Loading AI tools
serbische Partei Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Otpor! (serbisch-kyrillisch ОТПОР!, dt. Widerstand!) war eine serbische Organisation, die von 1998 bis 2004 bestand, ab 2000 auch als politische Partei. Sie spielte eine maßgebliche Rolle bei den Protesten nach der serbischen Präsidentschaftswahl 2000 und dem Sturz Slobodan Miloševićs. Später leistete sie Unterstützung für Oppositionsparteien und -gruppen bei politischen Umwälzungen durch „Farbrevolutionen“ in Nachfolgestaaten der Sowjetunion (Ukraine und Georgien).
Otpor wurde in den 1990er Jahren u. a. von Srđa Popović in Serbien gegründet. Bis zum Regierungswechsel in Serbien im Jahr 2000 stieg die Anzahl der Mitglieder von Otpor stark an. Die Unterstützung sank nach dem Sturz von Slobodan Milošević 2001. Otpor erzielte bei den Wahlen 2003 1,6 Prozent der Stimmen. Daraufhin trat Otpor 2004 der Partei Demokratska Stranka bei.
Nach ihrer Auflösung bildeten ehemalige Otpor-Aktivisten das Centre for Applied Nonviolent Action and Strategies (CANVAS). Dieses schulte Oppositionsgruppen in aller Welt, insbesondere im Nahen Osten und Nordafrika. Beispielsweise inspirierte es die Jugendbewegung des 6. April, eine der Initiatoren der ägyptischen Revolution von 2011.[1][2]
Otpors Symbol ist die geballte Faust, die „als Symbol der Bewegung zum Identifikationszeichen der demokratisch orientierten Jugendlichen in Serbien“ gesehen wird. Wichtigen Einfluss auf ihre Entwicklung haben die Theorien Gene Sharps genommen.
Die grundlegende Idee von Otpor besteht darin, in einem Land, dessen politische Führung mit aus westlicher Regierungssicht autoritären oder diktatorischen Mitteln regiert, durch gut organisierte friedliche Revolutionen freie Wahlen zu ermöglichen und so demokratisch legitimierte Regierungen zu installieren. Hierbei wird besonders auf teilweise verdeckte und auch offene finanzielle Unterstützung durch westliche Organisationen staatlichen und privaten Charakters gesetzt. Hierbei lassen sich folgende Phasen erkennen:
Die Finanzierung der Infrastruktur von Otpor erfolgte über ein Geflecht von westlichen Organisationen. Die Finanzierungen sind offizieller Bestandteil der Berichterstattung dieser westlichen Organisationen. Hierzu zählen unter anderem:
In der Reportage Die Revolutionsprofis des österreichischen TV-Magazins Weltjournal vom 11. Mai 2011 im ORF2 sagt Popovic (ab Minute 6:10 der Aufzeichnung) aus, dass Otpor an 37 Revolutionen nach der serbischen beteiligt war, davon 5 erfolgreiche: „in Georgien, Libanon, Ukraine, Malediven, und jetzt in Ägypten und Tunesien.“[9]
Otpor wurde im Oktober 1998 als Oppositionsorganisation von jungen Menschen, hauptsächlich Studenten der Universität Belgrad, gegründet. Hohe Medienaufmerksamkeit erhielt die Gruppe insbesondere in Jugendmedien wie MTV und finanzielle Zuwendungen aus dem Westen und die Mitgliederzahl stieg auf schätzungsweise bis zu 100.000 Menschen in den folgenden Jahren an.[10] Otpor präsentierte sich dabei als Graswurzel- und Anti-Parteienorganisation und sprach dadurch insbesondere viele bisher politisch nicht organisierte Jugendliche und junge Menschen an. Sie wurde zu einem aktiven Sprachrohr der Oppositionsbewegung gegen Slobodan Milošević in Serbien. So hatte Otpor, deren Motto Gotov je (Er ist fertig) lautete, auch einen entscheidenden Anteil am Sturz Slobodan Milošević' am 5. Oktober 2000, dem Massenproteste unter Beteiligung von Otpor vorausgegangen waren.
