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Gebrauchsgegenstand zum Schutz vor Niederschlag und Sonne Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Ein Regenschirm (selten regional frz. Parapluie oder eingedeutscht Paraplü. Älter dialektal auch Parasol genannt, was eigentlich „Sonnenschirm“ heißt[1]) ist ein Gebrauchsgegenstand, der vor Wettereinflüssen schützen soll. Er besteht ursprünglich aus einer Plane aus Stoff (früher oft Seide, heute zumeist aus Nylon oder anderen Polyamiden), welche auf Kiele gespannt ist (ehemals wurden Federkiele als Material verwendet) und traditionell an einem langen und lotrecht aufgesetzten Stiel in die Höhe gehalten wird. Zum Festhalten hat der klassische Regenschirm einen Griff, meist in Form eines gekrümmten Spazierstocks oder eines Knaufs. Regenschirme schützen vor Niederschlägen, bergen aber bei stärkerem Wind stets die Gefahr des Überstülpens bzw. Umschlagens. Entworfen und angefertigt werden Regenschirme traditionell von Schirmmachern, heute beherrscht jedoch die industrielle Massenproduktion den Markt.
Sichere Belege, dass Schirme aus wasserdichtem Material als Regenschutz verwendet wurden, finden sich erst für das späte 17. Jahrhundert. Die frühe Geschichte des Regenschirms ist daher eigentlich die des Sonnenschirms.
Der Pariser Kaufmann Jean Marius erfand einen leichten und zusammenklappbaren Regenschirm,[2] der bald zu einem modischen Accessoire für Frauen wurde. Im regenreicheren England setzte sich der Regenschirm im 18. Jahrhundert aber zunächst nicht durch, weil er als „französisch“ galt und bei Männern zudem als ein Zeichen von „Verweiblichung“[2] galt. Auch in den ländlicheren Gegenden des deutschsprachigen Raums dauerte es bis weit ins 19. Jahrhundert hinein, bis sich Regenschirme verbreiteten.[1]
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren auch Regenschirme in Mode, die mit Hilfe eines metallenen Erdungsbandes als Blitzschutz eingesetzt werden sollten,[3] deren Schutzversprechen aber recht zweifelhafter Natur waren.
Zum zusammenfaltbaren Regenschirm, der bei Nichtverwendung möglichst wenig Platz einnimmt, gab es bereits im späten 17. Jahrhundert erste Versuche. Durchsetzen konnte sich erst eine Variante, die 1927 vom Bergassessor a. D. Hans Haupt[4] aus Breslau erfunden wurde. Er ließ sich das Modell patentieren[5] und nannte es Knirps. Die Serienherstellung der später bekanntesten deutschen Schirmmarke übernahm ab 1932 Bremshey & Co., später wurde die Marke an das österreichische Unternehmen Doppler verkauft. Die Produktion in Deutschland wurde 1999 eingestellt. Nach jahrelanger Verkaufsstagnation setzte Doppler auf neue Technik, Design und Leichtbaumaterialien und konnte damit die Absatzzahlen steigern.[6]
Einer der bedeutendsten Schirmhersteller in der Bundesrepublik war die Heinrich Zangenberg GmbH & Co. KG in Wallenhorst, die 1876 in Osnabrück gegründet wurde. Zangenberg produzierte 1962 1,1 Millionen Schirme. 450 Mitarbeiter stellten die Schirme in Fließbandfertigung her.
2007 wurden in Deutschland 25 Millionen Regenschirme verkauft; davon stammten nur 50.000 Stück aus heimischer Produktion.[6] Heute werden etwa 98 % aller Regenschirma in der VR China produziert. In China wurden Regenschirme früher aus Bambusgestänge und Ölpapier gefertigt. Heute werden Schirme aus imprägnierter Baumwolle, Kunststoff oder Nylon mit ausziehbarem Stahlgestänge hergestellt.
