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Straße in Hamburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Neue Wall ist eine Geschäftsstraße im Hamburger Stadtteil Neustadt. Die Straße erstreckt sich über rund 580 Meter vom Jungfernstieg mit leichtem Gefälle in südwestlicher Richtung bis zur Stadthausbrücke und wird vom Alsterfleet und Bleichenfleet begrenzt. Die Einkaufsstraße ist als Einbahnstraße ab Stadthausbrücke befahrbar. Geschäfte und Gastronomie sind auf Konsumenten mit hoher Kaufkraft ausgerichtet. Der Neue Wall gehört nach einer Untersuchung von Jones Lang LaSalle zu den zehn führenden Luxus-Einkaufsstraßen Europas.[1]
Der Neue Wall wurde von 1530 bis 1538 als zusätzliche Befestigungsanlage vor dem Alten Wall und der Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert errichtet und nach Süden durch den Küterwall bis zum Baumwall fortgesetzt. Auf der Außenseite wurde er durch den Herrengraben als Festungsgraben gesichert, der später nach Nordosten um das Bleichenfleet verlängert wurde.[2] Nach dem Bau des großen Wallrings im 17. Jahrhundert, in den nunmehr auch die Neustadt einbezogen wurde, verlor der Neue Wall seine Wehrfunktion, wurde bis 1707 abgetragen und an seiner Stelle die Straße Neuer Wall angelegt. Das erste hier 1710 errichtete Gebäude war das barocke Görtz-Palais, dessen Fassade bis heute erhalten ist; dahinter wurde der Bau jedoch erheblich umgebaut.[3]
Bis zum Großen Brand von 1842 standen hier Wohnhäuser wohlhabender Kaufleute und auch weitere diplomatische Vertretungen, die aber schließlich im Feuer untergegangen sind. Von den Bauten des Wiederaufbaus nach dem Brand bestehen heute noch Teile der Alsterarkaden, die von Chateauneuf errichtet wurden. Auf der Rückseite der Alsterarkaden entstanden in den Folgejahren bis 1846 Gebäude, von denen einzelne (Hausnummer 9 – 11) im Bereich der Mellinpassage noch erhalten sind.
Auf Hausnummer 14 hatte der Kunstverein in Hamburg von 1899 bis 1915 seine Ausstellungsräume.[4] Auf Hausnummer 50 befand sich die 1843/44 nach Entwürfen von Max Koppel errichtete «Tonhalle» mit mehreren Konzerträumen, die mit Gas beleuchtet waren. Im Keller war ein «Bierkonvent». Die Tonhalle konnte sich nie als Aufführungsort von Musik etablieren und auch der Bierkeller schloss bereits 1855 wieder. 1861 wurde die Tonhalle ganz geschlossen.[5]
Von dem Haus Neuer Wall 72/74 ist noch ein Portal erhalten. Das Gebäude wurde vermutlich zwischen 1820 und 1830 von dem Architekten Johannes Nicolaus Kuhn als Hamburger Wohnsitz des holsteinischen Grafen Gerhard von Dernath errichtet.[6] Justus Brinckmann, Gründungsdirektor des Museums für Kunst und Gewerbe, nahm das Portal nach Abbruch des Gebäudes um 1907/1908 in seine Sammlung auf und übergab es 1909 dem Museum für Hamburgische Geschichte. Dort integrierte man das Portal während des Baus des Museums als Architekturfragment in die nördliche Außenfassade.[7] In dem Gebäude befand sich um 1900 ein Antiquariat sowie das Restaurant C. Kothe’s Wintergarten.
Die heutige Bebauung reicht auf die Zeit der Citybildung Anfang des 20. Jahrhunderts zurück, die Bauten nach 1842 sind verschwunden. Weitere Umbauten und Modernisierungen finden bis in die heutige Zeit statt.
Am Neuen Wall wurden 41 jüdische Geschäfte und Kontore nach der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 enteignet. Zwei Gedenktafeln an Gebäuden an der Schleusenbrücke erinnern an die Enteignung der Modehäuser Hirschfeld sowie Robinsohn. Sogenannte Treuhandgesellschaften erwarben unter Preis die Geschäfte, der Erlös wurde den Eigentümern vorenthalten, sie wurden verfolgt oder ermordet.[8]
Obwohl nur an diese drei Ereignisse an Ort und Stelle erinnert wird, waren über dreißig Firmen oder Personen in dieser Straße von den „Arisierungen“ und Enteignungen betroffen.[9] Einige wenige Firmennamen haben den Krieg überdauert.
