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deutsche Lyrikerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Nora-Eugenie Gomringer (* 26. Januar 1980 in Neunkirchen/Saar) ist eine deutsch-schweizerische Lyrikerin, Rezitatorin und Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises 2015.[1][2] Sie lebt in Bamberg, wo sie seit 2010 das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia als Direktorin leitet.
Gomringers Eltern sind die deutsche Germanistin Nortrud Gomringer, geborene Ottenhausen (1941–2020)[3] und der bolivianisch-schweizerische Avantgarde-Lyriker und ehemalige Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie Eugen Gomringer (* 1925). Sie ist die einzige Tochter des Ehepaares und Schwester von sieben älteren Halbbrüdern.
Aufgewachsen ist Gomringer in Wurlitz bei Hof in Oberfranken. 1996 zog sie nach Bamberg. Die Schulausbildung schloss sie 1998 in Lititz im US-Bundesstaat Pennsylvania mit dem amerikanischen High-School-Diplom und 2000 am Franz-Ludwig-Gymnasium Bamberg mit dem Abitur ab. Anschließend nahm Gomringer das Studium der Anglistik, Germanistik und Kunstgeschichte an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg auf, das sie 2006 abschloss. Praktika und Arbeitsaufenthalte absolvierte sie am Leo Baeck Institute in New York City (2001 und 2004) und am Archiv der Academy of Motion Picture Arts and Sciences in Los Angeles (2000).
Im April 2010 übernahm Gomringer die Leitung des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia in Bamberg als Direktorin. Im November 2020 kuratierte Nora Gomringer unter dem Motto „2020 – Vom Leben in der Zukunft“ das forum:autoren auf dem Literaturfest München.
Nach einem Band im Selbstverlag wurde der Grupello Verlag Düsseldorf auf das Werk der Debütantin aufmerksam und veröffentlichte 2002 Silbentrennung. Seit 2006 wird die Autorin bei Voland & Quist betreut. Es liegen sieben Lyrikbände und ein Essayband sowie zahlreiche Einzelveröffentlichungen vor. Zuletzt erschien Morbus mit Grafiken von Reimar Limmer. Zudem arbeitet Gomringer in unterschiedlicher Form mit Musikern und Bildenden Künstlern zusammen.
Musikalische Bühnenpartner waren neben anderen Günter Baby Sommer, Franz Tröger, Scratch Dee, Michael Stauffer, Wortart Ensemble, DJ Kermit und Philipp Scholz. Mit Fiva und Mia Pittroff gewann sie 2005 im Team-Slam die Deutschen Poetry-Slam-Meisterschaften in Leipzig. Einzelne Lyrikbände sind ins Schwedische (Übersetzerin: Cecilia Hansson) und Französische (Übersetzer: Vincent Barras) übersetzt. Belarussische, englische und spanische Übertragungen erschienen zum Teil 2013. Einzelne Texte und kleine Zyklen sind ins Norwegische, Spanische, amerikanische Englisch, Letzeburgische, Niederländische, Bretonische und Farsi übersetzt.
2013 feierte das Opernprojekt Drei fliegende Minuten (Musik: Helga Pogatschar, Inszenierung: Peter Schelling) Premiere in Basel. Von Nora Gomringer stammt das Libretto. Häufig begleiten kleine Film- und Videoprojekte ihre Arbeit. Als Beispiele sind ihre Lyrikbände mit Audio-CDs zu nennen oder auch die Videoinstallationen zu den 2013 erschienenen Monster Poems. Im Herbst 2013 war die dreiteilige Radio-Essay-Reihe Nora Gomringer sieht fern beim Nachtstudio des BR zu hören. Für die 2018 an der Jungen Oper Stuttgart uraufgeführte Oper KRIEG – Stell dir vor, er wäre hier des Berliner Komponisten Marius Felix Lange auf den gleichnamigen Text von Janne Teller schrieb Nora Gomringer den Text reflektierende Gedichtinseln, deren Vertonungen von einer Sopranistin und einem Bariton gesungen werden.
Seit etwa 2010 arbeitet die A-cappella-Formation Wortart Ensemble mit Texten aus dem Werk Nora Gomringers und nutzt diese für Vertonungen und für die aktive Gestaltung von Workshops mit sängerischem Nachwuchs und professionellen Sängern. Seit 2011 arbeiten die fünf Sängerinnen und Sänger mit Nora Gomringer auf der Bühne zusammen und treten mit einem abendfüllenden Programm auf. 2012 war das Programm „Nora Gomringer meets Wortart Ensemble“ zum 50. Jubiläum des Goethe Instituts in Toronto eingeladen. Nach einer USA- und Kanada-Tour folgten auch eine Deutschland-Tour und 2013 ein eigenes Album über diese Zusammenarbeit.
In den Jahren 2001 bis 2006 gestaltete Nora Gomringer die Poetry-Slam-Szene in Deutschland aktiv mit, unter anderem durch den Bamberger Poetry Slam, den sie 2001 mit Stefankai Spörlein und Keith Kennetz gründete. Der Poetry Slam hatte in Bamberg über mehrere Jahre seinen festen Veranstaltungsort im Morph Club und wurde vom mehrfach ausgezeichneten Slammer und Autor Christian Ritter betreut. Der Umstand, dass sich Gomringer 2006 nahezu gänzlich aus der Poetry-Slam-Szene verabschiedete, gab der Autorin die Freiheit, zu ihren lyrischen Wurzeln zurückzukehren, ausgestattet mit dem Erfahrungsrüstzeug der Spoken-Word-Szene, nun aber – wie in ihrem Falle – dem vor dem Vortrag schriftlich niedergelegten Text verpflichtet.
2015 nahm Gomringer mit ihrem Text Recherche[4] am 39. Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Preis teil. Sie gewann den Wettbewerb mit ihrer Geschichte um eine Autorin, die den tödlichen Sturz eines Jungen im Alter von dreizehn Jahren aus einem Hochhaus untersucht. Gomringer, die bis zu diesem Erfolg fast ausschließlich als Lyrikerin hervorgetreten war, spielte danach mit dem Gedanken, einen Roman zu schreiben, sofern ihre Arbeit als Direktorin des Künstlerhauses es zulasse.[5]
Von 2018 bis 2020 war Nora Gomringer ein Jurymitglied des Bachmann-Preises.
Nora Gomringer hatte Poetikdozenturen der Universitäten Sheffield, Koblenz-Landau (zusammen mit Eugen Gomringer) und Kiel inne. Aufenthaltsstipendien, Lesereisen und Beteiligungen an internationalen Festivals führten sie nach Nowosibirsk, Toronto, in die USA, nach Neu-Delhi, Göteborg, vielfach in die Schweiz, nach Buenos Aires, Peking und Medellín.
Sie ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschlands, des Rotary Clubs, ist Stiftungsratsmitglied des Museums Buchheim sowie Mitglied des Kuratoriums ihrer Alma Mater.
Als Herausgeberin
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