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Serenata von Antonio Vivaldi Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
La Senna festeggiante (Originalschreibweise: La Sena festeggiante; deutsch: ‚Die feiernde Seine‘; RV 693) ist eine Serenata in zwei Teilen von Antonio Vivaldi (Musik) mit einem Libretto von Domenico Lalli. Sie wurde wahrscheinlich am 4. oder 5. November 1726 anlässlich des Namenstages des französischen König Ludwig XV. in Venedig uraufgeführt.
Operndaten | |
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Titel: | La Senna festeggiante |
Originaltitel: | La Sena festeggiante |
Titelblatt des Partiturmanuskripts, um 1726 | |
Form: | Serenata in zwei Teilen |
Originalsprache: | Italienisch |
Musik: | Antonio Vivaldi |
Libretto: | Domenico Lalli |
Uraufführung: | 4. oder 5. November 1726 (?) |
Ort der Uraufführung: | Venedig |
Spieldauer: | ca. 1 ¼ Stunden |
Personen | |
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Der Chor lädt die Nymphen der Seine zu einer Feier am Flussufer (Chor: „Della Senna in su le sponde“). Die beiden allegorischen Figuren L’Età dell’oro (das Goldene Zeitalter) und La Virtù (die Tugend), die auf der Suche nach ihrem verlorenen Glück längere Zeit durch die Einöde der Welt geirrt sind, treffen in Frankreich ein und schöpfen neue Hoffnung (Arie Età: „Se qui pace talor vo cercando“ – Arie Virtù: „In quest’onde, che feconde“). La Senna nimmt sie persönlich in Empfang (Arie Senna: „Qui nel profondo del cupo fondo“). L’Età und Virtù beschließen, dauerhaft an diesem Ort zu bleiben, wo sie vor Schicksalsschlägen geschützt sind (Arie Età/Virtù: „Godrem fra noi la pace“). Alle drei loben sich gegenseitig. Virtù vergleicht ihren Wert mit dem einer Perle, deren Schönheit nutzlos ist, solange sie sich verbirgt (Arie Virtù: „Vaga perla, benché sia“). Ähnlich äußert sich L’Età, die ihren Glanz nun ohne Sorgen zeigen kann (Arie Età: „Al mio seno il pargoletto“). Beide freuen sich über diesen schönen Ort (Arie Etả/Virtù: „Qui per darci amabil pace“). La Senna zeigt auf einen Schwarm Schwäne, die furchtlos am Himmel fliegen, um den Ruhm der beiden zu verbreiten (Arie Senna: „L’alta lor gloria immortale“). Der erste Teil endet mit einer weiteren Einladung an Nymphen, Naturwesen und Gottheiten, an der Feier teilzunehmen (Chor: „Di queste selve venite ò Numi“).
La Senna lenkt das Interesse der beiden Ankömmlinge auf den „prächtigsten Stern Galliens“, den Thron des französischen Königs, und fordert sie auf, ihm zu huldigen (Arie Senna: „Pietà, dolcezza fanno il suo volto“). Die beiden eilen sofort freudig zu seinem Palast (Arie Virtù: „Stelle convostra pace“). Die Begeisterung verursacht bei ihnen geradezu körperliche Schmerzen (Duett Età/Virtù: „Io qui provo sicaro diletto“ / „Qui nel seno hò si tenero affetto“). Sie beneiden die Einwohner dieser Gegend (Arie Età: „Giace languente“ – Arie Virtù: „Così sol nell’Aurora“). L’Età meint, dass es auf der Welt noch nie einen vergleichbaren Anblick gegeben habe (Arie Età: „Non fu mai più vista in soglio“). Das Goldene Zeitalter will für alle Zeiten an diesem Ort weilen. Alle wünschen dem König, im Frieden geliebt und im Krieg gefürchtet zu werden (Chor: „Il destino la sorte e il fato“).
