Loading AI tools
sehr seltenes Mineral, Kupfer-Zinn-Hydroxid aus der Klasse der Oxide und Hydroxide Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mushistonit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ mit der idealisierten Zusammensetzung Cu2+Sn4+(OH)6[1] und damit chemisch gesehen ein Kupfer-Zinn-Hydroxid. Da in Mushistonitproben, die zur Analyse der Zusammensetzung herangezogen wurden, meist ein geringer Gehalt des Kupfers durch Zink und/oder Eisen ersetzt ist, wird die Formel oft auch mit (Cu,Zn,Fe)Sn(OH)6[4][7] angegeben.
Mushistonit | |
---|---|
Von Mushistonit überzogener Kësterit auf Glimmer vom Berg Xuebaoding, Pingwu, Sichuan, China (Gesamtgröße der Probe: 60 mm × 45 mm) | |
Allgemeines und Klassifikation | |
IMA-Nummer |
1982-068[1] |
IMA-Symbol |
Mhi[2] |
Andere Namen |
Zinn(IV)-kupfer(II)-hydroxid (engl. Tin IV-copper II hydroxide)[3] |
Chemische Formel | |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Oxide und Hydroxide |
System-Nummer nach Lapis-Systematik (nach Strunz und Weiß) Strunz (9. Aufl.) Dana |
IV/F.16-050[5] 4.FC.10 06.03.06.06 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | kubisch |
Kristallklasse; Symbol | hexakisoktaedrisch; 4/m32/m[6] |
Raumgruppe | Pn3m (Nr. 224)[4] |
Gitterparameter | a = 7,73 Å[4] |
Formeleinheiten | Z = 4[4] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 4 bis 4,5[5] (VHN100 = 240–254 kg/mm2[7]) |
Dichte (g/cm3) | nicht definiert |
Spaltbarkeit | nicht definiert |
Farbe | bräunlichgrün bis malachitgrün, gelbbraun[7] |
Strichfarbe | nicht definiert |
Transparenz | durchscheinend |
Glanz | Glasglanz[7] |
Mushistonit kristallisiert im kubischen Kristallsystem, konnte bisher jedoch nur in Form feinkörniger, erdiger Mineral-Aggregate und krustiger Überzüge von bräunlichgrüner bis malachitgrüner oder gelblichgrüner bis gelbbrauner Farbe gefunden werden.
Die synthetische Verbindung Zinn(IV)-kupfer(II)-hydroxid (engl. Tin IV-copper II hydroxide; CuSn(OH)6) war bereits seit 1975 durch die Studien des Jahn-Teller-Effekts und der Kristallstruktur des Hydroxids CuSn(OH)6 von Irène Morgenstern-Badarau bekannt.[3]
Als natürliche Mineralbildung wurde das Kupfer-Zinn-Hydroxid erstmals in der Lagerstätte „Mushiston“ etwa 35 km südlich von Pendzhikent in der Zeravshan Mountain Range (Provinz Sughd) in Tadschikistan entdeckt und 1978 durch N. K. Marshukova, G. A. Sidorenko und N. I. Chistyakova in einer Kurzbeschreibung erwähnt, allerdings ohne dem Mineral einen Namen zu geben. Zitiert wurde die Entdeckung 1980 in der Publikation der New Mineral Names im Fachmagazin American Mineralogist als „Unnamed analogue of schoenfliesite“ (deutsch: Unbenanntes Analogon von Schoenfliesit).[8]
Die vollständige Erstbeschreibung erfolgte durch N. K. Marschukowa, A. B. Pawlowskij und G. A. Sidorenko (russisch Н. К. Маршукова, А. Б. Павловский, Г. А. Сидоренко; englisch: N. K. Marshukova, A. B. Pavlovskii, G. A. Sidorenko), die das Mineral nach dessen Typlokalität benannten. Sie reichten ihre Untersuchungsergebnisse und den gewählten Namen 1982 zur Prüfung bei der International Mineralogical Association (interne Eingangs-Nr. der IMA: 1982-068[1]), die den Mushistonit (russisch Мушистонит, englisch Mushistonite) als eigenständige Mineralart anerkannte. Publiziert wurde die Erstbeschreibung 1984 im russischen Fachmagazin Sapiski Wsessojusnogo Mineralogitscheskogo Obschtschestwa (russisch Записки Всесоюзного Минералогического Общества)[9] und ein Jahr später bei der Auflistung der New Mineral Names im American Mineralogist.[10]
Die ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Mushistonit lautet „Mhi“.[2]
Da der Mushistonit erst 1982 als eigenständiges Mineral anerkannt wurde, ist er in der seit 1977 veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz noch nicht verzeichnet.
