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Der Maingau (Gau am Main) war in der Zeit des Fränkischen Reiches das Siedlungsgebiet im Mainbogen östlich von Frankfurt am Main und im nördlichen Odenwald um die Mainzuflüsse Rodau, Gersprenz und Mümling, sowie rechts des Mains um Aschaffenburg. Einhard, berühmter Gelehrter des Mittelalters, wurde 770 im Maingau („in pago Moingewi“) geboren. Der Maingau lag im Herzogtum Franken, später im Herzogtum Westfranken (auch Rheinfranken).
Im Westen wurde der Maingau durch den Oberrheingau, im Norden (nördlich des Maines) durch den Niddagau und Wettergau (siehe Wetterau) begrenzt. Es bestand in der Regel keine feste Grenzziehung. Die Grenze zwischen Rheingau und Maingau befand sich im ausgedehnten Waldland der Dreieich wohl entlang der Wasserscheide der dort entspringenden Bäche. Die späteren Bezeichnungen Rodgau und Bachgau sind Unterteilungen des Maingaus. Neben Bachgau und Rodgau existierten als Untergaue noch der Kinziggau im nördlichen Teil, entlang der Kinzig und der Plumgau im Osten, im südlichen Spessart.
Eine genauere Eingrenzung des Maingaus nennt Johann Wilhelm Christian Steiner in seinem Werk von 1821 auf Seite 47 (s. u.):
„Der Maingau hatte folgende Gränzen. Von Offenbach den Main herauf bis an den Ausfluß der Kinzig, jedoch so, daß Dörnigheim noch zum Maingau gehört. Von da läuft die Gränze der Kinzig aufwärts bis über Gelnhausen, dort gehören die Orte des Kinziggaues: Höchst, Wirtheim, Kassel, sodann Bieber und Löhrhaupten, welche alle in dem Archidiaconat Aschaffenburg liegen, zu dem Maingau. Durch den Spessart neben dem Sinngrund bis nach Lohr an den Main; diese Stadt liegt in seinem Bezirk. Sodann mit den Gränzen des Amts Lohr nach Stadtprozelten bis an den Engelsberg, nun über Mainbullau nach der Grafschaft Erbach, welche, soweit der Plumgau reicht, größtenteils zum Maingau gehört. In Berfelden vorbei westlich nach Reichelsheim, Bieberau, Rheinheim, Georgenhausen, Roßdorf, Dieburg, Messel, Urberach, Oberroden, Ditzenbach, Heusenstamm und Offenbach. Alle diese Orte lagen in seinen äußersten Gränzlinien.“
Während der Zugehörigkeit zum Römischen Reich war der spätere Maingau Teil der Civitas Auderiensium in der Provinz Obergermanien. In Schriften des Tacitus wurde bereits über die Bewohner der Region („Zehntland“ = Agri decumates) geschrieben.
Nach dem Abzug der römischen Truppen aus dem Zehntland (Gebiet rechts des Rheines) bis 260 nach Christus blieb die kelto-germanische Mischbevölkerung ansässig und trieb weiterhin regen Handel mit den Römern auf der linken Rheinseite.
Von den in der Völkerwanderungszeit durchziehenden Völkern sind vor allem die Alamannen zu nennen. Auf sie gehen mehrere Ortsgründungen zurück: Bellingen, Sprendlingen („Sprendlingun“), Mainflingen („Manolfingen“), Hainstadt („Heinstadt“), Seligenstadt („Saligunstadt“), Stockstadt („Stoddenstadt“) sowie Groß- und Klein-Krotzenburg („Cruzenburch“). Siehe dazu auch den Artikel über Orte mit der Endung -ingen.
Nach dem Sieg des Frankenkönigs Chlodwig I. über die Alamannen im Jahre 496 kam das alemannische Siedlungsgebiet unter fränkische Herrschaft. Es gehörte dem Reichsteil Austrasien an. Unter den Franken wurde der Maingau als Verwaltungsgebiet den Maingaugrafen unterstellt und war Teil des Herzogtums Franken, später Rheinfranken.
