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zwei oder mehr Kinder innerhalb derselben Schwangerschaft Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mehrlinge sind zwei oder mehr Kinder einer Mutter und eines Vaters, die innerhalb derselben Schwangerschaft herangewachsen sind und in der Regel im Verlauf desselben Geburtsvorganges zur Welt kommen. Der Begriff wird meist nur verwendet, wenn nicht der Spezialfall einer Zwillingsschwangerschaft vorliegt. Bei multiparen Säugetieren sind Mehrlinge dagegen der Normalfall.
Die Entstehung von Drillingen und höhergradigen Mehrlingen entspricht der Entstehung von Zwillingen:
Bei Mehrlingsschwangerschaften mit eineiigen (= monozygoten) Zwillingen entstehen abhängig vom Zeitpunkt der Teilung des Embryoblasten vier Formen, wie sich die Zwillinge Plazenta und Fruchtblase teilen:
Drillinge entstehen auf natürliche Weise, wenn es nach der Zwillingsbildung nochmals zu einer Teilung kommt. Dabei kommen alle Formen der zweiten Zwillingsbildung vor, häufen sich aber prägnant bei bestimmten Formen.
Bei der In-vitro-Fertilisation werden in der Regel mehrere befruchtete Eizellen eingepflanzt. Da diese sich getrennt einnisten, bilden sich bei genügend langer Überlebenszeit der Föten jeweils eigene Eihäute und Mutterkuchen.
In sehr seltenen Fällen kann es dazu kommen, dass sich ein oder sogar mehrere Föten der eineiigen Mehrlinge stark verkümmert innerhalb eines sich normal entwickelnden Fötus entwickeln. Dieser Foetus in foeto entwickelt sich meist im Bauchraum und verursacht dort früh Beschwerden. Der Mehrlingsfötus kann aber auch in anderen Organen eingeschlossen werden und beispielsweise für einen Hirntumor gehalten werden. Selten werden die Teile spät oder nie zu Lebzeiten entdeckt. Insgesamt sind weniger als hundert Fälle in der Literatur beschrieben.[1]
Entsprechend ihrer biologischen Bildung lässt sich die Häufigkeit von Mehrlingsschwangerschaften nach der Hellin-Hypothese (auch Hellin-Regel) als Potenz der Häufigkeit von Zwillingsgeburten abschätzen, wobei der Exponent die Anzahl der Kinder minus eins ist.
Bei einer angenommenen Häufigkeit von Zwillingsschwangerschaften von 1:85 ergeben sich folgende Häufigkeiten für Mehrlingsgeburten:
Anzahl Kinder | Abschätzung | Häufigkeit | in Prozent |
---|---|---|---|
Zwillinge | 1 : 851 | ca. 1 : 85 | ca. 1,2 % |
Drillinge | 1 : 852 | ca. 1 : 7 000 | ca. 0,01 % |
Vierlinge | 1 : 853 | ca. 1 : 600 000 | ca. 0,000 2 % |
Fünflinge | 1 : 854 | ca. 1 : 50 000 000 | ca. 0,000 002 % |
Aufgrund von Hormonbehandlung und künstlicher Befruchtung liegen die Quoten für mehreiige Mehrlingsgeburten heute höher.
Die Wahrscheinlichkeit für eine eineiige Zwillingsgeburt liegt bei 1:250.[2]
Die Wahrscheinlichkeit von eineiigen Vierlingen wird mit 1:13 Millionen[3] angegeben.
Die Wahrscheinlichkeit von eineiigen Drillingen wird mit 1:200 Millionen[4] angegeben. Da es sich um „verhinderte“ Vierlinge handelt, sind diese seltener.