Die Mieter und Eigentümer der Grundstücke haben sich zum Business Improvement District Neuer Wall zusammengeschlossen, der unter anderem auch für die Reinigung der Straße sorgt und den ruhenden Verkehr kontrolliert und einweist.[10]
Die beidseitigen breiten Bürgersteige wurden bis Sommer 2006 mit hellen Gehwegplatten modernisiert und mit großen Pflanzenkübeln begrünt. Die Straße wurde durchgängig neu gepflastert. Der Niveauunterschied zwischen Gehweg und Fahrweg wurde verringert.[11]
Die Gestaltung der Fassaden ist sehr heterogen, teilweise in Sandstein oder Verputz, in einem Fall im Erdgeschossbereich sogar als Schiefer-Fassade, die neueren Bauten sind mit Glas/Metall-Kombinationen ausgeführt. Eine der ersten Fassaden in Glas und Aluminium in Hamburg ist das Haus 43 von Godber Nissen, das in seiner ursprünglichen Form nur vom Alsterfleet zu sehen ist, am Neuen Wall wurde ein verputzter Vorbau davor gesetzt. Die Rückseite der Häuser im mittleren Abschnitt zitieren zum Bleichenfleet hin das Erscheinungsbild alter Kaufmannshäuser mit Backsteinfassaden.
Der Neue Wall wird als Hamburgs teuerste Einkaufsstraße angesehen und ist mit seinem Angebot an Geschäften konkurrenzfähig mit der Münchner Residenz oder der Maximilianstraße. In der Straße sind zahlreiche Designerläden, Möbelhäuser und Geschäfte, die ausschließlich ein Luxussegment führen, angesiedelt. In der Nähe zum Jungfernstieg liegen ein Juweliergeschäft, Schuhgeschäfte und mehrere Filialen führender internationaler Modehäuser. Hier sind die Mieten höher, am Ende der Straße, in der Nähe zur Stadthausbrücke, liegen wegen der etwas niedrigeren Mieten Geschäfte mit größerer Verkaufsfläche, unter anderem ein Möbelgeschäft. Im Mittelteil befinden sich mehrere Textilgeschäfte, ein Porzellan- und ein Lampengeschäft.[12] Als langjähriger Trend ist zu beobachten, dass immer wieder klassische Einzelhandelsgeschäfte aufgeben und die Flächen in der Folge von den Inhabern von Luxusmarken eingenommen werden, die Sortimentsvielfalt also sinkt, da eine Markenspezialisierung erfolgt.[13]
Die Hausnummernzählung geht vom Jungfernstieg zur Stadthausbrücke, entgegen der heutigen Einbahnstraßenrichtung.[14][15] Fett gesetzte Nummern stehen unter Denkmalschutz.[16]
Zwischen den Hausnummern 22 und 24 kreuzt die Poststraße, beziehungsweise die Schleusenbrücke.
Zwischen dem Haus 42 und 44 verbindet ein Kanal, der «Neue Fleet», das Alsterfleet mit dem Bleichenfleet. An der kleinen Passage führt eine Fußgängerbrücke in die Ladenpassage des Kaufmannshauses.
Die Verlängerung der Alsterarkaden bis zu diesem Punkt wurde 1999 von den Architekten Bothe, Richter, Teherani gestaltet.[38]
Zwischen den Nummern 50 und 52 kreuzt die Straße Bleichenbrücke, die den Alsterfleet schließlich als Adolphsbrücke überspannt. Die Verlängerung der Alsterarkaden auf der Rückseite der Häuser hieß ab hier bis 2024 «Am Alsterfleet», seither «Karl-Lagerfeld-Promenade».[42] Es besteht somit ein durchgängiger Weg für Fußgänger entlang des Alsterfleets von der Binnenalster bis zum Baumwall.
Die alljährliche traditionelle Vorweihnachtsbeleuchtung mit Lichtbögen geht auf das Jahr 1930 zurück.
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