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Liturgischen Funktionen vorbehaltene Sitzgelegenheiten im Altarbereich einer katholischer Kirche Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Sedilien (Sg. das Sedile;[1] von lat. sedile n., pl. sedilia) sind die Sitze im Altarraum römisch-katholischer und altkatholischer Kirchen, die für Priester, Diakone und Messdiener und eventuell andere liturgische Dienste vorgesehen sind, sofern diese mit der Einzugsprozession einziehen.
Im Mittelalter gab es in vielen Kirchen feste Sedilienanlagen in Form einer Sessionsnische oder eines Dreisitzes.
Die heutigen liturgischen Regeln empfehlen, den Priestersitz unter den Sedilien des Altarraums herauszuheben:
„Der Sitz des Priesters hat dessen Dienst als Vorsteher der Gemeinde und dessen Aufgabe, das Gebet zu leiten, gut erkennbar zu machen. Besonders geeignet ist der Platz im Scheitelpunkt des Altarraumes, der Gemeinde zugewandt, sofern nicht die Gestalt des Raumes oder andere Gründe dagegen sprechen (wenn etwa der Kontakt zwischen Vorsteher und Gemeinde wegen zu großer Entfernung erschwert ist). Der Sitz darf nicht die Form eines Thrones haben. Die Plätze der Teilnehmer, die einen besonderen Dienst ausüben, sollen sich an passender Stelle im Altarraum befinden, damit alle ihre Aufgaben ohne Schwierigkeiten erfüllen können.[2]“
Historische Sedilien haben fast nur in der Frühzeit die Form eines Einzelsitzes, selten sind auch Doppelsitze, in den weitaus meisten Fällen handelt es sich, soweit ihre Zahl an der Form der Sedilie ablesbar ist, um Dreisitze. Die älteren Sedilien sind typischerweise in die südliche Chorwand eingelassen, diese mehr oder weniger dekorierten Vertiefungen werden auch als Sessionsnischen bezeichnet und sind vor allem aus gotischer Zeit überliefert. Besonders häufig finden sich steinerne Sedilien in England, wo sie seit dem 12. und 13. Jahrhundert üblich werden.[3] Doch gibt es in der Gotik, vor allem aus dem 14. Jahrhundert, auch selbständige, hölzerne Möbel.
Die Sitznische oder Sessio (lat. sessio „Sitz“) in der zumeist rechten Chorwand – bei einer Ostung der Kirche in der Südwand – befindet sich im letzten Joch vor dem Chorschluss.
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Im Dreisitz (auch Levitensitz, -bank, -stuhl,[4] Zelebrantenstuhl) nahmen die Geistlichen während bestimmter Abschnitte der Liturgie, vor allem Gloria und Credo, Platz, wenn die Messe als Levitenamt von Priester, Diakon und Subdiakon gefeiert wurde. Die Messe als „Levitenamt“ zu feiern ist seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil nur noch in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus üblich.
Ort des Dreisitzes ist die Südwand (rechte Seite, Epistelseite) des Chorraums in der Nähe des Hochaltars. Hier sind die ältesten, nischenförmigen Dreisitze aus Stein im Verband der Chormauer noch erhalten. In späteren Beispielen verselbständigen sich die Türmchenarchitekturen der Baldachine über den Sitzen. Seit dem 14. Jahrhundert sind es dann überwiegend hölzerne Möbel, deren Konstruktionen sich denen der Chorgestühle mit ihren Seitenwangen, Rückwänden und Überdachungen formal annähern. Doch im Gegensatz zu diesen haben Dreisitze in der Regel keine Pultreihe und keine Klappsitze. In seltenen Fällen sind Dreisitze nicht als Levitenstühle für die liturgischen Akteure errichtet worden, sondern als Ehrensitze anzusehen und befinden sich dann eher am westlichen Ende des Chorraums.[5] Die Qualität der Schnitzereien an den mittelalterlichen Levitenstühlen steht der an den Altären kaum nach. Nur sind ihre Themen weltlicher, haben aber oft einen deutlich moralisierendem Hintergrund. Die Anzahl erhaltener Dreisitze scheint in der Barockzeit abzunehmen. In protestantischen Kirchen, zum Beispiel in Norddeutschland, haben sich Dreisitze vergleichsweise oft erhalten, ein Anzeichen dafür, dass sie im veränderten Ritus neue Funktionen bekamen.[6]
Ort | Zeit | Material | Bemerkungen | Bild |
---|---|---|---|---|
Schulpforte, Klosterkirche | 1268 | Stein | ||
Xanten, Stiftskirche | um 1290 | Stein | Figürlicher Schmuck: Thronende Muttergottes, Personifikationen des AT und NT, David, Salomon, Evangelisten als Wasserspeier. Stilgeschichtlich eng an die Reimser Skulpturen anschließend. | |
Bad Doberan, Klosterkirche | 1310/1890 | Holz | Klappsitze original, Rest um 1890 kopiert, Originalteile in Ludwigslust.[7] | |
Verden, Dom | 1329 ca. | Holz | Figürlicher Schmuck: Paare aus dem AT, personifizierte Stände. Literatur[8] | |
Kloster Amelungsborn | 1370–90 | Stein | ||
Kloster Scharnebeck | 1330–50 | Holz | Mit Chorgestühlsresten zu neuen Gestühlen zusammengesetzt. Literatur[9] | |
Salzwedel, Marienkirche | 1300–1350 | Holz | ||
Osnabrück, St. Johann | 1350–80 | Holz | Literatur[10] | |
Naumburger Dom, Ostchor | 1390–1400 | Holz | Figürliche Reliefs. - Literatur[11] | |
Ulmer Münster, alleinstehender Dreisitz der den Chorraum vom Langhaus abgrenzt | 1468/1469 | dunkles Eichenholz | Der Dreisitz ist das Werk von Jörg Syrlin d. Ä. Auf der abgeschrägten Fläche befinden sich zwei vollplastische Büsten, die Sibyllen mit Spruchbändern darstellen. Die Außenwände sind mit Pflanzenornamenten verziert.[12] | |
Kloster Maulbronn, Chor der Kirche | gegen 1500 | Holz | sog. Abtsstuhl | |
St.-Ansgari-Kirche in Hage (Ostfriesland) | um 1500 | wahrscheinlich aus der Prämonstrantenserabtei Coldinne; 1981 restauriert[13] |
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