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Stadt im Kreis Sibiu, Rumänien Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Mediaș (deutsch Mediasch, früher Medwisch, siebenbürgisch-sächsisch Medwesch oder Meddesch, ungarisch Medgyes) ist eine Stadt in Siebenbürgen im Kreis Sibiu in Rumänien. Sie liegt an der Târnava Mare (Große Kokel) und ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt in Zentralrumänien.
;Mediaș Mediasch Medgyes | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Rumänien | |||
Historische Region: | Siebenbürgen | |||
Kreis: | Sibiu | |||
Koordinaten: | 46° 10′ N, 24° 22′ O | |||
Zeitzone: | OEZ (UTC+2) | |||
Höhe: | 330 m | |||
Fläche: | 62,62 km² | |||
Einwohner: | 39.505 (1. Dezember 2021[1]) | |||
Bevölkerungsdichte: | 631 Einwohner je km² | |||
Postleitzahl: | 551xxx | |||
Telefonvorwahl: | (+40) 02 69 | |||
Kfz-Kennzeichen: | SB | |||
Struktur und Verwaltung (Stand: 2020[2]) | ||||
Gemeindeart: | Munizipium | |||
Gliederung: | Mediaș, Ighișu Nou | |||
Bürgermeister : | Gheorghe Roman (PNL) | |||
Postanschrift: | Piața Corneliu Coposu, nr. 3 loc. Mediaș, jud. Sibiu, RO–551018 | |||
Website: |
Die Stadt liegt im Kokeltal des Karpatenvorlands und ist von zahlreichen Bergen umgeben. Im Norden von den Steilhängen des Galchberges, der Burg, des Hunsrückens und Keppenberges und im Süden vom Busder Plateau, Hasengarten, Vogelstange, Hirschberg, Kreuzberg und Stempelwald. Die Gesamtlänge der Stadtgrenze beträgt 35 km, der Marktplatz liegt auf einer Seehöhe von 305 m, höchster Punkt ist der Weberln-Berg (555 m).
Mediaș liegt in einer Mischwaldzone mit Steineichen und Rotbuchen, an Bächen und Flüssen wachsen Weiden und Erlen und auf den Wiesen und Auen auch viele Arten von Süßgräsern und Wildblumen.
In der Nachbarschaft von Mediaș liegen die Ortschaften Bazna (Baaßen), Blăjel (Klein-Blasendorf), Păucea (Puschendorf), Dârlos (Durles), Brateiu (Pretai), Buzd (Bußd), Moșna (Meschen), Ighișul Nou (Eibesdorf) und Târnava (Groß-Probstdorf).
Mediasch wurde Mitte des 13. Jahrhunderts von siebenbürgisch-sächsischen Siedlern aus dem „Altland“ der Hermannstädter Provinz durch Binnenkolonisation besiedelt. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte im Jahr 1267. Der Name könnte vom lateinischen per medias via (in etwa am Kreuzweg) herrühren. Gemeint sein könnte damit ebenso die Mitte des historischen Siebenbürgens, die Mediasch in etwa markierte. Eine andere Erklärung ist die Übernahme des Ortsnamens einer vorher bestehenden Szekler-Siedlung namens Medyes. Der Name soll sich auf den Baumbewuchs der Gegend beziehen und bedeutet Sauerkirsche (neu-ungarisch Meggy), woraus im Laufe der Zeit durch Lautverschiebung der heutige Name entstanden sein soll. In ersten urkundlichen Erwähnungen heißt es u. a. Mediesy (1267) oder Terra Meddies (1289). Später findet sich auch die deutsche Bezeichnung Medwisch (Honterus-Karte, 1532; Siebenbürgischer Würg-Engel, 1670).
