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prähistorische Grabungs- und Fundstelle in Frankreich Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
La Micoque ist eine Fundstelle im Gebiet von Les Eyzies, einer Gemeinde im französischen Département Dordogne. In ihr wurden zahlreiche prähistorische Überreste aus dem Mittelpaläolithikum entdeckt. Diese Funde machten La Micoque zur Typlokalität für die archäologischen Stufen Micoquien und Tayacien.
Die Fundstelle La Micoque wurde nach einem verfallenen Gehöft gleichen Namens benannt. Sie befindet sich auf der linken Flussseite des Manaurie, 500 Meter vor dessen Mündung in die Vézère, etwas stromaufwärts von Laugerie-Haute. Die Fundstätte ist kein Abri, sondern liegt auf 75 bis 85 Meter Höhe über N.N. im Freien zu Füssen einer kleinen Kalkwand, 20 Meter höher als der 200 Meter entfernte Flusslauf.
La Micoque wurde 1895 von E. Rivière entdeckt, nachdem er von einem Bauern benachrichtigt wurde, welcher beim Pflügen auf mehrere Feuersteinfaustkeile aufmerksam geworden war. Anschließend führten Émile Cartailhac und Otto Hauser zum Teil recht unsystematische Grabungen durch. Auf Hausers Untersuchungen in den Jahren 1906 bis 1914 geht auch der Begriff Micoquien zurück, um damit die ortsspezifische Steinwerkzeugsindustrie zu bezeichnen. Nach Erwerb der Fundstätte durch den französischen Staat unterzog der in Staatsauftrag handelnde Denis Peyrony zwischen 1929 und 1932 La Micoque einer gründlichen Untersuchung. In seiner detaillierten stratigraphischen Studie konnte er 15 Horizonte ausscheiden, darunter 6 Horizonte mit archäologischem Fundmaterial. 1956 unternahm François Bordes eine Kontrollgrabung, in der er sein Augenmerk auf die Steingeräte richtete. Anfang der 1970er Jahre unterzogen H. Laville und J. Ph. Rigaud die Fundstätte einer erneuten Revision, gefolgt von weiteren Arbeiten von J. Ph. Rigaud und A. Debénath im Zeitraum 1989 bis 1997. J.-P. Texier und P. Bertran veröffentlichten 1993 eine Revision zur Sedimentologie der Fundstätte.
Gemäß der letztgenannten Studie von Texier und Bertran kann La Micoque in drei sich verzahnende sedimentäre Abfolgen untergliedert werden:
Die untere und mittlere Abfolge wurden früher als kryoklastisches Phänomen angesehen (d. h. Ablagerungen, die durch eiszeitlich bedingtes Hangkriechen verursacht wurden). Diese Ansicht wird mittlerweile nicht mehr aufrechterhalten, vielmehr zeigen die Gerölle und Schotter alle Anzeichen eines Alluviums, sie wurden also von einem Flusslauf abgesetzt, sehr wahrscheinlich Teil eines verflochtenen Flusssystems. Gastropodenfunde an der Basis der mittleren Abfolge bezeugen gemäßigte Temperaturbedingungen für den Beginn der mittleren Abfolge. Die roten Zwischenlagen repräsentieren Hangrutschungen, die von den Erhebungen oberhalb der Fundstätte ausgingen. Es handelt sich hier nicht um ausgewaschene Paläoböden, wie früher noch angenommen wurde.
Geomorphologische Überlegungen (Höhenlage der Terrasse an der Basis der mittleren Abfolge) sowie zahlreiche neuere Altersdatierungen (mittels ESR und der Uran-Thorium-Datierung) lassen für die untere und mittlere Abfolge ein Alter zwischen dem Sauerstoff-Isotopenstufe 12 (zwischen 470.000 und 440.000 Jahren) und Isotopenstufe 10 (zwischen 370.000 und 350.000 Jahren) für durchaus vertretbar halten. Die tonhaltigen, Gastropoden-reichen Lagen an der Basis der mittleren Abfolge dürften einem Interglazial entsprechen, logischerweise dem OIS (Isotopenstufe) 11. Die untere und mittlere Abfolge wurden folglich bereits während der Mindel-Kaltzeit abgelagert.
Die obere Abfolge dürfte im Verlauf des Holozäns sedimentiert worden sein.
Da die archäologischen Horizonte der mittleren Abfolge nach ihrer Ablagerung von bedeutenden Sortierungs- und Umlagerungsprozessen betroffen wurden, sollte bei ihrer Interpretation größte Sorgfalt angebracht sein. Sie enthalten in den Lagen 4 und 5 das von Henri Breuil definierte Tayacien. Dieses wird durch relativ grobe, schlecht gearbeitete Abschläge charakterisiert und die dazugehörigen Steinwerkzeuge erinnern an das Moustérien mit zahlreichen Schabern, Messern und recht seltenen, atypischen Faustkeilen. Aufgrund der Wesensmerkmale und des Alters betrachtet es François Bordes jedoch als eine Vorstufe des Moustérien („Prä-Moustérien“).
Das Micoquien an der Basis der oberen Abfolge (Lage 6/Schicht N nach Peyrony) wird als zum ausgehenden Acheuléen gehörig definiert. Die dazugehörigen länglichen Faustkeile sind sehr sauber gearbeitet mit leicht konkaven Rändern, dicker Basis und feiner Spitze. Eine Revision dieses Niveaus ist im Gange.
Die in La Micoque gefundenen Steinwerkzeuge gehören zu den ältesten im Périgord und sind daher für das Verständnis der geschichtlichen Entwicklung in dieser Region und darüber hinaus von fundamentaler Bedeutung.
Seit 1979 gehört La Micoque im Verbund mit anderen bedeutenden Fundstätten des Vézère-Tals zum UNESCO-Welterbe.
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