Regenschirme lassen sich nach folgenden Gesichtspunkten unterscheiden:
1. Stock | 9. Arretierungsstift | 16. Platte/Scheibe |
2. Griff | 10. Schieber | 17. Schließband |
3. Bezug | 11. Obere Feder | 18. Krone |
4. Schiene | 12. Untere Feder | 19. Klettverschluss |
5. Scharnier | 13. Glocke | 20. Druckknopf |
6. Schiene | 14. Träger | 21. Einnähetikett |
7. Spitzel | 15. Zwinge | 22. Rosette |
Segmentanzahl
Grundtypen
Spezielle Schirmtypen
Besondere Formen
Besondere Größen
Öffnungssysteme
Verwendungszwecke
Wenn Schirme verschleißen, müssen sie an folgenden Stellen besonders häufig repariert werden:
Insbesondere filigran gebaute Schirme können sich umstülpen, wenn sich starker Wind in der konkaven Bucht der Schirmunterseite fängt, was mitunter zum Totalversagen durch Knicke in den Speichen führen kann. Ein derartig umgestülpter Regenschirm ist spätestens seit dem Struwwelpeter graphisches Symbol für starken Wind. Schirme sind in den Metropolen des Westens so billig zu haben, dass nach einem stürmischen Regen in den Zentren westlicher Städte zahlreiche kaputte Schirme in den Mülleimern stecken.
Wenn sich der Träger des Schirms bewegt oder die Regentropfen nicht vertikal, sondern schräg fallen, ist es zweckmäßig, den Schirm mit seinem Schwerpunkt etwas schräg vor (und über) den Körper zu halten, um die zu schützenden Bereiche trocken zu halten (z. B. Haare, Gesicht, Hände, Bekleidung, Transportgüter oder ein Mobiltelefon). Durch diese Position erreicht man die größtmögliche Wirkfläche in Bezug auf das Abhalten von Regentropfen, da die Schirmfläche rechtwinklig zu den Stromlinien der Tropfen gehalten wird.
Komfortabel und mit wenig Kraftaufwand lässt sich ein Schirm halten, wenn sich die Vektorsumme aus Windkraft und Schwerkraft in der haltenden Hand abstützen kann, ohne dass ein Kippmoment von der haltenden Hand kompensiert werden muss. Durch die Wölbung der Schirmfläche kommt es zu einem Auftrieb infolge seitlich anströmenden Windes. Der so entstandene Auftrieb erleichtert das Tragen, da er der Schwerkraft unmittelbar entgegenwirkt.
Relevant für die Haltfestigkeit ist auch noch die Ausformung des Griffes. Eine typische Variante für den Griff ist ein Stab, der entweder gerade axial verläuft oder aber typisch 180–200° weit kreisförmig gebogen ausläuft. Eine weitere weit verbreitete Alternative stellt der klassische Knauf dar. Manche Griffe weisen zusätzlich eine Handschlaufe auf, die auch das Halten unterstützen kann. Die Haptik des Griffs soll die gute Haftung verbessern. Hohe Reibewerte werden durch die Verwendung eines bestimmten Materials (beispielsweise Gummi) oder eine bestimmten Oberflächenstruktur (beispielsweise Narbung oder Querrillen) erreicht. Längsrillen (oder Stegnähte eines Überzugs aus Leder oder Kunststoff) unterstützen zusätzlich das schwungvolle, reibungsarme in Gehrichtung pendelnde Schwingen des Schirmes. Zu dieser Ausschwingbewegung kommt es insbesondere beim flotteren Gehen oder auch bei der Nutzung des Regenschirmes als Gehstock.
Wird ein Schirm gegen Benetzung durch Nebeltreiben eingesetzt, ist es zweckmäßig, die Schirmfläche etwa in einer vertikalen Ebene zu halten, um die etwa horizontal mit dem Wind ankommenden Nebeltropfen vom Anwender fernzuhalten. Schafhirten in den Pyrenäen verwenden dazu recht große Schirme, die mit dem Stab auf die Schulter gelegt oder mit Schirm und Stab am Boden abgestellt werden. Auch Angler sind insbesondere nachts als Nebel ankommendem Tau ausgesetzt.
Auch können Schirme in den Boden gesteckt werden, um Schutz vor horizontalem Niederschlag zu bieten.
Die Verbindung von Schirmdecke mit den Speichenenden wird mit einer Naht in den Speichenspitzen vollführt. Dafür werden verschiedene Arten von Spitzen verwandt. Das Material reicht von einfachem Draht über Spritzguss-Hülsen und Kunststoff sowie Holz.
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