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katholische Pfarrkirche in Ravensburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Liebfrauenkirche (auch Kirche „Unserer lieben Frau“) ist ein römisch-katholisches Kirchengebäude in Ravensburg.
Die Liebfrauenkirche, erbaut zwischen 1279 und 1360, ist die zweitälteste Pfarrkirche in Ravensburg. Sie liegt am nördlichen Eingang zur Altstadt. Die Kirche war im Mittelalter dem Kloster Weingarten inkorporiert. Im Jahr 1470 wurde ein zusätzliches Seitenschiff angebaut.
1415 wurden die Bleiglasfenster im Chor geschaffen. Erhalten sind die mittelalterlichen Glasmalereien in zwei hohen Fenstern und teilweise im Mittelfenster. Das Apostelfenster im Nordosten mit zweibahnigem Maßwerk und drei Fischblasen im Giebelfeld ist als Mosaikfenster gestaltet. Es zeigt in sechs Medaillons die zwölf Apostel mit ihren Symbolen. Die rahmenden weißen Spruchbänder mit den zwölf Artikeln des Apostolikums in gotischen Minuskeln bilden einen Vierpass mit den vier Ecken eines Quadrats. Über den Medaillons sind die zwölf Propheten mit gelben und weißen Inschriftenbändern zu sehen. Das Mittelfenster im Osten ist dreibahnig mit Dreipässen im Giebelfeld und das Fenster im Südosten zweibahnig mit vier Fischblasen. Beide Fenster bilden einen Zyklus mit biblischen und legendarischen Szenen aus dem Leben Marias und der Kindheit Jesu. Die Glasmalereien im Mittelfenster gehen weitgehend auf das Jahr 1900 zurück. Das mittelalterlichen Glasmalereien im Südostfenster zeigen die Flucht nach Ägypten, den Kindermord in Bethlehem und die Rückkehr der heiligen Familie nach Nazareth.[1]
Erwähnenswert ist die Kopie einer Schutzmantelmadonna im südlichen Seitenschiff. Das Original stammt aus dem Jahre 1480 und befindet sich heute in der Skulpturensammlung in Berlin. Es handelt sich dabei um ein besonderes sakrales Kunstwerk der spätgotischen Zeit (Ulm), das bis heute große Verehrung genießt.[2]
Bedeutender spätgotischer Schnitzaltar von 1519 aus der Schweiz im Hochchor, Ende der 1950er Jahre angekauft nach Abbau der vollständigen neugotischen Ausstattung und Entfernung der völlig einheitlichen Ausmalung der Kirche.
Singuläres Sakramentshaus aus Rorschacher Sandstein, das in seiner spätgotischen/frührenaissance Formensprache Parallelen zum Aufbau des Sebaldusgrabes (Bronceguss, Peter Vischer) in der Nürnberger Sebalduskirche zeigt (beide Werke verzichten auf Streben in die Höhe).
Links daneben hinter Glas ein kleines Reisealtärchen aus limousiner Emaille, das ebenfalls spätgotisch ist.
In der Apsis finden sich drei spätgotische Glasfenster (gleicher Meister wie Eriskirch und Bessererkapelle im Ulmer Münster).
Im großen gotischen Chorgestühl (im 19. Jahrhundert teilweise ergänzt) versammelte sich im Mittelalter die von der Bürgerschaft getragene Geistlichkeit zum täglichen Chorgebet. Deren Wohnhäuser geben der benachbarten Herrenstrasse bis heute ihren Namen. Diese Nutzung erklärt den für eine Pfarrkirche ungewöhnlich langen Hochchor, der durch einen Lettner (Fundamente 2010 ergraben) vom Schiff getrennt war (vgl. Stiftskirche Tübingen, Stadtkirche St. Dionys Esslingen).
