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deutsche Adelige und Medizinerin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Gräfin Margarethe von Wied-Runkel (* um 1506/10; † 5. August 1572 in Saverne) war eine deutsche Adelige, die wegen ihrer medizinischen Kenntnisse bekannt war und für ihre unentgeltlichen ärztlichen Ratschläge geschätzt wurde.
Margarethe von Wied-Runkel war die Tochter von Graf Johann III. von Wied-Runkel-Isenburg (* um 1475/85; † 1533) und Gräfin Elisabeth von Nassau-Dillenburg (1488–1559); ihre Eltern hatten am 1. Februar 1506 geheiratet.[1] Margarethe war eine Nichte des Kölner Erzbischofs Hermann V. von Wied und des Münsteraner Bischofs Friedrich III. von Wied.
Unter ihren Geschwistern waren die Äbtissin Magdalena von Wied-Runkel von Nottuln und Elten, Graf Johann IV. von Wied-Runkel († 1581) und Erzbischof Friedrich IV. von Wied von Köln. Sie war verschwägert unter anderem mit Graf Anton I. von Isenburg-Büdingen-Ronneburg-Kelsterbach, den Grafen Ludwig und Wolfgang von Stolberg-Königstein, Graf Friedrich Magnus I. von Solms-Laubach, Gräfin Katharina von Hanau-Münzenberg und dem Reichserbschenken Christoph III. Schenk von Limpurg-Gaildorf (1531–1574).
Margarethe von Wied-Runkel heiratete in erster Ehe um 1523 Junggraf Bernhard von Bentheim-Steinfurt (* um 1490/95; † 1528), Sohn von Ewerwin II. (III.) von Bentheim-Steinfurt (1466–1498), Herr zu Wevelinghoven, und Gräfin Adelheid (Aleyd) von Hoya (1475–1513). 1525 nahm ihr Vater Johann III. von Wied-Runkel für seine Tochter Margarethe ein Darlehen bei Graf Wilhelm von Nassau auf.[2] Margarethe von Wied-Runkel war bei der Heiratsberedung 1518 die Burg Altena in Schüttorf als Wittum zugesichert worden, nach dem frühen Tod ihres Mannes wurde sie jedoch 1528 abgefunden.[3]
Ihr zweiter Ehemann, den sie 1534 heiratete, war Graf Arnold I. von Manderscheid-Blankenheim (1500–1548), Sohn von Graf Johann I. von Manderscheid-Blankenheim (1446–1524), Herr zu Gerolstein (Gerhardstein), und (Verlobung 1473, ⚭ 1480) Gräfin Anna Margaretha von der Marck-Arenberg († 1542). 1546 nahmen die Eheleute Arnold von Manderscheid-Blankenheim und Margarete von Wied bei Godert (Gotthard) von Densborn, Herr zu Lindweiler, Amtmann zu Hardt, ein Darlehen über 200 Joachimstaler auf, das zu 5 % verzinst und aus den Schatzungen der Dörfer Roderath, Holzmülheim, Bouderath und Buir beglichen wurde; als Siegelzeuge fungierte Johann (Jost) von der Heyden (* um 1505; † nach 1560) zu Nechtersheim (Nettersheim), Herr zu Dalbenden, Amtmann zu Blankenheim.[4]
Nach dem Tod ihres zweiten Ehemanns wurden als Vormünder der Grafschaft Manderscheid-Blankenheim bestellt: Eberhard von Manderscheid-Blankenheim († 1559), Archidiakon des Kollegiatstiftes St. Lubentius in Dietkirchen und Propst des Stiftes St. Paulin in Trier,[5] ein Onkel ihrer Kinder, der Kurkölner Chorbischof Friedrich von Wied, Graf Johann IV. von Wied-Runkel und der Kurtrierer Landhofmeister Philipp I. von Winnenburg-Beilstein († 1583).[A 1][6] Von der Grafschaft Nassau-Dillenburg, aus der ihre Mutter († 1559) stammte, wurde Margarethe von Manderscheid, geborener Gräfin von Wied-Runkel, eine Pension gezahlt.[7] 1548 trat sie – vielleicht noch unter dem Einfluss ihrer Schwiegermutter Anna Margarete von Blankenheim geborener Gräfin von der Marck-Arenberg, die bereits 1525 evangelisch geworden sein soll,[8] – zum Protestantismus über.[9] Ihren lutherischen Schwager Graf Ludwig von Stolberg-Königstein-Rochefort bat sie 1550 um die Verleihung der Pfarr-Pfründe der Herrschaft Soye (Soy-lez-Durbuy)[10] in der Grafschaft Rochefort in den Ardennen[11] an einen ihrer Söhne.[12]
1560 wurde Margarethes ältester Sohn Hermann von Manderscheid-Blankenheim, der die Nachfolge seines Vaters als Landesherr antrat, volljährig.
