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Schweizer Physiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Martin Schadt (* 16. August 1938 in Liestal) ist ein Schweizer Physiker und Pionier auf dem Gebiet der Flüssigkristallanzeigen.
Martin Schadt studierte Physik an der Universität Basel, wo er 1967 promoviert wurde. Dank eines zweijährigen post-doctoral Fellowships am National Research Council of Canada (NRCC) in Ottawa erforschte er die elektronischen und optischen Eigenschaften von organischen Halbleitern. Während seines Aufenthaltes am NRCC erfand und patentierte er die erste organische lichtemittierende Halbleiterdiode (OLED) mit Festkörperelektroden.
1969 arbeitete er für die Uhrenfirma Omega SA, am Laboratoire Suisse de Recherche Horlogère in Neuchâtel, an der Entwicklung des Wasserstoff-MASERs (Wasserstoff-Maser-Uhr). 1970 wechselte er in die neu gegründete Flüssigkristall-Forschungsgruppe in den zentralen Forschungslabors von F. Hoffmann-La Roche Ltd., Basel, Schweiz. Mit Ausnahme einer zweijährigen Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Biophysik fokussierten sich die Arbeiten von Martin Schadt auf das Studium von elektro-optischen Effekten in flüssigen Kristallen mit dem Ziel, neuartige flache elektronische Anzeigen (Displays) und Materialien zu generieren.
1970 erfanden und patentierten Martin Schadt und Wolfgang Helfrich in den Zentralen Forschungslabors von F. Hoffmann-La Roche den twisted nematic (TN)-Effekt (Drehzellen-Effekt, siehe Schadt-Helfrich-Zelle). Das Patent wurde von Roche weltweit an die Uhren- und Elektronikindustrie lizenziert. Es bedeutete einen Paradigmenwechsel für flache flüssigkristalline Anzeigen (Flüssigkristallbildschirm) und begründete eine neue Industrie. In den frühen 1970er Jahren begann Martin Schadt mit der systematischen Erforschung der Zusammenhänge zwischen optischen, mechanischen und elektrischen Materialeigenschaften von Flüssigkristallen, Molekülstrukturen und Displayeigenschaften. Ziel war ein besseres Verständnis der molekularen und makroskopischen Zusammenhänge. Dadurch konnten neuartige Flüssigkristalle für TN- und andere Feldeffekt-LCDs entdeckt werden. Sein interdisziplinärer Ansatz, der Physik und Chemie integrierte, bildete die Basis für die moderne industrielle Flüssigkristallforschung und führte zur Erfindung und Produktion einer Vielzahl neuer Flüssigkristalle und elektrooptischer Effekte.
1970, kurz nach der Erfindung des TN-Effektes, entwickelte Schadt die erste kommerzielle Flüssigkristallmischung mit positiver dielektrischer Anisotropie, die bei Raumtemperatur flüssigkristallin war und in den ersten japanischen TN-LCD-Quarz-Uhren eingesetzt wurde. Die pharmazeutische Firma Roche etablierte sich in der Folge als einer der Hauptlieferanten von Flüssigkristallen für die sich rasch entwickelnde LCD-Industrie. 1996 übernahm Merck das gesamte Flüssigkristallgeschäft von Hoffmann-La Roche.[1]
Abgesehen von seinen Arbeiten zum TN-Effekt und neuen Flüssigkristallen hat Schadt folgende Effekte entdeckt und nutzbar gemacht oder war daran beteiligt:
Als Haupterfinder und Leiter der Roche-Flüssigkristallforschung förderte und entwickelte Schadt die LPP-Photo-Orientierungstechnologie bis zur Produktionsreife (1992–2002). Diese Schlüsseltechnologie ermöglicht die kontaktfreie Orientierung von monomeren und polymeren Flüssigkristallen auf Oberflächen durch Licht anstatt mechanisch. Dies ermöglicht sowohl neuartige LCD-Konfigurationen als auch eine breite Palette von neuartigen integrierten optischen dünnen Filmen. Beispiele sind Interferenz-Farbfilter, optische Retarder, cholesterische Bandpassfilter, Filme zur Verbreiterung des Blickrichtungsbereiches von LCDs, Stereo-Polarisatoren, nano- und mikro-strukturierte Polymerfilme mit antireflexiven und/oder gerichteten Licht-Streueigenschaften sowie neuartige optische Sicherheitselemente für Dokument- und Markenschutz.
Der molekulare Designansatz von Martin Schadt und seinem Team führte zur Erfindung, Patentierung und Produktion der folgenden kommerziell wichtigen Flüssigkristalle: Cyano-Alkyl-Schiff’sche Basen und -Ester (1971); Phenyl-Pyrimidine (1977); Alkenyl-Flüssigkristalle, die Schlüsselverbindungen zur Realisierung von hochinformativen LCDs sind (1985–1995); zahlreiche halogenierte Flüssigkristalle (1989–1995); zudem die ersten optisch nicht linearen (NLO) ferroelektrischen Flüssigkristalle (1992).
Bis 1994 war Schadt Leiter der Flüssigkristallforschung von F. Hoffmann-La Roche. Als Spin-off von Hoffmann-La Roche gründete er 1994 die interdisziplinäre Forschungs- und Entwicklungsfirma Rolic Ltd. Bis zu seinem Rücktritt vom operativen Geschäft im Oktober 2002 war Schadt Geschäftsführer und Delegierter des Verwaltungsrates von Rolic. 2005 legte er seine Rolic-Mandate nieder. Er ist nun als wissenschaftlicher Berater für verschiedene Forschungsgruppen und Regierungsstellen tätig.
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