Hierbei handelte es sich um einen Pluralwahlkreis. Dies bedeutet, dass zwar mehrere Sitze zu verteilen waren, jedoch das Majorzwahlrecht zur Anwendung gelangte. Im Sinne der romanischen Mehrheitswahl benötigte ein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen, um gewählt zu werden. Zur Verteilung aller Sitze waren unter Umständen mehrere Wahlgänge notwendig. Jeder Wähler hatte so viele Stimmen, wie Sitze zu vergeben waren.
Bern-Oberaargau ist eine inoffizielle geographische Bezeichnung. Im amtlichen Gebrauch üblich war eine über die gesamte Schweiz angewendete fortlaufende Nummerierung, geordnet nach der Reihenfolge der Kantone in der schweizerischen Bundesverfassung. Aufgrund der wechselnden Anzahl im Laufe der Jahre erhielten manche Wahlkreise mehrmals eine neue Nummer. Bern-Oberaargau trug ab 1851 (erstmalige Anwendung eines einheitlichen Bundesgesetzes) jahrzehntelang die Nummer 8 und erhielt 1911 die Nummer 9.
Bern-Oberaargau hatte bei den ersten Wahlen 3 Sitze, ab 1851 standen stets 4 Sitze zur Verfügung.
Das Gebiet des Wahlkreises wurde am 21.Dezember 1850 mit dem «Bundesgesetz betreffend die Wahl der Mitglieder des Nationalrathes» erstmals verbindlich festgelegt, wobei man den bereits 1848 von der Berner Kantonsregierung geschaffenen Wahlkreis unverändert übernahm.[1] Er umfasste:
Gemäss dem «Bundesgesetz betreffend die eidgenössischen Wahlen und Abstimmungen» vom 19.Juli 1872 wurde Ursenbach vom Wahlkreis Bern-Emmental abgetrennt und Bern-Oberaargau angefügt.[2] Der Wahlkreis umfasste somit:
den Amtsbezirk Aarwangen
den Amtsbezirk Burgdorf
den Amtsbezirk Fraubrunnen
den Amtsbezirk Wangen
Zu einer letzten Gebietsveränderung kam es mit dem «Bundesgesetz betreffend die Nationalrathswahlkreise» vom 23. Juni 1911. Die Gemeinde Hasle bei Burgdorf wurde abgetrennt und dem Wahlkreis Bern-Emmental zugeteilt.[3] Bern-Oberaargau umfasste somit zuletzt:
den Amtsbezirk Aarwangen
den Amtsbezirk Burgdorf ohne die Gemeinde Hasle bei Burgdorf
den Amtsbezirk Fraubrunnen
den Amtsbezirk Wangen
1919 wurden die sieben Berner Wahlkreise zum heute noch bestehenden Nationalratswahlkreis Bern zusammengelegt, in welchem das Proporzwahlrecht gilt.