Die neuen fränkischen Herrscher verlagerten in merowingischer Zeit (481–560 n. Chr.) die alten Siedlungen Bürgel, Bieber, Lämmerspiel und Roden – unter Beibehaltung der alten Namen – an neu gegründete Stützpunkte, welche an Straßenverbindungen lagen. Die alten Römerstraßen wurden weiter benutzt. Die alemannischen Siedlungen Langen, Sprendlingen, Bellingen, Mainflingen, Krotzenburg, Hainstadt, Seligenstadt und Stockstadt bestanden in Verbindung mit einer fränkischen Siedlung weiter (siehe auch Fränkische Landnahme).
An den Straßenknoten der alten Römerstraßen im Waldgebiet entstanden als fränkische Militärkolonien Guntheim und Jügesheim (Guginsheim). An der Mainuferstraße wurden Schwanheim (Sueinheim), Rumpenheim, Dietesheim (Ditinesheim), Meielsheim (Meginoluesheim), Groß- und Klein-Auheim (Euuichheim) sowie Groß- und Klein-Welzheim (Walinesheim) gegründet. Als neue Wegeverbindungen kamen eine Straße von Sprendlingen über Bieber nach Lämmerspiel und eine Straße von Bürgel über Bieber, Bellingen und Nieder-Roden nach Altdorf hinzu.
Nach der fränkischen Reichsteilung 561 gewann der Adel an Macht und brachte das Königsland in seine Hand. Im Maingau fanden zu dieser Zeit umfangreiche Rodungen statt. Neugründungen im gerodeten Gebiet erhielten Personennamen in Verbindung mit den Endungen -bach, -tal, -hofen und -feld, im Maingau waren dies:
Weitere Neugründungen im Untermaingebiet außerhalb des Maingaues waren: Mörfelden (Mersenuelt), Langen und Egelsbach (vom Namen Egilo).
In karolingischer Zeit (687–814) kam es zu einem erneuten Erstarken der Königsmacht und in der Folge zu einer wiederholten Kolonisierung der Waldgebiete. Im Maingau wurden in dieser Zeit umfangreiche Schenkungen an die neu gegründeten Reichsklöster und Reichskirchen von Seiten der Adligen getätigt. Die Reihengräberfriedhöfe außerhalb der Orte verschwanden und die Toten wurden in der Nähe der Kirchen in der Ortsmitte bestattet. Grabbeigaben wurden verboten (infolge der Christianisierung und der zunehmenden Ausplünderungen).
Obwohl sich König Chlodwig I. bereits 499 hatte christlich taufen lassen, blieben die Bewohner des Maingaues bei ihren alten heidnischen Bräuchen. Erst ab 719 wurde die Region durch Bonifatius missioniert (siehe auch Germanenmission).
Die Neugründungen erhielten die Endung -hausen:
Die reichsritterschaftlichen und geistigen Besitzungen dieser -Hausen-Orte aus der Karolingerzeit deuten auf eine planmäßige Besiedlung und Urbarmachung des neugerodeten Landes seitens des Königtums hin.
Im Maingau bestanden mehrere Markgenossenschaften: Biebermark und Auheimer Mark (vorher Bellinger Mark), Rödermark (Rothaher marca), Babenhäuser Mark (vorher gemeinsam mit der späteren Dieburger Mark als Babenberger marca bezeichnet), Orlis-Mark (die Mark Orlis im Bachgau, einem Untergau des Maingaus, hatte ihren Gerichtssitz im eingegangenen Ringenheim bei Großostheim), Obermark (Oberhof Zellhausen, vorher Manolfinger marca), Hohe Mark (rechtsrheinisch). Diese Waldmarkgenossenschaften bestanden neben Reichsforsten (nach Westen) auch aus klösterlichem Waldbesitz. Sie überstanden die fränkische Zeit, die Biebermark z. B. wurde erst 1819 aufgelöst. Die auch heute noch südlich des Maines zahlreichen Wälder gehörten ebenso wie die nördlich des Flusses früher ausgedehnten Waldgebiete größtenteils dem Wildbann Dreieich an. Im südlichen Bereich des Maingaus, zwischen dem Welzbach (Pflaumbach) bei Großostheim und dem Laudenbach, erstreckte sich der Wildbann der vom Kloster Fulda abhängigen Herrschaft Breuberg.
