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Lamborghini Engineering war ein Tochterunternehmen des Automobilherstellers Lamborghini mit Sitz in Modena, das von 1989 bis 1993 Lamborghinis Formel-1-Engagement organisierte und durchführte. Lamborghini Engineering war im Wesentlichen als Motorenlieferant für bestehende Formel-1-Teams aktiv; daneben entwickelte das Unternehmen auch ein eigenes Chassis für die Formel 1, das nach einigen Schwierigkeiten in der Saison 1991 von einem selbständigen Team eingesetzt wurde.
Die Initiative für den Formel-1-Einstieg Lamborghinis ging auf Lee Iacocca zurück, der in den 1980er-Jahren Präsident der Chrysler Corporation war. Chrysler war seinerzeit Miteigentümer Lamborghinis. Iacocca war der Ansicht, dass Lamborghini langfristig nur dann mit der Scuderia Ferrari konkurrieren könne, wenn man neben dem Bau von Straßensportwagen – ebenso wie Ferrari – erfolgreich internationalen Motorsport betreibe.
Für das Motorsportprojekt gründete Lamborghini 1988 mit Lamborghini Engineering ein in Modena ansässiges Tochterunternehmen. Zu dessen Leiter wurde der ehemalige Ferrari-Manager Daniele Audetto ernannt, und technischer Leiter wurde Mauro Forghieri, ein Ingenieur, der bereits in den 1970er-Jahren für die Scuderia Ferrari gearbeitet hatte. Forghieri hatte seinerzeit unter anderem den legendären Ferrari 312T entwickelt, mit dem Niki Lauda 1975 Formel-1-Weltmeister geworden war.
Im Laufe des Jahres 1988 entwickelte ein Team unter der Leitung von Mauro Forghieri einen Formel-1-Saugmotor mit zwölf Zylindern und einem Bankwinkel von 80 Grad. Der Motorblock bestand aus Leichtmetall. Das Triebwerk wies vier Hauptlager auf. Es hatte vier Ventile pro Zylinder, die Nockenwellen wurden von Zahnriemen angetrieben. Die Motorelektronik stammte anfänglich von Magneti Marelli. Nach dem ersten Praxiseinsatz stellte Forghieri allerdings auf eine Bosch-Elektronik um. Der Motor wurde in Anlehnung an die bei Ferrari übliche Nomenklatur Lamborghini 3512 genannt (3,5 Liter Hubraum, 12 Zylinder). Mitte September 1988 waren die ersten Triebwerke fertiggestellt, und kurz darauf begannen die Prüfstandversuche. Mehrere Zeitungsberichte geben eine Leistung von anfänglich etwa 610 bis 620 PS an. Dieses Niveau lag geringfügig über den Achtzylindern von Cosworth, erreichte aber die Leistungen der Top-Motoren von Honda, Ferrari oder Renault nicht. Im Laufe der folgenden Jahre stieg allerdings die Leistungsausbeute durch konsequente Entwicklungsarbeit kontinuierlich, sodass die Lamborghini-Motoren ab 1991 zu den stärksten Triebwerken des Feldes gehörten.
Der Lamborghini 3512 wurde von 1989 bis 1992 in diversen Entwicklungsstufen bei unterschiedlichen Formel-1-Teams eingesetzt.
Für die Saison 1993 präsentierte Lamborghini einen neuen Motor, der die Bezeichnung C101 erhielt. Die Grundkonzeption (12 Zylinder, 80 Grad Zylinderwinkel) blieb erhalten, abgesehen davon wurden aber eine Reihe von Modifikationen vorgenommen.
Von 1989 bis 1993 belieferte Lamborghini Engineering eine Reihe unterschiedlicher Teams mit den Zwölfzylindermotoren:
Neben den Formel-1-Teams wurde der Lamborghini 3512 außerdem in der Sportwagen-Weltmeisterschaft 1991 vom österreichischen Team Konrad Motorsport im Gruppe-C-Fahrzeug Konrad KM-011 verbaut. Das Fahrzeug wurde bei drei Rennen mit Teamchef Frank Konrad und Stefan Johansson als Fahrerduo eingesetzt, fiel aber jeweils aus.
Die Entwicklung eines eigenen Chassis durch Lamborghini Engineering geht auf das Jahr 1989 zurück. Im Laufe dieser Saison beauftragte der mexikanische Geschäftsmann Fernando Gonzales Luna Lamborghini Engineering damit, für ihn ein Chassis nach Formel-1-Regeln zu bauen. Dieses Chassis sollte – zusammen mit dem Motor 3512 – von einem Team mit der Bezeichnung GLAS (Gonzales Luna & Associados) in der Formel-1-Saison 1991 eingesetzt werden. Als Teamchef war der ehemalige italienische Journalist Leopoldo Canettoli im Gespräch. Mauro Forghieri entwickelte daraufhin im Winter 1989/90 zusammen mit dem zuletzt bei Eurobrun beschäftigten Ingenieur Marco Tolentino ein Chassis, das den Namen Lambo 290 erhielt. Es wurde am Donnerstag vor dem Großen Preis von Mexiko 1990 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Nach der Präsentation verschwand Gonzales Luna, der Initiator des Projekts, aus der Öffentlichkeit. Weder Lamborghini Engineering noch Chrysler konnten Kontakt zu ihm herstellen, und die in Aussicht gestellte Vergütung der Entwicklungsarbeiten in Höhe von 20 Millionen US-Dollar (nach anderen Quellen: 40 Millionen US-Dollar) wurden ebenfalls nicht gezahlt.
Damit stand das Projekt vor dem Scheitern. Im Laufe des Sommers 1990 entschied sich Lamborghini Engineering, das Projekt in eigener Verantwortung fortzuführen und es in der Formel-1-Saison 1991 unter dem Namen Modena Team einzusetzen. Der Motorsport-Einsatz ließ sich letzten Endes realisieren. Ende 1990 unternahm der Belgier Eric van de Poele die ersten Testfahrten mit dem Wagen; später wurde er neben Nicola Larini auch Stammfahrer. Das Unternehmen blieb aber ohne zählbare Erfolge und fand nach nur einem Jahr ein schnelles Ende.
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