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lettischer Holocaustüberlebender und Historiker Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Marģers Vestermanis (* 18. September 1925 in Riga, Lettland) ist ein lettischer Holocaustüberlebender, Historiker, Gründer und ehemaliger Direktor des Museums Juden in Lettland.
Marģers Vestermanis wurde als jüngstes von drei Kindern eines Kaufmanns und Fabrikanten in eine großbürgerlich-jüdische, deutschsprachige Familie in Riga geboren.[1] Er besuchte die deutsche Schule seiner Heimatstadt, dann die private jüdische Esra-Schule. Zudem gab ein Rabbiner ihm vom sechsten bis zum fünfzehnten Lebensjahr jüdischen Religionsunterricht.[1] Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurde er mit 16 Jahren in das von den Nazis errichtete Ghetto Riga verschleppt. Er arbeitete dort als Möbeltischler. Anschließend wurde er im KZ Riga-Kaiserwald interniert, danach musste er Zwangsarbeit auf dem SS-Truppenübungsplatz Seelager und in den benachbarten Lagern Poperwahlen und Dondangen leisten.[2] Bei einem Todesmarsch gelang ihm beim dritten Versuch die Flucht in die Wälder von Kurland, wo er sich dem Widerstand anschloss.[1] 1944 lebte er unter falschem Namen in einem Versteck. Als einziger seiner Familie überlebte er die deutsche Besatzungszeit.
Nach Kriegsende studierte Marģers Vestermanis in Riga Geschichte. Nach seinem Examen arbeitete er im Lettischen Staatsarchiv (Latvijas PSR Centrālais Valsts Vēstures Arhīvs). Er spezialisierte sich auf die Geschichte der lettischen Arbeiterbewegung am Anfang des 20. Jahrhunderts und publizierte Studien unter anderem zur Geschichte des 1. Mai. Als er für eine im Jahre 1965, zum 20. Jahrestag des Kriegsendes, erschienene Gedenkschrift des Lettischen Staatsarchivs für die Opfer des Zweiten Weltkrieges ein – sicherheitshalber vorsichtig formuliertes – Kapitel über den Holocaust schrieb,[3] wurde er entlassen,[4] sein Beitrag wurde nicht abgedruckt. Denn darin hatte er die damals geltende Sprachregelung übertreten, der zufolge die lettischen Juden als Bürger der Sowjetunion ermordet worden waren (und nicht als Teil des jüdischen Volkes).[5][6] Gleichwohl erforschte er, neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als Lehrer und der nebenberuflichen als Journalist,[1] weiterhin – diskret – die jüdische Geschichte in Lettland.
Seit der Wiedergewinnung der Unabhängigkeit Lettlands 1990/91 konnte Marģers Vestermanis sich dieser Aufgabe uneingeschränkt widmen. Im Jahre 1990 eröffnete er in Riga das Museum Juden in Lettland.[6]
Vestermanis war Mitglied der 1998 einberufenen Historikerkommission zur Erforschung der Geschichte Lettlands unter deutscher und sowjetischer Herrschaft im 20. Jahrhundert und der Kollaboration von Letten mit diesen.
An der Universität Lettlands in Riga war Marģers Vestermanis Dozent für die jüdische Geschichte Lettlands und den Holocaust in Lettland.[1] Über den Holocaust in Lettland hielt er, als Historiker und Zeitzeuge zugleich, zahlreiche Vorträge in seinem Heimatland wie auch in Deutschland.[7]
Marģers Vestermanis erzählte sein Leben in dem lettischen Dokumentarfilm Mēs tikai tagad sākam (lettisch: Wir fangen gerade erst an) von Marta Herca (2022).[10] Als Berater war er an einem Dokumentarfilm über den Massenmord an Juden im Wald von Rumbula 1941 beteiligt, der 2024 fertiggestellt sein soll.[11] Außerdem wirkte er mit in Rosa von Praunheims Film Meine Mütter – Spurensuche in Riga (2007).[12]
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