Unter den Nachfolgern Karls des Großen wandelte sich die Amtsgrafschaft in eine Erbgrafschaft. Über die Gaugrafen des Maingaus ist wenig bekannt. Es wird vermutet, dass sich das Geschlecht derer von Hagenhausen (mit Sitz im heutigen Rodgauer Stadtteil Hainhausen) auf sie zurückführte. Auf die Hagenhausener gehen ihrerseits die Herren von Eppstein zurück.
Im 9. Jahrhundert waren die fränkischen Babenberger Grafen im Maingau. Daher auch die Bezeichnung der Babenberger Mark für das Gebiet der späteren Babenhäuser und der Dieburger Mark.
Weiterhin wird im 11. Jahrhundert ein Graf Dito genannt, der Güter in Rodheim (Rodem) heute Radheim besaß.
In der späteren Zeit bleibt Besitz im nördlichen Maingau vor allem bei den Herren von Hagenhausen, welche sich später nach ihrem neuen Stammsitz Herren von Eppstein nannten. 1425 verkauft Gottfried von Eppstein das gesamte Amt Steinheim an das Kurfürstentum Mainz. Die Grafen von Isenburg, Hagen-Münzenberg bzw. von Falkenstein gewinnen später ebenfalls reichen Besitz im Maingau.
Ab 1803 gehörten große Teile des früheren Maingaus zum Großherzogtum Hessen und zum Fürstentum Aschaffenburg, das für kurze Zeit zum Großherzogtum Frankfurt und 1814 an Bayern kam. Die Hessen teilten das Gebiet in der Folgezeit in neue Verwaltungsstrukturen. Heute verteilt sich der alte Maingau auf die kreisfreie Stadt Offenbach am Main, den Kreis Offenbach, den Landkreis Darmstadt-Dieburg, den Landkreis Aschaffenburg und den Landkreis Miltenberg in den Bundesländern Hessen und Bayern.
Viele Orte des Maingaus wurden in Schenkungsurkunden an das Kloster Lorsch erstmals erwähnt. Dadurch kam das Kloster im frühen Mittelalter zu umfangreichen Besitzungen in diesem Gebiet.
Urkundliche Erwähnungen aus fränkischer Zeit sind von folgenden Orten des Maingaues überliefert:
In neuerer Zeit findet sich die Tendenz, den Begriff Maingau, der ja schon lange keine Verwaltungseinheit mehr bezeichnet, unspezifisch auf größere Teile des Rhein-Main-Gebietes anzuwenden. Dahinter stehen wohl ursprünglich die Bezirkseinteilungen der Turn- und Schützengilden. Der Sport-Schützengau 8 bezeichnet sich als „Maingau“ und beinhaltet die Kreise 81 Frankfurt, 82 Offenbach, 83 Main-Taunus, 84 Hochtaunus und 85 Usingen. Im Jahre 1890 wurde im Frankfurter Stadtteil Nordend vom Vaterländischen Frauen-Verein vom Rothen Kreuz das Maingau-Krankenhaus eröffnet. In Flörsheim am Main erschien bis 1989 der Maingau-Bote (heute Flörsheimer Zeitung).
Aber auch für das ursprüngliche Gebiet gibt es den Begriff noch: Ein in den 1990er Jahren beschlossener Zusammenschluss von Volksbanken im Kreis Offenbach und der Volksbank Hausen trägt den Namen Volksbank Maingau und seit der Fusion mit Volksbank Obertshausen den Namen Vereinigte Volksbank Maingau. Weiter gibt es zum Beispiel die Maingau Energie GmbH (vormals Gasversorgungsverband Obertshausen) und die Maingau-Halle in Kleinostheim.
Der Kreisverband der Jungen Union Offenbach-Land trägt seit März 2007 den Namen „Junge Union Maingau“. Des Weiteren gibt es Stimmen, die fordern, den Landkreis Offenbach (dem die Stadt Offenbach seit 1938 nicht mehr angehört) in Landkreis Maingau umzubenennen.
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