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zunftartiger Zusammenschluss von bürgerlichen Dichtern und Sängern im 15. und 16. Jahrhundert Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Meistersinger (auch Meistersänger) waren bürgerliche Dichter und Sänger im 15. und 16. Jahrhundert, die sich zunftartig zusammenschlossen. Die Dichtungen und Melodien des Meistersangs (oder Meistergesangs) leiteten sich aus dem Minnesang ab und gehorchten strengen Regeln. Unter den Künstlern überwogen die Handwerksmeister, doch zählten auch Priester, Lehrer und Juristen dazu.
Der Gesang, seine Vers- und strophige Struktur (und anfangs auch Lautenbegleitung) wurden an Meistersinger-Schulen gelehrt. Die Sängerzunft unterschied dabei die Grade Schüler, Schulfreund, Singer, Dichter und verlieh erst nach Approbation eines Meisterliedes den Meistertitel. Als Patron wurde der biblische Psalmist König David verehrt.
Die Zentren der Meistersinger waren Augsburg,[1] Nürnberg sowie Straßburg und Frankfurt am Main, doch gab es solche Musikgilden von Handwerkern z. B. auch in Oberösterreich und Tirol, im Elsass, in Danzig, Breslau oder Prag. Die regelmäßigen Zusammenkünfte fanden meist in der Kirche oder im Rathaus statt, später auch als so genannte „Zeche“ in Wirtshäusern. Dabei wurden die Dichtungen vorgetragen und von der Gildenleitung („Merker“) nach den Regeln der Tabulatur beurteilt. Zu Meistern konnten nur Dichter ernannt werden, die eine neue Melodie („Ton“, Weise) erfanden und völlig fehlerlos vortrugen. In Nürnbergs Marthakirche hatten sie eine eigene Bühne.
Die Regeln des Meistergesangs sollten Hilfe bieten und zu kompositorischer Tätigkeit anregen, wurden aber immer enger ausgelegt. Diese Tendenz wurde 1868 von Richard Wagner in seiner Oper Die Meistersinger von Nürnberg karikiert – vor allem in der Person des strengen Stadtschreibers Beckmesser, dessen Name zum Synonym für Pedanterie wurde.
Die Lieder hatten ein festes Schema, die Barform: Stollen-Stollen-Abgesang. Häufig war auch die Sonderform des Reprisenbars A A B A, bei dem der Stollen ganz oder teilweise am Ende des Abgesangs wiederholt wurde.
Johann Christoph Wagenseil (1633–1705) schrieb 1697 das Werk Von der Meister-Singer Holdseligen Kunst, in dem viele Namen von Nürnberger Meistersingern überliefert sind.
In der Traditionsbildung der Meistersinger galten die „Zwölf alten Meister“ des Minnesangs als Vorbild, deren genaue Auflistung variiert. Nach einer Katalogstrophe des Lupold Hornburg gehörten zu ihnen: Walther von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Neidhart, Heinrich von Meißen (Frauenlob), Konrad von Würzburg, Der Marner, Regenbogen, Ehrenbote, Reinmar von Zweter, Bruder Wernher, Friedrich von Sonnenburg und Boppe.[3] Auch die vier „gekrönten Meister“ waren Vorbilder: neben den bereits genannten Heinrich von Meißen (Frauenlob), Regenbogen und dem Marner war dies Heinrich von Mügeln.
Die Meisterlieder sind in etwa 120 Handschriften des 15. bis 19. Jahrhunderts überliefert. Die Kolmarer Liederhandschrift (Mainz um 1480) enthält etwa 900 Liedertexte und 105 Melodien. Obwohl die Publikation von Meistergesängen eigentlich unerwünscht war, trugen die Meistergesänge entscheidend zur Überlieferung von Volksliedern bei, z. B. im Lochamer-Liederbuch um 1450.
Die Singschule von Nürnberg wurde 1770 aufgelöst, die in Ulm und Memmingen folgten 50 bis 100 Jahre später, als die Männergesangsvereine aufkamen, die in gewisser Weise eine Fortsetzung darstellten. Die letzte Vereinigung von Meistersingern wurde 1872 in Memmingen aufgelöst. Der letzte aktive Meistersinger starb 1922 in Memmingen.[4]
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