Mediasch entstand zunächst als Siedlung auf Adelsboden, d. h. die ersten deutschen Siedler waren dem ungarischen Adel hörig und genossen nicht dieselben Freiheits-Privilegien wie die Siedler auf dem sogenannten Königsboden. Innerhalb weniger Generationen erkämpften sich die Mediascher jedoch diese Privilegien (1315)[3] und erreichten zusammen mit den umliegenden Ortschaften sogar den Status eines „Stuhls“ (Zwei Stühle, später Mediascher Stuhl), also einer eigenen Gerichtsbarkeit und weitestgehender Selbstverwaltung.
Ab etwa 1523 kamen Schriften von Martin Luther und Philipp Melanchton in die Stadt. Um 1550 wurde die Reformation eingeführt, weil die Stände einander die Glaubensentscheidung freigestellt hatten.[4] In der Mediascher Stadtgeschichte spiegelt sich die wechselhafte Geschichte Siebenbürgens wider. Immer wieder zogen verschiedenste Heere durch das Land, es gab osmanische Einfälle, österreichische und ungarische Gegenangriffe und oft genug lokale Fürsten und Gegenfürsten, die blutig um die Vorherrschaft stritten. Mediasch wurde dabei mehrfach belagert und geplündert, wobei das Jahr 1605 als „Schreckensjahr“ in die Geschichte einging. Ebenso wurde Mediasch von der zweiten Geißel des Mittelalters, der Pest, mehrfach heimgesucht. Die Mediascher Bürgerschaft schaffte es jedoch immer wieder, das Leben in der Stadt zum Blühen zu bringen. Vielleicht trugen gerade die oft ungünstigen äußeren Bedingungen dazu bei, den inneren Zusammenhalt zu stärken. Dies bezog sich jedoch beinahe ausschließlich auf die deutsche Bevölkerung, Ungarn oder gar Rumänen waren nahezu vollständig ausgeschlossen.
Die Dominanz der deutschstämmigen Siebenbürger Sachsen dauerte bis ins 19. Jahrhundert an. In Mediasch wurde der wachsende Einfluss der ungarischen Staatsmacht und ihr Bestreben der „Magyarisierung“ Siebenbürgens besonders offensichtlich. Im Jahr 1849 wurde die Stadt von ungarischem Militär besetzt und der Mediascher Stephan Ludwig Roth, prominentes Sprachrohr der Siebenbürger, Pfarrer, Lehrer und Schriftsteller, festgenommen, in Klausenburg in einem Schauprozess zum Tode verurteilt und standrechtlich erschossen. Darüber hinaus wurden hunderte anderer Menschen, die meisten davon Rumänen, erschossen. Dennoch gelang es der deutschen Bevölkerung dank traditionell guter Kontakte nach Deutschland und Österreich während der Zeit der Industrialisierung ihre Vormachtstellung in Mediasch ökonomisch auszubauen.
Nach dem Ersten Weltkrieg und der Vereinigung Siebenbürgens mit Rumänien schwand auch in Mediaș zunehmend der Einfluss der deutschen Bevölkerung. Obwohl sie nach wie vor den Großteil der Bevölkerung stellten, fühlten sich die Deutschen vor allem wegen entsprechender Gesetze der Zentralregierung zunehmend ins Abseits gedrängt. So fand die NS-Propaganda auch in Mediaș ihre Anhänger: Viele Bewohner der Stadt zogen auf deutscher Seite in den Zweiten Weltkrieg. Hingegen wurden hier keine organisierten Pogrome gegen die jüdische Bevölkerung und ihre Einrichtungen durchgeführt. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg hatte die deutschstämmige Bevölkerung (zumeist Siebenbürger Sachsen) in Mediaș eine relative Mehrheit. Die Stadt, damals noch Teil des Kreises Târnava-Mare, zählte im Jahr 1930 15.505 Einwohner, davon 5.974 Deutsche (38,52 %), 4.366 Rumänen (28,15 %), 3.876 Magyaren (24,99 %), 702 Juden (4,52 %) und 345 Roma (2,22 %).[5]
1996 wurden 62.750 Einwohner, davon 50.200 Rumänen, 8.900 Magyaren, 2.500 Roma, 1.150 Deutsche gezählt.
