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französischer Dominikaner, Philosoph, Theologe und Gründer der Gemeinschaft vom heiligen Johannes Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Marie-Dominique Philippe (* 8. September 1912 in Cysoing bei Lille, Département Nord; † 26. August 2006 in St. Jodard, Département Loire) war ein französischer Dominikaner, Philosoph, Theologe und Gründer der Gemeinschaft vom heiligen Johannes (franz. „Communauté Saint Jean“).
Er wurde als achtes von zwölf Kindern geboren. Auf Anregung seines Onkels Thomas Dehau trat er 1930 in den Dominikanerorden ein. Er studierte Philosophie und Theologie an der Ordenshochschule Le Saulchoir im belgischen Kain bei Tournai und wurde am 14. Juli 1936 zum Priester geweiht. Von 1937 bis 1945 und von 1951 bis 1962 war er Professor für Philosophie und Dogmatik in Le Saulchoir (seit 1939 an deren neuem Standort Étiolles bei Paris), von 1945 bis 1982 Professor für antike Philosophie und Metaphysik in Freiburg in der Schweiz. Im Jahr 1963 lud ihn Marthe Robin ein, Exerzitien und Einkehrtage in den von ihr gegründeten „Foyer de Charité“ zu halten. 18 Jahre lang leitete er die Exerzitien für Priester in Châteauneuf-de-Galaure (Département Drôme in Frankreich).
1975 wollten fünf Studenten in Freiburg in einer religiösen Gemeinschaft zusammenleben und baten ihn um spirituelle Unterweisung. Ermuntert von Marthe Robin entstand daraus die „Communauté Saint Jean“ (deutsch „Gemeinschaft vom heiligen Johannes“ oder „Johannesgemeinschaft“). Philippe trat der Gemeinschaft nie bei und blieb bis 1982 Professor in Freiburg. Danach unterrichtete er Philosophie und Theologie in den Ausbildungshäusern der Gemeinschaft in Rimont und St. Jodard. Von 1986 bis 2001 war er Generalprior der Johannesgemeinschaft, danach folgte ihm Pater Jean-Pierre-Marie Guérin-Boutard in diesem Amt nach.
Seit einem Gehirnschlag am 20. Juli 2006 war Philippe teilweise gelähmt und konnte nicht mehr sprechen.
Im Anschluss an ein Generalkapitel der Johannesgemeinschaft im April 2013 gab der Generalprior, Thomas Joachim, in einem Brief an die Brüder bekannt, dass Philippe nach übereinstimmenden Zeugnissen an „Frauen, die er geistlich begleitete, Handlungen verübt habe, die dem Gelübde der Keuschheit widersprechen“.[1] Diese Vorwürfe wurden am 20. Dezember 2016 durch die Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens als zutreffend bestätigt.
Die Dokumentation Gottes missbrauchte Dienerinnen des Fernsehsenders Arte France aus dem Jahre 2019 griff diese Vorwürfe auf und beschuldigte Philippe des fortgesetzten sexuellen Missbrauchs von Ordensfrauen. Sie zeigte Zeugenaussagen von zwei seiner Opfer und Mitschnitte einer Messe, in der Bischöfe die Opfer im Namen der Kirche um Entschuldigung baten.[2][3]
François-Xavier, der Generalobere der Gemeinschaft vom heiligen Johannes, sprach bei einem ersten Generalkapitel 2019 davon, dass „ganz klar die abnormen Seiten unseres Gründers“ zu bekennen seien.[4] Auf dem zweiten Generalkapitel 2019 beschlossen die Brüder vom Heiligen Johannes „sich in aller Deutlichkeit von ihrem Gründer“[5][6] zu distanzieren. 2022 wurde auch von der „Lebensregel“ Abstand genommen. Im Juni 2023 wurde ein ausführlicher historischer, theologischer und psycholigisch-systemischer Bericht über den Missbrauch in der Kongregation veröffentlicht.[7]
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