Messer Group
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Die Messer SE & Co. KGaA, vorher Messer Group GmbH,[2] ist ein Industriegashersteller, der (Stand 2011) zu den 20 umsatzstärksten deutschen Chemieunternehmen gehört. Das Unternehmen ist in 30 europäischen und asiatischen Ländern sowie in Peru operativ tätig. Messer produziert Industriegase wie Sauerstoff, Stickstoff, Argon, Kohlendioxid, Wasserstoff, Helium, Schweißschutzgase, Spezialgase, medizinische Gase sowie viele verschiedene Gasgemische und ist Hersteller von Gaseproduktionsanlagen. Geschäftsführer ist Bernd Eulitz. Aufsichtsratsvorsitzender des Familienunternehmens mit Hauptsitz in Bad Soden am Taunus ist Stefan Messer, langjähriger Geschäftsführer und Enkel des Unternehmensgründers.[3]
Messer SE & Co. KGaA | |
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Rechtsform | SE & Co. KGaA (Kommanditgesellschaft auf Aktien) |
Gründung | 1898 |
Sitz | Bad Soden am Taunus, Deutschland |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | 11.519 (2023)[1] |
Umsatz | 4.391 Mio. EUR (2023)[1] |
Branche | Chemie |
Website | www.messergroup.com |
Stand: 2023 |
Der Student Adolf Messer (1878–1954), Sohn eines Metzgermeisters, gründete 1898 in Höchst am Main eine Werkstatt zum Bau von Acetylenleuchten und Acetylenentwicklern, also Apparaten zur Herstellung von Acetylengas aus Calciumcarbid. Wegen der Konkurrenz durch das Aufkommen der elektrischen Beleuchtung richtete das Unternehmen seine Produktion schon bald auf die Schweiß- und Schneidetechnik aus. Für das Autogenschweißen benötigt man ein Gemisch aus Acetylen und Sauerstoff, das bei hohen Temperaturen verbrennt. Zur Produktion dieser Gase baute Messer ab 1908 Luftzerlegungsanlagen zur Gewinnung von Sauerstoff, Stickstoff, Argon und anderen Edelgasen. Der Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 setzte der Expansion des Unternehmens im Ausland – Messer war mittlerweile in Westeuropa und Nordamerika präsent – ein vorläufiges Ende. Stattdessen musste das Unternehmen seinen Beitrag zur Kriegswirtschaft leisten.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges errichtete Messer für die Krieg führenden Stellen im Deutschen Kaiserreich sowie für das neutrale Ausland insgesamt 50 Flüssigsauerstoff-Anlagen einschließlich der nötigen Werkstätten zur Produktion von Sprengpatronen. Im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld der Nachkriegszeit konzentrierte sich Messer auf den Export. Im Jahr 1928 lieferte Messer Luftzerlegungsanlagen zur Stickstoffgewinnung nach Norwegen und Italien. Zu Beginn der 1930er-Jahre schloss das Unternehmen die Entwicklungsarbeiten an Vielflammen-Schweißbrennern ab (1930), nahm als erster Produzent von Autogengeräten den Bau von Elektroschweißmaschinen auf und begann 1932 mit der Produktion von umhüllten Lichtbogen-Schweißelektroden.
In der Zeit des Nationalsozialismus wuchs die Messer & Co. GmbH besonders mit der 1936 beginnenden Aufrüstung. Die Gesamtbelegschaft stieg in den Jahren von 1930 bis 1940 von 522 auf 1102 Personen an und der Gesamtumsatz verdoppelte sich fast. Das Unternehmen stellte im Zweiten Weltkrieg unter anderem Brennschneideanlagen für das Schweißen von Panzerkampfwagen her und lieferte Anlagen zur Gewinnung von Flüssigsauerstoff an die Heeresversuchsanstalt Peenemünde.
Seit Mitte der 1930er-Jahre kooperierten der Verband für autogene Metallbearbeitung und der Deutsche Acetylenverein mit der Reichsgemeinschaft der wissenschaftlich-technischen Arbeit und der Deutschen Arbeitsfront, bevor beide Vereine 1942 in den Deutschen Verband für Schweißtechnik und Acetylen e. V. (DVSA) überführt wurden, der zur Reichsfachgruppe Chemie e. V. im NS-Bund Deutscher Technik gehörte.
