Otto Arnold von Paykull wurde in Schwedisch-Livland geboren. Im Alter von 15 Jahren ging er in kursächsische Dienste und begann seine Karriere als Edelknabe am Hof. Anfang 1700 beteiligte er sich als kommandierender General an der Belagerung Rigas durch sächsische Truppen. Angeblich auf Anstiftung des Johann Reinhold von Patkul schrieb er einen Brief an den in Riga residierenden Generalgouverneur Graf Erik Dahlberg[1][2] worin er seine Beobachtungen der Aktivitäten zu Riga schilderte. Paykull fordert die Herausgabe von Deserteuren und gab Dahlberg zu wissen, dass die Sachsen die kurländische Grenze mit Soldaten belegen werden. Er provozierte dadurch eine schwedische Gegenreaktion, in der in einem Pamphlet Paykull als ein Überläufer und Hochverräter verschrien wurde. Dies hätte Paykull noch von sich abwenden und Vergebung erlangen können, wenn er sich den in offenen Briefen angebotenen Advocatorien Dalbergs und König Karls, die im April 1700 verbreitet wurde, unterworfen hätte:
„Gestalt wir dann einen Jeden versichern/ dass er bey seiner Heimkunfft/ seinem Verdienst und Geschicklichkeit gemäß/ angesehen und in Unsern eigenen Dienst soll angenommen und gebrauchet werden. Dagegen aber/ wofern jemand seiner unterthänigen Pflicht gegen Uns so vergessen wäre/ dass er dieses unser Gebot verachtete und ob-bemeldten Unsers gewaltthätigen und ungerechten Feindes Dienst nicht verlassen wollte/ so soll dadurch ein solcher in die Straffe/ welcher diejenige unterworffen/ die sich gegen ihre rechtmäßige Obrigkeit und eigenes Vatterland feindlich setzen/ streiten und gebrauchen lassen/ verfallen/ und solcher gestalt Leibes/ Ehre/ Habe und Guts verlustig seyn.“[3]
Trotzdem wurde sein Name im Urteil von Stockholm vom 17. Dezember 1702 über die „Landesverräter“ noch nicht genannt.[4] Wahrscheinlich nahm Paykull zeitnah seinen Abschied vom sächsischen Dienst und begab sich auf seine Güter in der Mark Brandenburg. Seine Güter in Livland hatte er bereits früher verkauft.
Im Verlaufe des Jahres 1704 ließ er sich vom russischen Gesandten Patkul überreden, als Generalleutnant das Kommando über die in Polen stehenden sächsischen Truppen zu übernehmen und sich mit den russischen Truppen zu vereinigen. Er hatte auch Briefe[5] Patkuls und anderer dabei, die er dem Zaren übergeben sollte. Aber als Paykull in der Gegend um Warschau war, kam es zwischen ihm und dem schwedischen Generalleutnant Carl Nieroth zu der Schlacht bei Rakowitz am 20. Juli 1705. Obwohl die Schweden in Unterzahl waren, erlitt die aus Polen und Sachsen bestehende Armee eine herbe Niederlage, und Paykull selbst wurde samt einer Vielzahl von Briefen und Schriften gefangen genommen.[6][7][8] In einen Brief an seinen König suchte Paykull um Entschuldigung für seine Niederlage und das Unglück.[9] Paykull wurde auf Weisung des König KarlsXII. nach Stockholm als ein Staatsgefangener abgeführt und nicht als ein Kriegsgefangener behandelt. Dort wurden ihm am 14. November 1706 von dem Königlich Schwedischen Hofgericht das Recht auf „Leib, Ehre und Gut“ abgesprochen.[10]
In einem Versuch nach dem Todesurteil sein Leben zu retten behauptete Paykull, das Geheimnis zur Herstellung von Gold zu kennen[11] und es wurde, unter Aufsicht des schwedischen Fiskals, auch ein entsprechender Versuch unternommen. Das Ergebnis dieses Versuches wurde in die Stockholmische Münzerei geliefert, welche die Probe für wahres Gold anerkannte. Aus der Probe wurde nach des Königs Tod eine Münze geprägt.[12][13] Die Münze enthält auf der einen Seite ein natürliches Bildnis des Königs Karl XII und die Umschrift: „Carol. XII. D(ei). G(ratia). Rex Sue(cia).“. Auf der anderen Seite steht: „hoc aurum arte chemica conflavit Holmiae 1706. O. A. V. Paykul“. Diese Münze ist noch heute im königlichen Münzkabinett zu Stockholm zu besichtigen.[14] Ganz Schweden geriet darüber in Aufruhr und sogar der berühmte Gelehrte Urban Hjärne[15] versuchte sich bei seinem Freund Olof Hermelin[14] für ihn zu verwenden und nannte Paykull einen „Verus adeptus“.[16]
Die Königinwitwe Hedwig Eleonore, KarlsXII. Großmutter, befahl daraufhin die Exekution Paykulls aufzuschieben[17] um dem König davon zu berichten. Der König ließ sich aber nicht von seinem Vorsatz abbringen und meinte dazu nur: „Om Paykul också förvandlade hela Brunkeberg till guld, måste han likväl dö“.[18] (dt.: Würde Paykul auch den Brunkenberg in lauter Gold verwandeln, müsste er gleichwohl sterben.). Am 4./14. Februar 1707 wurde der sächsische Generalleutnant Otto Arnold von Paykull auf dem Nordermalms-Richtplatz bei dem Norderzoll mit dem Beil enthauptet[19] und am gleichen Ort in einem Sarg beerdigt.[20][21]
Paykull war verheiratet und hatte eine Tochter, die dem Major Siegmund von Lobenstein heiratete.
