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deutsche Laborgruppe Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der LADR Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen ist ein ärztlich und inhabergeführter Zusammenschluss unabhängiger laborärztlicher medizinischer Versorgungszentren (MVZ) und Labore. Sie führen jeweils das Kürzel LADR in ihrem Namen. Dieses ist auf die 1974[6] erstmals verwendete Formulierung Laborärztliche Arbeitsgemeinschaft für Diagnostik und Rationalisierung zurückzuführen.
LADR Der Laborverbund Dr. Kramer & Kollegen | |
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Rechtsform | GbR (Dachverband) aus GmbHs[1] |
Gründung | 31. Mai 1945[2] |
Sitz | Geesthacht |
Leitung | Jan Kramer[3] |
Mitarbeiterzahl | > 3.600[4] |
Umsatz | 261,7 Mio. € (ISG Intermed Holding GmbH & Co. KG; Dachgesellschaft, 2019)[5] |
Branche | Laboratoriumsmedizin, Lebensmittelanalytik, Wasser- und Umweltanalytik |
Website | www.ladr.de |
Der LADR Laborverbund ist nicht operativ tätig, sondern dient der Repräsentation seiner Mitgliedslabore, der regionalen LADR Laborgesellschaften sowie als fachlich-ärztliches Konsiliarnetzwerk aus Experten. Die LADR Laborzentren erbringen Leistungen in verschiedenen Bereichen. Dazu zählen die Patientenversorgung durch Laboratoriumsmedizin, Hygiene, Infektiologie und medizinische Mikrobiologie sowie Humangenetik, Pathologie und Transfusionsmedizin. Ferner gehören dazu Leistungen im naturwissenschaftlichen Bereich mit Lebensmittelchemie und Lebensmittelmikrobiologie sowie Wasser- und Umweltanalytik. Zum Portfolio gehört auch Spezialanalytik im Bereich Tiergenetik und Abstammungsanalyse bei Menschen.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland wurde medizinisches Fachpersonal durch die Alliierten Truppen akquiriert. Die Stadt Geesthacht war zuvor aufgrund der Dynamitfabrik Krümmel Ziel von Bombenangriffen gewesen. In Städten, Dörfern und Flüchtlingslagern drohten Seuchen und Krankheiten auszubrechen. Die Besatzerbehörden erklärten die Region daher zum Notstandsgebiet. Am 31. Mai 1945 erteilte die 27. Field Surgical Unit der Britischen Armee dem promovierten Arzt Siegfried Kramer (27. Dezember 1912–25. März 1996)[7] aufgrund seiner bakteriologischen Qualifikation die Betriebserlaubnis für eine private Laborpraxis. Dies war die erste Laborarztpraxis in Deutschland und die „Keimzelle“ des LADR Laborverbundes, die sich zum LADR Zentrallabor Dr. Kramer & Kollegen weiterentwickelte. Im Susannen-Haus der ehemaligen Lungenheilanstalt Edmundsthal-Siemerswalde begann der Aufbau einer bakteriologisch-serologischen sowie medizinisch-chemischen Untersuchungsanstalt. Im Mittelpunkt standen anfänglich Analysen von Proben aus Lagern und Krankenhäusern insbesondere auf Typhus, Paratyphus, Fleckfieber und Geschlechtskrankheiten.[8][9]
Am 1. Juni 1950 wurde in der Nähe des Krankenhauses in Geesthacht der heutige Standort in der Lauenburger Straße eingeweiht. Krankenhäuser, Ämter und niedergelassene Ärzte der Region wurden zunächst über einen improvisierten Kurierdienst angefahren. Eine zentrale Wasserversorgung und Kanalisation existierten damals nicht. Im Auftrag des Gesundheitsamtes nahmen Siegfried Kramer und seine Mitarbeiter daher regelmäßig Wasseruntersuchungen von Trinkwasserbrunnen vor.[10] Bis Ende der 1960er Jahre erweiterte das Labor sein Leistungsspektrum und investierte fortlaufend in neue Laborgerätschaften und -apparaturen, vor allem, um dem wachsenden Bedarf nach medizinischen Laboruntersuchungen gerecht zu werden.[11]
Zu Beginn der 1970er Jahre erstarkte die Umweltbewegung und der Bedarf an Wasser- und Bodenanalysen stieg. Toxikologische Untersuchungen wurden Teil des Analysenspektrums. Strenge Qualitätsanforderungen, die wachsende Zahl gesetzlicher Vorschriften, ein erhöhter Technisierungsgrad sowie sinkende Durchlaufzeiten veränderten die Laborarbeit. Der Laborgründer und sein Sohn Detlef Kramer (4. Oktober 1943 – 4. Mai 2019)[12][13] überzeugten vor diesem Hintergrund viele Kollegen von einer Kooperation. 1974 wurde die Arbeitsgemeinschaft südholsteinischer Ärzte zunächst regional gegründet. Noch im selben Jahr entstand die überregionale Arbeitsgemeinschaft für Diagnostik und Rationalisierung.[14][15] 1977 trat Detlef Kramer, ebenfalls promovierter Mediziner,[16] in die ärztliche Geschäftsleitung des Labors ein.[17]