Die Gräfin lebte später in Köln, wo sie das Haus zum Scherfgin[A 2] in der Breite Straße bewohnte.[13] Ihr Bruder Friedrich von Wied residierte von 1562 bis 1567 als Erzbischof und Kurfürst in der Domstadt, und ihr Sohn Arnold (1546–1614) war Ende der 1560er Jahre Domherr in Köln.
Hermann von Weinsberg (1518–1597) berichtet von einer lebensbedrohlichen Erkrankung seiner Frau Drutgin Bars († 1573) im Spätsommer und Herbst 1567.[13] Nachdem der Kölner Stadtarzt Bernhard Dessennius Cronenberg (1509–1574)[A 3][14] nach einer Harnschau am 21. August ihren Tod an der „zerende krenckde“ im kommenden Winter prognostizierte, fürchtete Weinsberg, der Arzt wolle ihn in die Kosten treiben. Er wandte sich deshalb an „die greifin van Widt und Blankenhem, zum Schirfgin[A 2] uff der Briderstraissen wonhaftich, ein seir erfarne frau in der medicinen, die vil leuten umbsunst half“. Drutgin Bars holte den ärztlichen Rat der Gräfin ein, „schenkte ir zu zeiten raitzichn[A 4] oder ander klein verehrung“, erholte sich und konnte ihr Haus nach 22 Wochen Bettlägerigkeit am 8. Oktober das erste Mal wieder verlassen.[15]
Die Bibliothek ihres Sohnes Graf Arnold II. von Manderscheid-Blankenheim (1546–1614, reg. 1604–1614), zu dem Hermann von Weinsberg ebenfalls Kontakt unterhielt,[16][17] bestand vorwiegend aus medizinischen Handschriften,[18] mit deren Sammlung vermutlich bereits Margarethe von Wied-Runkel begonnen hatte. In Rezeptsammlungen des Pfalzgrafen Reichard von Pfalz-Simmern (Simmern, um 1570)[19] und seines Neffen Kurfürst Ludwig VI. von der Pfalz (Amberg, 1570–1572)[20] wird die „Gräfin von Wied“ als Rezept-Zuträgerin genannt. Zu einem Rezept furs zittern der hennde heißt es: „Die Greuin von Wida hats Vonn Doctor Jacob Ochs gelernet, dann Hertzog Reichardt von gedachter Greuin“.[21] Jakob Ochs († 1575)[22][23] war der erste akademisch ausgebildete Mediziner (Dr. med.), von dem bekannt ist, dass er ohne Verbindung zum jülich-bergischen Herzogshof als Stadtarzt in Düsseldorf praktizierte.[24] Bei dem Rezept Fur einen bösen magen Eusserlich zugebrauchen merkte Ludwig VI. von der Pfalz an: „Dise kunst haben wir von Hertzog Reichart Pfaltzgraffen bekhomen. Welche S: G: (= Seine Gnaden) von dero fraw Schwiger[25] der Gräfin vonn Widt gelernet“.[26]
Nach der Abdankung ihres Bruders Friedrich von Wied als Erzbischof und seinem Tod zog Margarethe von Wied-Runkel Mitte des Jahres 1572[27] zu ihrem Sohn Johann IV. von Manderscheid-Blankenheim, der 1569 zum Bischof von Straßburg gewählt worden war. Bischof Johann IV., der selbst in seinem Gebiet die katholische Gegenreformation unterstützte, ließ den lutherischen Pfarrer und Superintendenten Ulrich Cubicularius des Grafen Philipp IV. von Hanau-Lichtenberg aus dem 25 km entfernten Pfaffenhoffen in seine Residenzstadt Saverne (Zabern) kommen, um seiner sterbenden Mutter den Wunsch zu erfüllen, das Abendmahl sub utraque specie zu empfangen.[28] Ihr Sohn Johann IV. ließ sie neben seinem Vater in der Manderscheider Grablege – wahrscheinlich in der „St. Margaretha-Kapelle“ der Burg Blankenheim – beisetzen.[29]
Margarethe von Wied-Runkel und Arnold I. von Manderscheid-Blankenheim hatten folgende Nachkommen:
Margarethe von Wied-Runkel ist Vorfahrin nahezu aller regierenden Angehörenden des europäischen Hochadels.
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