Lindenstruth

Ortsteil von Reiskirchen Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Lindenstruth ist ein Ortsteil der Gemeinde Reiskirchen im mittelhessischen Landkreis Gießen. Der Ort liegt östlich des Hauptortes an der Wieseck in Oberhessen. Durch den Ort verläuft die Bundesstraße 49.

Schnelle Fakten Gemeinde Reiskirchen ...
Lindenstruth
Gemeinde Reiskirchen
Koordinaten: 50° 36′ N,  51′ O
Höhe: 224 (222–248) m ü. NHN
Fläche: 2,75 km²[1]
Einwohner: 963 (31. Dez. 2019) HW+NW[1]
Bevölkerungsdichte: 350 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1977
Postleitzahl: 35447
Vorwahl: 06408
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Ortsgeschichte

Zusammenfassung
Kontext
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Evangelische Kirche Lindenstruth

Vor- und Frühgeschichte

Besiedlungsspuren in der Gemarkung gibt es bereits aus der Zeit zwischen 1200 und 800 v. Chr.

Mittelalter

Die urkundliche Erwähnung von Lindenstruth erfolgte 1243.[2] Zu diesem Zeitpunkt wurde ein Vertreter des Ortsadels Folbertus de Lindenstrud genannt.[3] Aus der selben Familie stammt „Guntramus de Lindestrut“.[4] Dieser urkundliche Beleg wurde im Jahre 1286 verfasst. Im gleichen Jahr erscheint „Guntramus de Lindinstrod“ als „cives in Grunenberg“ (Bürger in Grünberg).[5] 1311 werden „... bona nostra sita in Lindenstrut ...“ (unsere Güter gelegen in Lindenstruth) erwähnt.[6] 1438 erscheinen „ ... die dorffer Luter und Lyndenstrud“ in einer anderen Urkunde.[7]

Das Bestimmungswort Linde, ahd. linta, mhd. linde, kann auch adjektivisch als „aus Linden bestehend“ erklärt werden. Das Grundwort ist ahd. und mhd. strout und bedeutet „Sumpfland, Buschland.“[8]

Die Evangelische Kirche Lindenstruth wurde um 1370 als gotische Saalkirche erbaut und erhielt im Jahr 1741 ihre maßgebliche Gestalt. Die Innenausstattung wurde Ende der 1950er Jahre erneuert.

Neuzeit

Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Lindenstruth:

„Lindenstruth (L. Bez. Grünberg) evangel. Filialdorf; liegt an der Chaussee von Giessen nach Alsfeld, 2 St. von Grünberg, hat 1 Kirche, 51 Häuser und 291 Einwohner, die evangelisch sind, und unter welchen sich 41 Bauern und 3 Taglöhner befinden. – Strut heißt das Gebüsch, wovon der Ort ohne Zweifel seinen Namen hat. Ein Altenstrudt lag in der Nähe, ist aber ausgegangen.“[9]

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Januar 1977 wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen die bis dahin selbstständige Gemeinde Lindenstruth durch das Gesetz zur Neugliederung des Dillkreises, der Landkreise Gießen und Wetzlar und der Stadt Gießen in die Gemeinde Reiskirchen eingegliedert.[10] Für Lindenstruth wurde wie für die übrigen Ortsteile Reiskirchens ein Ortsbezirk mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher eingerichtet.[11]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Lindenstruth angehört(e):[2][12][13]

Recht

Materielles Recht

In Lindenstruth galt der Stadt- und Amtsbrauch von Grünberg als Partikularrecht. Das Gemeine Recht galt nur, soweit der Amtsbrauch keine Bestimmungen enthielt. Dieses Sonderrecht alten Herkommens behielt seine Geltung auch während der Zugehörigkeit zum Großherzogtum Hessen im 19. Jahrhundert, bis es zum 1. Januar 1900 von dem einheitlich im ganzen Deutschen Reich geltenden Bürgerlichen Gesetzbuch abgelöst wurde.[21]

Gerichtsverfassung seit 1803

In der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt wurde mit Ausführungsverordnung vom 9. Dezember 1803 das Gerichtswesen neu organisiert. Für die Provinz Oberhessen wurde das „Hofgericht Gießen“ als Gericht der zweiten Instanz eingerichtet. Die Rechtsprechung der ersten Instanz wurde durch die Ämter bzw. Standesherren vorgenommen und somit war für Lindenstruth das „Amt Grünberg“ zuständig. Im Großherzogtum Hessen wurden die Aufgaben der ersten Instanz 1821 im Rahmen der Trennung von Rechtsprechung und Verwaltung auf die neu geschaffenen Landgerichte übertragen. „Landgericht Grünberg“ war daher von 1821 bis 1879 die Bezeichnung für das erstinstanzliche Gericht, das für Lindenstruth zuständig war.