In der Zeit des Nationalsozialismus profitierte die Firma Messer erheblich von der Rüstungsproduktion des Regimes. Die Punkt- und Buckelschweißmaschinen wurden u. a. zur Produktion der Fieseler Fi 103 (sog. V1) und der Aggregat 4 (sog. V2) in Peenemünde verwendet und vier Großanlagen zur Erzeugung von Flüssigsauerstoff geliefert. Außerdem wurden sie für das Schweißen von Panzerwannen verwendet, es wurde eine Raumkurven-Brennschneidemaschine entwickelt, mit der man gepresste Panzerkuppeln dreidimensional bearbeiten konnte. Für die Wehrmacht wurden kleine Anlagen entworfen, mit denen vor Ort Schweißgase erzeugt werden konnten.[4] Seit dem Winter 1941/42 wurden nach der Einberufung vieler Arbeiter in den Werken von Messer auch in erheblicher Zahl Zwangsarbeiter eingesetzt, die in Baracken in unmittelbarer Umgebung der Produktionsstätten untergebracht waren. 1944 wurden die Fabrikationsanlagen an der Hanauer Landstraße in Frankfurt am Main durch die Bombardements zum größten Teil zerstört.
Mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung begann der Wiederaufbau, so dass die Produktion 1947 wieder aufgenommen werden konnte. Die Erzeugnisse wie Schneidbrenner und die hierzu notwendigen Gase Acetylen und Sauerstoff wurden zum Beseitigen der Trümmer dringend gebraucht.[5] Ab 1949 entstanden neue Auslandsgesellschaften und Niederlassungen. Nach dem Tod des Unternehmensgründers Adolf Messer 1954 übernahm sein Sohn Hans Messer (1925–1997) die Leitung der Adolf Messer GmbH. Das Unternehmen wuchs in den 1950er Jahren rasch und steigerte seinen Gesamtumsatz von 12,7 Mio. (1950) auf 49,5 Mio. Deutsche Mark (1960). Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Arbeiter von 761 auf 1328 und die Zahl der Angestellten von 240 auf 674 Personen. Expansionsmärkte innerhalb und außerhalb Europas konnten weiter ausgebaut werden.
1965 fusionierte die Adolf Messer GmbH mit der Knapsack Griesheim AG zur Messer Griesheim GmbH, an der die Farbwerke Hoechst mit zwei Dritteln und die Familie Messer mit einem Drittel beteiligt war. Hauptsitz des fusionierten Unternehmens blieb das Messer-Stammwerk an der Hanauer Landstraße. Zum Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit wurde der Bereich Industriegase, der mit etwa 70 Prozent zum Umsatz beitrug.
1993 schied Hans Messer aus der Unternehmensleitung aus. Da sich der Mehrheitseigentümer Hoechst ab 1994 auf die Geschäftsbereiche Pharma, Landwirtschaft und industrielle Chemie konzentrieren und seine Messer-Anteile verkaufen wollte, kam es zu Konflikten mit der Familie Messer. Ein geplanter Börsengang scheiterte, ebenso wie der Verkauf der Hoechst-Anteile an den Wettbewerber Linde AG. Die Sparte Schweiß- und Schneidetechnik wurde 1997 ausgegliedert und 1999 an eine Holding-Gesellschaft der Familie Messer verkauft. Aventis verkaufte 2001 ihre im Rahmen der Fusion von Hoechst übernommenen Messer-Anteile an zwei Investmentgesellschaften. Die Familie Messer übernahm 2004 diese Anteile und überführte das Unternehmen unter dem Namen Messer Group GmbH wieder komplett in Familienbesitz. Die Geschäfte der Landesgesellschaften in Deutschland, Großbritannien und den USA, wurden im Rahmen dieser Transaktion für rund 2,7 Mrd. Euro an Air Liquide veräußert und der Sitz der Holding nach Sulzbach (Taunus) verlegt.[6][7]
Der Umsatz der Messer Group stieg bis 2006 auf 1,1 Mrd. Euro.[8] Seit Ende 2008 verkauft das Unternehmen wieder Industriegas in Deutschland, was ihm 2004 wegen einer Vereinbarung bezüglich eines Wettbewerbsverbotes anlässlich des Verkaufes des Deutschlandgeschäftes an Air Liquide vier Jahre lang untersagt war.[9] Die Messer Group ist heute in Europa, China, Vietnam[8] und Peru aktiv.[10]
2010 wurde Stefan Messer zum „Familienunternehmer des Jahres“ gekürt.[11]
Im Jahr 2011 wechselte der Firmensitz von Sulzbach in die Nachbarstadt Bad Soden am Taunus.
Die Gesellschaftsanteile von Messer und MEC werden zu 73 Prozent von Stefan Messer und weiteren Familienmitgliedern und zu 27 Prozent von der gemeinnützigen Adolf Messer Stiftung gehalten. Die Stiftung zur Förderung von Wissenschaft und Forschung wurde 1978 zum Andenken an Adolf Messer, der 1898 das Unternehmen Messer in Frankfurt/Main gründete, ins Leben gerufen.