2004 wurde das Centre for Applied Nonviolent Action and Strategies (CANVAS) gegründet.[11]
Otpor gab die in Serbien und Montenegro gemachten Erfahrungen auch weiter. Im Vorfeld der Rosenrevolution in Georgien gab es eine Zusammenarbeit zwischen Otpor und der georgischen Opposition. Georgische Studenten gründeten die Jugendorganisation Kmara! und ließen sich von Otpor-Vertretern in Tiflis schulen.
Bei den Präsidentschaftswahlen 2004 in der Ukraine standen sich der pro-russische Wiktor Janukowytsch und der pro-westliche Wiktor Juschtschenko gegenüber. Otpor leistete hier die Unterstützung für Wiktor Juschtschenko, der durch einen Massenprotest in Kiew und dem Westen der Ukraine eine Neuwahl und den Sieg seiner politischen Bewegung erreichte. Die analoge Organisation heißt dort Pora! (dt. Es ist Zeit).
Im Vorfeld der Präsidentenwahlen in Belarus am 19. März 2006 trat auch Otpor als Unterstützer der Oppositionsgruppe „Subr“ (dt. Wisent) in Erscheinung. Deren Organisatoren gingen durch die Ausbildungslehrgänge für zivilen Widerstand der »Oppositionstrainer« aus Serbien.
Obwohl die gesellschaftliche Situation in Belarus, abgesehen von der Nichteinhaltung von Demokratiestandards, derzeit relativ stabil ist, zeigen sich auch hier die typischen Elemente einer direkt oder indirekt durch Otpor angeregten friedlichen Revolution im Nachgang einer angezweifelten Wahl. Die in der Woche nach dem 19. März 2006 stattfindenden Demonstrationen und ein Zeltlager erinnerten an Kiew, jedoch wurde das Zeltlager in Minsk nach einer Woche gewaltsam von der Polizei aufgelöst. Im Mai 2006 verkündeten die Subr-Aktivisten das Ende ihrer Aktivitäten unter dem Banner der Organisation, um sich mit dem Rest der Opposition zu vereinigen.
Unter der Opposition, die sich gegen die regierende PSUV in Venezuela organisierte, befindet sich die angebliche Studentenorganisation JAVU (Juventud activa Venezuela unida). JAVU führt als Logo die Faust von Otpor und betreibt eine Webseite mit dem Titel "Resistencia" (Widerstand). Diese Gruppe wurde nach den letzten Präsidentenwahlen in der internationalen Presse durch ein Flugblatt bekannt, in dem sie vor „Dienstmädchen, Chauffeuren, Hausmeistern und Mechanikern“ als Spitzel der Regierung warnt.
Nach dem Regierungswechsel in Serbien erhielt Otpor in den serbischen Medien breite Anerkennung und führende Vertreter wie Srđa Popović wechselten in die Politik für das Parteienbündnis "Demokratische Opposition Serbiens" (DOS). Nach dem Zusammenbruch des Bündnisses 2003 trat Otpor als eigene Partei an. Die Unterstützung für Otpor in der Bevölkerung nahm nach dem Regierungswechsel aufgrund der Politik im DOS, fehlendem Parteiprogramm und dem Bekanntwerden der Fremdfinanzierung von Otpor (was das Graswurzel-Image beschädigte) deutlich ab. Otpor scheiterte mit 1,6 Prozent der Stimmen bei der Parlamentswahl 2003 an der 5-Prozent-Hürde und trat daraufhin in Serbien 2004 offiziell der Partei Demokratska Stranka bei.
Die Fremdfinanzierung durch US-amerikanische Kreise wirkte sich auch deshalb negativ auf die Popularität von Otpor aus, weil die USA maßgeblich an den NATO-Bombardements der Operation Allied Force im Jahr 1999 beteiligt waren.[12]
Im Fernsehkrimi Tatort: Die Faust haben die Mord-Opfer gemeinsam, dass sie Mitglieder von Otpor waren, die unter falschem Namen in Wien lebten.[12]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.