII. von Edessa, wobei nun die Adiabene und Osrhoene endgültig unter römische Kontrolle gerieten.[54] Abgar musste Geiseln stellen, währenddessen war der regierende Partherkönig Vologaeses V. wieder einmal durch Rebellionen gebunden und konnte nicht aktiv eingreifen.
Im Jahr 197 brach Septimius Severus, nachdem Vologaeses wieder im Grenzraum aktiv war und damit römische Interessen tangierte,[55] für eine zweite expeditio in den Osten auf. Er hatte speziell dafür programmatisch drei neue Legionen ausgehoben (Parthica I, II und III).[56] Die erhaltenen Quellen berichten kaum über den Feldzug, der sich diesmal gegen das eigentliche Partherreich richtete, das offenbar weiterhin durch innere Wirren geschwächt war. Im Spätsommer stießen die Römer vom Euphrat aus nach Süden vor, ohne auf organisierten Widerstand zu stoßen. Ende 197/Anfang 198 wurde Seleukeia gestürmt und geplündert. Vologaeses V., durch die inneren Unruhen geschwächt, hatte sich zuvor in das iranische Hochland zurückgezogen, um dort das Adelsaufgebot zu versammeln. Bevor es zu einem Gegenangriff kommen konnte, hatten sich die Römer aber bereits wieder flussaufwärts zurückgezogen. Nach Cassius Dio sollen dabei 100.000 Gefangene mitgeführt worden sein.[57] Diese Erfolge im Osten wurden später auf dem Septimius-Severus-Bogen verewigt. Im Januar 198 nahm Septimius Severus den Beinamen Parthicus maximus an, der auch auf Münzen geprägt wurde;[58] diesen Titel hatte vor ihm auch Trajan getragen, als dessen Nachfolger Septimius sich nun darstellte. Der Kaiser hatte seine militärischen Fähigkeiten durch die Strafexpedition unter Beweis gestellt und den parthischen Einfluss geschwächt, womit sich Septimius Severus begnügte. Eine Belagerung Hatras, woran schon Trajan gescheitert war, blieb allerdings sowohl 198 als auch ein Jahr später erfolglos.[59] An eine Eroberung des Partherreiches an sich war nicht zu denken, immerhin wurde aber die Provinz Mesopotamia eingerichtet.
Das 3. Jahrhundert: Caracalla und das Ende der Parther
Zusammenfassung
Kontext
Caracalla, Sohn und Nachfolger des Septimius Severus, begann in den 210er Jahren erneut damit, offensiv gegenüber dem Partherreich aufzutreten. Um 210 konkurrierten zwei Herrscher in Parthien um den Thron, Artabanos IV. und Vologaeses VI. So schien die Situation günstig zu sein, als Caracalla den Klientelkönig von Osrhoene, Abgar IX., im Jahr 213 nach Rom bestellte und festsetzen ließ: ebenso mischte sich Caracalla in Armenien ein.[60] Gleichzeitig war Caracalla förmlich besessen von der Idee, den Taten Alexanders nachzueifern. Seine Alexander-Imitatio zielte denn auch auf den Osten und Parthien ab.[61] Er reiste 215 in den Osten und unternahm im Jahr 216 einen kurzen Feldzug gegen Vologaeses, der in Seleukeia residierte, brach diesen aber bald schon wieder ab, nachdem sich Vologaeses nachgiebig zeigte.[62] Angeblich forderte Caracalla anschließend Artabanos IV. dazu auf (vermutlich hatte sich Artabanos inzwischen weitgehend gegen Vologaeses durchgesetzt, der aber weiterhin in Seleukeia residierte), ihm eine seiner Töchter zur Frau zu geben, so dass beide Reiche vereinigt sein würden. Ob diese Schilderung in den Quellen zutreffend ist, ist in der Forschung umstritten.[63] Sicher ist, dass Caracalla zu Beginn des Jahres 217 die Truppen mobilisierte, die kampflos bis nach Arbela vorrückten. Dort plünderten sie die Gräber der Kleinkönige der Adiabene, bevor sich Caracalla nach Edessa zurückzog. Die internen Konflikten im Partherreich erschwerten die effektive Abwehr gegenüber den Römern, doch konnte Artabanos im Frühling 217 ein Heer für den Gegenschlag sammeln.[64] Bevor es dazu kam, wurde Caracalla durch Verschwörer im April 217 getötet. Sein Nachfolger Macrinus, der mutmaßlich daran beteiligt war, brach den geplanten Partherfeldzug ab, wobei Artabanos das römische Heer erfolgreich bedrängte und hohe römische Geldzahlungen erwirken konnte.[65]
Das Partherreich hatte sich erneut behaupten können, doch im Inneren bröckelte die Herrschaft der Arsakiden; immer wieder wurden die Partherkönige von eigenen Familienmitgliedern und Kleinkönigen in ihrem Reich herausgefordert. Um 220 erhob sich in Fars der Kleinkönig Ardaschir, Sohn des Papak, gegen Artabanos IV.[66] 224 wurde Artabanos geschlagen und getötet, zwei Jahre später fiel Seleukeia in Ardaschirs Hand. Die Arsakiden verloren ihren Thron, nur die Nebenlinie in Armenien konnte sich bis 428 an der Macht halten. Ardaschir gründete das Sassanidenreich, das in der Spätantike der große Rivale Roms war und für dieses ein gefährlicherer Gegner sein sollte, als es die Parther je waren.[67]
Quellen
Zusammenfassung
Kontext
Die Quellenlage bezüglich der Parther ist nicht besonders ergiebig, gerade im Vergleich zu den Kriegen Roms mit dem Sassanidenreich fließen die Quellen nur spärlich. Vor allem die erzählenden Quellen lassen die moderne Forschung oft im Stich, zumal zahlreiche Werke, in denen die Parther behandelt werden, nicht oder nur fragmentarisch überliefert sind. So ist beispielsweise Pompeius Trogus nur in Exzerpten bei Junianus Justinus erhalten. Die „Parthergeschichten“ (Parthika) des Apollodor von Artemita, Arrians und des Asinius Quadratus sind nur in wenigen Zitaten bei anderen Autoren überliefert. Besonders der Verlust der Parthika des Apollodoros und Arrians ist bedauerlich, weil Apollodoros aus dem Partherreich stammte (er wurde etwa von Strabon benutzt) und Arrian Zugriff auf offizielle Dokumente gehabt zu haben scheint, wobei der Schwerpunkt seiner Schilderung auf der Zeit Trajans lag.