Das Statistische Bundesamt veröffentlicht jährlich in der Fachserie 1 Reihe 1.1 unter Ziffer 2.19 unter der Überschrift „Mehrlingsgeburten und Mehrlingskinder“ aktuelle und historische Informationen.[5]
Von in Deutschland geborenen Kindern waren 1950 2,3 % Mehrlingskinder. Dann fällt die Zahl bis zum Tiefststand von 1,8 % 1977 und steigt dann bis 2015 auf 3,8 %.[5]
Von 1950 bis 2015 einschließlich gab es in Deutschland 6 Sechslingsgeburten und 33 Fünflingsgeburten. 62 Vierlingsgeburten von 1950 bis 1984, 143 von 1985 bis 1994, 170 von 1995 bis 2015. Drillingsgeburten in jedem Jahr 60 (1978) bis 491 (1998).[5]
2014 war jedes 27. neugeborene Kind in Deutschland ein Mehrlingskind,[6] 2011 jedes 29., 1991 jedes 42.,[7] 1977 jedes 56. Kind.[6]
Insgesamt wurden 2011 in Deutschland 11.500 Mehrlingsgeburten registriert, 98 % davon waren Zwillingsgeburten, bei 230 handelte es sich um Drillingsgeburten und in sechs Fällen gab es Vierlingsgeburten.[7]
Unter den gut 700.000 im Jahr 2014 in Deutschland Neugeborenen waren 25.954 Zwillinge, 846 Drillinge sowie 44 Vierlinge.[6]
Den geringsten Anteil an Mehrlingskindern in Deutschland hatte es im Jahr 1977 gegeben: Von den gut 800.000 geborenen Kindern waren knapp 15.000 Mehrlingskinder, etwa jedes 56. Kind.[6]
Die Hinweise für eine Mehrlingsschwangerschaft können in sichere und unsichere Zeichen eingeteilt werden.
Sichere Zeichen sind demgegenüber
Als indirekter Hinweis muss auch das Auftreten von Mehrlingsschwangerschaften in der Familie genommen werden. Dies betrifft ausschließlich Schwangerschaften mit mehreiigen Mehrlingen; monozygotische Mehrlinge treten nicht familiär gehäuft auf. Eine Disposition zu Mehrlingsschwangerschaften wird ausschließlich über die Familie mütterlicherseits vererbt.
Mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für eine Mehrlingsschwangerschaft ist nach einer künstlichen Befruchtung zu rechnen.
Eine Mehrlingsschwangerschaft stellt eine Risikoschwangerschaft für die Mutter und die Kinder dar. So weisen die Schwangeren selbst eine dreifach erhöhte Sterblichkeit auf. In der Frühschwangerschaft kommt es gehäuft zum Auftreten einer Hyperemesis gravidarum, in der späteren Schwangerschaft zum Auftreten von Gestosen. Die Frühgeburtlichkeit ist deutlich erhöht. Gegen Ende der Schwangerschaft kommt es zu einer Wachstumsverzögerung der Feten – bei Zwillingsschwangerschaften ab der 34.–35. Schwangerschaftswoche (SSW), bei Drillingen schon ab der 28. SSW. Um auch ein unterschiedliches Wachstum der einzelnen Feten feststellen zu können, werden 14-tägliche Kontrolluntersuchungen bis zur 28. SSW, danach wöchentlich empfohlen.
Bei einer Mehrlingsschwangerschaft können folgende Komplikationen gehäuft auftreten:
Insbesondere bei Drillingsschwangerschaften und Schwangerschaften mit höhergradigen Mehrlingen besteht die Möglichkeit des selektiven Fetozids, d. h. der pränatalen Reduktion von Mehrlingen. Dabei wird aufgrund einer medizinischen Indikation mindestens eines der ungeborenen Kinder getötet, entweder weil es behindert ist oder um die Überlebens- und Entwicklungschancen der anderen Föten zu erhöhen. In der Regel gehen der Entscheidung zum selektiven Fetozid pränataldiagnostische Untersuchungen voran, bei denen untersucht wird, ob ein Kind möglicherweise eine Erkrankung oder Behinderung hat, die die Wahl des Kindes, das getötet werden soll, erleichtern könnte. Lässt sich nichts dergleichen feststellen, wird meist das kleinste Kind ausgewählt und entweder durch eine tödliche Injektion oder durch die Unterbindung versorgender Gefäße abgetötet. Dabei besteht ein Risiko, letztlich alle Kinder infolge einer durch den Eingriff ausgelösten Fehlgeburt zu verlieren.