Otto Arnold Paykull. In: Herman Hofberg, Frithiof Heurlin, Viktor Millqvist, Olof Rubenson (Hrsg.): Svenskt biografiskt handlexikon. 2. Auflage. Band2: L–Z, samt Supplement. Albert Bonniers Verlag, Stockholm 1906, S.256 (schwedisch, runeberg.org).
Göran Nordberg: Leben Carl des Zwölften Königs in Schweden (deutsche Übersetzung von Heubel). Band II, 1745.
Leben Carls des Zwölften, Königs von Schweden. Auf Desselben Befehl beschrieben von Hrn. Gustav von Adlerfeld, Königlichen Cammerherrn. Zweiter Theil. Frankfurt und Leipzig 1741
Von Otto Arnold Paykul, Chursächsischem General=Lieutenant. In: (Bernoulli, Joh.): Joh. Reinhold von Patkul’s, ehmaligen Zaarischen General Lieutenants und wirklichen Geheimen Rathes, Berichte an das Zaarische Cabinet in Moskau, von seinem Gesandtschafts-Posten bey AugustII. Könige von Polen; nebst Erklärung der chiffrirten Briefe, erläuternden Anmerkungen, Nachrichten von seinem Leben und anderen hieher gehörenden Betrachtungen. 1792–1797, Berlin, Karl Matzdorff. Dritter Theil, welcher den Beschluss der Beyträge zu Patkuls Lebensgeschichte, nebst einem Anhange von des Chursächsischen General-Lieutenant O. A. von Paykul’s Schicksalen enthält; 1797; Seite 321–343;
Kurtzer doch Warhaffter Bericht/ Von der Glücklichen ACTION, So der Herr General-Lieutenant Nieroth Wider einige Tausend Sachsen und Pohlen bey Warschau Den 31. Julii/ 1705. befochten. Erschienen: o.O.; o. J. [1705]; Umfang: 2 Blatt, kl-4°; Besitzende Bibliothek: UB Greifswald, Signatur 520/Nc 1289 adn 6
Mineralogische, chemische und alchymistische Briefe von reisenden und andern Gelehrten an den ehemaligen Chursächsischen Bergrath J. F. Henkel, 3 Theile, 8°, Dresden, Walthersche Buchhandlung. 1794–1795.
Problema chymicum, oder, Des weyland (tit.) Herren General Lieutenants O. A. v. P. chymnischer Proces, wodurch nach Proportion eines Quentleins praeparirten Sulphuris Antimonii, anderthalb Loth Bley in das schöneste und feineste Gold verwandelt worden: allen der wahren Chymie Liebhabern…./ [Otto Arnold von Paykull]; Berlin: Pape, 1719, [8], 20 Seiten; 4°;
Under-Ståthållerns Georg Stiernhoffs Bref til Kongl. Rådet m. m. Gr. Knut Posse, ang. Gen. Lieut. Otto Arnold Paykuls execution, af den 6. Febr. 1707. (Bibliografischer Nachweis: C. G. Warmholtz, Bibliotheca historica Sveo-Gothica, Nr. 5484). Vergleiche: C. C. Gjörwells Swenska Bibliothek, Teil 2, S. 249–251 und J. C. Dähnerts Pommersche Bibliothek Band 3, Kap. 3, S. 85;
Archiatern Urban Hiaernes Intygande, at Sachsika Gen. Lieut. Otto Arnold Paykull värkeligen warit en Adeptus, eller kunnat göra Guld, upsat a. 1707. mens. Febr. (C. G. Warmholtz, Bibliotheca historica Sveo-Gothica, Nr. 5485);
Afskrift af den fångne Gen. Lieut. Paykuls Bref til sin Konung, Kon. Augustum af Pohlen (dat. d. 2. Aug. 1705), 4°; (siehe auch Gjörwells Sw. Bibliothek, 2. Theil, S. 252); dazu: Eduard Winkelmann: Bibliotheca Livoniae historica. Systematisches Verzeichniss der Quellen und Hülfsmittel zur Geschichte Estlands, Livlands und Kurlands. Weidmann, Berlin, 2., verbesserte und sehr vermehrte Ausgabe 1878, S. 472, Nr. 11139.
