Reichsgau Niederdonau
Verwaltungseinheit des Deutschen Reiches nach dem sog. Anschluss Österreichs Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Verwaltungseinheit des Deutschen Reiches nach dem sog. Anschluss Österreichs Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Reichsgau Niederdonau (im NS-Sprachgebrauch Ahnengau des Führers) war einer von sieben Reichsgauen des Deutschen Reichs im 1938 angeschlossenen Österreich und bestand aus Teilen Niederösterreichs, des Burgenlands sowie südöstlichen Teilen von Böhmen und südlichen Teilen von Mähren, die aufgrund des Münchner Abkommens 1938 von der Tschechoslowakei abgetreten worden waren. Der Reichsgau Niederdonau wurde gemäß dem Ostmarkgesetz am 1. Mai 1939 gebildet und bestand bis 1945. Von 1939 bis 1942 wurden die sieben Reichsgaue im ehemaligen Österreich als Ostmark, ab 1942 als Alpen- und Donau-Reichsgaue bezeichnet, um jeglichen Bezug zum früheren Österreich zu beseitigen.
Das System der Parteigaue wurde von der NSDAP 1925 eingeführt und 1941 angepasst, um die Verwaltung der Partei zu organisieren. 1927 übernahmen es auch die österreichischen Nationalsozialisten (in Niederösterreich unter Josef Leopold). Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Deutschen Reich verdrängten die Gaue ab 1933 sukzessive die formal bis 1945 weiter bestehenden Länder wie den Freistaat Preußen als Verwaltungseinheiten.[1] Nach dem Anschluss Österreichs 1938 wurde dieses, die bisher im Deutschen Reich vollzogene Entwicklung radikal übertreffend, zum 1. Mai 1939 in sieben Reichsgaue aufgeteilt.[2]
An der Spitzes jeden Reichsgaues stand ein Gauleiter. Diese wurden nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges besonders mächtig, als sie zusätzlich Reichsverteidigungskommissare wurden. Die Gauleiter waren für Propaganda, Überwachung, die Zwangsarbeiter und ab September 1944 für den neu aufgestellten Volkssturm verantwortlich. Die Gauleitung hatte ihren Sitz erst in Krems an der Donau, dann ab 1938 in Wien IX im Gebäude des Gymnasiums Wasagasse, das zuvor besonders viele jüdische Schüler besucht hatten. Der geplante Ausbau von Krems scheiterte kriegsbedingt.
Am 31. Mai 1938 wird im Rahmen der „Gau- und Kreiseinteilung der NSDAP“ verkündet, dass sich der Gau Niederdonau grundsätzlich mit dem Gebiet des ehemaligen Landes Niederösterreich deckt. 97 Gemeinden wurden von Niederösterreich abgetrennt und mit Wien zur damit zweitgrößten deutschen Stadt vereinigt (Groß-Wien). Dafür kamen die Bezirke Eisenstadt, Neusiedl am See, Mattersburg und Oberpullendorf des aufgelösten Burgenlands zu Niederösterreich. Am 15. Oktober 1938 wurden die Grenzen der staatlichen Verwaltung mit denen der NSDAP gleichgezogen. Am 9. Januar 1939 wurde der Gau Niederdonau um fünf bis Oktober 1938 zur Tschechoslowakischen Republik und danach für einige Monate zum Reichsgau Sudetenland gehörende südmährische Bezirke (Znaim, Nikolsburg, Mährisch Krumau, Auspitz und Neubistritz) zuzüglich Gmünd und Theben (Devín bei Pressburg) vergrößert.
Noch 1937 war Roman Jäger im Gau Niederösterreich illegaler Gauleiter. Im 1938 so genannten Gau Niederdonau und am 1. Mai 1939 gebildeten Reichsgau Niederdonau fungierte Hugo Jury während der gesamten Zeit als Gauleiter und in Personalunion als Reichsstatthalter seit 1940, seit 1942 auch als Reichsverteidigungskommissar. Sein Stellvertreter als Gauleiter war Karl Gerland, als Reichsstatthalter der Regierungspräsident Erich Gruber.
Ab April 1939 wurden sechs Gauräte als Berater für den Gauleiter berufen: Alois Forst (Gauobmann der DAF), Franz Rehling (Gauamtsleiter NSV), Ludwig Uhl (Kreisleiter Lilienfeld), Ferdinand Ulz (Kreisleiter Wiener Neustadt) und Walter Wolf (Gauamtsleiter für Agrarpolitik).[3]
Ende 1938 gliederte sich der Gau Niederdonau in 21 Kreise, 633 Ortsgruppen, 2119 Zellen und 8085 Blocks.[4]
1939 bestand nach mehreren Änderungen der Gau schließlich aus folgenden Kreisen[5]:
Folgende Personen gehörten der Gauleitung an, welcher der Struktur der NSDAP entsprach[6][7]:
Als Kreisleiter fungierten[8]:
Folgende Personen saßen als Vertreter der Donau- und Alpenreichsgaue im nationalsozialistischen Reichstag:
Nach dem Ende des Nationalsozialismus wurden in Niederösterreich von den neugebildeten staatlichen Behörden aufgrund des Verbotsgesetzes 1945 84795 Nationalsozialisten registriert, davon wurden ca. 2000 NSDAP-Funktionäre verhaftet. Aufgrund der geänderten Bestimmungen im Verbotsgesetz 1947 wurden 6920 Personen als belastet eingestuft, 76400 als minderbelastet.[10]
2021 erschien die bislang erste Dokumentarfilmproduktion, die sich explizit mit den Gauleitern der Alpen- und Donau-Reichsgaue auseinandersetzt und die Entwicklungsgeschichte dieser nationalsozialistischen Verwaltungseinheiten aufzeigt. Der Doku-Zweiteiler des österreichischen Regisseurs Christian Hager wurde im Hauptabendprogramm von ORF III ausgestrahlt und thematisiert auch den Reichsgau Niederdonau unter der Gauleitung von Hugo Jury.
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.