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anglikanischer Bischof von Durham, neutestamentlicher Theologe und Leben-Jesu Forscher Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Nicholas Thomas Wright (* 1. November 1948 in Morpeth, Northumberland), besser bekannt als N. T. Wright oder Tom Wright, ist ein anglikanischer Geistlicher und Theologe.
Er war Professor für Neues Testament und frühe Christenheit an der University of St Andrews, ist anglikanischer emeritierter Bischof von Durham (England) und einer der führenden neutestamentlichen Theologen und Leben-Jesu-Forscher im englischen Sprachraum. Seit 2019 arbeitet er als Senior Research Fellow an der University of Oxford.[1]
Wright wuchs in Nordengland auf, er besuchte die Sedbergh School in Yorkshire und studierte am Exeter College in Oxford Theologie und Geschichte. Beeinflusst durch John Wenham entschied er sich für eine akademische Laufbahn, und sein Denken und Glauben war vom Calvinismus und Evangelikalismus geprägt. 1973 graduierte er in Theologie, 1975 erhielt er seinen Master und 1976 wurde er zum anglikanischen Priester geweiht. 1981 wurde er als Professor für Neues Testament an die McGill-Universität in Montréal berufen. 1986 kam er zurück nach Oxford, wo er als Professor und Kaplan des Worcester College wirkte, 1994 wurde er Domdekan von Lichfield, 2000 Kanoniker von Westminster Abbey und 2003 Bischof von Durham, dem viertwichtigsten Bischofssitz der Kirche von England. Wright gehörte 2004 zu den Mitgliedern der Lambeth Commission on Communion, die den Windsor-Report erarbeitete.
2010 trat er als Bischof zurück und wurde Research Professor of New Testament and Early Christianity an der University of St Andrews in Schottland.
Wright ist verheiratet mit Margaret Elizabeth Anne Fiske und hat zwei Söhne und zwei Töchter. Er ist ein Sport- und Musikliebhaber und spielt selber Klavier, Jazztrompete und Gitarre.[2]
Wright hat über achtzig Bücher publiziert, teils akademische Werke unter dem Namen N.T. Wright, teils für das allgemeine Publikum unter dem Namen Tom Wright. Seine Werke sind auch in verschiedene Sprachen übersetzt und von Personen aus unterschiedlichen Kirchen und Kulturen aufgenommen und rezipiert worden.
Seine akademischen Werke befassen sich mit neutestamentlicher Exegese, insbesondere mit der neuen Perspektive auf Paulus und der Leben-Jesu-Forschung. In der Leben-Jesu-Forschung geht er strikt von einem Historiker-Standpunkt aus, nimmt ebenso Bezug auf Altes und Neues Testament, jüdische und nicht-kanonische Schriften, wie auf griechische Klassiker, Albert Schweitzer, Ernst Käsemann und Ed Parish Sanders. Bei der neuen Perspektive auf Paulus geht es darum, Paulus mehr von seiner jüdischen Herkunft her zu verstehen und zu interpretieren. Insbesondere sei Martin Luthers bahnbrechende Erkenntnis von der Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben stark vom lateinischen, forensischen Denken des Mittelalters geprägt worden.
Wright ist ein eigenständiger, unkonventioneller Denker, der moderne und klassische Auslegungen in Frage stellt, und der schwer einzuordnen ist. Er legt komplexe theologische Themen, klar und gut lesbar dar, um den Leser hierdurch zum Nachdenken anzuregen. Er hat sich sowohl mit exegetischen Einzelfragen als auch mit umfassenden Themen auseinandergesetzt und seine Erkenntnisse Einzelpersonen und der Kirche zugänglich gemacht. Von konservativen Kritikern (meist Professoren der amerikanischen christlichen Seminaries) wird er als liberal, von liberalen (meist Universitätsprofessoren) Kritikern als konservativ bezeichnet.[3] 2014 bekam er den Ehrendoktortitel Dr. h. c. der Theologischen Fakultät der Universität Fribourg verliehen.[4]
Stark reformatorisch gesinnte Theologen und Pastoren (z. B. die Confessing Evangelical Alliance) sind mit seiner neuen Perspektive auf Paulus nicht einverstanden, die die zentrale Glaubenslehre von der Rechtfertigung aus Glauben relativiert (Wright lehnt das Konzept der Double Imputation ab).[5][6]
Wright distanziert sich deutlich von der liberalen Theologie, schockiert aber auch Evangelikale durch historische Ansätze oder durch Thesen, die liebgewordene Überzeugungen und Konzepte in Frage stellen.[7] Er hat keinerlei Berührungsängste, ist persönlich befreundet mit Marcus Borg, der als Mitglied des Jesus-Seminars theologisch eine völlig andere Position vertritt und hat mit ihm zusammen schon Bücher publiziert und Vortragsreisen gehalten. (Borg sieht Jesus als Propheten im Kontext des Judentums des 1. Jahrhunderts n. Chr., der durch seine Agenda und symbolischen Handlungen mit den Mächtigen in Konflikt kam.)
Wright tritt mit dem Anspruch auf, durch seine historischen, exegetischen und theologischen Forschungen der spezifisch neutestamentlichen Vorstellung über die Zukunft der Welt und des einzelnen Menschen (Eschatologie) gegenüber gegenwärtigen Verwirrungen in Kultur und Kirche zu ihrem Recht zu verhelfen[8]. Er versucht die Eschatologie des frühen Christentums durch die Untersuchung der eschatologischen Vorstellungen in der heidnischen und jüdischen Umwelt des Neuen Testaments darzustellen. Dabei stellt er eine Nähe zu jüdisch-pharisäischen Vorstellungen fest, die jedoch in entscheidenden Punkten (vor allem die Vorwegnahme der allgemeinen Auferstehung in der Auferstehung Jesu Christi) verändert worden ist[9]. Er dekonstruiert populäre Vorstellungen und Vorurteile, nach denen es im Christentum nur darum gehe „in den Himmel zu kommen, nachdem man gestorben ist.“ In seinem Buch Simply Jesus (2011) prägte er den provokanten Satz: „Die Evangelien handeln nicht davon, auf welche Weise sich Jesus als Gott erwies. Sie handeln davon, wie Gott auf Erden König wurde wie im Himmel.“[10] Dabei lehnt er die Vorstellung eines evolutionären Wachstums der Welt zum Besseren genauso ab wie die Vorstellung eines Weltendes.[11] Stattdessen gehe es im Christentum um Gottes Handeln, der diese Welt mit sich versöhnt und sie „am jüngsten Tag“ transformiert[12]. Die Kirche habe die Aufgabe, dieses endgültige transformative Handeln Gottes schon jetzt bruchstückhaft auszuleben[13]. Es gehe in primärer Weise um das Reich Gottes, Gottes Handeln an der Welt auch durch die Kirche und daraus ergebe sich dann erst die Frage nach dem Schicksal des Einzelnen nach dem Tode[14].
Wichtige akademische Werke sind[15]:
Auf Deutsch erschienen (in chronologischer Reihenfolge)
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