Unabhängig von der laborärztlichen Tätigkeit kam es 1985 zur Gründung der ISG Intermed Service GmbH & Co. KG.[18] Der bestehende Kurierdienst für den Transport medizinischer Laborproben von Patienten sollte auch für die Belieferung mit medizinischem Verbrauchsmaterial genutzt werden.[19][20] Heute konzentriert sich die ISG Intermed Service GmbH & Co. KG über den Probentransport hinaus auf die Versorgung von Anbietern im Gesundheitswesen mit Praxis- und Sprechstundenbedarf, mit Medizintechnik und weiteren logistische Dienstleistungen.[21][22][23]
1995 wurde das Labor Vita Oy in Finnland gegründet, womit der Verbund erstmals international agierte.[24] 1999 zählte der LADR Laborverbund in Deutschland elf kooperierende Fachlaboratorien und medizinische Versorgungszentren und kooperierte mit 30 Laborgemeinschaften.[25]
Im Jahr 2005 firmierte das Gründungslabor in Geesthacht in die LADR GmbH MVZ Dr. Kramer & Kollegen um.[25] 2012 übernahm der Internist und Labormediziner Jan Kramer, als Mediziner promoviert und habilitiert,[26] in dritter Generation die ärztliche Leitung und Geschäftsführung der LADR GmbH MVZ Dr. Kramer & Kollegen (Markenname: LADR Zentrallabor Dr. Kramer & Kollegen) sowie die ärztliche Geschäftsführung aller Laborgesellschaften im LADR Laborverbund.[17] Im Sommer desselben Jahres wurde auch der Neubau des Geesthachter Standortes abgeschlossen. Die 2500 m² moderne Laborflächen entstanden auf dem Gelände des Traditionsunternehmens. Für den Bau wurden regionale Unternehmen engagiert, eine Klimatechnik mit Wärmerückgewinnung installiert und der Gebäudetrakt an das städtische Fernwärmenetz angeschlossen.[27] Die vollautomatisierte Laborstraße der Abteilung für Hämatologie wurde im selben Jahr vom japanischen Hersteller Sysmex zum europäischen Referenzlabor erklärt.[28] Im Juli 2017 wurde die Abteilung Molekularbiologie dieses Labors in Geesthacht für die innovative Diagnostik zur Identifikation von Tumor-Mutationen aus dem Blut (Liquid Biopsy, flüssige Biopsie)[29] zum Exzellenzzentrum erklärt.[30][31][32] Während der COVID-19-Pandemie in Deutschland waren LADR Zentrallabore in der Diagnostik aktiv.[33][34][35] Zudem bot die Gruppe mobile Teststationen für Reiserückkehrer an.[36] Im Zentrallabor wurden auch SARS-CoV-2-Mutationen untersucht.[37] Im Zuge der Pandemie kam es zu einem Rückgang der Routinediagnostik (minus 70 %), sodass Kurzarbeit in allen Bereichen außer der molekularen Virusdiagnostik angeordnet werden musste. Die zusätzlichen COVID-19 Tests konnten das Defizit nicht kompensieren.[38]
Der Laborverbund besteht aus rund 30 selbständig agierenden Einzelgesellschaften. Als deren Holding fungiert seit 2012[39] die ISG Intermed Holding GmbH & Co. KG (Sitz: Geesthacht), die sich in der Inhaberschaft von zwei Ärzten der Familie Kramer befindet. Darüber hinaus agieren rund zehn Gesellschaften im In- und Ausland als verbundene Unternehmen; ein weiteres in Helsinki ist ein Joint Venture (Stand: Ende 2019).[5]
Zum Verbund zählen 18 Facharztlabore, 43 Basislabore und mehr als 20 Krankenhauslabore (Stand: November 2020).[40] Die große Mehrheit aller Labore liegt in Norddeutschland. International zählen zum Verbund neben einer Gesellschaft in Helsinki Gesellschaften beziehungsweise Beteiligungen in Sankt Petersburg (Russland), Katowice (Polen) und Cluj (Rumänien).[41][42]
Die ISG Intermed Service GmbH & Co. KG (Intermed) tritt heute als spezialisierter nicht-medizinischer Dienstleister für Unternehmen innerhalb und außerhalb des LADR Laborverbundes auf.[43]