Die Orchesterbesetzung umfasst zwei oder mehr („ò più se piace“) Blockflöten, zwei oder mehr Oboen, Streicher, Basso continuo mit Cembalo.[1]
Die Oper enthält die folgenden Musiknummern:[1]
Erster Teil
Zweiter Teil
Für Vivaldi ungewöhnlich ist, dass er in dieser Serenata einige typisch französische Elemente einsetzte, wenn auch nicht in reiner Form. Der zweite Teil beginnt mit einer „Ouvertur[e]“. Der mittlere Teil davon ist eine Fuge, die ein Terzett von Antonio Lotti verarbeitet. Anders als in einer typischen französischen Ouvertüre nach dem Modell Jean-Baptiste Lullys setzen hier aber die Stimmen von unten nach oben ein. Die erste Arie des zweiten Teils, „Pietà, dolcezza fanno il suo volto“, steht in dem in französischen Partituren dieser Zeit häufig anzutreffenden 3/2-Takt anstelle des bei Vivaldi üblicheren 3/4-Takt. Die Arie der Età „Al mio seno il pargoletto“ im ersten Teil ist am deutlichsten vom französischen Stil inspiriert. Sie besitzt neben der typisch französischen „tendresse“ auch Menuett-Rhythmen. Vivaldi entlehnte sie seiner Oper Arsilda, regina di Ponto.[2] Das anschließende Duett „Qui per darci amabil pace“ ist als „Minuet“ bezeichnet und folgt außerdem der französischen Rondeau-Form.[3] Der Schlusschor schließlich ist eine Chaconne, deren Musik Vivaldi seiner Oper Giustino entnahm. Der überwiegende Teil der Serenata ist allerdings im italienischen Stil verfasst, darunter auch die Sinfonia des ersten Teils und die Rezitative.[2]
Die genauen Umstände der Entstehung und Uraufführung dieser Serenata sind nicht vollständig gesichert. Michael Talbot vermutete, dass sie vom französischen Botschafter in Venedig aus Anlass des Namenstages des französischen König Ludwig XV. in Auftrag gegeben wurde. Dieser war am 4. November und wurde in Venedig üblicherweise mit einer Festlichkeit begangen. Die physische Beschaffenheit des erhaltenen Manuskripts und musikalischer und textlicher Übereinstimmungen lassen auf eine Entstehung gegen Ende 1726 schließen. In diesem Jahr fiel die Feier mit der verzögerten öffentlichen Begrüßungszeremonie des Botschafters Jacques-Vincent Languet, des Grafen von Gergy, zusammen, die am 4. und 5. November stattfand. Leider ist ausgerechnet der zentrale Teil des letzten Rezitativs nicht erhalten. An dieser Stelle gab es üblicherweise Hinweise auf die näheren Umstände der Aufführung.[4] Ein weiterer Anlass für das in diesem Jahr besonders aufwendige Werk war wohl der Besuch des in Venedig geborenen Kardinals und Kunstmäzens Pietro Ottoboni, der mehrere Jahre lang aus seiner Heimatstadt verbannt worden war, nachdem er die Ernennung zum Protektor der französischen Krone beim Heiligen Stuhl angenommen hatte. Erst 1726 normalisierten sich die Beziehungen zwischen Frankreich und Venedig wieder. Mit der Serenata wurden somit außer Ludwig XV. auch Languet und Ottoboni geehrt.[2] Frédéric Delaméa hingegen schloss „mit absoluter Sicherheit“ aus, dass das Werk nach 1725 entstanden sein konnte. Der Inhalt beziehe sich direkt auf die Machtübernahme Ludwigs XV. zwischen 1722 und 1724. Außerdem hätte im Text zwingend auch Ludwigs Gemahlin Maria Leszczyńska gehuldigt werden müssen, die er im September 1725 ehelichte. Diese Auslassung wäre ein unverzeihlicher Affront gegen den König gewesen. Delaméa nahm daher eine frühere Uraufführung außerhalb Venedigs und eine Wiederaufführung auf Basis des Turiner Manuskripts in Venedig 1726 an.[5]
Edward Corp stellte 2007 eine weitere These zur Entstehungsgeschichte dieser Serenata vor. Demnach könnte sie 1725 anlässlich der Hochzeit von Ludwig XV. mit Maria Leszczyńska entstanden und für eine Aufführung in Rom vorgesehen gewesen sein. Man habe damals darauf gehofft, dass durch den Einfluss Marias die Rückkehr des englischen Thronprätendenden James III. nach Paris vorangetrieben würde, der seit 1719 in römischen Exil lebte. Bestimmte Aspekte des Librettos könnten als Anspielung darauf zu verstehen sein. Die im Text vorkommenden Worte „figli tuoi“ (dein Sohn) und „pargoletto“ (Kleinkind) passen nicht zu dem noch kinderlosen Ludwig, könnten sich aber auf die Söhne James’ III. beziehen. Zudem liebte James die französische Oper und war mit den Kardinälen Ottoboni und Polignac befreundet, die ihrerseits Kontakt zu Vivaldi hatten. Da es jedoch nicht zu dieser Rückkehr kam, wäre der Text für die Feier unangebracht gewesen. Die von Ottoboni geplante Aufführung hätte abgesagt werden müssen, und das Präsentationsexemplar der Partitur wäre bei Vivaldi verblieben.[6]
Das Libretto stammt von dem Venezianer Domenico Lalli, mit dem Vivaldi häufig zusammenarbeitete. Das spricht wiederum für eine Uraufführung in Venedig. Ein gedrucktes Libretto ist nicht erhalten und wurde wahrscheinlich auch nie publiziert.[4] Es gab zwar in Venedig und anderen italienischen Städten die Pflicht, solche Texte nach der Zensurfreigabe zu veröffentlichen, doch geschah dies aufgrund von Kosten und Zeitdruck meist nicht.[2] Die Partitur ist in der Biblioteca Nazionale Universitaria di Torino[2] in Form eines Manuskripts überliefert, das mutmaßlich Vivaldis Vater Giovanni Battista Vivaldi anfertigte.[7] In diesem Manuskript fehlt eine Doppelseite mit dem Schluss des letzten Rezitativs. Der Dirigent Rinaldo Alessandrini vermutete, dass sie auch eine letzte Arie für La Senna enthielt, die Vivaldi entnahm, um sie an anderer Stelle neu zu verwerten. Für diese These spreche auch, dass die Anzahl der Arien der verschiedenen Charaktere sonst nicht ausgeglichen wäre.[8]
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