Für den Beginn der römisch-parthischen Auseinandersetzungen stehen uns vor allem die Biographien Plutarchs zur Verfügung, die trotz der genretypischen Problematik wichtige Informationen zu den Feldzügen des Crassus und des Marcus Antonius bieten. Tacitus geht in seinen Annalen auf den Konflikt unter Nero im 1. Jahrhundert ein. Besonders trostlos ist hingegen die Überlieferung bezüglich der Partherkriege des 2. Jahrhunderts. Cassius Dios Römische Geschichte (die ansonsten eine wichtige Quelle ist) liegt für diesen Zeitabschnitt nur in Form von kurzen Auszügen und Zusammenfassungen vor. Der Partherkrieg Trajans ist auch in anderen Quellen besonders schlecht dokumentiert.[68] Für den Partherkrieg unter Mark Aurel und unter Septimius Severus kommen die jeweiligen Viten in der problematischen spätantiken Historia Augusta hinzu, die aber zumindest teilweise auf guten Quellen (wohl die verlorenen Biographien des Marius Maximus) beruhen. Sollten Partherkriegsgeschichten wie die des Crepereius Calpurnianus existiert haben, sind diese vollständig verlorengegangen. Zu Septimius Severus und Caracalla steht uns außerdem die (allerdings teils problematische) Kaisergeschichte Herodians zur Verfügung. Die Informationen in den diversen spätantiken Breviarien (kurzgefasste Geschichtswerke) basieren für die hohe Kaiserzeit weitgehend auf einer gemeinsamen Quelle, der sogenannten Enmannschen Kaisergeschichte.
Hinzu kommen in den verschiedenen Zeitabschnitten unter anderem erhaltene Briefe (wie die Ciceros und Frontos), Inschriften, Münzfunde, Papyri, archäologische Befunde und verstreute Aussagen in einer Vielzahl von weiteren Quellen, darunter Berichte in orientalischen (wie der Chronik von Arbela) und chinesischen Werken, die aber die fehlende historiographische Überlieferung nicht kompensieren können. Eine umfassende Quellensammlung zur parthischen Geschichte liegt mit deutscher Übersetzung vor:
- Ursula Hackl, Bruno Jacobs, Dieter Weber (Hrsg.): Quellen zur Geschichte des Partherreiches. Textsammlung mit Übersetzungen und Kommentaren. 3 Bände. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2010.
Literatur
- Peter Edwell: Rome and Persia at War. Imperial Competition and Contact, 193–363 CE. Routledge, Abingdon 2021.
- Stefan R. Hauser: Was there no paid standing army? A fresh look on military and political institutions in the Arsacid Empire. In: Markus Mode, Jürgen Tubach (Hrsg.): Arms and Armour as Indicators of Cultural Transfer. The Steppes and the Ancient World from Hellenistic Times to the Early Middle Ages. Reichert, Wiesbaden 2006, ISBN 3-89500-529-0, S. 295–319 (online)
- Stefan R. Hauser: The Arsacid (Parthian) Empire. In: Daniel T. Potts (Hrsg.): A Companion to the Archaeology of the Ancient Near East. Oxford 2012, S. 1001–1020.
- John Hyland, Khodadad Rezakhani (Hrsg.): Brill’s Companion to War in the Ancient Iranian Empires. Brill, Leiden/Boston 2025.
- Fergus Millar: The Roman Near East, 31 B.C.–A.D. 337. Harvard University Press, Cambridge/Massachusetts 1993.
- Rubina Raja (Hrsg.): The Oxford Handbook of the Hellenistic and Roman Near East. Oxford University Press, Oxford 2025.
- Klaus Schippmann: Grundzüge der parthischen Geschichte. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1980, ISBN 3-534-07064-X.
- Jason M. Schlude: Rome, Parthia, and the Politics of Peace: The Origins of War in the Ancient Middle East. Routledge, Abingdon 2020.
- Martin Schottky: Parther- und Perserkriege. In: Der Neue Pauly. Band 9 (2000), Sp. 375–377 (sehr knapper Überblick).
- Rose M. Sheldon: Rome’s war in Parthia. Vallentine Mitchell, London 2010, ISBN 978-0-85303-958-7.
- Geo Widengren: Iran, der große Gegner Roms: Königsgewalt, Feudalismus, Militärwesen. In: Aufstieg und Niedergang der römischen Welt (ANRW). Band II 9.1. Walter de Gruyter, Berlin/New York 1979, S. 219–306.
- Karl-Heinz Ziegler: Die Beziehungen zwischen Rom und dem Partherreich. Ein Beitrag zur Geschichte des Völkerrechts. Franz Steiner, Wiesbaden 1964.
Weblinks
Commons: Partherkriege – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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