Die LADR GmbH MVZ Dr. Kramer & Kollegen mit Sitz in Geesthacht, Rechtsnachfolger der „Keimzelle“ des Verbundes,[44] wird im Abschluss der ISG Intermed Holding GmbH & Co. KG vollkonsolidiert. Das trifft auch für weitere zwölf Unternehmen zu, die das Kürzel LADR im Firmennamen führen.[5]
Für den LADR Laborverbund ist die medizinisch-laborärztliche Diagnostik in der Patientenversorgung zentral. Etwa 11.000 unterschiedliche Untersuchungsverfahren können durchgeführt werden.[45] Mehr als 370 Kliniken und mehr als 20.000 niedergelassene Ärzte gehören zu den Einsendern des LADR Laborverbundes (Stand: März 2021).[46]
Zu den weiteren diagnostischen Leistungen zählen die Lebensmittelanalytik, die Wasser- und Umweltanalytik sowie Hygieneservices.[46]
Um den Bürokratieabbau im Gesundheitswesen voranzutreiben und Arztpraxen bei der papierlosen Laborbeauftragung mit qualifizierter elektronischer Signatur zu unterstützen, wurde mit dem Labor Order Entry Modul (LOEM) ein Pilotprojekt mit der kassenärztlichen Bundesvereinigung gestartet.[47][48][49] Nach der erfolgreichen Testphase erfolgte die Zulassung. Mitte 2017 begann der bundesweite Einsatz.[50][51]
Die bundesweite Proben- und Befundlogistik übernimmt die ISG Intermed Service GmbH & Co. KG. Außerdem beliefert das Partnerunternehmen des LADR Laborverbundes vornehmlich Arztpraxen, medizinische Labore und Versorgungszentren, Krankenhäuser sowie weitere Akteure im Gesundheits- und Pflegemarkt mit medizinischen Verbrauchsmaterialien. Dienst- und Serviceleistungen, zum Beispiel in den Bereichen Hygiene- und Qualitätsmanagement, Entsorgungsdienste (Praxisabfälle, Aktenvernichtung) und die Brief- und Paketbeförderung ergänzen dieses Leistungsspektrum.[19][23]
LADR ist ein ärztlich und inhabergeführter Verbund. Nach dem Gründer Siegfried Kramer und dessen Sohn Detlef Kramer steht Enkel Jan Kramer für die familienunternehmerische Tradition. Mehr als 3.000 Menschen arbeiten in den regional unabhängigen Unternehmen des Verbundes. Über 170 von ihnen sind Laborärzte, Humangenetiker, Mikrobiologen, Pathologen und Naturwissenschaftler sowie Spezialisten aus klinischen Fachgebieten.[52]
Die regional unabhängigen Unternehmen des Verbundes bilden in unterschiedlichen Bereichen aus. Dazu gehören Berufe des Medizin- und Laborwesens, des Lagerwesens, der Logistik, der Informatik sowie kaufmännische Professionen.[53]
An vier Standorten der Facharztlabore existieren Betriebsratsgremien. Einen Gesamt- oder Konzernbetriebsrat gibt es nicht.[24] Die Lohnstruktur an den Laborstandorten ist uneinheitlich. Der Verbund setzt auf Betriebsvereinbarungen, die von der Geschäftsführung bestimmt werden.[54] Wie in der Laborbranche üblich existiert kein Tarifvertrag für die Angestellten.[55]
Der LADR Laborverbund zählt zu den Gründungsmitgliedern der Interessenvertretung ALM – Akkreditierte Labore in der Medizin e. V.[56]
Über die ISG Intermed Holding GmbH & Co. KG zählt auch das Auxilium Hospiz in Geesthacht zum Verbund.[57] Dieses stationäre Hospiz verfügt über 14 Einzelzimmer.[58]
Die LADR Akademie für interdisziplinäre Weiterbildung in der Medizin e. V. (kurz: LADR Akademie) richtet ihre Fortbildungs-, Schulungs- und Veranstaltungsangebote an Interessierte aus Medizin und Laborwesen.[59][60]
Die Umweltanalytik des Zentrallabors in Geesthacht führt pro bono Analysen für die ebenfalls in Schleswig-Holstein ansässige Menschenrechtsorganisation TARGET durch, die Krankenhäuser in Äthiopien betreibt.[61]
Das als Kino, Kleinkunstbühne und Theater fungierende Veranstaltungszentrum kleine Theater Schillerstraße erhielt im Juli 2010 einen zusätzlichen Kinosaal, der von der Familie Kramer ausgestattet wurde.[62] Bei einer Aufführung der Niederdeutschen Volksbühne verstarb Detlef Kramer am 4. Mai 2019 in dem von ihm erbauten Theatersaal.[13]
Am Elbufer wurde der Pfad der Menschenrechte mitfinanziert.[63]
Zusammen mit dem Institut für Chemie und Metabolomics der Universität zu Lübeck wird mittels NMR-Spektroskopie und NGS Methodenentwicklung zur Authentizität von Gewürzen und Kräutern betrieben.[64]
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