Anlässlich der Einführung des Gerichtsverfassungsgesetzes mit Wirkung vom 1. Oktober 1879, infolge derer die bisherigen großherzoglich hessischen Landgerichte durch Amtsgerichte an gleicher Stelle ersetzt wurden, während die neu geschaffenen Landgerichte nun als Obergerichte fungierten, kam es zur Umbenennung in „Amtsgericht Grünberg“ und Zuteilung zum Bezirk des Landgerichts Gießen.[22] Am 1. Juli 1968 erfolgte die Auflösung des Amtsgerichts Grünberg, wobei Lindenstruth dem Amtsgericht Gießen zugelegt wurde.[23]

Bevölkerung

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Lindenstruth 936 Einwohner. Darunter waren 30 (3,2 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 171 Einwohner unter 18 Jahren, 369 zwischen 18 und 49, 240 zwischen 50 und 64 und 153 Einwohner waren älter.[24] Die Einwohner lebten in 363 Haushalten. Davon waren 102 Singlehaushalte, 108 Paare ohne Kinder und 105 Paare mit Kindern, sowie 39 Alleinerziehende und 9 Wohngemeinschaften. In 57 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 264 Haushaltungen lebten keine Senioren.[24]

Einwohnerentwicklung

Quelle: Historisches Ortslexikon[2]
 1577:017 Hausgesesse
 1630:008 zweispännige, 5 einspännige Ackerleute, 2 Einläuftige
 1669:081 Seelen
 1742:001 Geistlicher/Beamter, 47 Untertanen, 8 junge Mannschaften, kein Beisasse/Jude
 1791:220 Einwohner[16]
 1800:233 Einwohner[25]
 1806:265 Einwohner, 46 Häuser[18]
 1829:291 Einwohner, 51 Häuser[9]
 1867:291 Einwohner, 54 bewohnte Gebäude[26]
 1875:332 Einwohner, 64 bewohnte Gebäude[27]
Lindenstruth: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2019
Jahr  Einwohner
1791
 
220
1800
 
233
1806
 
265
1834
 
345
1840
 
333
1846
 
357
1852
 
330
1858
 
362
1864
 
363
1871
 
324
1875
 
332
1885
 
286
1895
 
335
1905
 
357
1910
 
350
1925
 
347
1939
 
351
1946
 
463
1950
 
473
1956
 
434
1961
 
445
1967
 
509
1980
 
?
1990
 
?
2004
 
1.024
2011
 
936
2012
 
970
2015
 
1.014
2019
 
945
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[2]; nach 1980: Gemeinde Reiskirchen (HW+NW-Sitze) im Haushaltsplan Vorbericht[28]; Zensus 2011[24]

Historische Religionszugehörigkeit

 1830:291 evangelische (= 100 %) Einwohner[2]
 1961:356 evangelische (= 80,00 %), 67 katholischer (= 15,06 %) Einwohner[9]

Historische Erwerbstätigkeit

 1961:Erwerbspersonen: 93 Land- und Forstwirtschaft, 92 Produzierendes Gewerbe, 26 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 29 Dienstleistungen und Sonstiges.[2]

Infrastruktur

Seit dem 15. März 1955 sorgt die Freiwillige Feuerwehr Lindenstruth (seit 1972 mit Jugendfeuerwehr) für den abwehrenden Brandschutz und die allgemeine Hilfe in diesem Ort.

Im Ort bestehen das Bürgerhaus „Wieseckhalle“ in der Alsfelder Straße, die Kindertagesstätte „Sternschnuppe“, der Sportplatz, ein Jugendraum, Kinderspielplätze sowie Rad- und Wanderwege.

Literatur

Commons: Lindenstruth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

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