Museum am Rothenbaum

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Das Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt, kurz: MARKK (bis 2018 Museum für Völkerkunde Hamburg) wurde 1879 in Hamburg gegründet und zählt heute zu den größten ethnographischen Museen in Europa. Es liegt im Stadtteil Rotherbaum im Bezirk Eimsbüttel. Die Ausstellungen bieten in ihrer Bandbreite und Vielfalt die Basis der Vermittlungsarbeit im Museum, sie liefern die Grundlage kulturvergleichenden Forschens und ermöglichen dem Besucher Zugänge zu einem anderen Weltverständnis.

Schnelle Fakten Daten ...
Museum am Rothenbaum
Thumb
Hauptfassade zur Rothenbaumchaussee (2015)
Daten
Ort Hamburg
Art
Eröffnung 1879
Besucheranzahl (jährlich) 130.000 (2012)[1]
Leitung
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Geschichte

Zusammenfassung
Kontext
Georg Christian Thilenius (1905)

Die Ursprünge des MARKK lagen 1842[2][3] in einer kleinen ethnographischen Sammlung, die in der Stadtbibliothek untergebracht war. Diese Sammlung wurde später durch den „Naturhistorischen Verein in Hamburg“ betreut, der 1867 auch den Museumsführer „Die Ethnographische oder Sammlung für Völkerkunde im Anschluss an das Naturhistorische Museum in Hamburg“ veröffentlichte. Die Verwaltung der Sammlung wurde Adolph Oberdörffer und Ferdinand Worlée anvertraut. Diese Sammlung bestand 1868/69 bereits aus 645 Objekten. 1871 folgte die Umbenennung in „Culturhistorisches Museum“ und der Umzug in Räumlichkeiten des Johanneums gemeinsam mit Artefakten des Naturhistorischen Museums. Am 29. April 1879 folgte die Gründung des „Museums für Völkerkunde“. Der Kaufmann Carl Wilhelm Lüders (1823–1896)[4] leitete das Museum in der Position eines Vorstehers bis 1896. Am 1. Oktober 1904 übernahm Georg Thilenius als Hauptamtlicher Direktor die Verwaltung des „Museums für Völkerkunde und Vorgeschichte“, bis dahin leitete Direktorialassistent Karl Hagen die Geschäfte.

Georg Thilenius setzte sich stark für den Bau eines eigenen Museums ein. Als Standort war ein Gelände am Rothenbaum vorgesehen. Der 1908 nach Plänen des Architekten Albert Erbe begonnene Bau wurde 1912 abgeschlossen. Ein Anbau, in dem Arbeitsräume für die Mitarbeiter eingerichtet wurden, wurde 1929 fertiggestellt. Die Pläne hatten bereits zu Beginn eine Verdopplung der Gebäudefläche des 1912 fertiggestellten Gebäudes vorgesehen. Die Realisierung wurde durch den Beginn des Zweiten Weltkriegs verhindert.

Das Museum hatte die Aufgaben der Bodendenkmalpflege und Sammlung archäologischer Funde aus Hamburg inne, die 1957 an das Museum für Hamburgische Geschichte abgegeben wurde.[5]

Seit 1999 ist das Museum eine Stiftung Öffentlichen Rechts.

Weitere Informationen Jahr, Besucherzahlen ...
* Einfluss von Corona-Beschränkungen
JahrBesucherzahlen[6]
2014123.021
2015103.481
201699.222
201795.980
201881.238
201978.590
2020*29.296
2021*24.552
202255.429
202364.024
2024 (bis 08/2024)34.958
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Namensänderung