Die vier Geschäftsbereiche – Castolin Eutectic, Messer Cutting Systems, Spectron Gas Control Systems und BIT – werden von einer kleinen Holding-Gesellschaft, der MEC Holding, gemanagt. Der Geschäftssitz befindet sich in Bad Soden. Die MEC Holding koordiniert die Aktivitäten des operativen Geschäfts.
Die Messer Group und die Messer Eutectic Castolin Gruppe verwenden im Industriegasegeschäft sowie bei Schweiß- und Schneidtechnik, die unter dem Namen Messer vertrieben wird die Dachmarke „Part of the Messer World“. Die folgenden Unternehmen sind Teil der „Messer-World“.[12]
Das Produktportfolio des Unternehmens reicht von Acetylen bis Xenon. Überdies entwickelt das Unternehmen Anwendungen für den Einsatz von Gasen in fast allen Industriebranchen, Medizin und Forschung.
Die ASCO Kohlensäure AG produziert automatische Trockeneisproduktionsmaschinen, CO2-Produktions- und Rückgewinnungsanlagen, Trockeneisstrahlgeräte, CO2-Lagertanks, Flaschenabfüllanlagen, Verdampfer und weiteres CO2-Zubehör.
Die BIT Group ist im Bereich diagnostischer und medizinischer Geräte tätig. Sie agiert ferner als Dienstleister im Bereich Auftragsentwicklung und -fertigung sowie After-Sale-Services von Geräten für medizinische und diagnostische Erstausrüster.
Die Castolin Eutectic Group ist ein weltweit tätiges Unternehmen für Anwendungen in den Bereichen Wartung, Reparatur und Verschleißschutz.
2020 verkaufte Messer Castolin Eutectic vollständig an Paragon Partners.[13]
Spectron ist ein Hersteller von Armaturen und Systembaugruppen für Gase der unterschiedlichsten Gasqualitäten; von der technischen, über Labortechnik, bis zur hochreinen Anwendung.[14]
Die Messer Cutting Systems GmbH ist ein Anbieter von Technologien und Servicedienstleistungen für die metallverarbeitende Industrie. Neben Autogen-, Plasma- und Laserschneidanlagen bietet das Unternehmen passende Softwarelösungen für die auftragsbezogene Fertigung sowie anlagenzugehörige Umwelttechnik. Ergänzt wird das Leistungsspektrum mit Düsen, Brennern und Anlagen zum autogenen Schweißen, Schneiden, Löten und Wärmen.
Messer Austria ist seit 1969 ein Teil der Messer Group. Die Zentrale für Österreich ist in Gumpoldskirchen in Niederösterreich. Das Unternehmen ist noch an sechs weiteren österreichischen Standorten tätig und bietet 76 „Gase Center“ genannte Verkaufsstellen. Messer Austria ist ein Nachfolgeunternehmen der bereits 1898 gegründeten und später in Hydroxygen GesmbH umbenannten Österreichisch-Ungarischen Sauerstoffwerke.[15]
Die 1978 von der Familie Messer gegründete Adolf-Messer-Stiftung[16] unterstützt die Forschung und Lehre von Wissenschaftlern, die durch herausragende Leistungen auf sich aufmerksam gemacht haben. Hierzu werden an der Technischen Universität Darmstadt[17] sowie an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main[18] jeweils einmal jährlich Förderpreise vergeben.
Als Anerkennung für Hans Messers soziales Engagement gründete seine Ehefrau Ria Messer 2004 die Dr.-Hans-Messer-Sozialstiftung. Durch Spenden und Zuwendungen hilft sie Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind, und unterstützt Pflege-Einrichtungen zur Behandlung unverschuldeter schwerer Krankheiten.[19] Die Landesgesellschaften unterstützten zum Beispiel das Ungarische Rote Kreuz und ein Kinderheim in der Tschechischen Republik.[20]
2009 wurde von der Messer Group GmbH die Kampagne Höflich ohne Hände initiiert, um zu verdeutlichen, dass auf das sozial übliche Händeschütteln bei der Begrüßung verzichtet werden kann. Ziel des Verzichts auf den Händedruck ist es, die Ansteckungsgefahr durch Viren – z. B. der Schweinegrippe – auf einfache und wirksame Weise zu verringern und so Pandemien vorzubeugen.[21]
Messer engagiert sich kulturell in Bad Soden. So wurden Konzerte von Cassandra Steen (Alter Kurpark, 2012), dem belgischen Sänger Milow und der Band Juli (Neuer Kurpark, 9. September 2023) erfolgreich und kostenfrei durchgeführt.
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