Über dem Chorgestühl befinden sich insgesamt sechs großflächige Wandgemälde von Gebhard Fugel, die die Andreaslegende (Bruderschaftspatrozinium der Kirche) und Szenen aus dem Leben Jesu in expressionistischer Manier mit besonderer Lichtwirkung zeigen. Leider sind die Darstellungen heute sehr dunkel und in wenig gutem Zustand.
Vom selben Künstler im Langhaus die vorzüglich renovierten Kreuzwegstationen zwischen den Fenstern.
Ein monumentaler spätgotischer Gekreuzigter, welcher lange an der Giebelaußenseite der abgegangenen Kapelle auf dem Alten Friedhof platziert war,[3] findet sich seit den 1950er Jahren an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes und seit 2011 wieder im Chorbogen an elegantem Eisenkreuz.
Im Langhaus befindet sich seit den 1960er Jahren ein Fensterzyklus zu den sieben Sakramenten von Wilhelm Geyer (Ulm), dazwischen Ornamentfenster.
Im vorletzten Fenster der Südseite (Ost) ist im unteren Bereich ein Kabinettfenster eingearbeitet, das den Hl. Adalbert zeigt und ein Geschenk der polnischen Partnergemeinde St. Adalbert in Posen ist (1990er Jahre).
Im äußeren südlichen Seitenschiff fand 2011 der Taufstein des 19. Jahrhunderts samt Deckel wieder Aufstellung und Nutzung.
Beachtung verdienen zudem
Bereits Mitte des 15. Jahrhunderts gab es an der Liebfrauenkirche nachweislich Organisten. Im Laufe der Zeit gab es mehrere Instrumente, u. a. seitens der Orgelbauer Joseph Gabler (1749), Carl Gottlob Weigle (1868, zwei Manuale, mechanische Kegelladen, dt. Hochromantik, ohne SW), Orgelbau Späth (1911, auf drei Manuale ergänzt, pneumatisiert, Elsässer Orgelreform). Historische Stadtansichten aus der Vogelperspektive zeigen ein Balghaus auf dem Dach des nördlichen Seitenschiffes, was auf eine Schwalbennestorgel an der nördlichen Hochschiffwand im westlichen Drittel des Langhauses schließen lässt, vgl. Freiburger und Straßburger Münster. Zu vermutender Maßen vom aus Ravensburg stammenden Orgelbauer Jörg Ebert (vgl. seine erhaltene Orgel der Hofkirche Innsbruck u. d. rekonstruierte Gehäuse in Freiburg).
Das heutige Instrument wurde im Jahre 1959 als op. 292 von der Firma Reiser (Biberach) erbaut, unter Wiederverwendung von sehr viel vorhandenem Pfeifenmaterial (teils älter als Weigle!) und Windladen der Vorgängerinstrumente unter Zubau zweier neuer Schleifladen (für Hauptwerk und Brüstungspositiv). Voller, eher dunkler und unaufdringlicher, aber raumpräsenter, breitgefächerter Klang, der Romantik und Orgelbewegung elegant verbindet. Die Hauptorgel hat 54 Register auf vier Manualen und Pedal sowie elektropneumatische Spiel- und Registertrakturen. Seit Jahrzehnten renovationsbedürftig, spielbar gehalten durch den Kantor (seit 1998), kein Wartungsvertrag. Die Reiser-Orgel soll als eine der wenigen noch existenten größeren Stadtkirchenorgeln der unmittelbaren Nachkriegszeit erhalten werden. Moderate, dabei aber wirksame und rein der Praxis geschuldete Optimierungen sind allerdings und unbedingt erforderlich.[4]
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Die Chororgel wurde 1989 mit zwei Manualen und 15 Registern durch Rudolf Kubak, Augsburg, erbaut und stand anfangs im dritten Bogen links und war auf Weisung des Denkmalamtes fahrbar eingerichtet (unter Bruch der Bodenplatten). Seit 2011 befindet sie sich fest vor der östlichen Stirnwand im nördlichen Seitenschiff, der davor als Chorsingeplatz mit mobiler Bestuhlung diente.
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