Eine extrem hohe Fötenanzahl führt immer zu Frühgeburten – oft auch durch Kaiserschnitt – und bedeutet damit einhergehende entsprechend erhöhte Risiken (vgl. die zuvor beschriebenen Risiken einer Mehrlingsgeburt im Allgemeinen). Durch die verbesserte medizinische Versorgung von Frühgeburten erhöhen sich auch die Überlebenschancen in den letzten Jahren wesentlich. Berichte über hohe Mehrlingsschwangerschaften ohne Hormontherapien gibt es für Fünflinge, Sechslinge und sogar Siebenlinge, wobei jedoch teils ein Zeitraum von über 100 Jahren betrachtet werden muss.[8]
Die medizinischen Möglichkeiten sind seit der Geburt der Dionne-Fünflinge (1934) deutlich gestiegen. Risiken für die Mutter (wie Präeklampsie, Schwangerschaftsdiabetes etc.) können besser behandelt werden und Verbesserungen im Bereich der Neonatologie tragen zu den deutlich gestiegenen Überlebensraten bei Mehrlingsgeburten bei.[9]
Nach dem Guinness-Buch der Rekorde waren es maximal zehn Kinder, welche bei einer Geburt zur Welt kamen. Diese Anzahl ist verzeichnet 1946 in Brasilien, 1936 in China und 1924 in Spanien.[36] Die Berichte sind allerdings nicht durch medizinische Akten belegt, und es gibt keine Angaben darüber, ob und, falls ja, wie lange sie überlebt haben. Im Jahre 1996 wird von einer Frau auf Zypern in der neunten Schwangerschaftswoche mit elf Embryonen berichtet. Aufgrund der Risiken plante man jedoch, sieben der Embryonen abzutreiben.[37] Eine angeblich weit fortgeschrittene Zwölflings-Schwangerschaft erwies sich nach Recherchen des tunesischen Gesundheitsministeriums als Fehlmeldung, die möglicherweise durch eine vorübergehend psychisch beeinträchtigte Frau mit bisher zwei Fehlgeburten initiiert wurde.[38] Im Juni 2021 soll eine 37-jährige Mutter in Pretoria in der 29. Schwangerschaftswoche Zehnlinge zur Welt gebracht haben.[39]
Für Deutschland weist das Statistische Bundesamt von 1950 bis 2007 33 Fünflings-Geburten und fünf Sechslings-Geburten aus.[16][30] Im Oktober 2008 kamen in Berlin im sechsten Monat Sechslinge zur Welt.[40] Dies war nach Presseangaben die erste Sechslingsgeburt in Deutschland nach 20 Jahren.[41] Am 6. Januar 2012 wurden eineiige Vierlinge in der Uni-Klinik Leipzig geboren. Die Wahrscheinlichkeit solch einer Geburt wurde von den Medizinern als 1:13 Millionen angegeben.[42]
Selektiver Schwangerschaftsabbruch bei Mehrlingsschwangerschaften wird auch als sogenannte Reduktion der Ungeborenen oder als Fetale Reduktion bezeichnet. Aus ärztlicher Sicht wird dies diskutiert, da die Überlebenschancen für sämtliche Föten bei extrem hohen Mehrlingsschwangerschaften niedrig sind.[43] Es kann eine medizinische Indikation oder kindliche Indikation vorliegen.[44]
In sehr seltenen Fällen kommen Mehrlinge in größerem zeitlichen Abstand zur Welt, etwa im Falle einer irischen Mutter, die ein Zwillingskind im 5. Schwangerschaftsmonat und das andere 87 Tage später geboren hat.[45]
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