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amerikanische Burlesk-Schauspielerin, Sängerin, Serpentintänzerin, Erfinderin Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Loïe Fuller, geborene Marie Louise Fuller (* 15. Januar 1862 in Fullersburg, Illinois; † 1. Januar 1928 in Paris), war eine amerikanische Tänzerin und Erfinderin. Sie entwickelte den Serpentinentanz und war eine Wegbereiterin des modernen Tanzes und der Lichtspiele auf der Bühne.
Sie wirkte von 1878 bis 1891 als Schauspielerin und Sängerin in zahlreichen Burlesken, Farcen und Operetten mit, u. a. in den Nat Goodwin Produktionen Little Sheppard, Turned Up (1886) und The Big Poney Of The Gentlemanly Savage (1887). In Alfred Thompsons The Arabian Nights verkörperte sie die Rolle des Aladdin. 1882/83 spielte sie in Buffalo Bills Wild West Show Banjo. Anschließend wurde sie Tänzerin und Choreografin.
Als Serpentinentänzerin trat sie erstmals in Rud Aronsons Casino Company hervor. Ihr Tanz war zunächst als Divertissement im zweiten Akt von Edmond Audrans Operette Uncle Celestine zu sehen.
Nach Aufführungen in Boston und Brooklyn kam die Produktion am 15. Februar 1892 nach New York ins Casino Theatre. Auf Anraten des Dirigenten Hugo Sohmers ging sie nach Paris. Zuvor nahm sie ein Engagement im Berliner Wintergarten an. Erst in Paris gelang ihr der entscheidende Durchbruch. Am 5. Dezember 1892 gab sie in den Folies Bergère mit den Tänzen La Serpentin, La Violette, Le Papillon und XXXX (den sie später La Danse Blanche nannte) ihr sensationelles Debüt. Sie trat in den Folies Bergère bis 1899 auf.
1893 ließ sie sich ihr Serpentinentanz-Kostüm und „Bühnenvorrichtungen zur Erzeugung von Illusionseffekten“ in Paris und London patentieren. Mit ihren Inszenierungen begeisterte und inspirierte sie viele Künstler, u. a. Will Bradley, Jules Chéret, Maurice Denis, Thomas Theodor Heine, Auguste Rodin, Stéphane Mallarmé, James McNeill Whistler und Henri de Toulouse-Lautrec, die sie in ihren Kunstwerken verewigten. Sie arbeitete als erste mit farbigen Lichtprojektionen und elektrischem Licht. Der Bildhauer François-Raoul Larche schuf Tischlampen[1] in Form einer Skulptur der Tänzerin; die elektrische Beleuchtung verbirgt sich unter ihrem Schleier.
Gabriel Pierné schrieb 1895 die Musik zu Fullers Interpretation der Salomé, die am 4. März 1895 in der Comédie Parisienne als lyrische Pantomime von Charles H. Meltzer und Armand Silvestre uraufgeführt wurde – die gleichnamige Oper vollendete Richard Strauss erst über zehn Jahre später. Im selben Jahr entstanden die Tänze La Nuit, Le Firmament, Le Lys du Bil und Le Feu, die sie 1896 während einer Amerika-Tournee auch in der Music Hall von Serge Koster und Albert Bial vorstellte.
Weitere Tourneen führten sie nach Südeuropa und Südamerika. Der Architekt Henri Sauvage errichtete anlässlich der Pariser Weltausstellung 1900 für Fuller einen Theaterpavillon. Fuller organisierte als Förderin von Isadora Duncan, Maud Allan, Sada Yacco und Hanako zahlreiche Tournee-Aufführungen.
Nach ihren Auftritten im Januar 1902 in Wien im Danzers Orpheum[2] und im Theater an der Wien[3] trat sie auch mit einer Gruppe junger Tänzerinnen auf. Im März 1903 zeigte sie im National Arts Club zusammen mit ihrer privaten Sammlung Werke von Auguste Rodin. 1904 schuf sie ihren Radium Dance mit fluoreszierenden Effekten. Die Musik zu Fullers zweiter Salomé-Inszenierung von Robert d’Humières La Tragédie de Salomé stammte von Florent Schmitt. Die Uraufführung fand am 9. November 1907 im Théâtre des Arts statt.
1908 erschien ihre Autobiographie Quinze ans de ma vie (frz. 15 Jahre meines Lebens). In der Folge schuf sie für ihre Kompagnie zahlreiche Ballette u. a. zu Mozarts Le Petits Riens, Debussys Nocturnes und Stravinskys Feu d’artifice. Le Lys de la vie entstand nach einem Märchen von Carmen Sylva (Künstlername der Königin Marie von Rumänien), das Loïe Fuller auch verfilmte. Weiterhin arbeitete sie mit Gab Sorère (Gabrielle Bloch) an den Filmen Visions des rêves (frz. Visionen der Träume) und Coppelius und der Sandmann mit; der letztere blieb unvollendet.
Fuller lebte und arbeitete bis zu ihrem Tod zusammen mit ihrer Partnerin Gab Sorère, ihre Homosexualität versteckte sie nicht.[4]
Fuller starb wenige Tage vor ihrem 66. Geburtstag in Paris und wurde auf dem Friedhof Père-Lachaise bestattet.[5]
Gab Sorère erbte ihre Patente und führte die Kompagnie bis in die 1950er Jahre weiter.[4]
2016 wurde ihre Karriere in der Filmbiografie Die Tänzerin verfilmt, Fuller wird darin von der französischen Sängerin Soko verkörpert. Fullers lesbische Beziehung zu Bloch wird in dem Film verschwiegen und es wird ihr eine heterosexuelle Liebesgeschichte angedichtet, weshalb lesbische Aktivistinnen in Frankreich zum Boykott des Filmes aufriefen und ihn als revisionistisch und lesbophob bezeichneten.[6]
2020 wurde der Serpentinentanz innerhalb des Kunstprojekts „SERPENTINE – a touch of heaven (and hell)“ im Parkhaus der Großglockner-Hochalpenstraße reenactet und filmisch festgehalten[7], sichtbar ab Minute 20:55: Lichthöhe von Thomas Hörl, Peter Kozek und Victor Jaschke
2023 wurde der Dokumentarfilm Loïe Fuller – Tänzerin des Lichts (Obsessed with Light) von Sabine Krayenbühl und Zeva Oelbaum veröffentlicht. Die beiden Filmemacherinnen geben einen Überblick über Loïe Fullers Schaffen und ihren Einfluss auf zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen.[8]
Auf ihrer Reputation Stadium Tour im Jahr 2018 widmete die US-amerikanische Sängerin Taylor Swift Loïe Fuller in jeder Show eine Performance.[9]
Zur Eröffnungszeremonie vor dem Herren-Einzel-Finale des Tennis Grand Slam Turniers French Open in Roland Garros, Paris, am 11. Juni 2023 wurde der Serpentinentanz nach einer Choreographie von Loïe Fuller zum Boléro von Maurice Ravel aufgeführt.[10]
Eine Performance von Claire Lefèvre zu Fullers Leben ist im März 2024 bei imagetanz Festival im Bruttheater Wien zu sehen.[11]
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