Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn
österreichische Fotografin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Marianne „Manni“ Sayn-Wittgenstein-Sayn,[1] eigentlich Maria Anna Sayn-Wittgenstein-Sayn,[2][3] geb. Mayr-Melnhof (* 9. Dezember 1919 in Salzburg),[4] außerhalb Österreichs medial Fürstin zu Sayn-Wittgenstein genannt,[5] ist eine österreichische Fotografin, die als sogenannte „Gesellschaftsexpertin“ zahlreiche internationale Prominenz fotografiert hat.
Leben
Zusammenfassung
Kontext
Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn wurde im Dezember 1919 in Salzburg als ältestes von neun Kindern des Friedrich Mayr Melnhof (1892–1956, bis April 1919 Freiherr Mayr von Melnhof) und seiner Gattin Maria-Anna (1897–1983), einer geborenen Gräfin von Meran aus einer morganatischen Nebenlinie des Hauses Habsburg-Lothringen, geboren. Ihr Vater war im Land Salzburg Großgrundbesitzer. Ihre Mutter war eine Tochter des Geheimrats und erblichen Mitglieds des Herrenhauses des österreichischen Reichsrats, des Grafen Johann von Meran (1867–1947),[6] eines Sohnes des Grafen Franz von Meran (1839–1891). Somit war ihre Mutter eine Urenkelin des Erzherzogs Johann von Österreich und der Anna Plochl, Gräfin von Meran.[7] Über ihre Mutter ist sie als Ururururenkelin eine direkte Nachfahrin von Kaiserin Maria Theresia. Zu ihren Geschwistern gehört der Politiker, Land- und Forstwirt Friedrich Mayr-Melnhof (1924–2020).[8]
Bereits mit neun Jahren machte sie die ersten Fotos. Nach Schulbesuch und Matura 1938 studierte sie 1941 an der Münchner Blocherer-Kunstschule. Im März 1942[9] heiratete sie Ludwig Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Sayn (1915–1962), damals Leutnant in einer Aufklärungsabteilung,[9] den sie in München bei ihren Gasteltern kennengelernt hatte.
In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs, als ihr Mann an der Ostfront kämpfte, lebte sie häufig in Salzburg bei ihren Eltern und brachte dort ihre beiden ersten Kinder zu Welt. Als 1945 deutsche Truppen beim Rückzug die Brücke vor dem Schloss Sayn sprengten und es dadurch erheblich beschädigten, befand sie sich mit ihrer Familie bei den Eltern in Österreich. Als ihr Mann 1946 aus britischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte, war das Schloss, das durch Artilleriebeschuss weitere Zerstörungen erlitten hatte, eine Ruine. Mit ihrem Mann kümmerte sie sich in den Nachkriegsjahren um den Wiederaufbau der Schlossgärtnerei Sayn und der zugehörigen Landwirtschaft. Die inzwischen auf vier Kinder angewachsene Familie bezog 1952 ein eigenes Haus in Sayn bei Bendorf, das als „Landhaus am Friedrichsberg“ bekannt wurde.[10] Als Stanislaus Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn, der Onkel ihres Mannes, im Jahre 1958 ohne Nachkommen verstarb, wurde ihr Mann neuer Chef und nach traditionellem Verständnis somit Fürst zu Sayn-Wittgenstein-Sayn. Dies erklärt den Anspruch, seitdem als dessen Ehefrau mit dem Namen Marianne Fürstin zu Sayn-Wittgenstein-Sayn in Erscheinung zu treten.
Als ihr Mann 1962 „von einem betrunkenen Lastwagenfahrer in Sayn nahe Koblenz auf dem Gehsteig vor ihrem Haus überrollt“[11] wurde und starb, übernahm sie gemeinsam mit einem Vormund die Verwaltung in Sayn, bis ihr Sohn Alexander volljährig wurde.
Sie startete eine Karriere als Berufsfotografin und archivierte bis zu ihrem 100. Geburtstag im Dezember 2019 etwa 300.000 ihrer Fotos.[12] Sie fotografierte Prominente von Maria Callas über Gianni Agnelli bis zu Luciano Pavarotti und legte Reisereportagen vor.