Zusammenfassung
Kontext

Im April 2017 setzte mit Barbara Plankensteiner als neuer Direktorin eine Umstrukturierung des Museums ein.[7] Im Juni 2018 beschloss der Kulturausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft die Umbenennung des Museums in „Museum am Rothenbaum – Kulturen und Künste der Welt“, abgekürzt MARKK. Die Begründung des Museums gegenüber dem Hamburger Abendblatt lautete: „Der Name ‚Museum für Völkerkunde‘ ist für viele junge Personengruppen, Kunstinteressierte und Diaspora-Gemeinschaften, kritische Intellektuelle und Künstler/-innen aus Herkunftsgesellschaften oder lokalen Diaspora-Communitys eine Barriere, da er negative Assoziationen und Emotionen hervorruft.“[8]

Dem Beschluss waren Diskussionen sowohl über den neuen Namen als auch über dessen Abkürzung vorausgegangen; die Umbenennung steht im Zusammenhang einer inhaltlichen Neuausrichtung des Museums. Sie enthält beispielsweise eine Auseinandersetzung mit der Herkunft der Ausstellungsobjekte und einer möglichen Rückgabe, wie beispielsweise zweier koreanischer Wächterfiguren, die 1983 versteckt nach Hamburg gebracht wurden.[9] Weitere Rückgaben sind laut Plankensteiner nicht ausgeschlossen, wenn auch mit einem gewissen Arbeitsumfang verbunden, da die Objekte der Stadt Hamburg und nicht dem Museum gehören und es eine Rückforderung vom ehemaligen Eigentümer geben muss.[10] Des Weiteren hat sich der Fokus des Museums verschoben. Statt von einem Beschreiben von Völkern geht es um „die kulturelle Verankerung des Menschen, um ein Verständnis von Zusammenhängen, Gemeinsamkeiten und Unterschieden und um die Vielfalt kultureller und künstlerischer Errungenschaften der Welt“.[7] Dabei handelt es sich um einen längeren Prozess, mit dem auch die Aufarbeitung der Rolle des Museums im Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus und der damaligen Gründung eines Rassenbiologischen Instituts einhergeht.

Zwei Jahre nach Plankensteiners Dienstbeginn bezeichneten Hamburger Medien das Museum als „so unbeliebt wie nie“. Die Besucherzahl war 2018 von 96.000 auf 80.000 gesunken.[11]

„Wenn man ein Haus so radikal neu positioniert, wie wir es getan haben, dann dauert es, bis sich das in den Besucherzahlen niederschlägt“, so Plankensteiner in den Medien. „Was man sagen kann: Unser Image hat sich unheimlich verändert. Das spiegelt sich in Medienpräsenz, aber auch in vielen anderen Bereichen wieder. Unsere Mitarbeiter werden international eingeladen, um über unseren Prozess zu sprechen, wir bekommen viel Besuch von Studierenden und anderen Museen, und wir haben ein viel diverseres und jüngeres Publikum.“[12]

In den letzten Jahren erhielt das MARKK viel positive Aufmerksamkeit in den Medien für seine qualitätsvolle Arbeit und beispielgebenden Ausstellungsprojekte[13].

Figuren am Gebäude

Bildhauer: Johann Michael Bossard, 1912[14]

Feste und Veranstaltungen

Das Museum am Rothenbaum versteht sich als Begegnungsstätte für Menschen aller Kulturen. Jährlich wiederkehrende Feste wie der Mexikanische Totentag oder der MARKK[t] der Kulturen und Künste laden zum gemeinsamen Feiern ein und lassen die reichen Traditionen anderer Kulturen erlebbar werden. Ergänzend zu den Sonderausstellungen finden Thementage, Vorträge und Führungen statt.

Sammlungen

Der Bestand des Museums ist in drei Sammlungen aufgeteilt: eine Objektsammlung, eine fotografische Sammlung und ein Dokumentenarchiv. Die Objektsammlung ist nach folgenden Gebieten gegliedert: Nordafrika mit West- und Zentralasien, Afrika, Ost- und Südasien, Ozeanien, Europa und Amerika. Die fotografische Sammlung hat einen umfangreichen Bestand von fast 450.000 Bildern. Im Dokumentenarchiv werden zahlreiche Nachlässe von Ethnologen, Geographen, Linguisten und Forschungsreisenden aufbewahrt.