Im zuletzt 2018 überarbeiteten und aktualisierten Lapis-Mineralienverzeichnis nach Stefan Weiß, das sich aus Rücksicht auf private Sammler und institutionelle Sammlungen noch nach dieser alten Form der Systematik von Karl Hugo Strunz richtet, erhielt das Mineral die System- und Mineral-Nr. IV/F.16-050. In der „Lapis-Systematik“ entspricht dies der Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort der Abteilung „Hydroxide und oxidische Hydrate (wasserhaltige Oxide mit Schichtstruktur)“, wo Mushistonit zusammen mit Burtit, Natanit, Schoenfliesit, Vismirnovit und Wickmanit die die „Schoenfliesitgruppe“ mit der System-Nr. IV/F.16 bildet.[5]
Die von der IMA zuletzt 2009 aktualisierte[11] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Mushistonit dagegen in die neu definierte Abteilung der „Hydroxide (ohne V oder U)“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit von OH und/oder H2O sowie der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Hydroxide mit OH, ohne H2O; eckenverknüpfte Oktaeder“ zu finden ist, wo es ebenfalls zusammen mit Burtit, Natanit, Schoenfliesit, Vismirnovit und Wickmanit die „Schoenfliesitgruppe“ mit der System-Nr. 4.FC.10 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mushistonit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide“ ein. Hier ist er zusammen mit Burtit, Natanit, Schoenfliesit, Vismirnovit und Wickmanit in der „Wickmanitgruppe (Kubisch oder Trigonal, mit 2+-Kationen und Sn)“ mit der System-Nr. 06.03.06 innerhalb der Unterabteilung „Hydroxide und hydroxyhaltige Oxide mit (OH)3- oder (OH)6-Gruppen“ zu finden.
Mushistonit kristallisiert kubisch in der Raumgruppe Pn3m (Raumgruppen-Nr. 224) mit dem Gitterparameter a = 7,73 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]
Kristallstruktur von Mushistonit (synthetisch mit a = 7,586 Å)[3] |
---|
|
Farblegende: _ Sn _ Cu _ O |
Mushistonit ist schon in verdünnter Salzsäure leicht löslich.[10]
Mushistonit bildet sich sekundär durch Verwitterung von Stannit in der Oxidationszone von Zinn-Lagerstätten. Als Begleitminerale können neben Stannit unter anderem noch Chalkopyrit, Galenit, Kassiterit, Pseudomalachit, Quarz und Sphalerit auftreten.
Von Mushistonit konnten bisher (Stand 2023) nur wenigen Proben an weniger als 10 Fundorten gefunden werden. Seine Typlokalität „Mushiston“ ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Tadschikistan.
Weitere bisher bekannte Fundorte sind unter anderem die Lithium-Lagerstätte „Londonderry“ bei der ehemaligen Siedlung Nepean nahe Coolgardie in Westaustralien, die Lagerstätte „Huya“ am Berg Xuebaoding im Kreis Pingwu in China, Carrara in den Apuanischen Alpen der italienischen Provinz Massa-Carrara, die Kësterit-Lagerstätte im Arga-Ynnakh-Khai-Granitmassiv des Jana-Tals in der russischen Republik Sacha (Jakutien), ein ehemaliger Bergbauschacht bei Cínovec (deutsch Zinnwald) in Tschechien sowie die Gruben „Etta“ und „Peerless“ bei Keystone im Pennington County (South Dakota) in den Vereinigten Staaten von Amerika.[12]
Ein weiterer Fund in einem dolomitischen Marmor-Steinbruch bei Rędziny (deutsch Wüstenröhrsdorf bzw. Röhrsdorf) in der polnischen Landgemeinde Kamienna Góra gilt bisher als fraglich, da nicht bestätigt.[12][13]
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.