Die Bezeichnung „Mamarazza“ erhielt sie in Anlehnung an das Wort „Paparazzo“ als Necknamen von Prinzessin Caroline von Monaco, die einmal zu ihr sagte: „Manni, Du bist eine richtige Mamarazza.“[13][14] Im Unterschied zu Paparazzi zeigt sie aber nie indiskrete oder herabwürdigende Fotos: „Ich habe meine Freunde stets als Freundin fotografiert.“[11]
Von den 1970er-Jahren an, bis 2009, lud sie anlässlich der jährlichen Salzburger Festspiele in ihr Jagdhaus im Ellmautal (Fuschl am See) zu „ländlichen Mittagessen“ für je 100 Gäste ein. Im Lauf der Zeit waren tausende Prominente, darunter viele bei den Festspielen auftretende Künstler, bei ihr zu Gast.[15] Besonders eng befreundet war sie mit Gunter Sachs.[11]
Nachkommen
Aus der Ehe mit Ludwig gingen fünf Kinder hervor:
- (Marie) Yvonne Bolzano (* 1942), gesch. Coreth, in zweiter Ehe seit 1976 verh. mit Klaus Bolzano[16]
- Alexander (* 1943), seit 1962 Chef des Hauses Sayn-Wittgenstein-Sayn, verh. seit 1969 mit Gabriela Gräfin von Schönborn-Wiesentheid
- Elisabeth „Li“ Freifrau Schuler von Senden (1948–1997), verh. mit Hasso Freiherr Schuler von Senden[17][18]
- Teresa Gräfin von Kageneck (* 1952), gesch. de Figueroa, Conde de Quintanilla, in zweiter Ehe seit 1983 verh. mit Karl-Erbo Graf von Kageneck[19]
- Peter (* 1954), verh. seit 1993 mit der Schauspielerin Sunnyi Melles
Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn ist 20-fache Großmutter, 31-fache Urgroßmutter und dreifache Ur-Urgroßmutter (Stand: Dezember 2019).[20]
Auszeichnungen
Am 27. Juli 2010 erhielt Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn von der Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Claudia Schmied, in der Salzburger Residenz das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich überreicht. Die Laudatio hielt Landeshauptfrau-Stellvertreter Wilfried Haslauer.[1]
Werke
- Private Gartenkunst in Deutschland. Busse Seewald, Stuttgart 1986, ISBN 3-512-00755-4; mit Ursula Gräfin zu Dohna und Philipp Graf Schönborn. (Weitere Ausgaben in Englisch, London 1986 und New York 1987.)
- Mamarazza. (Bildband: Gesellschaftsfotografie von 1950–2000.) Steidl, Göttingen 2000, ISBN 3-88243-641-7 (englisch).[21]
- Sayner Zeit. Kulturverlag Polzer, Salzburg 2005, ISBN 3-9501388-1-1.
- Sayn-Wittgenstein Collection. Photographs by Princess Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn. teNeues Media, Kempen/Düsseldorf/u. a. 2006, ISBN 978-3-8327-9128-5 (fünfsprachig; mit Vorwort von Beate Reifenscheid und Texten von Gunter Sachs und Sean Connery; weitere Ausgabe als Das legendäre Fotoalbum ebd. 2015, ISBN 978-3-8327-3320-9).
- ManniFeste. Fuschler Mittagessen 1974–2009. Bildband. Kulturverlag Polzer, Salzburg 2010, ISBN 978-3-902658-23-4.
- Stars & Sportscars: Gentlemen-Racer, Jetset, Rennsport-Adel. Bildband. Delius Klasing, Bielefeld 2014, ISBN 978-3-7688-3871-9; mit Jürgen Lewandowski.
Ausstellungen
Marianne Sayn-Wittgenstein-Sayn hatte zahlreiche Ausstellungen, u. a. in Berlin, Salzburg, München, Frankfurt, New York, Wien und auf Schloss Sayn. Seit 2003 wird The Sayn-Wittgenstein-Collection in der Galerie Artmosphere in Salzburg als Dauerausstellung gezeigt, u. a. mit Fotografien von Besuchen bei Andy Warhol und Salvador Dalí.[1]
Literatur
- Claus Jacobi: Zum Nachdenken: Die „Mamarazza“. In: Tendenzen, Nr. 4/1999 (Artikel Online auf der Website Mamarazza, Steidl (Hrsg.), abgerufen am 30. Jänner 2020).
- Elisabeth Binder: Mamarazza: Mit Queen Mum auf Stromsuche. In: Der Tagesspiegel, 8. Dezember 2000 (Artikel Online, abgerufen am 30. Jänner 2020).
- Joseph Kleine: Das Haus Sayn-Wittgenstein-Sayn. Börde-Verlag, Werl 2013, ISBN 978-3-9815864-1-1, S. 22 f.
Weblinks
Einzelnachweise
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