Ihrer Königl. Majest. Befehl/ dass alle dero Unterthanen/ welche jetziger Zeit in des Königs von polen und seines Anhangs Dienst/ oder bey dessen Trouppen sich auffhalten/ sich unverzüglich von dannen weg begeben sollen. Datiret Stockholm den 3. Aprilis Anno 1700. Abgedruckt in: Livonica.. Oder einiger Zu mehrer Erläuterung Der Mit Anfang des 1700. Jahrs in Lieffland entstandenen Unruhe dienlicher Stücke und ACTORUM PUBLICORUM. Fasciculus Primus. Seite 55–58. Vergleiche: Adlerfeld, 1740, Bd. 1, S. 55;
Des Poln. Gen. Majors Paykuls Schreiben an den Königl. Schwedis. General-Gouverneur zu Riga, Graffen von Dahlberg, de 3/13. Febr. 1700; abgedruckt in: Livonica. Oder einiger Zu mehrer Erläuterung Der Mit Anfang des 1700. Jahrs in Lieffland entstandenen Unruhe dienlicher Stücke und ACTORUM PUBLICORUM. Fasciculus Primus. Seite 3–5.
Martin Ottow: Otto Arnold von Paykul. Krieger, Alchemist und Schicksalsgenosse Patkuls. In: Jahrbuch des baltischen Deutschtums. Band XXII 1975. Lüneburg 1974. S. 51–64.
Andreas Hojer: König Friederich des Vierten glorwürdigstes Leben. Tondern 1829. Band 1.
Johannes Georg Zirschke: Zuverläßige Beschreibung der hohen Generalität. Görlitz 1756, S.203f
Heute hat das Königl. Hoff=Gericht gesprochen über des Advocati fiscalis ratione officii geführte Klagen wieder die Schwedische Vasallen, so dem König von Polen gedienet und denen Königlichen avocatorien nicht geziemende parition geleistet/ und sind also folgende fünff/ als der geheime Rath Lewolde, der General Leut. Patkul, der General-Major und Commendant in Wittenberg Otto Rosen, der Obrist=Lieut. und General=Adjutant Herman von Löwen/ und Clauß Luzau/ der sich in Sachsen verheirathet/ in puncto perduellionis/ an Leben/ Ehre und Gut condemniret; Mit denen übrigen aber/ als dem General Major Alfendeel, Mauritz Leyonhaupt, Obrist-Lieut. Wrangel und Bannier &c. Gieng es gelinder/ dan ihnen noch frist vergönnet/ ihre causales und defensionales bey=zu bringen. Stockholm den 17. Dec. 1702. In: Livonica oder einiger zu mehrer Erläuterung der mit Anfang des 1700. Jahrs in Lieffland entstandenen Unruhe dienlicher Stücke und actorum publicorum Erschienen: O. O. ohne Verlag, o. J., ca. 1700–1703. Teil 11, S. 48
Eine Beschreibung der Schlacht anhand einer kurz danach erschienen Flugschrift: Kurtzer doch Warhaffter Bericht/ Von der Glücklichen ACTION, So der Herr General-Lieutenant Nieroth Wider einige Tausend Sachsen und Pohlen bey Warschau Den 31. Julii/ 1705. befochten. Erschienen: o.O.; o. J. [1705]; Umfang: 2 Blatt, kl-4°; Besitzende Bibliothek: UB Greifswald, Signatur 520/Nc 1289 adn 6
Copia af den Chur-Sachs. General Lieut. Paykuls Bref til H. K. M. af Swerige, sedan han i Tråsningen d. 21. Jul. s. v. wid Warschau fången blifvit. 4°. (Carl Gustav Warmholtz: Bibliotheca Historica Sveo-Gothica, Stockholm 1790, Nr. 5439)
Hojer 1829, Band 1, S. 106: Karl ließ Paykull köpfen, „unangesehen die verwittwete Königin von Schweden und das ganze königliche Haus für ihn intercedirte, und Paykull selbst sich offerirte, auch durch wiederholte Proben erwieß, daß er Gold machen könne, und um das Leben zu behalten, dem König alle Jahre ein paar Millionen machen wollte. Welches alles bey König Carls steifem und rachgierigen Sinne gleichwohl in keine Betrachtung kam.“
Otto Arnold Paykull. In: Herman Hofberg, Frithiof Heurlin, Viktor Millqvist, Olof Rubenson (Hrsg.): Svenskt biografiskt handlexikon. 2. Auflage. Band2: L–Z, samt Supplement. Albert Bonniers Verlag, Stockholm 1906, S.256 (schwedisch, runeberg.org).