traditionelle japanische Tanzkunst Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Nihon Buyō (jap.日本舞踊, dt. „japanischer Tanz“, kurz auch Nichibu日舞 oder Hōbu邦舞[1]) bezeichnet die traditionelle japanische Tanzkunst. Als Sammelbegriff bezeichnet Nihon Buyō im weiteren Sinne in der Geschichte teils weit zurückreichende Formen, die mit Musik und Gesang kombiniert waren. Man kann diese ersten Formen grob in eine mehr stilisierte Form etwa für die Darbietung am Hofe durch professionelle (Berufs)tänzer und eine volkstümlichere mehr im Alltagsleben verwurzelte Form einteilen. Im Vergleich ist die stilisierte Form meist abstrakter in der Darstellung und sparsamer in der Bewegung. Im engeren Sinn bezeichnet Nihon Buyō Tanzformen, die in der Regel auf der Bühne dargeboten werden. Diese etwa 400 Jahre alten Formen setzen mit der Entstehung des Nō-Theaters ein. Ihre Entwicklung ist geprägt von fünf großen Schulen und im Zusammenhang mit den japanischen Bühnenkünsten (neben dem Nō auch das Kabuki) zu sehen. Seit dem Zweiten Weltkrieg kommen neue Elemente hinzu, die zu einer Modernisierung der traditionalistischen Tanzformen des mai (舞) und des odori (踊) führen.
Die Bezeichnung Buyō wurde erstmals in der Meiji-Zeit von Shōyō Tsubouchi[1] und Gen'ichirō Fukuchi als Neologismus (Wortneuschöpfung) und Übersetzung des englischen Wortes dance geprägt. Als Kompositum ist es aus den beiden Begriffen mai und odori[Anm. 1], ähnlich dem Wort Liebe (恋愛, ren-ai), zusammengesetzt. Der Begriff wurde nicht zuletzt durch die weidliche Verwendung in Tsubouchis eigenem Werk Shingakugeki-ron (新楽劇論, dt. etwa „Abhandlung über das neue Musikdrama“) zum Allgemeingut. Da sich bald die Notwendigkeit ergab zwischen traditionellem japanischem Tanz und Tanzformen, die mit der Übersetzung des englischen Wortes gemeint waren, zu unterscheiden, setzte man zur Spezifizierung Nihon (日本, Japan)[Anm. 2] hinzu.
Shōsagoto (所作事, pantomimischer Tanz im Kabuki), hierzu zählen auch das Jōruri, der Begleitgesang zum Puppenspiel, und das Nagauta, eine Ballade mit Shamisen-Begleitung.
Modern(isiert)e Formen
an die japanischen Kampfkünste angelehnte Formen
Hō no te (棒の手)
Kenbu (剣舞)
Shibu (詩舞)
Tanzformen der Gegenwart
Shin buyō (新舞踊)
Kayō buyō (歌謡舞踊)
Gin'ei kenshibu (吟詠剣詩舞)
Gegenwärtig existieren etwa 200 Schulen, die traditionelle japanische Tänze praktizieren. Darunter sind insbesondere die „fünf großen Schulen“ (五大流派, Godai ryūha): die „Hanayagi-Schule“ (花柳流), die „Fujima-Schule“ (藤間流), die „Kawayagi-Schule“ (若柳流), die „Nishikawa-Schule“ (西川流) und die „Bandō-Schule“ (坂東流) zu nennen.
Während noch auf dem Spielplan von 1852 nur 14 Schulen zu finden waren, stieg die Zahl der Schulen in der Taishō-Zeit rapide an. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich die Entwicklung in zwei verschiedene Richtungen fort. 120 Schulen mit rund 6000 Tänzern traten der Nihon Buyō Kyōkai (日本舞踊協会, engl. „The Japanese Classical Dance Association“)[3] bei. Schulen, die dem Verband bisher nicht beigetreten sind, und eine Vielzahl von Schulen, die Tanzformen modernisierten (新舞踊, shinbuyō[Anm. 4]) bilden parallel dazu eine eigene Entwicklungsrichtung.
Die fünf großen Schulen
Die Hanayagi-Schule wurde 1849 von Jusuke Hanayagi (花柳壽輔) gegründet, der bei Senzō Nishikawa IV. (西川扇藏, 1797–1845) Tanz und Choreographie erlernte. Die Schule wird heute in der vierten Generation von Jusuke Hanayagi IV. geführt und ist mit 15 bis 20.000 Mitgliedern die größte der fünf Schulen.
Die Fujima-Schule wurde 1704 von Kanbee Fujima (藤間勘兵衛) gegründet. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich zwei Strömungen, eine unter der Leitung von Kanemon Fujima (藤間勘右衛門) aus der auch die Matsumoto-Schule hervorging, die andere unter Kanjurō Fujima (藤間勘十郎).
Die Kawayagi-Schule wurde 1893 von Judō Wakayagi (若柳壽童) gegründet. Markenzeichen dieser Schule ist der häufige Einsatz von Handbewegungen.
Die Nishikawa-Schule wurde in der Genroku-Zeit um 1700 von Senzō Nishikawa III. gegründet, womit sie mit einer Tradition von mehr als 300 Jahren die älteste der fünf Schulen ist.
Die Bandō-Schule wurde in der Bunka-Zeit um 1800 von Mitsugorō Bandō III. (坂東三津五郎), der als Meister des pantomimischen Tanzes im edozeitlichen Kabuki gilt, gegründet.
Mai und Odori bezeichnen eigenständige Tanzformen. Für das Kompositum Buyō wird die Onyomi-Lesung verwendet. Durch die Einführung dieses „Kunstbegriffs“ werden die beiden Tanzformen zunehmend weniger in ihrer Eigenständigkeit wahrgenommen.
Nihon ist hier durchgängig adjektivisch als japanisch wiedergegeben. Denkbar ist aber auch eine genitivische Wiedergabe mit Tänze Japans, wobei der Genitivmarker noentfällt.
Kamigata bezeichnet die Region zwischen Kyōto und Osaka, die in der Edo-Zeit neben Edo ein Zentrum des Buyō war. Als Tokyo der Region den Rang als Kulturzentrum ablief, entwickelt sich in Kamigata eine kleine Form, die vornehmlich in kleinen Räumen mit Tatami Matten dargeboten wurde.
Shinbuyō bedeutet wörtlich neuer Tanz. Es handelt sich hierbei meist um Schulen, die Elemente aus anderen Bereichen, wie den Kampfkünsten, aufnehmen. Insofern sind sie sowohl neu, als auch modernisierend. Nicht gemeint ist eine per se moderne Tanzform, die sich gänzlich vom traditionellen japanischen Tanz entfernt.
Outline of the Association.The Japanese Classical Dance Association (日本舞踊協会),archiviertvomOriginal(nicht mehr online verfügbar)am10.November 2012;abgerufen am 11.Mai 2013.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.nihonbuyou.or.jp