Leo P. Kouwenhoven (* 10. Dezember 1963 in Pijnacker) ist ein niederländischer Physiker. Er befasst sich mit Quantentransport in Festkörpern.

Thumb
Leo Kouwenhoven, 2016

Leben und Wirken

Kouwenhoven machte 1988 sein Diplom in Angewandter Physik an der TU Delft (Discovery of quantized conductance in quantum point contacts) und wurde 1992 bei J. E. Mooij (Hans Mooij) an der TU Delft cum laude promoviert (Transport properties of electron-waves and single-charges in semiconductor nanostructures). 1992 bis 1994 war er als Post-Doktorand an der University of California, Berkeley, bei Paul McEuen. Ab 1999 war er Professor für Physik an der TU Delft, seit 2008 mit dem Titel eines Universitäts-Professors. Er leitet dort die Forschungsgruppe Quantentransport und ist außerdem in den Niederlanden Leiter der Schwerpunkt-Forschungsgruppe Solid State Quantum Information Processes, die zehn Jahre lang mit jährlich 1 Million Euro von der FOM (staatliche niederländische Forschungsgesellschaft) gefördert wird. 2000/2001 war er Gastprofessor an der Harvard University. Er ist auch am Kavli Institute of Nanoscience in Delft. Neben dem NanoScience Center in Harvard arbeitet er auch eng mit der Universität Tokio zusammen, wo er schon 1991 Gastwissenschaftler war.

Er beschäftigt sich mit Quantentransport im Nanometerbereich in Festkörpern, zum Beispiel Quantenpunkte, Halbleiter-Nanodrähte und Kohlenstoff-Nanoröhren. Damit studierte er in seinem Labor die unterschiedlichsten Quantenphänomene und sucht Anwendungen in der Quanten-Optoelektronik und in der Quanteninformationstheorie (wobei der Spin von Elektronen in Quantenpunkten als Qubits benutzt werden soll, Vorschlag eines Quantencomputers nach Daniel Loss, David DiVincenzo). In ihren Experimenten versucht sein Labor auch in Supraleitung in Nanodrähten Majorana-Fermionen nachzuweisen.[1] 1988 war er an der Entdeckung der Leitwertquantisierung in Quantenpunktkontakten (gemeinsam mit Bart van Wees, Carlo Beenakker u. a.) beteiligt.[2]

2007 erhielt er den Spinoza-Preis. 2006 wurde er Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie für Kunst und Wissenschaften (KNAW), deren Forschungsstipendiat er 1993 bis 1998 war, und er ist seit 2008 Mitglied der Niederländischen Akademie für Technologie und Innovation (ACTI). 2002 erhielt er den Sackler-Preis in Physik, 2014 wurde er als ausländisches Mitglied in die National Academy of Sciences gewählt.[3]

Zu seinen Doktoranden gehört Ronald Hanson.

Schriften

  • mit Charles Marcus Quantum Dots, Physics World, Juni 1998
  • mit S. Tarucha, D. G. Austing. T. Honda u. a. Shell filling and spin effects in a few electron quantum dot, Phys. Rev. Letters, Band 77, 1996, S. 3613–3616
  • mit S. M. Cronenwett, T. H. Oosterkamp A tunable Kondo effect in quantum dots, Science, Band 281, 1998, S. 540–544
  • mit J. M. Elzerman, R. Hanson, L. H. W. van Beveren u. a. Single-shot read-out of an individual electron spin in a quantum dot, Nature, Band 430, 2004, S. 431–435
  • mit W. G. van der Wiel, S. De Franceschi, J. M. Elzerman u. a. Electron transport through double quantum dots, Reviews of Modern Physics, Band 75, 2003, S. 1–22
  • mit D. G. Austing, S. Tarucha Few-electron quantum dots, Reports on Progress in Physics, Band 64, 2001, S. 701–736
  • mit W. G. van der Wiel, S. De Franceschi, T. Fujisawa u. a. The Kondo effect in the unitary limit, Science, Band 289, 2000, S. 2105–2108
  • mit R. Hanson, J. R. Petta u. a. Spins in few-electron quantum dots, Reviews of Modern Physics, Band 79, 2007, S. 1217–1265
  • mit F. H. L. Koppens, C. Buizert, K. J. Tielrooij u. a. Driven coherent oscillations of a single electron spin in a quantum dot, Nature, Band 442, 2006, S. 766–771
  • mit T. H. Oosterkam, T. Tujisawa, W. G. van der Wiel u. a. Microwave spectroscopy of a quantum-dot molecule, Nature, Band 395, 1998, S. 873–876
  • mit anderen: Quantum Computing with Electron Spins in Quantum Dots, 2002, Arxiv
  • mit Ramon Aguado: Majorana qubits for topological quantum computing, Physics Today, Juni 2020

Einzelnachweise

Wikiwand in your browser!

Seamless Wikipedia browsing. On steroids.

Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.

Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.