Direktoren

Filme

  • MARKK – Museum am Rothenbaum, Hamburg (= Museums-Check. Folge 87). Reportage, 30 Min., Moderation: Markus Brock, Produktion: 3sat. Erstausstrahlung: 3. November 2024.[15]

Publikationen

Literatur

Zusammenfassung
Kontext

(chronologisch geordnet)

  • Myriam Göpel: Von kolonialen Sammlungen und Dekolonisierungsversuchen. Das (ehemalige) Museum für Völkerkunde Hamburg als (post-)kolonialer Erinnerungsort. In: Jürgen Zimmerer, Kim Sebastian Todzi (Hrsg.): Hamburg: Tor zur kolonialen Welt. Erinnerungsorte der (post-)kolonialen Globalisierung, Wallstein, Göttingen 2021, ISBN 978-3-8353-5018-2, S. 279–292.
  • Bernd Schmelz (Hrsg.): Warum ist ein Museum für Völkerkunde wichtig für Hamburg? Was wird von einem Völkerkundemuseum in Hamburg erwartet? Museum für Völkerkunde, Hamburg 2013, ISBN 978-3-944193-00-7.
  • Wulf Köpke, Bernd Schmelz (Hrsg.): Die ersten 112 Jahre. Das Museum für Völkerkunde Hamburg. Museum für Völkerkunde, Hamburg 2004, ISBN 978-3-9809222-2-7.
  • Christoph Hahn, Siegmar Hohl (Hrsg.): Der große Museumsführer. Sammlungen zu Kunst, Kultur, Natur und Technik in Deutschland. Bassermann, Niedernhausen 2000, ISBN 3-8094-5013-8, S. 236.
  • Jürgen Zwernemann (Hrsg.): Die Zukunft des Völkerkundemuseums. (= Ergebnisse eines Symposions des Hamburgischen Museums für Völkerkunde). Lit, Münster/Hamburg 1991, ISBN 3-88660-793-3.
  • Jürgen Zwernemann (Hrsg.): Führer durch die Sammlungen / Hamburgisches Museum für Völkerkunde. Prestel, München 1984, ISBN 3-7913-0700-2.
  • Peter Stepan (Hrsg.): Die deutschen Museen. Westermanns farbiger Führer durch alle bedeutenden Museen und Sammlungen. Westermann, Braunschweig 1983, ISBN 3-14-508854-8, S. 204–205.
  • Klemens Mörmann (Hrsg.): Der deutsche Museumsführer in Farbe. Museen und Sammlungen in der Bundesrepublik Deutschland und West-Berlin. Büchergilde Gutenberg, Frankfurt am Main/Olten/Wien 1983, DNB 870131540, S. 418.
  • Kurzer Führer durch das Hamburgische Museum für Völkerkunde und Vorgeschichte. 3., veränderte Auflage. Hamburg 1967, DNB 456874321.
  • Hagen: Museum für Völkerkunde. In: Hamburg in naturwissenschaftlicher und medizinischer Beziehung. Den Teilnehmern der 73. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte als Festgabe gewidmet. Leopold Voss, Hamburg 1901, S. 98–107, Digitalisat
  • Werner von Melle: Dreißig Jahre Hamburger Wissenschaft, 1891–1921. Rückblicke und persönliche Erinnerungen. 1. Band, Broschek, Hamburg 1923.
  • Museum für Völkerkunde. In: Architekten– und Ingenieur–Verein zu Hamburg (Hrsg.): Hamburg und seine Bauten unter Berücksichtigung der Nachbarstädte Altona und Wandsbek 1914. Band 1. Selbstverlag, Hamburg 1914, S. 310–313.
  • Das neue Museum für Völkerkunde. In: Neue Hamburger Zeitung. Band 12, Nr. 305, 3. Juli 1907, S. 2 (europeana.eu).
Commons: Museum am Rothenbaum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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