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deutscher Jagdflieger im Ersten Weltkrieg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Oswald Boelcke (* 19. Mai 1891 in Giebichenstein, Saalkreis; † 28. Oktober 1916 bei Bapaume, Pas-de-Calais, Frankreich) war einer der bekanntesten deutschen Jagdflieger im Ersten Weltkrieg. Er entwickelte mit den Dicta Boelcke die ersten Einsatzgrundsätze der Luftkampftaktik.
Boelcke wuchs in Dessau (damals Herzogtum Anhalt) als Sohn des Gymnasialprofessors Max Boelcke auf, der aus einer eingesessenen Handwerkerfamilie in Brandenburg an der Havel stammte. Nach dem Abitur trat er im Jahr 1911 als Fahnenjunker in das Telegraphen-Bataillon Nr. 3 in Koblenz ein. Nach Abschluss der Offizierausbildung wechselte Oswald Boelcke im Mai 1914 wie vor ihm sein fünf Jahre älterer Bruder Wilhelm Boelcke in die neu gegründete Fliegertruppe. In der Fliegerschule Halberstadt wurde er zum Flugzeugführer ausgebildet.
Nach der letzten Flugprüfung am 15. August 1914 wurde Boelcke zur Feldfliegerabteilung 13 versetzt. An der Westfront flog er mit seinem Bruder Wilhelm als Beobachter. Nach Streitigkeiten innerhalb der Einheit ließen sich die Brüder nicht mehr gemeinsam einsetzen. Oswald Boelcke kam im April 1915 zur neu aufgestellten Feldfliegerabteilung 62. Die Abteilung wurde kurz darauf nach Douai (Frankreich) verlegt.
Am 4. Juli 1915 erreichte Boelcke seinen ersten Luftsieg. Den eigentlichen Abschuss erzielte der Flugbeobachter von Wühlisch, da in dieser frühen Phase des Luftkriegs die Flugzeugführer noch keine Waffen bedienten. Dieser erste Luftsieg in einem gezielten Jagdeinsatz förderte die militärische Idee, Einheiten mit Jagdflugzeugen eigens für den Kampf gegen feindliche Flugzeuge zu etablieren.
Boelckes ersten Luftsieg als Flugzeugführer erzielte er am 19. September 1915. Bereits am 12. Januar 1916 wurde er zusammen mit dem sächsischen Oberleutnant Max Immelmann für den jeweils achten Luftsieg von Kaiser Wilhelm II. mit der höchsten preußischen Tapferkeitsauszeichnung, dem Orden Pour le Mérite, ausgezeichnet. Beide waren die ersten Angehörigen der Fliegertruppe, die diesen Orden erhielten.
Überliefert ist aus dieser Zeit eine Geschichte vom 28. August 1915. Boelcke rettete einem französischen Jungen, der in einen Kanal gefallen war, das Leben. Er sprang in den Kanal und holte den Jungen aus dem Wasser. Dafür erhielt er die preußische Rettungsmedaille am Band, die er später stolz neben seinen anderen Auszeichnungen getragen hat.
Im März 1916 wurde Boelcke Führer einer Gruppe von sechs Jagdfliegern bei der neu aufgestellten Fliegerstaffel Sivry. Zu diesem Zeitpunkt beherrschten Immelmann und Boelcke den Luftkrieg und trugen einen Wettkampf um die meisten Luftsiege aus. Nach dem Unfalltod Immelmanns am 18. Juni 1916 erhielt Boelcke Flugverbot, da man sein Wissen im Bereich der Jagdfliegerei für zu wertvoll hielt. Zu diesem Zeitpunkt hatte er 19 anerkannte Luftsiege erzielt.
Boelcke wurde zu einer Inspektionsreise auf den Balkan entsandt. Auf der Reise hatte er Kontakt zu Enver Pascha, Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg, Erich Ludendorff, Generalfeldmarschall August von Mackensen, Generalfeldmarschall Franz Conrad und Kaiser Wilhelm II. Die Tatsache, dass er als rangniedriger Offizier mit führenden militärischen und staatlichen Personen der Mittelmächte sprach, illustriert Boelckes enormen Bekanntheitsgrad und die hohe allgemeine Aufmerksamkeit für den Luftkrieg.
Nach der von ihm angeregten Reorganisation der deutschen Luftstreitkräfte wurde Boelcke, inzwischen zum Hauptmann befördert, zum Kommandeur der am 10. August 1916 aufgestellten Jagdstaffel 2 ernannt. Er erhielt die Möglichkeit, sich die Piloten selbst auszusuchen. Während eines Besuches bei seinem Bruder Wilhelm im russischen Kowel wählte er unter den Flugzeugführern des Kampfgeschwaders 2 die Leutnants Manfred von Richthofen und Erwin Böhme sowie den Vizefeldwebel Hans Reimann aus.
Anfang September 1916 begann Boelcke, seine Schüler im Einsitzerkampf auszubilden. Angesichts der Neuartigkeit des gezielten Luftkampfs entwickelte er erste Einsatzgrundsätze für diese Kriegsart, insbesondere das Fliegen in engen Formationen. Seine in den sogenannten Dicta Boelcke festgehaltenen Regeln gehörten über viele Jahrzehnte zu den theoretischen Grundlagen des Luftkriegs. In der kurzen Zeit als Führer der Jagdstaffel war Boelcke sehr erfolgreich. Von Anfang September bis Ende Oktober 1916 schoss er 20 gegnerische Flugzeuge ab und stand mit insgesamt 40 anerkannten Luftsiegen an der Spitze aller Jagdflieger.
Am 28. Oktober 1916 touchierte während eines Luftkampfes seine Maschine die seines Kameraden Erwin Böhme. Dabei wurde eine Tragfläche Boelckes beschädigt. Er konnte die zu Boden trudelnde Maschine nicht mehr abfangen und wurde beim Aufprall getötet.[1]
Boelcke wurde in einem Staatsbegräbnis unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit auf dem Ehrenfriedhof der Stadt Dessau-Roßlau beerdigt. Noch heute ist sein großes Grabmal, 1921 als gemeinsames Werk des Architekten Albin Müller und des Bildhauers Walther Kieser entstanden, dort zu besichtigen.
Boelckes Verdienste liegen in der Entwicklung der Einsatzgrundsätze der modernen Jagdfliegerei und Pilotenausbildung. Seine Dicta Boelcke, Regeln für den Luftkampf, gelten auch heute noch.
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