Bürgermeister der Stadt war von 2004 bis zu seinem Tod 2009 Daniel Thellmann, zunächst gewählt als Mitglied des DFDR (Demokratisches Forum der Deutschen in Rumänien). Das DFDR leitete die Stadtpolitik in der Wahlperiode 2004–2008 in einer Koalition mit der PD, seit 2007 umbenannt in PD-L. Am 18. April 2008 wechselte der amtierende Bürgermeister zur PD-L, was zu politischen Auseinandersetzungen führte.[6] Infolgedessen kündigte Klaus Johannis, der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, den Abbruch jeglicher Zusammenarbeit zwischen dem DFDR und der PD-L.[7] Thellmann musste seine Ämter im Demokratischen Forum der Deutschen niederlegen.
Die Wahlen zum Stadtrat (consiliul local) im Jahre 2020 ergaben folgende Mandatsverteilung:[8]
Nach Daniel Thellmanns Tod durch schwere Krankheit übernahm sein Stellvertreter Teodor Neamțu 2009 das Amt des Bürgermeisters. Seit 2016 ist Gheorghe Roman Bürgermeister der Stadt.
Die folgenden Bürgermeister der Stadt sind seit dem 16ten Jahrhundert und vereinzelt davor beurkundet:[9][10]
Mediaș unterhält Partnerschaften mit:
Es gibt zwei Radiosender in Mediaș (Radio Mediaș und Radio Ring), einen Fernsehsender (Nova Tv) und drei Wochenblätter (Monitorul de Mediaș, Jurnal de Weekend und Medieșeanul).
Die erfolgreichsten Sportvereine in Mediaș sind die Basketballmannschaft und der Fußballklub von Gaz Metan. Der Fußballklub gewann 2011 in der Qualifikation zur UEFA Europa League überraschend gegen die deutsche Bundesligamannschaft FSV Mainz 05.[15]
Mediaș liegt an einer der bedeutendsten internationalen Eisenbahnstrecken Rumäniens (Bukarest–Budapest–Wien), eine der ersten von der rumänischen Staatsbahn (CFR) elektrifizierten Strecken. Außerdem ist Hermannstadt über eine Lokalbahnlinie – via Copșa Mică (Kleinkopisch) – erreichbar. Das Stadtzentrum ist vom Bahnhof aus in etwa 10 Minuten zu Fuß erreichbar.
Die Stadt liegt am Straßenkreuzungspunkt der Nationalstraßen (drum național) DN 14, DN 14A, DN 14B sowie der Kreisstraße (drum județean) DJ 141. Über diese Straßen sind die Städte Hermannstadt, Blaj (Blasendorf), Târnăveni (Sankt Martin), Sighișoara (Schäßburg) und Agnita (Agnetheln) erreichbar.
Das öffentliche Verkehrsnetz besteht aus drei Oberleitungsbus- und einigen Autobuslinien.
Die Stadt liegt im siebenbürgischen Weinland,[16] wo der Anbau von vorwiegend Weißwein seit jeher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor war. Dieses bezeugt auch das Stadtwappen, in dem das alte Wappenelement, die natürliche rechte Hand vermehrt ist um eine befruchtete Weinrebe mit Wurzeln, Blättern und zwei Trauben – so belegt in einem Siegel aus dem Jahr 1546.[17] Auch die Heimatgemeinschaft Mediasch führt neben dem Tramiterturm die befruchtete Weinrebe in ihrem Wappen.
Der Wein aus Mediaș wird in Bram Stokers Roman Dracula an prominenter Stelle erwähnt: “The wine was Golden Mediasch, which produces a queer sting on the tongue, which is, however, not disagreeable” (Tagebucheintrag von Jonathan Harker, 5. Mai, zum ersten Mal auf dem Weg zum Schloss des Grafen).
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