Landschaftspark Duisburg-Nord
Landschaftspark rund um ein stillgelegtes Hüttenwerk in Duisburg-Meiderich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Landschaftspark rund um ein stillgelegtes Hüttenwerk in Duisburg-Meiderich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Landschaftspark Duisburg-Nord (auch kurz LaPaNo, im Volksmund „LAPADU“ oder auch „Landi“) ist ein etwa 180 Hektar großer Landschaftspark rund um ein stillgelegtes Hüttenwerk in Duisburg-Meiderich, der im Rahmen der Internationalen Bauausstellung Emscher Park entstand. Der Landschaftspark ist einer der Ankerpunkte der Europäischen Route der Industriekultur sowie der Route der Industriekultur im Ruhrgebiet. Die britische Tageszeitung The Guardian zählt den Landschaftspark Nord zu den zehn besten Stadtparks der Welt. Er wird u. a. neben High Line (New York), Buttes-Chaumont (Paris), Hampstead Heath (London) und Park Güell (Barcelona) genannt.[1]
Das frühere Werk wurde 1902 von August Thyssen als „Aktiengesellschaft für Hüttenbetrieb“ zur Versorgung seiner Siemens-Martin-Stahlwerke in Bruckhausen und Styrum gegründet und am 16. Mai 1903 mit der Anblasung von Hochofen 1 in Betrieb genommen. Die insgesamt fünf Hochöfen produzierten in ihren 84 Jahren 37 Millionen Tonnen Spezialroheisen – in der Regel als Vorprodukt für die Weiterverarbeitung in den Thyssen’schen Stahlwerken.
Die Hochöfen 3 und 4 wurden bereits 1968 bzw. 1970 abgerissen. Die Hochöfen 1 und 2 wurden 1982 stillgelegt, so dass nur noch der erst 1973 erbaute Hochofen 5 in Betrieb blieb. 1985 wurde dieser nach gerade mal zwölf Jahren Betriebszeit aufgrund von Überkapazitäten auf dem europäischen Stahlmarkt ebenfalls stillgelegt. Thyssen verlagerte die Roheisenproduktion in die umliegenden, wesentlich größeren und moderner ausgerüsteten Hauptproduktionsflächen am Rhein (Werksteile Bruckhausen und Schwelgern, heute Teil von thyssenkrupp Steel Europe).
In der Folgezeit wurde das alte Gelände zwischen Hamborn und Meiderich mit allen Gebäuden und den verbliebenen drei Hochöfen Projekt der Internationalen Bauausstellung „Emscher Park“ und für einen internationalen Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den die Landschaftsarchitekten Peter Latz + Partner gewannen. Seit 1988 unterstützt auch der Verein Interessengemeinschaft Nordpark Duisburg die Pläne einer Umsetzung. Von 1990 bis 1999 wurden die Hallen, Gebäude und das Außengelände nach den Plänen der Architekten umgestaltet und so umnutzbar gemacht, dass der Park in Fachkreisen heute zu den wichtigsten Projekten der Landschaftsarchitektur der Jahrtausendwende zählt. 1994 wurde der Park der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er bildet nun einen Ankerpunkt auf der Route der Industriekultur und ist in die Europäische Route der Industriekultur integriert.
Der Landschaftspark Duisburg-Nord wurde mit den Preisen Green Good Design Award 2009, EDRA Places Award 2005, Play & Leisure Award 2004, der Grande Medaille d’Urbanisme 2001 und dem 1. Europäischen Preis für Landschaftsarchitektur Rosa Barba 2000 ausgezeichnet.[2]
Vergleichbare, museale, jedoch deutlich kleinere Hochofen-Ensembles finden sich in Hattingen mit der früheren Henrichshütte, ebenfalls zuletzt ein Betrieb der Thyssen AG, und in Dortmund-Hörde mit den verbliebenen zwei Hochöfen der Hoesch AG auf Phoenix-West.
Grundidee des Entwurfes von Latz war es, den genius loci herauszuarbeiten und zwischen ihm und einer neuen Nutzung einen Kontrast aufzuspannen: Existierende Bauwerke sollten erhalten, für den Park genutzt und den Menschen nähergebracht werden. Die industriellen Strukturen, die als voneinander unabhängige Systeme interpretiert wurden, sollten dabei nicht überformt werden, sondern visuell, funktional oder ideell über Gärten, Terrassen, Treppen, Landmarken oder Zeichen verbunden werden. Zu diesen Verknüpfungen zählen der Bahnpark mit den Hochpromenaden auf der oberen Ebene, der Wasserpark auf der unteren Ebene, die vereinzelten Vegetationsfelder zwischen den Bandstrukturen von Wasser- und Bahnpark sowie die Promenaden, die Stadtbezirke miteinander verbinden. Baustoffe wurden, soweit möglich, vor Ort gewonnen und wiederverwendet.[2]
Neben dem Ensemble mit den Resten des Hüttenwerkes hat sich eine enorm artenreiche Flora und Fauna entwickelt.[3] Die künstlichen, technogenen Substrate der Brachfläche sind meist nährstoffarm und besitzen eine geringe Wasserspeicherfähigkeit. Solche Standorte sind ideale Lebensräume für wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten. Je nach Flächenentwicklung finden sich im Park unterschiedliche Vegetationsstadien von kümmerlicher Vegetation auf Rohböden, Pioniervegetation und Hochstaudengesellschaften über Gebüschstadien bis zum Vorwald (Industriewald). Eine solche Flora und Fauna, die sich auf ehemaligen Industrie- und Gewerbeflächen entwickelt hat, wird im Ruhrgebiet Industrienatur genannt. Im Landschaftspark hat sie sich, dank eines exakt ausgerichteten Pflegemanagements, in herausragender Ausprägung entwickelt. Die Qualitätssicherung erfolgt mittels Monitoring durch die Biologische Station Westliches Ruhrgebiet in Kooperation mit der Parkverwaltung.
Seitdem das Hüttenwerk 1994 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, nutzen Besucher, Wanderer, Fahrradfahrer, Sportvereine, Veranstalter und Interessengemeinschaften den Park für ihre Zwecke. Die Duisburg Marketing GmbH, eine Beteiligungsgesellschaft der Stadt Duisburg, steuert bis heute die weitere Entwicklung des Projektes Landschaftspark Duisburg-Nord.
Für die Vorbereitung des Filmdrehs des neuen Tribute von Panem – The Ballad of Songbirds and Snakes wurden im Landschaftspark Sichtungen des Produktionsstudios durchgeführt und letztendlich auch gedreht. Dabei wurde der Park jedoch nicht für Besucher gesperrt; es konnten lediglich einige Aussichtspunkte nicht betreten werden. Es wurde während der Öffnungszeiten über mehrere Tage hinweg abgedreht. Mit an der Produktion beteiligt waren die Filmstudios Babelsberg.[12]
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